Was passiert eigentlich in unserem Körper, wenn wir einen solchen "Kick" empfinden?
Was für Hormone werden ausgeschüttet?
Was passiert beim Sex?
Was passiert beim Spiel?
Was passiert, wenn man Schmerz, Verzweiflung, Panik empfindet?
Was passiert hinterher beim Auffangen?
Unterscheidet sich das, was beim Sex und beim Kuscheln im Zusammenhang mit BDSM-Praktiken passiert, von Sex und Kuscheln ohne BDSM? Was für eine Rolle spielen Grenzen dabei?
Adrenalin spielt bei bestimmten Praktiken sicherlich eine Rolle.
Testosteron – auch beim weiblichen Part?
Endorphine – auch wenn deren Einfluss meines Wissens gemeinhin unterschätzt wird.
Dopamin – dazu verweise ich auf folgenden Artikel, den ich einmal sehr erhellend fand:
https://www.yourbrainonporn.com/doing-what-you-evolved-to-do (insbesondere im Zusammenhang mit nicht-stoffgebundener Sucht und Konditionierung)
Oxytocin – das "Kuschelhormon"?
Was noch? Und was macht das Spiel an den Grenzen sonst noch mit unserem Körper, was wir nicht direkt beobachten können?
Tja, das mit den Hormonen und Neurotansmittern ist so eine Sache. Das übergreifende Problem ist, dass man über viele davon schon eine ganze Menge weiß, aber bei den Feinheiten ihres Wirkens und ihrer Interaktionen noch viele viele Fragezeichen zu finden sind. Die Rolle von Hormonen, die typischerweise beim Sex eine Rolle spielen (Testosteron, Östrogen, Dopamin, Oxytocin, Vasopressin, Prolaktin...) ist ein Paradebeispiel dafür. In Medienartikeln liest man oft sehr vereinfachte Aussagen, die in dieser Einfachheit nicht selten irreführend oder regelrecht falsch sind, insofern ist das keine besonders zuverlässige Quelle. Auf der anderen Seite muss man schon eine Menge Leidenschaft für das Thema aufbringen (und eine Menge Freizeit haben), um sich durch die entsprechende wissenschaftliche Literatur zu arbeiten und über neuere Erkenntisse auf dem laufenden zu bleiben.
Ein weiteres Problem ist, dass Studien zu Neurotransmittern und Hormonen zwar Aussagen über durchschnittliche Werte geben, individuelle Besonderheiten dabei aber größtenteils unter den Tisch fallen. Mal ganz zu schweigen davon, dass Erkenntnisse oft am Tiermodell und/oder im Laborexperiment gewonnen sind, selten unter naturalistischen Bedingungen am Menschen. Das hat natürlich praktische Gründe - manche Dinge kann man nicht unter naturalistischen Bedingungen machen. Schön wäre es allerdings, weil unser Leben, unsere Erfahrungen, unsere Einstellungen, unsere Beziehungen... doch eine große Rolle dafür spielen, was bei uns individuell auf der biologischen Ebene passiert. Mal ganz zu schweigen davon, dass wir alle (neuro-)biologisch unterschiedlich gebaut sind.
Über die hormonelle Ebene hinaus spielen auch Hirnaktvierungsmuster eine Rolle - welchen Strukturen fahren runter, welche fahren hoch? Wie sieht die elektrische Aktivität aus (aka EEG-Frequenzbänder)?
Insgesamt würde ich sagen, dass es utopisch ist, BDSM und die verbundenen Gefühle und Empfindungen auf bestimmte Transmitter herunterbrechen zu wollen. Sex ist ein komplexes Phänomen, BDSM ist noch komplexer und wir und unsere Leben sind es auch.
Trotzdem finde ich es spannend, immer mal wieder von neuen Erkenntnissen in diesem Bereich (Sexualität allgemein und BDSM im speziellen) zu hören, auch wenn mir dann doch die Muse fehlt, um mich kritisch damit auseinanderzusetzen (denn ja, es ist sinnvoll, die ganze Studie wenigstens überflogen zu haben und sich zu fragen, wie weit die Aussagekraft der vorliegenden Daten tatsächlich geht und auch zu schauen, was andere in diesem Forschungsbereich dazu geschrieben haben).
Und auch wenn es oben anders klingt, will ich den Aha-Effekt, den man haben kann, wenn man sich mit neuropsychologischen Mechanismen auseinandersetzt, nicht diskreditieren. Man darf aber nicht vergessen, dass so etwas nur ein (sehr) grobes Bild sein kann.
Edit: Zu der ganzen Dopamingeschichte wird auch hier geschrieben:
https://www.reuniting.info/science