Ich unterscheide da ...
... etwas anders und würde das eben nicht in "normal" und "was auch immer" einsortieren.
Es gibt Menschen die wünschen sich oder brauchen eine Vorlage, eine Art Drehbuch für ihr Kopfkino, für ihr BDSM. Die schlüpfen dann gerne in fertige "Rollen", oft analog zu einer Buch- oder Romanvorlage, oder aber einfach in bestimmte Wunschberufe oder Wunschcharaktere. Das schliesst aber die eigene Fantasie nicht aus, denn diese "Rollen" können auch ganz frei nach eigenem Gusto kreiert und eingenommen werden.
Das wesentliche ist m.E. eine Art Drehbuch, ein Leitthema, eine bestimmte Situation an der sich die Session orientiert.
Es gibt aber auch Menschen, die solch eine thematische Vorlage nicht brauchen oder wollen, die einfach den instinktiven Trieben oder Eingebungen folgen, die körperliche, emotionale und psychische Grenzbereiche direkt und ohne bestimmte Vorlagen, quasi als Selbstzweck sehen.
Ich sehe Beides als völlig normal an und denke auch, dass diese beiden Varianten in der Regel nicht sortenrein vorkommen und sich mehr oder weniger in jedem individuellen BDSM beide Anteile mischen.
Unterschiede gibt es vielleicht in der individuellen Fantsie oder Vorstellungskraft, je nachdem, ob man mehr auf die eigene Kreativität baut oder sich mehr an Dritten oder an gesehenem Geschehen orientiert. Bereits ein permanent etabliertes D/S-Machtgefälle bzw. ein dazu vereinbarter Metakonsens stellt m.E. eine Vorgabe, eine gewisse Rolle dar, auch wenn es keine konkreten Verhaltensregeln oder Strafen vorsieht.
Aber nun zu deinem eigentlichen Thema:
Mein SM hat vor 45 Jahren tatsächlich auch mit ganz konkreten Vorlagen entwickelt. Das waren detaillierte Berichte von Amnesty International zu Foltermethoden, vor Allem im damaligen Vietnamkrieg. Das hatte m.E durchaus Edgeplayqualitäten.
In der Folge habe ich mir alles mögliche an Literatur besorgt, was irgendwie in diese Richtung ging und teilweise versucht das real nachzustellen oder auch nur im Kopfkino nachzuerleben.
Dazu gehörte alles was irgendwie mit Zwang oder Gewalt zu tun hat:
• Kriegs- und Folterszenen
• Verhöre, Prozesse und
• die anschliessenden Sanktionen und Hinrichtungen
• Hexenprozesse und Berichte zu Exorzismus
• Medizinische und psychiatrische Zwangsbehandlungen
• Psychoterror und Angstsituationen (... Psychothriller lese ich heute noch gerne)
• Versklavung in verschiedenen früheren Epochen
• Versklavung, Zwangsprostitution in der Neueren Zeit
• Fantasyromane mit dem zentralen Thema "Sklaventum"
• Bücher und Berichte über Massenmörder, Vergewaltiger und Psychopathen
...
All das hat bei mir einerseits eine tiefe Abscheu, teilweise wirklich Ekel hervorgerufen und andererseits haben mich viele Szenen und "Bilder" daraus seltsam angemacht.
Es hat sich eine sehr ambivalente Gefühlswelt daraus entwickelt, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Worauf ich hinaus will, ist dass all diese thematischen Vorlagen wunderbaren stoff für Rollenspiele abgeben. Meines Erachtens braucht es da keinerlei Anregungungen oder Ideen, denn diese Bilder stecken in der einen oder anderen Form in jedem Menschen mit sadistischer oder masochistischer Neigung.
Es geht letztlich nur darum, dass man sich traut zu ihnen zu stehen und dass man diese teilweise sehr extremen Fantasien auf einvernehmlicher Basis und ethisch vertretbar kanalisieren kann.
Dann ist man in meinen Augen einvernehmlicher BDSMer. Wie weit man dabei tatsächlich geht, entscheidet dann ob es Edgeplay ist oder nicht, nicht der eigentliche Inhalt.
Ich für mich habe dann sehr bald festgestellt, dass mich nicht die eigentlichen Szenen oder Handlungen kicken, sondern die Gefühle die dabei entstehen.
Tatsächlich erregt mich eben nicht das reine Leid oder die reine Lust.
Körperlicher, emotionaler und psychischer Ausnahmezustand in eben diesem Grenzbereich zwischen Lust und leid ist das was mich erregt. Auch ich schaffe Rahmenbedingungen, keine festen Settings oder Rollenvorgaben (danke an dieser Stelle
@**ey) und lasse mein Gegenüber so authentisch Mensch sein wie mich selbst.
Deswegen versuche ich genau diese Zustände zu erzeugen, Edgeplay eben, brauche ich das Drumherum, die Rahmenhandlung nicht mehr wirklich, sondern nur noch die essentiellen Gefühle und Emotionen.
Ich empfinde das alles als relativ unkompliziert, weniger kompliziert als komplexe Rollenvorgaben, weil wir einfach authentisch "wir selbst" sind.
Was will ich dir liebe TE damit sagen? Versuche deine eigenen Fantasien zu entdecken, suche in deinen eigenen Abgründen und du wirst soviel Anregungen finden, dass du gar nmicht mehr alles ausleben kannst. Retorte ist gut, trifft aber selten genau ins Ziel.
LG BoP (m)