*****e72:
Vielleicht brauchen wir die Störenfriedas ja doch...
Eben nicht. Weil extremistisches Gedankengut nicht mit anderem extremistischen Gedankengut auszurotten ist. Ebenso, wie man Gewalt mit Gewalt vielleicht niederschlagen, aber nicht ausrotten kann.
*******cer:
Diese These ist wissenschaftlich betrachtet Nonsens.
Ich bezog mich auf die Grundthese, die ich daraus herauslese, aber du hast völlig recht mit deinen kritischen Anmerkungen.
Und das ist nicht das einzige, was in dem Artikel völliger Nonsens ist. Um nur ein paar Beispiele herauszugreifen:
Die Seite FetLife.com ist eine der beliebtesten englischsprachigen Seiten der BDSM-Community. Diese besteht zu 99% aus Männern 40+, die Vergewaltigung, Pädophilie und Inzest fetischisieren. Dies lässt Rückschlüsse darüber zu was in dieser Community geschieht.
Verlinkt ist folgender Artikel
http://askaradfem.tumblr.com … troversy-in-liberal-feminist, wo es wörtlich heißt:
The vast majority of relationship dynamics on that website were as followed: 40+ year old man who referred to himself as daddy paired with a (maybe?) 18 year old girl who was, of course, the “daughter” or sometimes “slave.” There were no “female doms” as is so often used in the liberal feminist pro-BDSM arguments (“but what about female doms?!), there were no "healthy” dynamics. It was primarily heterosexual men who wanted to fetishize rape, pedophilia and incest and got off on publishing photos of their sick fetishes to share with others. That was literally 99% of the website. Mind you, this is a very popular website amongst kinksters. The same people making the pro-BDSM arguments know exactly how truly and genuinely fucked up their “community” is. They are intimately aware that the vast majority of BDSM is comprised of men who fetishize sexual violence against women and pedophilia. Do not let them tell you otherwise. You know it is a lie and so do they.
Nicht einmal im Original sind die 99 % eine ernstzunehmende Zahl, sondern lediglich eine "gefühlte", die sich aus der ebenso gefühlten "Mehrheit" ergibt. Ansonsten strotzt der Absatz nur so von Pauschalisierungen und unbelegten Unterstellungen.
Ein weiteres Beispiel:
Diese Legitimierung lässt sich sprachlich nachvollziehen:
Aus Vergewaltigung wird Sex.
Aus Folter und Unterordnung wird sexuelle Befreiung und Spiel.
Aus Manipulationen werden Kopfspiele.
Aus Luftabdrücken werden Atemspiele.
Aus Misshandlungen werden Szenen (Performanz).
Aus härteren und gewalttätigen Praktiken werden fortgeschrittene Praktiken, Praktiken für Profis.
Aus Prostitution wird Sexarbeit.
Aus Pornographie wird „free speech“.
Sprache hat enorme Macht, und man sollte achtsam mit dieser Macht umgehen. Denn genau das, was hier angelastet wird, wird in dem Artikel auch selbst praktiziert: Aus einvernehmlichen Sessions wird "Misshandlung", aus (kontrollierten) Atemspielen wird zu verurteilendes "Luftabdrücken", aus Sex wird Vergewaltigung … und so weiter und so fort. Ich denke, wir alle kennen den Unterschied.
Das erinnert mich daran: In der Reportage "Bordell Deutschland" wurden Prozentzahlen zu sexuellen Übergriffen nicht nur ohne jeglichen Bezug dargestellt, sondern während der eingeblendete Text von "Übergriffen" sprach, sagte die Stimme des Sprechers "Missbrauch". Missbrauch und Übergriffe sind nicht dasselbe – einer Frau die Hand aufs Knie zu legen, mag übergriffig sein, ist jedoch vom Missbrauch weit entfernt. Und wie
https://www.joyclub.de/my/3160396.itsjustme8989.html schon sagte:
Allein “Prostitutionsüberlebende“.. trifft sicher auf einige zu, vielleicht insbesondere auf die gemeinte Person, aber puh..
(
Edgeplay: Radikalfeministische Sicht auf BDSM)
Nur weil ein weibliches Individuum darauf steht Gewalt zugefügt zu bekommen, heißt dies nicht, dass die Erotisierung männlicher Gewalt an Frauen und die männlich dominierte Kultur in der wir leben in keinem Zusammenhang stehen. Nur weil männliche Macht und Dominanz manchmal sexualisiert daher kommt sollen wir denken sie sei nicht von Misogynie geleitet? Absurd!
Ich bin da ganz bei der Aussage von
blackownspurple:
Ich würde mal behaupten ...
... dass ich, als bekennender Sadist und von meiner Sklavin anerkannter Herr, Frauen im allgemeinen und meiner Purple im Speziellen mehr Achtung und Respekt entgegenbringe, ihr mehr Freiheitsgrade ermögliche, sie glücklicher mache, mehr wertschätze, sie stolzer mache als sich das manche arme und verhärmte Radikalfeministin in ihrer engen und beschränkten Gedankenwelt je vorstellen kann.
(
Edgeplay: Radikalfeministische Sicht auf BDSM)
Es ist auch mein Eindruck, dass einvernehmliche Sadisten ein reflektierteres und emanzipierteres Frauenbild haben als der "Durchschnittsmann". Zumindest auf meinen Gefährten trifft das zu 100 % zu.
Egal ob wir KonsumentInnen sind oder nicht: Pornographische Bilder haben sich in unserer sexualisierten Kultur in unser aller Psyche eingebrannt. Wir kommen an diesen nicht vorbei. Diese Bilder und der gesellschaftliche Diskurs über Sexualität lehren uns von klein auf was sexuell antörnend und was als „normal“ und akzeptabel gilt. (Nicht nur) in diesem Sinne ist Sexualität immer kulturell konstruiert.
Weibliche Sexualität gründet auf männlichen Fantasien über Frauen.
Das möchte ich zumindest stark relativieren. Meine Kindheit war tatsächlich frei von pornographischen Bildern (kein Fernsehen, ergo keine Werbung, keine Bravo o. ä.), ich bekam ein emanzipiertes Frauenbild vorgelebt, und ich war viel zu schüchtern, um mich mit meinen Gleichaltrigen viel über Sexualität auszutauschen. Und trotzdem waren die ersten Dinge, bei denen ich mich erinnere, sexuelle Erregung verspürt zu haben, die Beschreibungen von Vergewaltigungsszenen in historischen Romanen – die übrigens von Frauen geschrieben waren.
Das einzige was also die herkömmliche Gewaltbeziehung von der BDSM-Geschichte unterscheidet ist die Zustimmung der misshandelten Person zu dem Geschehen.
Das ist nur eingeschränkt richtig. Es geht nicht um die einmal gegebene Zustimmung, sondern darum, dass BDSM Bedürfnisse stillt. Der Konsens beruht also auf der beidseitigen Bedürfnisbefriedigung.
Ja, nicht alle „Submissives“ sind Frauen und Unterordnung oder Masochismus sind nicht essentialistische Bestandteile weiblicher Sexualität. Der mantrahaft vorgetragene Verweis auf die Tatsache jedoch, dass es auch Dom-Frauen gibt, ist letztendlich irrelevant.
Mit diesen beiden Sätzen wird der gesamte Bereich des männlichen Masochismus und weiblichen Sadismus abgetan: Er sei irrelevant. Studien zufolge beträgt freilich das Verhältnis zwischen Sadisten und Masochisten geschlechterunabhängig ca. 1:4. Daraus folgt, dass auf einen männlichen Sadisten vier männliche Masochisten kommen. Dies macht die Annahme männlicher Gewalt als grundlegendes Prinzip zumindest fragwürdig.
“…erstmal sollte man gar nicht glauben, dass es möglich ist Körperöffnungen zu kaufen, für finanzielles Geld zu erwerben, die Frauen fertig zu machen, vor allem in der SM-Prostitution, die passiven Frauen werden zum Teil gefoltert. Das kann man im Internet alles finden. Man braucht nur gucken unter SM Sklavia, dieses Kunstwort Sklavia, dann findet man alles was dort gemacht wird.
Einvernehmliches BDSM im Privatbereich mit SM-Prostitution und eine selbstbestimmte Sub mit einer SM-Sklavia gleichzusetzen, ist genauso irreführend, wie zu sagen, Sex sei dasselbe wie Prostitution, und weil ein Freier den Körper einer Frau für Sex kaufen kann, sei Sex von vornherein Missbrauch. Hier kann man das Konzept der Prostitution an sich kritisieren – was jedoch im Rahmen dieses Konzepts geschieht, hat nur dem Anschein nach etwas mit dem zu tun, was mündige, selbstbestimmte, reflektierte Erwachsene miteinander tun, die komplementäre sadomasochistische Neigungen haben. Die Motivationen sind grundlegend andere.
Nur weil man etwas gut findet, heißt das nicht, dass etwas tatsächlich gut ist.
Hier greift wieder das Argument von
Dina_Dark:
Teil des feministischen Kampfes war immer auch das Definitionsrecht der Frauen. (…)
Das ist eine der Grundlagen des BDSM: Wir entscheiden selbst, was ok ist, was gemacht werden darf.
Und nun wird in diesem Artikel dieses Selbstbestimmungsrecht dermaßen verächtlich abgetan. Plötzlich soll es nicht mehr wesentlich sein, ob ich einverstanden bin oder nicht?
Das passt nicht, dass ist paternalistischer - und damit antifeministischer Mist.
(
Edgeplay: Radikalfeministische Sicht auf BDSM)