Hm
Ich hab jetzt ziemlich lange drüber nachgedacht...
Und irgendwie komme ich nicht weiter...
Ausgelebter Sadismus kommt bei mir nicht ohne latente Aggression aus, selbst wenn ich zärtlich bin. Latente Aggression hier verstanden als Anspruch und Bereitschaft, jemandem meinen Willen aufzuoktroyieren, um meine Vorstellungen Realität werden zu lassen.
Ist es nicht eine Frage, wie weit zurück man geht?
Von mir selbst ausgehend - denn von wem anders kann ich nicht ausgehen - muss ich sagen...nein...
Im Sinne der Definition von Aggression - egal welcher - die hier bereits thematisiert wurde bin ich nicht aggressiv.
Allerdings ist es eben die Frage wo man ansetzt...
Eine Motivation zu erkennen und einzuschätzen...ist nicht immer einfach.
Und auch wenn ich damit durchaus dünnes Eis betrete, bin ich davon überzeugt das so gut wie niemand die tieferen Ebenen seiner Motivation zu irgendwas erkennen kann.
Damit will ich sagen:
Die meisten Motivationen laufen doch, davon gehe ich aus, unterbewusst ab - und allein dadurch wird es schon schwer, weil man BEWUSST nur schwer in die tiefen des UNTERBEWUSSTSEIN kommt.
Weil aber identische Handlungen nicht identisch motiviert sein müssen - kann es durchaus sein das unterschiedliche Menschen unterschiedliche Motivationen haben...
Von mir ausgehend bin ich nicht aggressiv und brauche keine Aggression um jemandem weh zu tun.
Mein Anspruch und meine Bereitschaft jemanden zu unterwerfen ergibt sich für mich aus meiner Fähigkeit einen anderen Menschen zu kontrollieren und zu unterwerfen und meine Vorstellungen an und mit ihr zu verwirklichen - allerdings beginnt das alles schon lange, bevor ich ihr das erste mal weh tu.
Weil - wie ich immer wieder sage - mir ist es schnurz egal, ob meine Partnerin Lust aus dem Schmerz zieht weil sie Maso ist oder weil die Erniedrigung sie kickt oder ob sie aus einem anderem Grund Lust aus dem Schmerz zieht oder ob sie überhaupt Lust aus dem Schmerz zieht, weil ich schon lange vorher klargestellt habe, was meine Bedürfnisse sind und was da so alles passieren kann.
Die eigentliche Auslebung meines Sadismus ist dann aber auch nicht aggressions-gesteuert und auch nicht latent-aggressiv.
Das mach ich aus dem einfachem Grund:
Weil ich es möchte.
Und ich möchte es, weil es mir Lust bereitet.
Diese Kette kann man weiter führen und irgendwann kommt man auf den Grund die unterste Schicht...aber ich weiß nicht was dort ist.
Wenn jetzt jemand sagt das liegt daran, weil da irgendwo auf dem Weg "Aggression" zu finden ist - dann kann ichs nicht abstreiten, weil ichs nicht weiß.
Aber...in dem Sinne, in dem ich die hier vorgelegten Definitionen und alle anderen die ich so kenne von Aggression verstehe - bin ich einfach nicht aggressiv.
Selbst, als ich mal jemanden zu Brei geschlagen habe weil er meiner damaligen Partnerin ein Messer ins Bein gesteckt hat (er hat sie nicht geritzt, er hat ihr 16 cm Küchenmesser ins Bein gerammt, weil er total ausgetickt ist und sie ihn beruhigen wollte) war ich nicht aggressiv.
Natürlich kann man anführen:
"Um eine Gewalttätige Handlung, ob sexuell motiviert oder nicht, auszuführen braucht es immer Aggression als Zündfunke, so wie Benzin im Tank nicht reicht wenn kein Zündfunke da ist."
und man hätte damit bestimmt recht...aber ich kanns nicht beurteilen, weil die Aggression ja auch auf einer Ebene liegen kann auf die ich keinen Zugriff habe.
Auf einer BEWUSSTEN Ebene oder einer durch "Reflektion" erreichbaren Ebene aber...war ich seit dem Ende der Pubertät nicht mehr aggressiv.
Deshalb:
Ja, bestimmt spielt Aggression immer eine gewisse Rolle wenn man wem weh tut - oder sich weh tun lässt - aber das muss nicht jedem bewusst sein, weil es darauf ankommt wo diese Aggression sitzt...
Und nochmal:
Ich behaupte, dass niemand alle Motivationsebenen ergründen kann...weil es Bereiche im Unterbewusstsein gibt an die man einfach nicht ran kommt...aber vielleicht ist es auch nur bei mir so und ich schließe aufgrund meiner Unfähigkeit auf andere...
Aber nur weil man sich nicht aggressiv fühlt...bedeutet es nicht, dass man es nicht ist...aber DAS ist mehr Philosophie als sonst was...
Und was die Wissenschaft betrifft...
Auch da muss ich sagen...es gibt keine Endgültigkeit in der Wissenschaft - es gibt immer nur eine Erkenntnis die jetzt gerade aktuell ist...aber deshalb ist sie noch lange nicht unverrückbar und grundsätzlich korrekt...
Vor einigen hundert Jahren war es ein Fakt, dass man keine einige Tonnen schwere Geräte über Stunden in der Luft halten und darin hunderte von Menschen herum fliegen lassen kann.
Vor einigen Jahrzehnten war Raumfahrt totale Science-Fiktion.
Vor etwa 20 Jahren galt der MMX-Chip als die Königsklasse der Computer Prozessoren und es stand außer Frage das es nicht besser geht.
Heute gibt es 7 Millennium-Probleme...
Aber wer weiß wo wir morgen stehen oder in 10 Jahren oder 100?
Es gibt keine "Letzte Gewissheit" in der Wissenschaft - nur eine Gewissheit die auf einem bekanntem Stand basiert...der sich durch das vorher bekannte ergibt...
Wie sagte doch Isaac Newton so schön:
"Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand."
Deshalb ist es fraglich, ob das, was wir heute über den Verstand wissen - auch morgen noch bestand hat...das sollte man immer auch mit bedenken wenn man über Wissenschaft redet und darüber, was bewiesen und widerlegt wurde...
Aber das hat mit dem Thema an sich ja nix zu tun...
Ich möchte aber noch eine - vielleicht Themenrelevante - Frage stellen...
Ist Aggression und aggressives Verhalten eigentlich nicht auch unabhängig von der Person zu bewerten?
Will sagen:
Aggression wird ja nicht durch sich selbst heraus zur Aggression, sondern auch durch die Wahrnehmung dritter.
Um eben das Messer-im-Bein-Beispiel nochmal zu bemühen:
Nur, weil meine Reaktion nicht aggressionsmotiviert war...wirkte sie auf andere ja dennoch aggressiv.
Also ist vielleicht auch noch ein Unterschied zu berücksichtigen zwischen:
• Wahrnehmung einer Handlung
• einer Handlung
• einer Motivation
• Selbstwahrnehmung einer Motivation
• Selbstwahrnehmung einer Handlung
Unterliegt also Aggression auch einer Form der - nicht kontrollierbaren - Sender-Empfänger-Problematik?
"Nicht kontrollierbar" deshalb, weil ich bei der verbalen (und teilweise auch nonverbalen) Kommunikation DURCHAUS mitverantwortlich bin was der andere versteht wenn ich was sage - im Falle von reiner Handlung aber absolut keine Kontrolle darüber habe wie der andere das versteht...
Wenn dem aber so ist - es dann die Motivation dahinter wirklich wichtig?