Ich glaube man sollte bei dieser Sehr interessanten Diskussion zwei Aspekte trennen:
Zum einen den offensichtlichen "Randgruppen-Aspekt", zum anderen den inneren,den systematischen Aspekt.
Alle Randgruppen, die sich gewollt oder ungewollt von der Mainstreamgesellschaft absondern oder abgesondert werden, sind grundsätzlich mal Sektierer gemäß der der allgemeinen Definition.
Für mich viel intressanter ist der innere, systematische Aspekt in der BDSM Gruppe und in der einzelnen BDSM Beziehung.
Betrachtet man die BDSM Gruppe genauer, so sieht man, dass sie mit nichten homogen und einheitlich ist, auch hier offenbaren sich größere und kleinere Gruppierungen, die unterschiedliche Spielweisen, Regeln und Rituale pflegen. Die meisten in der Edgeplay Gruppe kennen nur zu gut die Ausgrenzung durchringen den BDSM Mainstream. Also die Sktierung von der der Sektion.
Dieses Schiksal teilen wir mit allen, gewollt oder ungewollt, sektierten Randgruppen, wie Punks, Goths, Emos, Homosexuellen,.... und auch in diesen Gruppierungen gibt es wieder Randgruppen, die abgespalten werden.
Was die TE im EP mit ihrem ersten Zitat:
Sekten – gemeint sind damit im alltäglichen Sprachgebrauch meist Gruppen kollektiven Wahnsinns. Anhänger haben demnach mindestens bizarre, religiös verklärte oder ideologische Ansichten oder gelten oft sogar als gefährlich. Doch tatsächlich stigmatisiert der Begriff Sekte vor allem unzählige kleine Glaubensgemeinschaften. Und er hält sich hartnäckig, wohl auch, weil ein Überblick über die Phänomene außerhalb der großen Volkskirchen recht kompliziert ist. Allein in Deutschland gibt es um die 600 Gemeinschaften, wobei einzelne Heiler und Anbieter alternativer Therapien nicht mitgerechnet sind.
anspricht sind religiöse Sekten.
Wie das Zitat schon sagt ist der Begriff Sekte im allgemeinen Sprachgebrauch stark negativ belegt und bezieht sich primär eben auf jene religiösen Gruppierungen.
In anderen Bereichen wird der Begriff Sekte nicht für Gruppierungen benutzt, außer es wird eine religionsartige Struktur unterstellt.
Streng genommen sind Christentum und Islam auch nichts anderes als Sekten, die sich vom Judentum abgespalten haben. Und auch die Evangelische Kirche ist eine Sekte der Katholischen Kirche, wenn man die allgemeine Definition von Sekte zugrunde legt.
So großen Religionsgemeinschaften / Glaubensrichtungen wird jedoch zugesprochen eine eigene Religion zu sein.
Allgemein denkt man heute bei dem Begriff Sekte an kleine, radikale Glaubensgemeinschaften, die sich selbst von der Umwelt abschotten.
Und hier wird es intressant, wenn man Verhaltensweisen und Vorgehen von Sekten mit Praktiken und Beziehungsformen im D/s vergleicht.
Ersetzte ich das Wort Guru durch "Dom", "Herr",... , dann sind viele Strukturen sehr ähnlich zu Sekten. Der Herr, gerade im TPE, hat viel von einem allmächtigen Sektenfuhrer, da er in allen Lebensbereiche bestimmen und entscheiden kann. Zudem ist ein Infragestellen seiner Entscheidungen und seines Willen nicht gestattet und wird mit Strafen geahndet. Aber auch hier gilt es differenziert zu analysieren.
Für mich ist es inakzeptabel und gefährlich, wenn ich den Bereich von RACK und dem Methakonsens verlasse, wenn es zu einer Abschottung nach außen kommt, Kontakte zu Freunden und Familie unterbunden werden, wenn die Diskussuion zu Methakonsens und Grenzen nicht mehr möglich ist. DEBRIS ist hier ein Ansatz, der eben diese Kontrolle über den Kontakt zu dritten beinhaltet, aber erst die praktische Umsetzung entscheidet über positive und negative Auswirkungen.
Kommt es zur Abschottung und Isolierung sind wir klar im negativen Bereich, da das zu schweren psychischen Schäden und zu extremer psychischer und emotionaler Abhängigkeit und extremer Hörigkeit führt. Gerade im Hinblick auf ein Scheitern der Beziehung ist das nicht zu verantworten.
Sieht man sich die grundlegenden Therapieansätze für Sektenaussteiger und für Subs nach einer extremen D/s Beziehung an, so wird man feststellen, dass sie nahezu identisch sind.
In meinem Post
Edgeplay: D/s im Edgeplay Bereich verglich ich starkes D/s mit dem Leben in einem katholischen Mönchsorden.
Wie in diesem Beispiel, ist D/s genau so vielfältig wie die unterschiedlichen Orden und die damit verbundenen Lebensformen und Regeln.
Und genau wie bei Sekten, gibt es im D/s leichtere und extremere Formen, und jeder sollte für sich wohl überlegt entscheiden, welche Form er wählt und welche Kosequenzen und Risiken sie brigt.
Wichtig ist hierbei auch die kontinuierliche Selbstreflexion und Reflexion der Beziehungsentwicklung. Das gilt für Dom wie für Sub.
Noch ein eingrundlegender Aspekt verbindet für mich das D/s mit Religion:
Glaube ist die Grundlage, nicht die Realität.
Zumindest in unserer westlichen Welt ist Sklaverei und menschliche Eigentum, wie sie gerade im TPE gelebt werden, von gesetzes wegen nicht möglich.
Die Beziehung beruht auf der freiwilligen Devotion des Sub Parts unter der dominanten Führung des Dom Parts. Nur der Glaube beider Seiten an dieses Machtgefälle lässt TPE möglich werden. Jeglicher Zwang gegenüber dem Sub Part, der den Methakonsens verlässt führt in den strafbaren Bereich.
Wie ich schon in dem Post
BDSM: Junge Dominante Sie~ beschrieben habe, ist das Königstum durch alle Epochen ein guter Beweisstück, dass erst der Glaube an und die Akzeptanz von gewissen Machtstrukturen, wenn man so will, Machtgefällen, überhaupt erst das Beherrschen von Vielen durch sehr wenige möglich macht.