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BDSM meets Tantra
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Empathie und Sadismus

Setzt Sadismus Empathie voraus? Und wenn ja, in welcher Form?

Meiner Meinung nach ja.
Ich finde die angesprochene Differenzierung in Mitgefühl und Mitleid gut.
Für mich braucht Sadismus Mitgefühl, also die Fähigkeit, sich zumindest rein rational denkend einfühlen zu können. Einfach zu wissen, wann es genug ist. Das muss nicht gespürt werden, sondern kann auch einfach gesehen, sich selbst erschlossen werden.
Bei Mitleid bin ich mir nicht so sicher. Würde mein Gegenüber ständig mitleiden, würde ich es als 'Bremse' empfinden. Ich käme nie dahin, wo ich hinwill und würde es begrenzend wahrnehmen.
Anstatt von Mitleid reicht es mir, wenn ich mir meiner Bedeutsamkeit, der Wertschätzung für mein Gegenüber bewusst bin. Wie nannte er mich letztens? Mein Meisterstück oder so ähnlich ^^.
Das reicht mir als Sicherheit und verleitet mich zu der Annahme, dass er mich nie absichtlich irreparabel beschädigen würde.
spannender thread
um mal völlig wissenschaftsfrei was dazu zu sagen: aus masochistischer UND meiner eigenen sicht / eigenem erleben, brauche ich die interaktion / kommunikation des sadistischen vorgehens. will meinen: ohne das sadistische erleben, ohne den genuss den der sadist empfindet, lebt er seinen sadismus an mir aus, kickt es mich nicht. ich muss genau das sehen können, dann erst empfinde ich die freude und lust daran. in meinem verständnis ist das die magie und letztendlich die empathie, die dann gegenseitig in den fluss kommt. sadismus ist für mich sexy. und die freude am gemeinsamen erleben auf der jeweiligen ebene (sadist / masochist) dann der eigentliche tanz.

spätestens beim bein abschneiden wär das nicht mehr der fall *zwinker*
******ung Mann
6.638 Beiträge
Gruppen-Mod 
******uja:
******ung:
"Echten Schaden" fügt nämlich NICHT der "gefährliche Sadist" zu - sondern der "gefährliche Sadist der die Kontrolle verliert".

******uja:
Das finde ich einen interessanten Aspekt. Was macht den "gefährlichen Sadisten" denn gefährlich – außer der Möglichkeit, dass er die Kontrolle verlieren könnte? *g*

Ich hab jetzt mal drüber nachgedacht...
Ja, du hast recht - das macht den gefährlichen Sadisten gefährlich...
Aber nicht nur das - oder?
Denn dann wäre JEDER Sadist gefährlich...denn meiner Meinung nach besteht bei JEDEM Sadisten (Menschen) die Möglichkeit, dass er die Kontrolle verliert...

******uja:
Ich denke dabei u. a. an den Unterschied zwischen einvernehmlichen (inklinierenden) und gefährlichen (perikulären) Sadisten

Im Sinne deines EPs habe ich mich auf den perikulären Sadisten bezogen als ich "gefährlich" schrieb - auch, wenn du vermutlich eher "nicht-einvernehmlich" meintest...

Also würde mein Satz dann lauten:
"Echten Schaden" fügt nämlich NICHT der "perikuläre (oder nicht-einvernehmliche) Sadist" zu - sondern der "perikuläre (oder nicht-einvernehmliche) Sadist der die Kontrolle verliert".

Gibt es einen Sadisten bei dem NICHT die Gefahr besteht das er die Kontrolle verliert?
Ich glaube...das wir das gerne denken und auch ab und an mal behaupten - aber das es nicht der Realität entspricht...
Nur, weil jemand noch nie die Kontrolle verloren hat - ist nicht auszuschließen das er es nicht doch noch tut...
Ich glaube...das jeder Mensch das Potenzial in sich trägt die Kontrolle zu verlieren und dabei Schaden zuzufügen...
ABER das macht nicht automatisch jeden zum "gefährlichem Sadisten"...

Der perikuläre Sadist ist erstmal kein Teil des BDSM...
Der "nicht-einvernehmliche" Sadist ist schlicht nicht im BDSM inbegriffen, weil ALLES im BDSM IMMER einvernehmlich ist...
Es gibt extreme Spielarten bis hin zu TPE und noch derber...aber alles ist immer nur im Einvernehmen - denn das wird IRGENDWANN gegeben und kann - theoretisch - immer widerrufen werden.
Sobald etwas ein Einvernehmlichkeit verlässt - ist es kein BDSM mehr...

Und deshalb - so hab ich bei deinem EP damals die Kurve bekommen um die Bezeichnung "gefährlicher Sadist" für den "nicht-einvernehmlichen" Sadisten zu bekommen - geht es eher um den "sozialisierten perikulären Sadisten" von dem wir hier reden...
Sprich:
Einem grundsätzlich nicht-einvernehmlichem Sadisten der sich dazu entschlossen hat sich zu kontrollieren und auf der Basis der Einvernehmlichkeit zu agieren um seine eigene Lust zu stillen...

Und da ist vielleicht der größte Unterschied zu einem einvernehmlichem Sadisten:
Der einvernehmliche Sadist kann die Kontrolle verlieren - das kann quasi jedem passieren...
Der nicht-einvernehmliche Sadist kann auch die Kontrolle verlieren...ABER er kann sich auch bewusst dazu entschließen die Kontrolle einfach...bleiben zu lassen, sich nicht mehr zu kontrollieren - denn SEINE Selbstkontrolle ist ein sehr viel bewussterer Akt als der des einvernehmlichen Sadisten...es ist sehr viel mehr Selbstkontrolle als der "normale Mensch" hat...

Wir urteilen immer über solche Menschen...und das ist richtig so...
Aber hat sich schon mal jemand überlegt was es für eine gigantische Leistung ist wenn jemand 20, 30, 60 Jahre lang eine solche Selbstkontrolle aufrecht erhält?

Idr sind, behaupte ich, perikuläre Sadisten nicht weniger sondern eher mehr selbstkontrolliert als einvernehmliche Sadisten...

Die Kontrolle zu verlieren ist eine Sache - sie bewusst abzugeben ist eine andere....
Deshalb denke ich, dass den gefährlichen Sadisten NICHT die Möglichkeit gefährlich macht das er die Kontrolle verlieren könnte (nicht mehr als jeden anderen Menschen zumindest) - sondern vielmehr die Möglichkeit, dass er sich dazu entschließt diese Kontrolle einfach sein zu lassen...
******ung:
diese Kontrolle

(Nicht nur) Du gehst in Deiner Konstruktion stillschweigend davon aus, dass eine solche "Kontrolle" an dem Punkt regulierend greift, an dem der Wechsel von inklinierend zu periculär stattfinden würde.
Ich sehe keinen Grund für diese Annahme.

Man kann impulsiv bei Rot über die Ampel rennen, weil drüben die Strassenbahn ruft. Man kann kontrolliert die Regelung in die eigene Hand nehmen und gehen, auch bei Rot, wenn man sich eben so entscheidet. Man kann ebenso kontrolliert die Regel einhalten und nicht bei Rot gehen. Man kann ganz grundsätzlich und "instinktiv" die Regel verinnerlicht haben und gar nicht auf die Idee kommen, bei Rot loszulaufen.
*********frau Frau
1.944 Beiträge
Puhhhh, habe mich jetzt mal versucht durchzukämpfen ...
Ich könnte ja die Ausgangsfrage mal simpel mit "JA" beantworten, aber das wäre genauso richtig wie falsch - unter verschiedenen Aspekten:
1. Der Aspekt des Sadismus im BDSM
Leider verfallen wir im Bereich des BDSM oft in die Frage, wie wir uns von Kriminellem abgrenzen. Die Frage ist eine Frage an sich, denn eigentlich geht es jedem um die Erfüllung seiner Lust und seines Verlangens - sprich: Derjenige, der nahe am Rande der Kriminalität ist, stellt diese Frage nicht ...
Ich fand gerade den Gedanken von Forderung sehr interessant, dass jeder Sadist gefährlich werden könnte ...
... was zu 2. führt: Empathie, Mitgefühl, Mitleid und Soziopathie (- oder war es Bestandteil der Psychopathie???!)
Empathie beinhaltet Mitgefühl. Für mich unabdingbar beim sadistischen Partner: Ja, ich leide. Die Lust kommt kaum (bisher) unmittelbar, eher mittelbar, das Gefühl im Ergebnis, im Zusammensein, im Ganzen. Ich brauche also den Schmerz nicht als solchen, ich benötige den schmerzenden Sadisten. Und bitte nicht mit Mitleid - das wäre ja schlimm, wenn er mit mir litte. Aber wenn er mit mir fühlt, in dem Sinne, dass er mir Gefühle schenkt und erkennt, wann ich mich gut oder mies fühle oder mich Gefühle übermannen, so dass Kontrolle von außen angebracht ist, oder einfach pausieren oder nachlassen oder weiter muss, dann ist es rund. Während er mich schmerzt, sollen ihm ja meine Schmerzen Lust bereiten, seine Empathie verleiht ihm die Fähigkeit, um die Grenzen herum zu spielen, sie auszureizen - einfach in mich hineinzuschauen.
3. Das Fremdwort, auf dass ich mich immer noch nicht einigen kann:
(Einige) sadistische Verbrecher sind durchaus in der Lage, andere Menschen verstandesgemäß genau zu beurteilen und zu erfassen. Sie können also charmant sein und einfühlsam wirken - Empathie ist das m. E. nicht, es fehlt das Mitfühlen. Das Ergötzen an Leid und Angst ist ganz allein auf die eigene Befriedigung gerichtet. Verbrechen und böse (im Schwarz und Weiß) wird es sicher nicht allein durch einen Kontrollverlust sondern eher im bewussten und kontrollierten Handeln.

Ich möchte zwischendurch feststellen, dass ich mich nicht durch Lesen von Fachliteratur weitergebildet habe, sondern aus einem Allgemeinwissen heraus denke!

Wenn ich für mich den empathischen Sadisten brauche, ist das nicht allgemeingültig für den gesamten BDSM-Bereich - die Sadisten ohne Dominanz kenne und suche ich ja nicht.

Das Ergötzen und die Lust am Schmerz des anderen erfordert Reaktionen des anderen, die genau Leid und Schmerz signalisieren. Der Masochist, der genau den Schmerz sucht, seine Befriedigung daraus zieht, verlangt die Aktionen, die ihm das zufügen. Wenn Einvernehmlichkeit hergestellt wird, dass nicht einer bloßes Erfüllungsobjekt des anderen ist, ist das durchaus auch sessionweise möglich, denke ich.

"Guter" Sadismus erfordert also im Mindesten eine Wertschätzung des Masochisten als fühlendes Wesen, als Subjekt.
******uja Frau
6.954 Beiträge
Themenersteller 
******ung:
Im Sinne deines EPs habe ich mich auf den perikulären Sadisten bezogen als ich "gefährlich" schrieb - auch, wenn du vermutlich eher "nicht-einvernehmlich" meintest...

Also würde mein Satz dann lauten:
"Echten Schaden" fügt nämlich NICHT der "perikuläre (oder nicht-einvernehmliche) Sadist" zu - sondern der "perikuläre (oder nicht-einvernehmliche) Sadist der die Kontrolle verliert".

Als ich da nochmal darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass wohl leicht Missverständnisse daraus erwachsen, dass man "perikulär" mit "gefährlich" gleichsetzt (was natürlich von der Wortbedeutung her völlig richtig ist), dann aber "gefährlich" im Sinne des Alltagssprachgebrauchs weiter verwendet und nicht im Sinn einer (angestrebten) psychischen Diagnose, wie sie das Wort "perikulär" beinhaltet. Sprich: Es gibt viele Menschen, die anderen gefährlich werden können, allerdings nur in den wenigsten Fällen aufgrund ihres perikulären Sadismus – deutlich öfter aus Affekt, Wut, Narzissmus, Überforderung uvm.

******ung:
Denn dann wäre JEDER Sadist gefährlich...denn meiner Meinung nach besteht bei JEDEM Sadisten (Menschen) die Möglichkeit, dass er die Kontrolle verliert...

Jeder Mensch kann die Kontrolle verlieren, das ist richtig; und das ist definitiv potenziell gefährlich.
Was aber einen perikulären Sadisten auszeichnet, ist doch, dass gerade ein solcher Kontrollverlust erst seinen sadistischen Trieb befriedig. Wo ein inklinierender Sadist, der sein Gegenüber über die Klippe in einen Absturz treibt, sich hinterher Vorwürfe macht (und sei es nur, weil er sein "Spielzeug" nicht kaputt machen will), leckt ein perikulärer Sadist da erst Blut und merkt, dass er erst an diesem Punkt wahre Befriedigung erlangt.

– Wobei ich abermals betonen möchte, dass ich Schwarz und Weiß hier als Endpole eines Kontinuums und nicht als voneinander abgegrenzte Gegensätze verstehe!

*********Kerl:
Man kann impulsiv bei Rot über die Ampel rennen, weil drüben die Strassenbahn ruft.
Mensch mit starkem (perikulärem?) Sadismus, dessen Selbstkontrolle aussetzt, wenn seine Impulsitivät getriggert wird. Oder nicht-sadistischer Mensch, der rein im Affekt handelt.

Man kann kontrolliert die Regelung in die eigene Hand nehmen und gehen, auch bei Rot, wenn man sich eben so entscheidet.
Mensch mit perikulärem Sadismus, der weder Gewissensbisse noch etwas zu befürchten hat, wenn er seinem Drang nachgibt. Dexter?

Man kann ebenso kontrolliert die Regel einhalten und nicht bei Rot gehen.
Vermutlich der Regelfall bei vielen mittelgradig psychopathischen Sadisten.

Man kann ganz grundsätzlich und "instinktiv" die Regel verinnerlicht haben und gar nicht auf die Idee kommen, bei Rot loszulaufen.
Inklinierende oder Nicht-Sadisten.

Geheime Quellen (*danke*) haben mir zu dem Thema noch folgenden Link zugespielt: https://www.therapie.de/psyc … hkeitsstoerungen/antisozial/
Ich zitiere ihn hier v. a. wegen des folgenden Teils:
Charakteristisch ist auch, dass Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung ein mangelndes Einfühlungsvermögen haben und deshalb keine Schuldgefühle oder Verantwortungsbewusstsein empfinden, wenn sie anderen Schaden zufügen. Gleichzeitig haben sie aber oft eine gute Fähigkeit, die Gefühle anderer zu erkennen und für ihre Zwecke auszunutzen – zum Beispiel, sie durch besonderen Charme zu manipulieren.
Was ist denn der Unterschied zwischen "mangelndem Einfühlungsvermögen" (= Empathie?) und der "Fähigkeit, die Gefühle anderer zu erkennen" (= Empathie?) *frage*

Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich denke, eine Antwort auf diese Frage könnte meine eingangs gestellte Frage
Setzt Sadismus Empathie voraus? Und wenn ja, in welcher Form?

zu beantworten helfen. *g*
******uja:
Vermutlich der Regelfall bei vielen mittelgradig psychopathischen Sadisten.

Du meinst, da stehen ziemlich viele Psychopathen an der Ampel, denen der Fuss juckt?
*mrgreen*


******uja:
Was ist denn der Unterschied zwischen

Ist das ein 14. Dezember - Thema? *zwinker*
BDSM: BDSM ohne Empathie?!

In Wiki https://de.wikipedia.org/wiki/Empathie#Aktuelle_Definitionen werden Quellen für die Unterscheidung zwischen emotionaler und kognitiver Empathie wie der https://de.wikipedia.org/wiki/Theory_of_Mind genannt.
Prof. Lamm (S.4) vermischt das ziemlich, das war ein Kritikpunkt.

Psychopathen nun sind quasi Anti-Asperger, da sie keine emotionale Empathie, wohl aber ein Theorie of Mind besitzen (können).
******uja Frau
6.954 Beiträge
Themenersteller 
Hier noch ein interessanter Artikel zum Thema Empathie allgemein:
http://www.deutschlandfunk.d … .html?dram:article_id=412008
(*danke* Thurisaz!)
Andererseits impliziert doch auch nicht-einvernehmlicher Sadismus insofern zwangsläufig einen gewissen Grad an Empathie, als man nur Lust am verursachten Leid empfinden kann, wenn man dieses Leid auch erkennt.

Ich glaube, dieser Satz ist nach wie vor ein guter Ausgangspunkt für Überlegungen. Jeder Sadist erkennt Leid als solches, nimmt es aber je nach Typ anders wahr. Der nicht-einvernehmliche Sadist handelt möglicherweise nach der Maxime "Mehr Leid beim Gegenüber - mehr Spaß für mich", er fühlt zwar mit, er nimmt auch etwaige "kritische Punkte" (wie etwa das Umschlagen von Lustschmerz in Schmerz) wahr, er fühlt sich möglicherweise auch in die Perspektive des Leidenden ein. Aber seine Perspektive und sein Lustempfinden wird immer ausschlaggebend für seine Handlungen sein. Ein einvernehmlicher Sadist misst dem Empfinden des Leidenden eine größere Bedeutung zu - und richtet seine Handlungen an dessen Wohl aus, auch wenn das für ihn potentielle Lustminderung bedeuten kann.

Das passt möglicherweise auch zu diesem Satz:

Was ist denn der Unterschied zwischen "mangelndem Einfühlungsvermögen" (= Empathie?) und der "Fähigkeit, die Gefühle anderer zu erkennen" (= Empathie?)

Empathie ist für mich nicht nur die bloße Fähigkeit, die Gefühle anderer zu erkennen, sondern sich zu einem Grad einzufühlen, der eine angemessene Reaktion erlaubt.
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