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Aggression und Sadismus

*******gie Mann
2.817 Beiträge
Für mich ...
ist Aggression ein positiver Anteil männlichen Verhaltens, und eine Kraftquelle. Sie hat überhaupt nichts mit Brutalität oder unkontrollierten negativen Emotionen zu tun.
Welche Rolle spielt bei Euch der Aspekt der erlebten oder ausbleibenden Aggression?
Provoziert Ihr sie, beschwichtigt Ihr sie, ignoriert Ihr sie?
Was ist Euch zu viel oder was zu wenig?

Ohne Aggression im vorgestellten Sinn würde ich unsere Spielzeiten als sehr, sehr langweilig bezeichnen.
Ich nehme bei meinem Partner beinahe immer eine unterschwellige Aggression wahr. Dafür brauche ich ihn nicht einmal anzugucken. Betritt er hinter meinem Rücken den Raum und geht an mir vorbei, ist diese Aura für mich auch physisch spürbar - metaphorisch würde ich von einer Druckwelle sprechen, die ich von ihm ausgehend wahrnehme.
Diese zündet jedoch erst, wenn ich ihm - wie er es nennt - ein entsprechendes 'Echo' zukommen lasse. Zumeist reicht ihm ein Blick meinerseits als Provokation und er nähert sich mir wie ein Wolf seinem Lamm.
Spüre ich dieses Brodeln unter der Oberfläche bei ihm nicht, tendiere ich eindeutig (unbewusst) zur Provokation. Das stellt im weitesten Sinne immer den Auftakt zum Spiel dar. Ähnlich verhält es sich bei starker aggressiver Erregung seinerseits. Das wirkt unwiderstehlich auf mich. Zum Ignorieren bin ich in diesem Kontext gar nicht bewusst fähig - das Spiel mit dem Feuer übt einen ungeheuren Reiz auf mich aus. Bei Letzterem zieht er sich allerdings häufig erst einmal zurück und 'erdet' sich soweit, bis er berechnender und kontrollierter agieren kann.
Bei den meisten Menschen nehme ich diese Aura nicht wahr; daher empfinde ich für sie Freundlichkeit und Respekt, aber mehr eben auch nicht.
*********ravee Frau
139 Beiträge
Ich persönlich habe ein großes Problem mit Aggressionen.
Das war nicht immer so und ich weiß, dass Aggressionen nicht immer negativ sind ... aber ich bin da (noch) etwas blockiert.

Ich hatte vor 4 1/2 Jahren eine Spielbeziehung. Der Top wurde mit der Zeit immer aggressiver. Es war so, dass er buchstäblich rot sah. Einmal schlug er wie wild auf meinen Kopf ein, Ohrfeigen wurden immer heftiger, beim letzten Mal war es fast die komplette Session über.
Ich bin nicht empfindlich, durchaus nicht und ich liebe Spuren. Ich bin jedoch über 3 Monate immer wieder mit heftigen Spuren im Gesicht herum gelaufen. Hämatome, aufgeplatzte Lippen, Ohren- und Kieferschmerzen. In meinen damaligen Job ging das irgendwie durch und ich meine Ausreden wurden angenommen. Jetzt arbeite ich in leitender Position und da wäre das undenkbar.

Ich hatte damals mehrmals das Gespräch gesucht und habe erklärt, dass das nicht geht. Dabei ging es mir nicht um die Schmerzen und die Angst, sondern nur um die Wirkung auf Andere. Ich habe darum gebeten, dass es aufhört.
Er sagte mir damals, dass er nicht anders könne. Er verspüre diese Aggressionen schon sehr lange in sich und konnte sie bisher nie ausleben, musste sich im Spiel immer zurückhalten. Wenn wir jetzt damit aufhören würden, würde das uns verändern, uns Grenzen auferlegen, die wir nicht wollten. Und er gab mir "die Schuld", da ich dieses Gefühl in ihm provoziere (ich habe ihn nie bewusst provoziert) und etwas entfacht habe, was nicht mehr zu bremsen sei.
Ich weiß, dass er es nach mir nicht mehr gemacht hat. Meine "Nachfolgerin" sagte ihm, dass es hier zu heftig sei und er passte sich an.

Seitdem habe ich ein heftiges Problem mit Ohrfeigen und habe eine zeitlang Flashbacks gehabt.
Und jedesmal wenn ich einen Hauch von Aggressivität beim Gegenüber vernehme, bekomme ich Panik.
Das ist schade, da Aggressivität SM bereichern kann, wenn der aktive Part sich dennoch kontrollieren kann. Vielleicht wird es bei mir irgendwann weder anders. Derzeit sind Aggressionen, für mich, jedoch negativ und ich kann damit nicht umgehen.
****is Frau
254 Beiträge
Aggression+Selbstkontrolle+grundsätzliche Zuneigung
In dieser Mischung brauche und liebe ich Agression, und kann mir unser BDSM ohne sie auch schlecht vorstellen. Härte, Unterwerfen, Kontrollieren.... wenn der dominante Part das alles vollkommen unaggressiv tun würde/könnte, fände ich es ungewöhnlich und ein bisschen gruselig. Ich provoziere schon manchmal, wenn es mir "zu lieb" wird in unserer Beziehung, wenn diese Würze fehlt. Andererseits hatten wir schon (sehr wenige) üble Momente, wenn wir auf der nicht-sexuellen Ebene Konflikte hatten, und seine Aggression sich dann im "Spiel" zu entladen begann. Da ich früher mit einem Mann verheiratet war, der auf ungute Weise zu seelischer und körperlicher Gewalt neigte, sind meine Antennen da fein, und so kann ich da zum Glück schnell die Reißleine ziehen, wenn ich sowas merke .... und diese doofen Erfahrungen aus meiner Ehe sind wohl auch der Grund, warum wir trotz Vertrauen und allem noch ein safeword haben. ICH brauch das, um Aggression, die ich als nicht mehr kontrolliert und liebevoll empfinde, zu bremsen.... was allerdings den Preis hat, dass ich in die neuen emotionalen Landschaften, die sich ohne safeword auftun würden, noch nicht vordringen konnte.
******uja Frau
6.956 Beiträge
femme_depravee, das Problem war aber dann doch nicht die Aggressivität an sich (von der du ja selbst sagst, dass sie SM "bereichern kann"), sondern vielmehr der unkontrollierte Umgang deines Ex-Tops damit, die sich als starke körperliche Gewalt manifestierte.

Glaubst du, du wärst mit einem Partner glücklich, der nicht irgendwo unterschwellig aggressiv ist? Bzw. wo stellst du dir in dem Fall vor, dass seine sadistische Energie herkommt?
********tion Paar
104 Beiträge
ist Aggressivität den notwendig um sadistisch handel/sein zu können?
******uja Frau
6.956 Beiträge
********tion:
ist Aggressivität den notwendig um sadistisch handel/sein zu können?

Das ist jedenfalls die im EP aufgestellte Hypothese:
Edgeplay: Aggression und Sadismus

*****saz:
Ausgelebter Sadismus kommt bei mir nicht ohne latente Aggression aus, selbst wenn ich zärtlich bin. Latente Aggression hier verstanden als Anspruch und Bereitschaft, jemandem meinen Willen aufzuoktroyieren, um meine Vorstellungen Realität werden zu lassen. Aggression ist meine persönliche Entgrenzung, sich über jemand hinwegzusetzen, in seine Autonomie zu dringen und mir etwas zu nehmen, das mich dann sadistisch befriedigt.

Aggression aktiviert oder entspringt meinen Trieb, ist jedenfalls eines meiner handlungsleitenden Elemente, so scheint es mir

********tion Paar
104 Beiträge
Ja das Problem ist hier wie so oft die Ambivalenz der Begriffe

Meine Frage ist, gibt es außer der Form des "aggressiven" Sadismus noch andere

https://de.wikipedia.org/wik … sionsverhalten_beim_Menschen
Menschliche Aggression ist ein Verhalten, das entweder mit der Absicht geschieht, anderen Menschen zu schaden[10] oder um sie in ihrem Rangordnungsstatus herabzusetzen.

Dieses würde ja darauf hindeuten, das ein starker Zusammenhang besteht.
Allerdings nur auf den ersten Blick. Den die Unterordnung erfolgt ja hier zumeist durch Gewalt.
Auf BDSM angewandt wurde das Bedeuten Top erzwingt die Rangordnung.
Ich denke das wird aber sicher nicht auf alle hier zutreffen *zwinker*

Ist das was hier viele als agressives verhalten wahrnehmen nicht tatsächlich eher Dominanz:
Individuum A schränkt die Rechte und Freiheiten von Individuum B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten zu, was von B akzeptiert wird. Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig.

Sicher für manche gehört die AKTIVE Unterwerfung dazu, ich bezweifle allerdings das es zwangsläufig so sein muss.
Die Gegenfrage zur These des TE wäre: Gibt es auch "sanften" Sadismus?
Gedankenspiel: Ich verbiete sub etwas nur um sie zu ärgern. Zb auf Klo zu gehen wenn sie muss. Das kann für sub, einen sehr starken psychischen oder physischen Schmerz auslösen. Aber ist das jetzt aggressiv?

-----------------
Ich persönlich denke, ich selbst bin nicht wirklich aggressiv, allerdings bin ich nicht der perfekte Maßstab da ich auch nicht sehr ausgeprägt (körperlich) sadistisch bin.
*********ravee Frau
139 Beiträge
Yolabruja, ich sagte ja, dass ich momentan mit Aggressivität nicht klarkomme und nicht generell.

Sadismus hat für mich nichts mit Aggressivität zu tun.
Aggressivität ist etwas, das man in sadistische Handlungen einbauen kann.

Was du mit saditischer Energie meinst, ist mir nicht ganz klar.
Sadismus ist eine Neigung und kann vielfälltig ausgelebt werden.
Aggressivität ist ein Gefühl beim aktiven Part, dass die Intensität stärken kann, aber nicht muss. Dadurch kann eine Handlung leidenschaftlicher werden.

Ich hatte bisher viel Kontakt mit Sadisten und die ruhigen Vertreter waren die, die am intensivsten spielen konnten. Wenn man es kann, wenn man voll und ganz Sadist ist, dann benötigt man keine aggressive Energie.
******uja Frau
6.956 Beiträge
********tion:
Ist das was hier viele als agressives verhalten wahrnehmen nicht tatsächlich eher Dominanz:

Umgekehrt: Nach außen getragene Aggressivität wird oft als Dominanz wahrgenommen, und (latente) Aggressivität (verstanden als Charaktereigenschaft) könnte die Grundlage dafür sein, dass man überhaupt nach Dominanz strebt.

********tion:
Die Gegenfrage zur These des TE wäre: Gibt es auch "sanften" Sadismus?
Gedankenspiel: Ich verbiete sub etwas nur um sie zu ärgern. Zb auf Klo zu gehen wenn sie muss. Das kann für sub, einen sehr starken psychischen oder physischen Schmerz auslösen. Aber ist das jetzt aggressiv?

Und warum sollte ich das tun, was ist meine Motivation?
Es gibt ja nicht nur körperlichen Sadismus. So ist mein Top stark psychisch sadistisch, aber darin zeigt sich wiederum seine Grundaggressivität.

Die Frage ist durchaus berechtigt – aber vermutlich eher von "innen" (Top-Seite) zu beantworten als von "außen" (Sub-Seite).
******uja Frau
6.956 Beiträge
*********Doll:
Was du mit saditischer Energie meinst, ist mir nicht ganz klar.

Den Impuls, jemandem zu schaden, ihm Schmerz, Leid, Qual zuzufügen.
*********ravee Frau
139 Beiträge
Dieser Implus hat aber nichts mit Aggressivität zu tun, finde ich.
Ich sehe die Aggressivität der Handlungen
Sehe im Impuls aber auch keine Aggression
********er75 Mann
6.897 Beiträge
Die Unterüberschrift des Agressions-Eintrags bei WikiP
Auf Angriff ausgerichtete Emotion und angreifendes Verhalten
Ist für mich eine wirklich gute und prägnante Beschreibung von Agression.
Wie schon aus diesem Satz erkennbar ist, gibt es nicht "die Agression", viel mehr ist Agression ein Überbegriff für verschiedene emotional initiierte Handlungen und Verhaltensweisen.
Für mich hat Agression, genauso wie Gewalt, für sich genommen erstmal weder etwas negatives, noch etwas positives. Erst der Kontext, in dem Agression und Gewalt auftreten und die Intentionen des aktiven wie des passiven Parts ermöglichen eine Unterteilung in positiv und negativ, wo bei diese meist auch dann eher subjektiv ist.
Ein Beispiel:
A schlägt B ins Gesicht.
Das ist klar eine agressive Handlung.
Ohne die Begleitumstände ist sie aber nicht bewert bar.

Fall 1:
A hat gesehen, wie B ungefragt der Freundin von A an den Hintern greift. Reflexartig schlägt A B ins Gesicht.
Hier ist man geneigt zu sagen, dass B selbst schuld ist und die agressive Reaktion hätte erwarten müssen.
Mann kann hier auch noch sagen, dass diese Agression unnötig und falsch war. Ein zur Rede stellen und eine Anzeige wären vielleicht für manche korrekter.

Fall 2:
A ist nachts allein unterwegs. A wird von B unerwartet überfallen. A wehrt sich, indem A B ins Gesicht schlägt.
Hier werden wohl alle von Notwehr und Selbsschutz ausgehen und als es eher positiv einschätzen.

Fall 3:
A hat einen "schlechten Tag" und entschließt sich Dampf abzulassen.
Zufällig kommt B des Wegs, und A schlägt B ohne Vorwarnung ins Gesicht.
Klare Sache negative Agression. Zumindest aus der subjektiven Sicht von B, für A sieht's natürlich erstmal anders aus, sollte er deswegen in den Knast gehen, könnte sich diese Einschätzung ändern.

Aber zu unserem Thema Agression und Sadismus:
Wie bei Gewalt, bin ich bei Agression der Meinung, dass sie wichtige Bestandteile des SM sind, ohne die SM, vorallem "Aktiver Sadismus", nicht funktioniert.
Was meine ich mit Aktiven Sadismus: Der Sadist fügt dem passiven Part selbst Schmerzen zu, aus was er dann selbst, auf unterschiedliche Weise, seine Lust/seinen Kick zieht. Passiver Sadismus wäre es dann, wenn der Sadist Lust und Kick aus Schmerzen zieht, die er nicht selbst verursacht.
Gutes Beispiel für "passiven Sadismus " sind die Zuschauer der römischen Gladiatoren Kämpfe. Die wenigsten davon hätten selbst aktiv aus Lust getötet.
Aber zurück zum BDSM-Sadisten, der aktiv seinen passiven Part quält.

Die Handlung des aktiven Quälens, in Form von, schlagen, E-Schocks, Atemreduktion, Play Fight oder Rapeplay, ist klar ein aggressives, meist nicht durch eine Handlung des passiven Parts direkt ausgelöste, willkürliche Anwendung von Gewallt durch den sadistischen Part.

Meiner Auffassung nach, ist eine aktive Anwendung von Gewalt nur möglich, wenn sie entsprechend durch eine agressive Emotion ausgelöst wird. Ich bin also bereit agressiv, gewaltsam meine Sub zu benutzen.
Fehlt mir die Agressivität, wird meines Erachtes die Hemmschwelle nicht überschritten, ich könnte sie also nicht aktiv schlagen. Ich könnte mich aber daran ergötzen, wie sie von einem anderen geschlagen wird, vorausgesetzt dieser "Passive Sadismus" würde mich kicken.
Gewalt ist für mich eine Potential, eine Möglichkeit, Agression ist der Schlüssel für die Nutzung dieses Potentials.

Im BDSM ist für mich ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung von positiv und negativ die Kontrolle die ich über Agression und Gewalt habe.
Kontrollverlust ist unbedingt zu vermeiden und ist definitiv negativ.
Denn der Kontrollverlust widerspricht ganz klar der Verantwortung und der Fürsorgepflicht gegenüber dem Sub-Part.
Nur wenn ich Agression und damit auch die Gewallt kontrolliert und zielgerichtet einsetzte, kann ich auch Wirkung und Intensität steuern. Sie also insofern "positiv" nützen.
Für mich beinhaltet Dominanz Souveränität und Selbstkontrolle, beides Eigenschaften, die eine unkontrollierte, emotionale, agressive Handlung insich ausschließen.
***oe Paar
541 Beiträge
Wesensmerkmal
Schande: ich bin aggressiv. Und die deutschen Synonyme mag ich noch viel lieber:
• herausfordernd, damit es mich nicht langweilt.
• streitsüchtig, ein guter Streit ist das Salz in der Kommunikation und auch in der Beziehung. Dazu gehören auch Direktheit und Ehrlichkeit. Ob es auch eine Sucht ist?
• rücksichtslos, nach vorne schauend (nicht zu verwechseln mit verantwortungslos).
• angriffslustig, mit der Betonung auf Lust.

Aggressivität ist eine Lebenseinstellung aus Angriff und Verteidigung, ich kann in kurzer Zeit gefährlich hohen Blutdruck bekommen und leise werden.

Vielleicht bekomme ich dabei einen Schlaganfall? Ich freue mich drauf.

Diese Verhaltenseigenschaft ist bei mir grundsätzlich und nicht nur an (m)eine Beziehung gekoppelt, wie es ein Vorredner einfordert. Warum soll ich das trennen, mich verleugnen? Will ich nicht. Ich bin schwierig, cholerisch, nicht jeder kann mit mir und ich hasse ziemlich viele Menschen und viele wohl auch mich. Die können auf meiner rückseitigen Buckelpiste Platz nehmen und der Schwerkraft frönen. Mit Anlauf.

Dabei versalze ich gerne Vanilla-Talk mit Pfeffer. Um die Frage des EPs zu beantworten aus meiner Sicht: Sadismus funktioniert nicht, kann nicht funktionieren ohne Aggressivität. Das Maß im Auge behaltend. Denn ich kann nicht lila streiche(l)n, invasive Kräfte müssen rausgelassen werden, damit sie unter die Haut gehen. BDSM ist kein Zuckerschlecken, sondern die Frage nach dem Kern in der Rübe. Ich hab mich lieb.
*********ravee Frau
139 Beiträge
Ich habe mal eine Frage an die Sadisten hier.

Ich habe hier jetzt sehr oft gelesen, dass Aggressivität und Sadismus zusammengehören.

Das erstaunt mich.
Bisher habe ich fast immer andere Meinungen dazu gehört und meine Erfahrungen, der letzten 15 Jahre, haben mir anderes gezeigt.

Daher ist diese Sichtweise für mich relativ neu und ungewohnt.
Sowas finde ich immer interessant und ich habe mir Gedanken gemacht, die ich gern teilen und darüber diskutieren möchte.

1. ich habe hier gelesen, dass Aggressivität die Hemmschwelle des Sadisten reduziert und er erst dadurch richtig intensiv sadistisch handeln kann.

Dazu habe ich zwei Sachen.

A) meiner Meinung nach benötigt ein Sadist kein Herabsetzten seiner Hemmschwelle, da diese nicht gegeben ist. Ein Sadist ergözt sich am Leid und dem Quälen des Gegenübers. Es bereit ihm Lust. Der Sadist hat keine Hemmungen. Beim richtigen Partner - natürlich läuft er nicht durch die Straßen und verprügelt grundlos Menschen.

• ist es dann nicht eher so, dass ihr die Aggressivität benutzt, um eure Hemmschwelle zu kaschieren?
Das könnte ein unbewusster Vorgang sein.
Oder seid ihr vllt eher dominant veranlagt und benötigt eine Motivation um uneingeschränkt sadistisch Handeln zu können?

B) wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, wird hier Impulsivität und Intensität oft an Aggressivität gekoppelt.
Es gibt aber auch viele Praktiken, bei denen man nicht impulsiv handeln sollte. Nehmen wir mal Klinikspiele. Impulsivität gibt einem Schlag mehr Kraft. Aber Nadeln setzte ich nicht impulsiv, sondern bedacht und ich kann Nadeln schmerzlos oder schmerzhaft setzten. Das ist nur ein Beispiel. Klinik beinhaltet natürlich viel mehr. Aber ich finde das Beispiel sehr treffend.

C) was ist mit psychischem Sadismus? Auch hier finde ich das bedachte Handeln wesentlich effektiver, als das impulsive Handeln.

LG,
Sabrina
***oe Paar
541 Beiträge
Aggressivität vs. Kontrollverlust
Es ist ein leidiges Schwert mit dem Grenzenthema.
Ich kenne meine derzeitigen Grenzen.
Ich kenne, gesundheitsbedingt, die meiner Partnerin (das in erster Linie vor dem Begriff Sub).

BDSM ist ein Spiel der Kommunikation, triebgesteuert und rational zugleich. Berührung und Empfindung, Macht und Vertrauen, Respekt und Demut.

Aggressivität ist (ohne wissenschaftlichen Beweis) ein impuls- oder instinktgesteuertes Verhalten, ein Umstand, den der rational reflektierte Sadist aus meiner Sicht stets in seine Handlung einbaut und verantwortungsvoll nutzt. Im Gegensatz dazu vielleicht der Egomane, dessen Motivation sich (fast) nur um sein Ich dreht.

Sich (bis zu einem gewissen Maß oder auch Gewissen-Maß) nicht zurückhalten zu müssen ist sehr befreiend und spaßig, wenngleich unser Alltag zurzeit eher von nötiger Zurückhaltung geprägt ist.

Als eher impulsiver Mensch mag ich Geduldsspielen und Feinmotorisches wie Bondage und Nadeln nur zum Anschauen und aus Gründen der Ästhetik.
******uja Frau
6.956 Beiträge
Aggression ist nicht das Gleiche wie Impulsivität. Impulsiv kann ich auch gänzlich unaggressive Handlungen durchführen, z. B. jemanden umarmen oder viel zu viel Geld für Schuhe ausgeben. *smile*

Und Aggressivität ("latente Aggression") als Charaktereigenschaft ist nicht das Gleiche wie Aggression im Sinne aggressiver Handlungen. Im Fall von Sadismus bedingt die These, dass aggressiv motivierte (= sadistische) Handlungen nach außen nicht unbedingt aggressiv wirken müssen, da sie weder Gewalt noch Impulsivität zwangsläufig beinhalten.

Niemand stellt in Abrede, dass sadistisches Handeln rein psychisch wirksam sein kann oder dass es ohne Impulsivität bzw. Affekt auskommen kann.

Die Unterscheidung zwischen "aktivem" und "passivem" Sadismus fand ich hierzu durchaus interessant: Lust am Leid, an dem man nicht beteiligt ist, vs. Lust am Leid, das man selbst verursacht.

Was, wenn nicht Aggressivität, sollte zu der Bereitschaft führen, die Lust am Leid in konkrete Handlungen umzusetzen? Das wären ja in jedem Fall Handlungen, die "gegen" das Gegenüber gerichtet sind, also grundsätzlich destruktive Handlungen, und in diesem Sinne durchaus "aggressive".

Ohne Aggressivität hingegen sehe ich die einzige Möglichkeit, jemandem bewusst Leid zuzufügen, in dem berühmten "Reaktionsfetischismus" bzw. im Sinne reiner Wunscherfüllung. Das ist aber dann kein Sadismus. *nein*
****i2 Mann
11.690 Beiträge
JOY-Team 
So betrachtet könnte man vielleicht auch sagen: impulsive Aggression ist eher gefährlich, wohingegen Aggression an sich auch positiv sein kann?
*********ravee Frau
139 Beiträge
Also mit jmd, der destruktiv handelt, würde ich mich nie einlassen.
Destruktivität ist für mich immer etwas negatives und gehört definitiv nicht zur Interaktion zwischen mir und einem anderen Menschen.
Egal, in welcher Situation.
Da wäre bei mir auch sofort die Lust weg und ich hätte ein Therapiebedürfnis 😅

Und nein, Impulsivität ist nicht gleich Aggressivität. Aber scheinbar benötigen hier viel Aggressivität, um impulsiv handeln zu können.

Immer wieder interessant, wie die Meinungen und das Empfinden auseinander gehen.
Ich mag das.
******uja Frau
6.956 Beiträge
*********Doll:
Also mit jmd, der destruktiv handelt, würde ich mich nie einlassen.

SM ist inhärent etwas Destruktives. Destruktiv gegenüber anderen auf Top-Seite, autodestruktiv auf Bottom-Seite. Dass es sich für beide Seiten gut anfühlen und ihnen gut tun kann, bleibt davon unbenommen.
*****saz Mann
1.244 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
SMgoe kommt bei sich zu ganz ähnlichen Analyseergebnissen wie ich bei mir. Ich fühle mich da in den Punkten verstanden, um die es sich dreht. Aggressivität verhält sich wie das Schmiermittel im sadistischen Motor. Es ist der Drive. So ist es zwar richtig zu sagen, dass ein Auto führe, weil es von einem Motor angetrieben werde. Der Motor läuft allerdings nur, weil er mit Treibstoff und Öl versorgt wird.

Ich habe es erlebt, dass ich ratlos neben Frauen lag, die nichts aus mir hervorzuholen in der Lage waren. Die ich sadistisch völlig uninteressant fand. Die mich einfach nicht auf diese Art reizten, dass es eine aggressive Initialzündung gegeben hätte oder geschweige denn ein lüstern aggressives Grundrauschen, dem ich nachzugeben versucht gewesen wäre.

Es geht nicht um unkontrollierte Wut, Unbeherrschtheit oder "impulsive" (wie hier oft verstanden als rohe, ungefilterte) Gewalt. Ich bin ein aggressiver Mensch und ich stimme SMgoe zu, dass dies nicht in die sexuelle und die restliche soziale Sphäre zu trennen ist. Meine Aggressivität durchzieht meinen gesamten Charakter - überall wird man zumindest Spuren davon finden: ob man mich beim Sex, beim Sport, im Spiel oder im Job beobachtet. Das geht einher mit Tatkraft, Überzeugungsstärke, Durchsetzungswillen - und nicht selten auch mit Rechthaberei, Selbstherrlichkeit und Grausamkeit. Und Sadismus.

Mein Sadismus zapft die aggressive Schlagader an. Ein Trigger zur Aggressivität ist für mich notwendig, um aus dem Ruhezustand zu erwachen und im Wortsinn ans Werk zu gehen. So rein von mir aus liege ich nicht so herum und denke in Anlehnung an https://www.joyclub.de/my/3040528.ropedancer.html: "Boah, was bin ich wieder sadistisch heute!"

Allerdings kann ich problemlos selbst meine aggressive Tiefenströmung anbohren und mich in sadistischen Fantasien ergehen. Extern kann das auch angesteuert werden. So liege ich gerne auf dem zahnärztlichen Behandlungsstuhl und erfreue mich wirklich daran, wie die Operation meine Aggressivität berührt, mit der ich dann fröhlich sadistische Szenarien ausbrüte. Ich bin nicht satt und zufrieden, sondern hungrig und gierig.

*********Doll:
C) was ist mit psychischem Sadismus? Auch hier finde ich das bedachte Handeln wesentlich effektiver, als das impulsive Handeln.

Mein psychischer Sadismus ist das beste Beispiel, dass Aggressivität nicht ungeschlachtes Gebaren hervorbringen muss. Mein Sadismus ist allerdings grundsätzlich impulsgesteuert. Ich habe keine Skripte, Rituale, Pläne oder die klassische Umsetzungsstrategien von Masturbationsfantasien, die gelegentlich zu beobachten sind. Es sind die situativen Impulse, denen ich folge. Das schließt aber langfristige Konzepte keineswegs aus: Es ist wie ein Themenabend mit einem Stand-Up-Comedian, nur dass am Ende eine weint.
***oe Paar
541 Beiträge
Destruierende Persönlichkeiten …
… habe ich im negativen Sinne erlebt. Ein Top, der die Psyche seiner Sub mit Angst bis Panik so weit zermahlen hat, dass ihr Selbst völlig zerstört wurde, jeder gelöste Augenblick in Unberechenbarkeit umschlägt, mit Messer und dergleichen.
Für dieses dort erfahrene TPE habe ich keinerlei Verständnis.
******uja Frau
6.956 Beiträge
Um
***oe:
Destruierende Persönlichkeiten …
geht es auch nicht. Überhaupt nicht. *nein*
***oe Paar
541 Beiträge
Dem Aufbau einer „neuen“ Persönlichkeit
… geht aber zunächst die Zerstörung der Alten (das ist ein Wortspiel *zwinker* ) voraus?
Daher ist für mich der Begriff „Destruierende Persönlichkeit“ in puncto Erziehung, Umerziehung, Neues schaffend, Formgebung etc. pp. ein zunächst ebenso wertfreier Begriff. Vielleicht verbinden wir mit den Begrifflichkeiten nur Unterschiedliches?

(Nachtrag: ich bemerke jedoch, dass ich mich mit dieser Frage zu wenig oder gar nicht auseinandergesetzt habe, es spielt bei uns auch keine wesentliche Rolle)
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