„Wer Zugriff auf alle diese Daten hat, der weiß wahrscheinlich sogar wann ich aufs Klo gehe oder dass ich gerade jetzt hier eine Nachricht tippe. Was soll ich mir also noch einen Kopf machen? ... und ja, ich denke drüber nach, aber am Ende gewinnt die Bequemlichkeit vor der Sicherheit - leider
Ja, wer kennt das nicht? Ich jedenfalls verdammt gut.
Ich habe damals die Volkszählung 1987 als Zähler mitgemacht, 1984 war gerade drei Jahre vorbei. Es ging um die anomysierte Erhebung statistischer Bevölkerungsdaten als Planungsgrundlage öffentlicher Belange (
Bundesamt für Statistik). Tatsächlich hörte ich in einem nicht unerheblichen Teil der von mir erfassten Haushalte:
"Von mir erfahren Sie nichtmal die Uhrzeit. Aus anonymen Daten entsteht durch EDV ein Dossier über mich. Das ist nichts anderes als Komplettüberwachung."
Die Menschen waren hoch sensibilisiert für das Thema Privatheit und Datenschutz, nebenan in der DDR wurde live vorgeführt, was nicht verhinderte Überwachung anrichten kann.
Heute hat praktisch jeder aufgegeben. Viele Türken in der Türkei allerdings bereuen ihren sorglosen Umgang mit den allgegenwärtigen Überwachungsmöglichkeiten, weil sie als Fans des Bildungsförderers Gülen hinter Gittern sitzen. Die Türkei war Vorzeigedemokratie, darauf hatten sie vertraut.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Überwachung im eigenen Leben zu erschweren und zurückzudrängen. Verzicht auf Windows, Android, Facebook, WhatsApp, Payback-Karte, Smart-TV, Alexa, Chrome, GPS-Dauer-On, etc.
Die Situation erinnert mich daran, dass der irische Wirtschafts- und Sozialphilosoph Charles B. Handy (!) folgendes herausgefunden haben soll (veröffentlicht in seinem Buch "The age of unreason"):
Wenn man einen Frosch in einen Topf gibt und das Wasser darin
langsam zum Kochen bringt, unternimmt der Frosch (anders als wenn man ihn direkt in heißes Wasser setzt) keine Fluchtversuche.
1987 wurde eine völlig anonymisierte Abfrage nach dem eigenen Alter rigoros abgelehnt, heute geben wir nicht nur das ganze Geburtsdatum an undurchschaubare und keineswegs anonymisierende Datensammler, von denen wir ahnen, wem sie diese Informationen weitergeben, sondern zucken resigniert mit den Schultern, wenn wir uns hochentwickelte KI-Abhörtechnik in die Wohnung holen. Das Wasser beginnt schon zu brodeln...
Der bisher letzte deutsche Diktator drehte sich bestimmt im Grabe um und bisse in seinen gedachten Teppich, wenn er sähe, welche Möglichkeiten der heutigen Technik er für sein "politisches" Handeln verpasst hat. Aber gut, Nachfolger bereiten sich eifrig vor...