Die Unterüberschrift des Agressions-Eintrags bei WikiP
Auf Angriff ausgerichtete Emotion und angreifendes Verhalten
Ist für mich eine wirklich gute und prägnante Beschreibung von Agression.
Wie schon aus diesem Satz erkennbar ist, gibt es nicht "die Agression", viel mehr ist Agression ein Überbegriff für verschiedene emotional initiierte Handlungen und Verhaltensweisen.
Für mich hat Agression, genauso wie Gewalt, für sich genommen erstmal weder etwas negatives, noch etwas positives. Erst der Kontext, in dem Agression und Gewalt auftreten und die Intentionen des aktiven wie des passiven Parts ermöglichen eine Unterteilung in positiv und negativ, wo bei diese meist auch dann eher subjektiv ist.
Ein Beispiel:
A schlägt B ins Gesicht.
Das ist klar eine agressive Handlung.
Ohne die Begleitumstände ist sie aber nicht bewert bar.
Fall 1:
A hat gesehen, wie B ungefragt der Freundin von A an den Hintern greift. Reflexartig schlägt A B ins Gesicht.
Hier ist man geneigt zu sagen, dass B selbst schuld ist und die agressive Reaktion hätte erwarten müssen.
Mann kann hier auch noch sagen, dass diese Agression unnötig und falsch war. Ein zur Rede stellen und eine Anzeige wären vielleicht für manche korrekter.
Fall 2:
A ist nachts allein unterwegs. A wird von B unerwartet überfallen. A wehrt sich, indem A B ins Gesicht schlägt.
Hier werden wohl alle von Notwehr und Selbsschutz ausgehen und als es eher positiv einschätzen.
Fall 3:
A hat einen "schlechten Tag" und entschließt sich Dampf abzulassen.
Zufällig kommt B des Wegs, und A schlägt B ohne Vorwarnung ins Gesicht.
Klare Sache negative Agression. Zumindest aus der subjektiven Sicht von B, für A sieht's natürlich erstmal anders aus, sollte er deswegen in den Knast gehen, könnte sich diese Einschätzung ändern.
Aber zu unserem Thema Agression und Sadismus:
Wie bei Gewalt, bin ich bei Agression der Meinung, dass sie wichtige Bestandteile des SM sind, ohne die SM, vorallem "Aktiver Sadismus", nicht funktioniert.
Was meine ich mit Aktiven Sadismus: Der Sadist fügt dem passiven Part selbst Schmerzen zu, aus was er dann selbst, auf unterschiedliche Weise, seine Lust/seinen Kick zieht. Passiver Sadismus wäre es dann, wenn der Sadist Lust und Kick aus Schmerzen zieht, die er nicht selbst verursacht.
Gutes Beispiel für "passiven Sadismus " sind die Zuschauer der römischen Gladiatoren Kämpfe. Die wenigsten davon hätten selbst aktiv aus Lust getötet.
Aber zurück zum BDSM-Sadisten, der aktiv seinen passiven Part quält.
Die Handlung des aktiven Quälens, in Form von, schlagen, E-Schocks, Atemreduktion, Play Fight oder Rapeplay, ist klar ein aggressives, meist nicht durch eine Handlung des passiven Parts direkt ausgelöste, willkürliche Anwendung von Gewallt durch den sadistischen Part.
Meiner Auffassung nach, ist eine aktive Anwendung von Gewalt nur möglich, wenn sie entsprechend durch eine agressive Emotion ausgelöst wird. Ich bin also bereit agressiv, gewaltsam meine Sub zu benutzen.
Fehlt mir die Agressivität, wird meines Erachtes die Hemmschwelle nicht überschritten, ich könnte sie also nicht aktiv schlagen. Ich könnte mich aber daran ergötzen, wie sie von einem anderen geschlagen wird, vorausgesetzt dieser "Passive Sadismus" würde mich kicken.
Gewalt ist für mich eine Potential, eine Möglichkeit, Agression ist der Schlüssel für die Nutzung dieses Potentials.
Im BDSM ist für mich ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung von positiv und negativ die Kontrolle die ich über Agression und Gewalt habe.
Kontrollverlust ist unbedingt zu vermeiden und ist definitiv negativ.
Denn der Kontrollverlust widerspricht ganz klar der Verantwortung und der Fürsorgepflicht gegenüber dem Sub-Part.
Nur wenn ich Agression und damit auch die Gewallt kontrolliert und zielgerichtet einsetzte, kann ich auch Wirkung und Intensität steuern. Sie also insofern "positiv" nützen.
Für mich beinhaltet Dominanz Souveränität und Selbstkontrolle, beides Eigenschaften, die eine unkontrollierte, emotionale, agressive Handlung insich ausschließen.