Rollensolidarität vs. Paarsolidarität
Im Zusammenhang mit diversen Events und Threads beschäftigt mich gerade das Thema "Rollensolidarität".Was ich damit meine: die Solidarität, die sich unter Subs bzw. unter Doms ergibt, wobei sie sich oft mit der Geschlechtersolidarität überschneidet. So ist die Solidarität unter Femsubs in meiner Wahrnehmung deutlich stärker ausgeprägt als die zwischen Femsubs und Malesubs, was für mein Empfinden bisweilen in eine Art Männer- bzw. Dombashing ausartet.
Es gibt ja viele Veranstaltungen, die nach einem deutlichen "Zwei-Klassen-Prinzip" funktionieren: hier die (Male‑)Doms, da die (Fem‑)Subs. Klassisch etwa bei den Reinszenierungen der Geschichte der O, ebenso in diversen exklusiven Zirkeln, Stutenmärkten, CMNF- bzw. CFNM-Partys, Femdom-Partys oder auch Rollenspiel-Events wie Bunker oder Bootcamps. Bezeichnend dafür ist, dass die Paare, die solche Veranstaltungen besuchen, sich dem dort geltenden Kodex unterwerfen und ihre jeweiligen Rollen ausfüllen.
Das bedeutet, dass sie während des Events oft der Dynamik der Rollensolidarität stärker verpflichtet sind als der Loyalität dem Partner gegenüber, auf der ihre Beziehung basiert.
Ich will nun nicht darauf hinaus, dass solche Rollendynamiken, wie aus der Psychologie bekannt ist, leicht ausufern (vgl. etwa den Film "Das Experiment") – bei solchen BDSM-Events dürfte die gleichzeitig stark präsente Paarsolidarität dem einen Riegel vorschieben. Aber trotzdem wird in mir der Widerwillen immer stärker, mich solchen externen Kodex-Regeln zu beugen. Dass ich die Sub meines Gefährten bin, bedeutet nicht, dass ich mich irgendeinem anderen selbst- oder fremdernannten Herrn zum Gehorsam verpflichtet fühlen würde. Das würde ich nur tun, wenn es mir meiner befehlen würde. Da er die Paarsolidarität aber gleichermaßen stark empfindet wie ich, würde ihm das tendenziell ebenfalls falsch vorkommen: In unserer jeweiligen Loyalitätshierarchie steht stets der Partner an erster Stelle, alle anderen potenziellen Mit-Spieler folgen erst danach.
Für uns macht das natürlich die Teilnahme an bestimmten Arten von Events schwer bis unmöglich, ebenso wie Fremdbenutzungsszenarien diverser Art. Das ist nun an sich kein Problem, auch wenn unser Kopfkino durchaus weiterhin auf solche Szenarien anspringt. Trotzdem würde mich interessieren:
• Habt ihr Erfahrungen mit diesem Zwiespalt?
• Wie geht ihr damit um bzw. seid ihr damit umgegangen?
• Hat sich das im Lauf der Zeit verändert?
• Auf was für Faktoren führt ihr eventuelle Veränderungen zurück?