Düsseldorfer Giesserjunge
Der Guss des Reiterstandbildes für den Kurfürsten Jan Willem war bereits einmal verunglückt, weil das Metall nicht ganz ausgereicht hatte, und man zweifelte in der Stadt sehr, ob er beim zweiten Versuch gelingen werde. Schon war das Erz geschmolzen, als der Lehrling erklärte, es sei noch nicht genug Metall, um die Form zu füllen. Sogleich begann er, bei den Zuschauern auf dem Marktplatz Metall zu sammeln, und erhielt von einigen sogar Ringe und andere Schmucksachen. In seiner Schürze nahm er dies alle in Empfang und warf es trotz des Meisters Zorn in den Schmelzkessel.
Ergrimmt wollte Grupello den Lehrjungen verprügeln, weil dieser den Guss verdorben hätte. Als aber die Form geöffnet wurde, war der Guss ganz so, wie er sein sollte, nichts zu viel und nichts zu wenig. Da erkannten alle Umstehenden, dass ohne des Jungen Zutun der Guss wiederum verunglückt wäre. Zum dankbaren Angedenken bildete der Meister den Lehrling in Erz ab, wie er die Gaben in seine Schürze sammelte. Dieses Standbild brachte Grupello eigenhändig am Dache des Hauses an, das ihm der Kurfürst für das prächtige Denkmal geschenkt hatte, und dort bildete es lange Zeit ein Wahrzeichen Düsseldorfs.
Nach einer anderen Überlieferung hat der Lehrling das Denkmal in Abwesenheit Grupellos selbst gegossen, und der erzürnte Meister hat ihm dafür die Augen ausgestochen. Beim Öffnen der Form stellte sich dann heraus, dass der Guss tadellos gelungen war; nur soll am linken Hinterfuß des Pferdes ein Hufnagel fehlen. Aus Reue über seine voreilige Tat hat der Meister dann das Bild des Gießerjungen geschaffen und es auf das Dach seine Hauses gestellt, damit er es täglich vor Augen habe.
Der Lehrling des Grupello soll Johann Peter Ermertz geheißen haben, aus Balkhausen bei Solingen stammen und später als Verfertiger von Münzgerätschaften in Bonn und Koblenz tätig gewesen sein.