nagut, jetzt isses soweit...
ich bin noch unschlüssig, wie lange das hier wird, also legt gern die Füße hoch.
Grundsätzlich: Ich betrachte mich als Feminist oder - wenn das wegen theoretischer Grundlage nicht möglich ist - Ally (=Verbündeter) soweit ich das zum jeweiligen eigenen Erkenntnisstand kann. Das beinhaltet für mich unter anderem auch, dass ich mich etwas vor einer inhaltlichen Kritik an dem Artikel scheue. Das liegt unter anderem in folgendem Zitat von
@********chaf:
Ich sage dazu nur eins: Wo bleiben hier eigentlich die Männer?
Um die gehts gerade nicht und das ist vollkommen ok so. Die Aussage richte ich aber nicht gegen genau diese Frage, sondern dagegen, dass
immer, wenn mal von, mit und über Frauen (oder sonstige marginalisierte Gruppen) geredet wird n Typ daher kommt, der sagt "aber auch (wir) Männer". Ja. Ist so. Ist aber gerade nicht Thema. Besprechen wir danach.
Das beinhaltet für mich auch, dass ich mich mit dem Auseinandernehmen solcher Artikel zurückhalte, ganz einfach weil ich finde, dass ich - Mann - lang genug das letzte Wort hatte, auch wenn das für mich (wenn ihr mein Schreibverhalten kennt, wisst ihr das) eeeeeecht anstrengend ist.
Weiterhin betrachte ich mich an diversen Punkten als radikal unter der schon von Dina eingebrachten Definition (dankeschön).
Und um jetzt trotzdem den Artikel zu thematisieren: Wie richtig und klar beschrieben, entspringt der Artikel der Feder
einer Autorin, die sich als radikal-feministisch bezeichnet. Das mag ein nettes Label sein, aber es suggeriert fälschlich eine Homogenität, die so einfach nicht gegeben ist. Alleine an dem behandelten Thema gibts auch auf radikal-feministischer Seite sicher etliche andere, die BDSM vollkommen töfte finden. Zu finden sind die meist unter dem Label "sex-positive".
Darauf folgt dann auch ein Einwurf zum Forum hier: Gruppengemäß find ich die Diskussion noch weitgehend gut (das wäre in ääh einer anderen Gruppe weit schlimmer gewesen), aber ich frage mich auch, ob und/oder warum wir uns angegriffen fühlen.
Also klar: Diskriminierung!!!11einself! Is nich schön, ne? Aber nur weil hier
eine Stimme ihre Meinung öffentlich gibt? was ist es denn, was dazu führt, dass das so hochgekocht wird? Und da möchte ich erstmal nur darauf hinweisen, dass Ansichten von Frauen
immer (heißt für mich: >95% aller Fälle, in denen Frau sich schriftlich öffentlich kontrovers äußert) härter angegangen werden als die von Männern. Wie auch der Artikel, wenn er das besser gemacht hätte, soll auch dieser Satz primär ein weiteres kleines Faktum zum Bedenken beim inhaltlichen Auseinandersetzen sein.
Die Autorin legt das grundsätzlich am Anfang dar, dass es nicht um Verurteilung geht, sondern um Herleitung und Verstehen (ich hätte fast "Verständnis" geschrieben, aber so weit dann doch nich). Und hier noch als wichtiger Einwurf: Sie analysiert hier gesellschaftlich. Und in den Gesellschaftswissenschaften wird
eigentlich kein Individuum betrachtet (ob das hier gelingt, sei mal dahingestellt). Das ist ein Teil dessen, warum das aus Individuumssicht immer als Elfenbeinturm aussieht: Die stehen da und reden über uns, aber eigentlich auch nicht und überhaupt wär's ja mal schön, wenn sie
mit uns redeten. Und es ist auch erstmal nichts Schlimmes daran, dass sie hinterfragt, ob gewalthaltige, patriarchale Strukturen was mit BDSM zu tun haben. Es ist halt einfach sehr
convenient, dass die Rollenverteilung statistisch mit der gesellschaftlichen Machtverteilung oder geschlechtlichen Rollenbildern korreliert. Und Gewalt- oder Kontrollverlustserfahrungen diverser Schweregrade generell sind auch folgenreich genug, um die Frage nach einem Zusammenhang zu freiwillig gelebten Gewalt- oder Kontrollverlustserfahrungen zu stellen. Ohne so ein Hinterfragen wüssten wir heute noch nicht, dass ein weiblicher Herzinfarkt andere Symptome hat, als ein männlicher.
Und sie nutzt dafür die Methoden, die persönlichkeitshistorisch ihre Ansicht bilden (das beinhaltet unter anderem ein Statement ihrerseits in den Kommentaren, dass sie ja selbst das nicht erlebt haben oder mit so jemandem geredet haben müsse, um darüber urteilen zu können - da fällt's mir dann schwer, nicht in die Tischplatte zu beißen). Das ist der Punkt, an dem ich jetzt nicht meinen üblichen Rand über methodische Aussagekraft, Einzelmeinungen oder generell fehlende Empirie ablasse. Ich werde mir aber genau einen Punkt nicht verkneifen: Ihre Modelle sind mir für einen Anspruch an Gültigkeit - wie die meisten anderen auch - nicht komplex genug. Heißt: Selbst wenn sie in vielen Fällen bei der Korrelation von psychischen Störungen oder Traumata und Neigungen zu BDSM recht hätte: Korrelation ist halt nicht Kausalität, und mir fallen ad hoc 3+ Moderatorvariablen ein, die diese Korrelation, so sie denn da ist, komplett drehen können (sonstige kindliche Ressourcen, Art des Traumas, Art des Auslebens, gleichzeitige Art der Reflexion, vorherige Therapie, Partner*innenwahl....).
Ergo wird für mich der Artikel bereits auf der Ebene uninteressant, wo eine (schlimmstenfalls moralische) Aussage: "BDSM=böse und nicht selbst bestimmt" getroffen wird. Abgehakt. Augenrollen. Gehen sie weiter, es gibt nichts zu sehen.
Allerdings reichts mir ja nicht, sowas einfach stehen zu lassen. Deswegen hier noch ein paar weitere Gedanken:
@ Dina_Dark: Abseits von einem allgemeinen Danke für deine Beiträge hier, möchte ich dir an folgender Stelle widersprechen:
Das hat mit Feminismus nichts zutun
Hat es wohl. Auch du bist keine Gatekeeperin dafür, was sich Feminismus nennen darf und was nicht. Es entspricht nicht
deiner Definition von Feminismus (meiner auch nicht und wahrscheinlich auch nicht dem der Mehrheit der Feminist*innen), aber das gibt uns nicht die Macht, das auszugrenzen. Wir können das höchstens ablehnen. Das klingt vielleicht haarspalterisch, aber Worte sind halt wichtig.
interessant finde ich auch @********gels statement
Interessant finde ich ja die These, das jegliche Sexualität konstruiert sei, die Gesellschaft bestimme also meine Neigungen.... was da nicht ins Bild passt (wie z. B. die submissiven Männer und die FemDoms), wird marginalisiert oder einfach völlig verdreht.
Die These würd ich nicht grundlegend aber großteils unterschreiben (also die Konstruktion von Sexualität). Das liegt für mich aber einfach daran, dass mit der Entwicklung von (Selbst-)Bewusstsein oder spätesstens Kommunikation über Dinge ALLES konstruiert wird. Alleine schon, um über etwas reden zu können, müssen Konzepte erstellt werden (z.B. von Steinen, oder Liebe). Somit wäre nicht-konstruierte Sexualität nur ohne Bewusstsein möglich (damit meine ich nicht Ohnmacht).
Und ja, auch Menschen auf der "richtigen" (
meiner) Seite, sind vor diesem Ausgrenzen von
anders nicht gefeit - tun wir ja auch gerade.
Oder um WIZO zu zitieren
...Es gibt nichts -
nichts was dich besser macht als mich
denn auch du hast deine Fehler,
deine Fehler so wie ich
und die Fehler sind nix falsches,
sie gehören zu dir und mir
und wenn du's nicht auf die Reihe kriegst
kann niemand was dafür
Du bist einer von Milliarden
und das musst du akzeptier'n.
Du bist einer von Milliarden Ärschen auf der Welt....
@****era
Weil sie durch genau diesen Stil alles was wichtig und richtig am Feminismus ist verzerren und lächerlich machen!
(Das selbe gilt imho übeigens auch für die extreme genderisierung der Sprache)
Ääh.. nein. Da schreibst du dieser Einzelmeinung zu viel Macht zu. Feminismus ist eine Strömung die auf Veränderung aus ist. Aber der Prozess ist nicht theoretisch durchgeplant, deswegen werden dessen genaue Bedingungen auf der Fahrt ausgehandelt. Unter anderem dadurch, dass verschiedene Meinungen einfließen und deren "Charme" abgewogen wird. Der Charme des Artikels klingt für mich nicht seehr überragend - aber zugegebenermaßen hätte ich das auch von der AFD gedacht (tschulligung). Auf weniger polemischer Ebene finde ich die Genderisierung der Sprache durchaus wichtig und verstehe garnicht, warum so n großes Tamtam darum gemacht wird. Aber das hier nur zur Veranschaulichung der vorherigen Sätze.
@*******cer
Männer und Frauen sind nicht gleich. Waren es nie und werden es nicht sein.
Das hat nichts mit Machtverteilung, herrschaftlicher Hegemonie oder gesellschaftlicher und rechtlicher Gleichstellung zu tun. Sondern mit Biologie und Spezialisierung.
äääh... also... ich bin vollkommen anderer Meinung als du.
ich begrenze es mal gerade darauf, dass dein Statement viel zu allgemein und undifferenziert ist. Ja, Männer und Frauen sind augenscheinlich und auf vollkommen neutraler Ebene nicht gleich. Aber die Sache ist mit den biologischen Unterschieden doch nicht abgehakt. Und genau DAS ist der Punkt, an dem wir gerade sind: rausfinden, was biologisch und was gesellschaftlich ist und auf das reduzieren, was sinnvoll oder nicht zu ändern ist. Und da reicht ein biologisches Modell halt einfach nicht aus. Du hast auch Nippel, das macht sie nicht nötig.
nochmal
@********chaf
Haben diese Frauen zu viele männliche Teile, haben sie zu viel Testosteron, weswegen sie Femdoms sind und gerne Männer schlagen und quälen? Wäre aus feministischer Sicht zumindest naheliegend
nein, "den" Feminismus gibts einfach nicht. Das wäre wieder nur ne absurde und biologistische Theorie, die aber schon im Grundsatz daran mangelt, dass sie Testosteron=männlich=aggressiv=sadistisch setzt (in dem Fall kausal interpretiert) und alleine deswegen heute vom Großteil der Feminismusbewegung abgelehnt würde (hoffe ich).
Das Ganze schon ad absurdum würde dann noch geführt, wenn nun in einer Studie herauskäme, dass beim Sex meistens die Frauen oben liegen
Und was hat das eine bitte mit dem anderen zu tun? O.o
@*****uns
da siehst Du deutlich welche Aufgabe die Natur für Dich als Frau angedacht hat. Und wenn das Klick gemacht hat, dann macht es auch Klick, wenn Du darüber nachdenkst, was diese biologische Disposition für Auswirkungen auf Dein Denken und Handeln hat.
Sorry, aber wenn es nicht dafür ausreicht allein für Dich zu reflektieren, welchen Einfluss die biologische Disposition Deines Körpers (Hormongeschichten mit eingeschlossen) auf Dein Denken, Handeln und Verhalten hat, dann ist Dir nicht wirklich zu helfen.
Und ich bin nicht Willens, Dir die Wasserkästen mit dem Stoff zum Nachdenken auch nur eine Stufe höher zu tragen.
Du erkennst hier jemandem die Selbstbestimmtheit ihres Denken und Handelns durch biologische Gegebenheit ab und bezeichnest andere Theorien als faschistoid? Mach dir nicht die Mühe einer Antwort, "Personen wie dir" gegenüber ist das ne rhetorische Frage.
@*****saz
Also den Radikalfeminismus mit der Vernichtungsmaschine der Nationalsozialisten gleichzusetzen, die Millionen Menschen vergaste und verwertete, finde ich völlig geschmacklos und betrachte ich als zynischen Verstoß gegen unsere grundlegenden Gruppenregeln.
+1
@***oe
Hat man in seinem Werdegang der Erkenntnisse die Überzeugung gewonnen, dass z.B. das kapitalistische System des Wurzels Übel ist und mit Stumpf und Stiel beseitigt werden muss, um der sich klar abzeichnenden Probleme Herr zu werden bzw. überhaupt lösen zu können, dann ist das nicht verwerflich, sondern historische Notwendigkeit, die natürlich auch den Disput oder gar nach von Clausewitz einschließt.
Ja, und das Problem ist, dass es kein richtig gibt
So sehr ich aber deine/eure/die Aufregung über den Artikel nachvollziehen kann, find ich es echt schade, wenn hier eine persönliche Diffamierung der Autorin ("Sturenfrieda") einsetzt. Im 1 zu 1 wäre das schon schlechter Stil, aber gegen jemand auf dieser Plattform unterlegenen, die noch dazu nicht anwesend ist, vollkommen unnötig.
@*******gie
Und der Anteil von Personen mit BDSM-Erfahrung und -praxis ist am höchsten unter lesbischen oder bisexuellen Frauen, deutlich höher als bei Männern (hetero, homo, bi) und bei Stino-Frauen.
Da gibts aber etliche Interpretations- und Moderationsmöglichkeiten, selbst wenn die Statistik bestehen bleibt, wenn ich mir nur homosexuelle Frauen ansehe. Zumindest würde ich das an der jeweiligen Anzahl an Sexualpartner*innen relativieren wollen. BDSM-Erfahrung heißt ja auch nicht BDSM-Neigung oder eigene Initiative zu BDSM. Heißt nicht, dass da nicht was dran sein kann, sondern mahnt nur zur Vorsicht mit den dortigen Operationalisierungen.
@*****saz und Ropedancer
Gut, das wir da beide zu dem selben Schluß kommen, den Du hervorragend beschreibst.
Ich denke, das echte Bemühen um wirkliches gegenseitiges Verständnis der Geschlechter ist der Schlüssel dazu, nicht der Kampf um geschlechtsneutrale Sprache oder ein Roll-Back des Patriarchats. Dazu ist allerdings eine gewisse Gelassenheit nötig, die wir aber aufbringen dürften, die wir uns souveräne Doms nennen.
Das ist ja fast süß, dass ihr beiden Männer gerade mal geklärt habt, was der eigentliche Kampf zu sein hat. Hat jemand meine Augen gesehen? Die sind beim Verrollen ausm Sockel gerutscht...
@******uja
Studien zufolge beträgt freilich das Verhältnis zwischen Sadisten und Masochisten geschlechterunabhängig ca. 1:4. Daraus folgt, dass auf einen männlichen Sadisten vier männliche Masochisten kommen. Dies macht die Annahme männlicher Gewalt als grundlegendes Prinzip zumindest fragwürdig.
Nee, das heißt lediglich, dass, wenn man nicht aufs Geschlecht kontrolliert, diese 1:4 da steht. Das kann bei Kontrolle nach Geschlecht aber auch so weit gehen, dass auf eine Sadistin 10 Masochistinnen kommmen und auf einen Sadisten nichtmal zwei Masochisten (oder umgekehrt). Das das Geschlechterunabhängig betrachtet wird, kann eben auch heißen (und tuts nach meiner Erfahrung wenn nicht dezidiert anders berichtet), dass das berichtete Ergebnis stimmt (in dem Fall ne Hypothese über Verhältnisse), also signifikant von der Nullhypothese (kein Unterschied oder Gleichverteilung) abweicht, aber genauere Betrachtung trotzdem andere Ergebnisse produziert (in dem Fall Geschlecht als Moderatorvariable).
@********egel
Ein klar formuliertes Nein ist eben nicht notwendig, um Missbrauch zu definieren, wenn...
DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANKE
Allerdings geht die Debatte an dem Punkt meist sehr schnell in Richtung "stimmt, Missbrauch ist klar definiert, aber woher soll ich als Mann denn noch wissen, was ok ist und was nicht, selbst wenn wir dann nicht über Missbrauch (sondern z.B. sexuelle Belästigung) sprechen?"
Wo ich schon fast mitfühle ob der schlagartigen Hilflosigkeit der Männerwelt.
ach ja, ganz zum Schluss: natürlich bin ich der Meinung, dass jede*r im Bett mit jeder/m tun und lassen kann, was sie konsensuell möchten und - um das zu bemerken - das auch durchaus radikal. Allerdings unter zugrundelegen von ausschließlich mündigen Menschen, was ich zugegebenermaßen auf diversen Ebenen bei der Mehrheit der Menschheit inklusive mir anzweifle. Aber das liegt an meiner Definition von Mündigkeit und führt hier zu weit
PS: und könnte mir mal bitte jemand die Seite verlinken, wo ich finde, wie ich Beiträge oder Benutzer verlinke?