Aaalso..
generell möchte ich erstmal sagen, dass wir übergreifend wahrscheinlich ähnlich argumentieren würden, aber ein paar Dingen an folgendem Posting möchte ich doch eine andere Argumentation entgegensetzen:
Im "Volksmund" wird ein Mangel an Empathie gern mit Intelligenz verwechselt (obwohl es eigentlich das Gegenteil ist), weil ein Mangel an Empathie zu Rücksichtslosigkeit führt und diese Rücksichtslosigkeit in unserer Ellenbogengesellschaft ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist.
ääh nein. Es ist nicht das Gegenteil, es ist orthogonal; heißt, es hat nichts miteinander zu tun, beeinflusst sich nicht gegenseitig und kann in allen Kombinationen der beiden vorliegen.
Dazu noch ergänzend: EQ wurd leider ja in der Version von Goleman ("Der Erfolgsquotient" wenn ich mich recht entsinne) berühmt, über die ich aus wissenschaftlicher Sicht eher die Augen verrolle als sie ernsthaft als Äquivalent zur Intelligenz zu sehen (alleine schon wegen der Zeit, die in beide Konstrukte investiert wurde). Was das aber bewirkt hat, ist, dass Forschung in eins der im IQ vernachlässigten Felder, nämlich die Fähigkeit zur Empathie stattfand, die vorher eher ein ziemliches Nischendasein fristete. Das macht Intelligenz als Konstrukt nicht besser, aber besser erforscht als EQ auf jeden Fall.
Deshalb wird unter ernsthaften Psychologen auch der IQ nur als Maß dafür betrachtet, wie gut jemand im Absolvieren von IQ-Tests ist, nicht aber als echtes Maß für Intelligenz. Das ist auch leicht anhand der Tatsache zu erkennen, dass man durch wiederholtes Absolvieren verschiedenster IQ-Tests immer höhere Werte erzielt, ohne dass man dadurch wirklich intelligenter wurde.
Das stimmt so auch nicht ganz. Nur, dass Intelligenz keine eindeutige Repräsentation in der Physiologie hat heißt nicht, dass das Konstrukt als solches nicht "vorhanden" oder zumindest diskutier- und beforschbar ist. Ein "echtes" Maß für Intelligenz kann es auf unserem Stand der Wissenschaft nicht geben, weil eben ein etwaiges neuronales Korrelat von Intelligenz nicht gefunden wurde - was ich damit erklären würde, dass es einfach ein komplexes Konstrukt ist und nicht, wie z.B. Augenfarbe oder Reaktionszeit, einfach beobachtbaren Variablen folgt. Da es sich aber bei Intelligenz um ein Konstrukt handelt (im Sinn von "wir nehmen einen Unterschied zwischen Menschen wahr und überlegen uns einen übergeordneten Namen für alle kleinst-Verhaltensweisen die wir darunter subsummieren möchten") - ähnlich wie z.B. Gerechtigkeit oder grober Unfug - ist der Wunsch, das anhand von z.B. neuronalen Mustern
direkter ablesen zu können verständlich, aber nicht unbedingt näher an der
Wahrheit, da eben konstruiert.
Und dass wiederholtes Absolvieren eines Intelligenztests zu einer Verbesserung der Ergebnisse führt (ich glaub um ca. 3 Punkte im Durchschnitt), ist ein einfacher Lerneffekt, der bei den meisten anderen Wissenstests auch passiert. Das sagt was über die Validität von Fragebögen oder Tests allgemein, nicht aber über Intelligenz aus.
Bei realistischer Betrachtung lassen sich aber Intelligenz und Empathie nicht voneinander trennen, sofern man akzeptiert, dass Erfolge durch Fleiß, Inselbegabungen und/oder Rücksichtslosigkeit nicht unbedingt Zeichen überdurchschnittlicher Intelligenz sein müssen.
Im Gegenteil, manchmal sind gerade die vermeintlich erfolglosen Menschen die intelligenteren, weil sie rechtzeitig erkannt haben, dass der "Erfolg" (Karriere, Vermögen) es einfach nicht wert ist.
Ich stimme dir da in der Botschaft zu, aber die Argumentation ist polemisch. Also stimmt auch nicht: Intelligenz und Empathie
sind erstmal getrennte Variablen. Wenn man eine Aussage über Erfolg treffen will, ist die idealistische Mär aber, dass sie zusammen betrachtet werden müssen. Dem widerspricht aber leider hochfunktionale Psychopathie (Menschen mit geringer-als-Durchschnittswerten in Empathie sind signifikanz häufiger im höheren Management anzutreffen).
Und auch wenn ich dir gerne zustimmen würde, dass die Abwägung zwischen Erfolg um jeden Preis und "Genügsamkeit" (o.Ä.) ein Zeichen von Intelligenz sei, denke ich, dass Intelligenz da nur ne eher untergeordnete Rolle spielt und so Dinge wie Sozialisation und "Mut zur Nonkonformität" (sorry, kein besserer Name in meinem Kopf) den größeren Anteil solch einer Entscheidung ausmachen.
Ebenso bleibt zu akzeptieren, dass sich "emotionale Intelligenz" (also z.B. Empathie) nicht messen lässt, weil sie immer von der Bezugsperson abhängig ist. Man kann sich einem Partner gegenüber total empathisch verhalten (weil man eben zufällig ähnlich tickt) und gegenüber anderen jede Art der Empathie vermissen lassen, weil andere eben so wesensfremd ticken, dass man es nicht nachempfinden kann (bzw. will).
Ich bin zwar auch Kritiker an Messmethodik, aber dass das
nicht geht würde ich so nicht unterschreiben. Wie auch z.B. bei Therapiererfolg hast du klar recht, dass der Wirkungsgrad, der beim gegenüber ankommt, sehr durch die Beziehung der Beteiligten beeinflusst (mediiert/moderiert) wird, das heißt aber nicht, dass eine grundsätzliche Fähigkeit dazu nicht messbar wäre, sondern nur, dass, wie bei so ziemlich allen diesen Konstrukten, wir uns klar machen müssen, dass die Größe des Effekts dieser Einzelvariable meist im Bereich von unter 10% des Gesamteffekts liegt und nur die Interaktion mit etlichen anderen Variablen bis hoch zum Wetter das ganze insgesamt in die Höhe treiben kann - oder vollkommen negieren. Das führt dann 1. sehr schnell in die höhere Statistik mit Pfadanalysen und Strukturgleichunsmodellen und 2. damit aber hier zu weit.
Um das aufs Thema zu übertragen: ganz klar Empathie (EQ ist Goleman und wissenschaftlich pfuibäh).
Intelligenz sagt für mich in diesem Kontext primär was über die nötige investierte Zeit zum Begreifen von theoretischen "Dingen" aus (da ist nochmal die ganz andere Debatte, dass die gleiche Fähigkeit auf körperlicher Ebene heutzutage einfach keine Aufmerksamkeit mehr genießt) und evtl auch über die Komplexität der gleichzeitig verarbeitbaren "Dinge" (meine persönliche Anwendungsdefinition). Im BDSM-Kontext und speziell richtung Edgeplay ist das für mich "nice to have" - vor allem für sub wenn dom das hat und anwendet (weil dann bestenfalls nicht einfach so drauflos gewürgt wird) (aber da ist "Verantwortungsgefühl" die weit wichtigere Variable) - aber da genügt zumindest technisch auch die Grundausstattung
hust
Wenn ich demgegenüber Empathie für den SMKontext definieren möchte, wäre das die Fähigkeit, kleinste Reaktionen meines Gegenübers (primär nicht-bewusst) wahrzunehmen, gepaart mit der Geschwindigkeit, mit der ich nicht-bewusst wahrgenommene Reize interpretieren und darauf reagieren kann, und damit für mich der weit wichtigere Faktor. (Edith hat den Satz sinnvoll konstruiert, danke Edith)
edit: spannend fände ich da in Anlehnung an
Der Partner muss eben gerade mir gegenüber in der Lage sein, kein Mitgefühl zu empfinden und gleichzeitig muss er sich in mich versetzen können, damit er überhaupt um die Qual und die Lust weiß. Weswegen ich wohl eher mit Soziopathen verkehre.
, ob die Grenze zwischen "echten" Sadist*innen und Reaktionsfetischist*innen genau da verläuft, wo letztere ihre Empathie eben nicht abstellen (können oder müssen) ^^