Und ich frage mich: Woran liegt das? Was unterscheidet Nähe-Sadisten von Distanz-Sadisten? Was zeichnet Sadisten aus, die beides "können"? Welche Art ist eigentlich häufiger? Und seht ihr etwas Vergleichbares auch bei masochistischen Menschen?
Ich habe mich für "Beides geht - eher Nähe" entschieden.
Er kann gewiss auch ohne Nähe sadistische Handlungen ausführen. Im BDSM-Kontext muss er das Gegenüber allerdings zumindest für begehrenswert halten.
Erfüllender ist es aber für ihn, wenn eine Bindung besteht. Das geht dann über das bloße Begehren hinaus. So drückt er beispielsweise auch seine Zuneigung mit solchen Mitteln aus. Manchmal muss er den Impuls unterdrücken, mich öffentlich zu ohrfeigen. Er schwankt dann zwischen der Initiierung mir ins Gesicht zu schlagen oder im Gesicht zu küssen. Beides sind für ihn Ausdrucksformen von Zuneigung.
Auf die Frage, warum er mir wehtun will, obwohl er sich mir nahefühlt, habe ich etwas länger nachgedacht. Ich kann es nicht genau in Worte fassen, aber ich denke, dass er das, was er begehrt, "bändigen", "klein kriegen/klein halten", "kontrollieren" möchte. Vielleicht geht damit auch irgendwie der Wunsch einher, unbewusst eine Gefahr zu eliminieren, die vom Gegenüber ausgeht. Deswegen schlägt er auch bevorzugt die Körperstellen, die er besonders schön (und damit gefährlich?) empfindet.
Es kann aus seiner Sicht eine Möglichkeit sein, die Leine extrem kurz zu ziehen und die Bindung zu stärken. Bei uns verhält es sich nämlich auf keinen Fall so, dass 'Liebe' unsere Neigung 'stört'.
Vielmehr ist es so:
Je mehr er mich erniedrigt/demütigt/schlägt, desto mehr empfinde ich für ihn. Und je kleiner er mich machen kann, runterbekommt, unten halten kann, desto wertvoller werde ich für ihn. Es scheint ein in sich geschlossener Kreislauf zu sein.
Wobei ich mit dem Begriff 'Liebe' auch insgesamt Schwierigkeiten habe.
Ich denke, er definiert Liebe eher als Wertschätzung und erweitertem Besitzanspruch.
Außerdem ist es ihm möglich, im Laufe der Session mühelos von der Subjektebene in die Objektebene zu switchen. Dadurch zeichnen sich vor allem härtere Sessions aus. Dann ist halt erst Nähe da, die im Laufe des Spiels zu grenzenloser Distanz wird.