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Nähen
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Nähen - die Werkzeugskunde

*********inee
3.588 Beiträge
Themenersteller 
Nähen - die Werkzeugskunde
Ich möchte das Thema Nähen in dieser Gruppe gerne nochmals aufgreifen. Ich durfte nämlich meine erste Naht setzten und war wie geflasht. *love*
Jetzt muss aber natürlich das Werkzeug her (und nachher das Spielzeug dazu.) Und erhoffe mir durch euer Schwarmwissen etwas mehr Klahrheit, was das Werkzeug betrifft.

Ein grosses Fragezeichen, trotzt versuchtem sich schlau machen, haben die Nähnadeln bei mir hinterlassen:
  • Welche Nadeln braucht es dazu (was hats mit dem DS19 oder anderen zu tun und muss ich darauf achten?)
  • Welche Länge und welche Biegung ist geeignet?
  • Kaufempfehlungen?
  • Muss ich beim Faden auf was bestimmtes achten, oder nicht?
  • Brauche ich weitere Werkzeuge dazu, wie ein Nadelhalter oder so?


Vielen Dank schon mal im Voraus für euer Fachwissen. *liebguck*
Dechainee
*****saz Mann
1.246 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe ein chirurgisches Übungsnahtset. Neben einem Übungskissen, das Hautschichten simuliert, sind dort die Dinge enthalten, die man halt so beim Nähen verwendet. Unverzichtbar ist der Nadelhalter, und die für meine Zwecke nützlichen, da sichelförmig gekrümmten Nadeln, sind bereits mit Faden versehen. Das Fernziel war mal Mundzunähen und Vaginalverschluss, wurde aber durch den Tacker und die Panikreaktionen meines Opfers in den Hintergrund gedrängt.

Ich empfehle, so ein Pad zu erwerben und daran Nähte und verschiedene Nadelgrößen auszuprobieren.
*****cue Mann
487 Beiträge
Es geht beim Nähen auch nicht nur um die Nadeln. Auch die Fäden sind wichtig und die passenden Knoten. Denn schnell kann es passieren, dass sich der Knoten bei einem Monofilament löst. Oder ein schlecht geschlungener Knoten sich weiter zuzieht als geplant.
*******or33 Mann
13 Beiträge
Fäden würde ich am Anfang mit atraumatischer Nadel und monofil empfehlen. Am besten Dafilon der Stärke 3/0. Alles weitere hängt vom Zweck und der Beanspruchung der Naht ab.
Dafilon ist von der Nadel her und vom Faden her jedenfalls für die Haut geeignet.
Zum Instrumentarium:
Ins Sanitätshaus gehen und einen Nadelhalter zusammen mit einer chirurgischen Pinzette kaufen (hat Zähne an den Enden, um die Haut schön greifen zu können). Auf die richtige Stichtechnin achten, um das Gewebe zu schonen und die gestochene nicht unnötig zu quälen.
Zum Abschneiden der Fäden kann man eine Schere nehmen, besser finde ich jedoch gekrümmte Skalpellklingen, in der Klinik Fadenmesser genannt. Finde ich persöhnlich sauberer.
Wichtig ist auch, auf Hygiene zu achten. Insbesondere das lose Fadenende sollte nicht durch verunreinigte Stellen des Körpers (After oder achsel) gezogen werden.
Wie oben genannt ist auch die Knotentechnik entscheidend, das gilt es zu üben.
Lg und viel Spass dabei.
*********inee
3.588 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *****saz:
Ich habe ein chirurgisches Übungsnahtset. Neben einem Übungskissen, das Hautschichten simuliert, sind dort die Dinge enthalten, die man halt so beim Nähen verwendet. Unverzichtbar ist der Nadelhalter, und die für meine Zwecke nützlichen, da sichelförmig gekrümmten Nadeln, sind bereits mit Faden versehen.

Ja so ein Übungsset habe ich auch schon gesehen. Dann tue ich mir sicher mal so eins zu. Danke für den Tip! *love4*
Keine Beschreibung angegeben.
**********n_123 Mann
433 Beiträge
Ich kann ETHILON PS II, blau, monofil, Polyamid 6 ,empfehlen. 45cm Faden ausreichend dünn. Dazu unbedingt ein Nadelhalter und üben an einer Schweineschwarte. Kostet Pfennige beim Metzger und ist hervorragend zum Üben geeignet. Knotenkunde gibt es in Youtube
****az Mann
4.490 Beiträge
Ich kann leider nur das wiedergeben, was ich letztes Jahr im Workshop gehört und gesehen habe.
Ich fand einen guten Satz Nadeln sehr wichtig und würde mich da einfach mal durchtesten, welche mir am besten liegen. Der Faden, den wir benutzt haben, war separat steril verpackt und aufgerollt. Ein guter Nadelhalter, der sich gut zu bediene lässt, war bei uns essenziell für die Knoten. Nicht zu vergessen dann noch steril verpackte Handschuhe und so eine Nierenschale aus Edelstahl mit der man das Werkzeug sterilisieren kann (Backofen mit etwas Wasser wurde uns gesagt). Und wir haben an Schweinehaut geübt. Also irgendwas zum üben ist noch wichtig.
*****dal Mann
820 Beiträge
Zitat von ******los:
Ich kann leider nur das wiedergeben, was ich letztes Jahr im Workshop gehört und gesehen habe.
Ich fand einen guten Satz Nadeln sehr wichtig und würde mich da einfach mal durchtesten, welche mir am besten liegen. Der Faden, den wir benutzt haben, war separat steril verpackt und aufgerollt. Ein guter Nadelhalter, der sich gut zu bediene lässt, war bei uns essenziell für die Knoten. Nicht zu vergessen dann noch steril verpackte Handschuhe und so eine Nierenschale aus Edelstahl mit der man das Werkzeug sterilisieren kann (Backofen mit etwas Wasser wurde uns gesagt). Und wir haben an Schweinehaut geübt. Also irgendwas zum üben ist noch wichtig.
Dampfsterilisieren lieber im Druckkochtopf (und dort nicht im Wasser, sondern auf dem Siebträger/Rost in der Dampfatmosphäre), denn bei dieser Form der Sterilisation ist der Dampfdruck wichtig. Eigentlich sollte die (Autoklavier-)Temperatur 121°C bei 1 bar Überdruck betragen, das bringen Dampfkochtöpfe nicht ganz, aber annähernd. Im Backofen baut sich kein Druck auf und keine erhöhte Wasserdampftemperatur, die aber zwingend notwendig ist.
Heißluftsterilisation bringen normale Backöfen auch nicht, dazu benötigst du Temperaturen um etwa 300°C. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Einwirkzeit. Für Personen, die keinen Zugriff haben auf medizinische Sterilisationsgeräte, empfehle ich lieber die Verwendung von sterilem Einwegmaterial (empfiehlt sich bei Nadeln sowieso).
Nadelhalter und Pinzette unterziehe ich der Sicherheit halber einem mehrstufigen Desinfektions-/Reinigungs-/Sterilisationsverfahren: Zuerst über Nacht in eine professionelle Instrumentendesinfektionslösung einlegen, danach eine Reinigung mit einem professionellen Reiniger und zum Abschluß (weil ich im Labor die Möglichkeit dazu habe) autoklavieren. Beim Autoklavieren ist noch wichtig, dass die Instrumente nicht lose sterilisiert und danach wieder offen im Spielzeugkoffer aufbewahrt werden, sondern sich innerhalb eines Sterilbarrieresystems (z.B. medizinische Sterilverpackung aus Tyvek) befinden, das mitautoklaviert wird.
****az Mann
4.490 Beiträge
*anbet* Vielen Dank. *g*
Ich
*******itch
13.522 Beiträge
Zitat von *****dal:
Heißluftsterilisation bringen normale Backöfen auch nicht, dazu benötigst du Temperaturen um etwa 300°C. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Einwirkzeit.
Heißluftsterilisatoren arbeiten normalerweise bei 180 - 220 °C - das schafft jeder Backofen.
Die Einwirkzeit (Backzeit) beträgt dabei mindestens 30 Minuten ab erreichen der Temperatur.
https://www.bode-science-cen … /heissluftsterilisation.html

Es gibt vereinzelt auch Schnellkochtöpfe, die nicht nur die normalen 1,8 sondern auch 2,0 bar Druck erzeugen, dann reichen 20 Minuten Einwirkzeit ab Erreichen des Druckwertes...

Zitat von ******los:
Ich fand einen guten Satz Nadeln sehr wichtig und würde mich da einfach mal durchtesten, welche mir am besten liegen.
Nadeln sollten definitiv immer Einwegartikel sein, man kann sich einen Sortimentspack mit verschiedenen Nadel-Faden-Kombinationen zulegen.

Zitat von ******los:
Der Faden, den wir benutzt haben, war separat steril verpackt und aufgerollt.
*pfui* Brr, damit würde ich maximal meinen Hund nähen lassen - beim Tierarzt sind solche Dinge ja noch üblich. In der Humanmedizin sind Mehrwegnadeln und Fadenrollen glücklicherweise schon lange Geschichte, weil die Sterilität nach der ersten Entnahme nicht mehr gegeben ist.

Nach den Einlegen in Desinfektionsmittel (sollte man bei Fäden wegen der möglichen Rückstände aber lassen oder nur 70%tigen Alkohol verwenden) muß das zu sterilisierende Gut auf jeden Fall mit destilliertem Wasser gründlich gespült werden bevor man es in den Autoklaven steckt.

Nadel und Faden sind fest miteinander verbunden und werden nach Gebrauch entsorgt - so sollte es sein.

Einen Nadelhalter würde ich als zwingend notwendiges Zubehör ansehen, genau wie eine anatomische! Pinzette ohne Zähne und eine Schere zum Faden abschneiden. Ein Fadenziehmesser ist nett zum Fäden ziehen, zum normalen Abschneiden ist es aber nicht so pralle...

Was die verschiedenen Nadeln und Bezeichnungen angeht - hier findeste Erklärung und Überblick *g* *bitteschoen*
https://www.bbraun.de/de/pro … naht/grundlagen-nadeln.html#
Wow, das ist sehr toll, was hier an Detailwissen schon alles zusammengekommen ist.

Material:
Nadelhalter
Chirurgische Pinzette
Fadenschere
sterile Einweghandschuhe
Sterile Abdecktücher, z.b. Einweglochtücher
Händedesinfektionsmittel
Hautdesinfektionsmittel (Braunoderm (enthält Jod!) oder Braunol. Beide sind frabig und man sieht super, wo man desinfiziert hat, im Gesicht, und auf Schleimhäuten ist Octenisept angesagt)
chirurgischer Mundschutz
Haube oder Mütze, um die Haare abzudecken und wer es extrem gut machen will, zieht sich auch noch einen sterilen OP-Kittel an
Helles Licht!

Vorberitung ist alles. Es ist einfach Käse, wenn man sich steril gemacht hat und dann merkt, dass man irgendetwas nicht ausgepackt hat. Das ist der Part, an dem Ärzte immer schummeln, weil sie häufig schlicht keinen Bock dazu haben, sich unsteril und dann gleich wieder steril zu machen. Aber trotzdem glauben, dass sie alleine und ohen Hilfe am besten klarkommen *pfui*

Materialqualität
Einweginstrumente sind günstig, allerdings habe ich noch keinen Arzt kennengelernt, der mit der Qualität derselben zufrieden war.
Mehrweg Instrumente. Können eine Vermögen kosten und die Aufbereitung erfolgt einiges an Fachwissen.

Fadenstärken
0er oder 2er Faden
Fürs Grobe, hält in der Regel deutlich mehr aus, als der Patient. Anwendung im medizinsichen Kontext zur Fixierung von fingerdicken Drainagen (Thoraxdrainage z.B.) Es muss relativ tief gestochen werden und es sollte genügend Gewebe zwischen Ein- und Ausstichstelle liegen, um bei grösserer Belastugn des Fadens ein Reissen der Haut zu verhindern.

3er Faden
Körperstamm, Kopfschwarte und Extremitäten bis Unterarm, nicht für Hände, Finger oder Zehen geeignet. Manche Metzger nähen damit auch mal eine Kopfplatzwunde. Es bleiben sichtbare Narben der Stichstellen, die man tatsächlich auch sieht. Vor allem wenn schelcht genäht wurde.
Vorhaut und äussere Schamlippen können damit genäht werden.

4er Faden
Wird gerne für den Stirnbereich genommen, gut geeigent, um die Vorhaut zu zu nähen.

5er oder 6er
Kann im Gesicht benutzt werden. Bei den Lippen würde ich druch das Lippenrot stechen, weil es weniger blutet als durch die Helle Haut um die Lippen. Und vor allem sieht man die Stichstellen sehr schnell nicht mehr.

7er und aufwärts
Spezialfäden, für welche kleinere Instrumente und mindestens eine Lupenbrille benötigt werden.

Radius der Nadel:
https://flexikon.doccheck.com/de/Nadel besser kann man es kaum mehr beschreiben.

Fadenlänge:
45 cm. Alles was länger ist erfordert deutlich mehr Übung in der Handhabung.

Und das Wichtigste: üben, üben, üben. Um Knoten zu üben tut es ein Stück Schaumstoff. Um die Stichtechnik zu trainieren sind auch Schweinsfüsse sehr gut geeignet. Ich würde mich sogar selbst dabei filmen. Da sieht man hinterher viel besser, ob man steril geblieben ist und wie man die Instrumente gehalten hat.

Sorry, Du hattest ja nur nach Fadenstärke und Nadel gefragt...
*********emme Frau
733 Beiträge
Ich kann mich Needlewitch nur anschließen.

Und da ich keine Lust auf rohe Schweinehaut hatte und mein Übungskissen mir zu langweilig wurde, hab ich erst an Bananen (bio, da klebt sonst Gift ohne Ende dran), Mangos in unterschiedlichen Reifegraden, Avocados und was mir sonst so in der Obst- und Gemüseabteilung in die Finger fiel, geübt. Meinem Speiseplan und meiner Technik hat das sehr gut getan . Zudem kann man am Obst Nadeln und Fäden ja mehrfach testen, in unterschiedlichen Winkeln und in unterschiedlichen Tiefen. Hat echt Spaß gemacht.
*********inee
3.588 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für die vielen Tipps! Damit kann ich was Anfangen und Einsteigen. *happy*

Ich werde mir also sicher mal so ein Übungsset zutun und fleissig üben.

Meine erste Naht war ja auch eher, komm probieren wir mal aus und hat sich äusserst Brachial angefühlt das ganze. Trotzdem gabs ein "will haben" Effekt. *smile*
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