Noch eine unbelesene Stimme
Sei es nun "Hausfrauenmasturbierlektüre", "hohl" oder einfach nur ein leichter (aber dicker) Schmöcker, die Frage erscheint mir recht nebensächlich. Zwar glaube ich nicht - auch in Anbetracht einiger hier vertretener kritischer Stimmen bzgl. Schreibstil etc. -, dass sich Shades of Grey in die Reihe der 'Klassiker' der BDSM-Literatur einreihen wird, trotzdem - oder gerade deswegen - haben die Bücher von E. L. James einen erstaunlichen Anklang bei den LeserInnen gefunden. Und wenn ich mich hier so umblicke - obgleich Joyclub und ähnliche Seiten vielleicht ein etwas verzerrtes Bild liefern, da eher Anziehungspunkt für sexuell extrovertiertere Menschen -, dann muss ich zugeben, dass ich mich zuerst überrascht gezeigt habe wie viele junge Frauen zu BDSM neigen respektive es gerne einmal ausprobieren möchten. Gerne würde ich zwischen steigendem Interesse und Buchabsatz Parallelen sehen, was freilich auf reinen Vermutungen beruht. Die für mich daraus resultierende wesentlich interessantere Frage ist schließlich die nach dem 'WAS', das die Bücher bei Millionen LeserInnen angespielt haben? Welche unerfüllten - und lange Zeit unsäglichen - Wünsche sind es die die Bücher wachgerüttelt haben? Woher der Wunsch nach Unterwerfung unter und Disziplinierung durch den Mann (wenn auch ein zugegebener maßen schönes und reiches Exemplar dieser Gattung)? Die Romantik der völligen Hingabe!
Nun, vielleicht sollte ich selber einmal die Bücher von Sader-Masoch, de Sade, Réage (Desclos), ja, und vielleicht auch James lesen um dahinter zu kommen. Bisher hat mich die Faszination für BDSM zumindest immer etwas befremdet. Aber vielleicht findet sich unter den vielen Shades of Grey-Leserinnen ja auch die ein oder andere, die sich aufe eine weitere Erörterung dieser Fragen einlässt.