Das ist wirklich ein schwieriges Thema und ich musste mich erst duch den gesamten Faden lesen, bis ich dann den letzten Beitrag von Talpa und das Fazit von der TE gelesen habe.
Alle drei im Fazit genannten Umstände würde ich auch als Grund für ein Einschreiten ansehen.
Vor allem das Ignorieren von "Mayday", da dies ja nun einmal ein allgemein übliches Safeword ist und ja jeder das Märchen von Peter und dem Wolf kennt. Damit "spielt man " einfach nicht.
Und dann ist es doch tatsächlich so, dass man auf einer öffentlichen Veranstaltung auch die Akteure ansprechen kann.
Wenn hier Überlegungen angesprochen werden, dass man ja nicht eine Session von zwei Leuten leichtfertig "stören" will, ist das zunächst einmal richtig.
Die hier teilweise genannten Umstände sind aber ja keine Banalitäten. Und dann bekommt hier eben für mich die Tatsache erhebliche Bedeutung, dass man eben "öffentlich" agiert.
Wer nun unbedingt will, dass man ihn nicht stört, der geht eben nicht auf eine öffentliche Veranstaltung. Wenn ich dass dann aber doch tue, muss ich eben damit rechnen, dass andere auf zumindest fragwürdiges Ausagieren entsprechend re-agieren.
Ich wundere mich auch, wenn sich Swingerclubbesucher, darüber aufregen, dass sich andere einfach dazugesellt haben. Natürlich ist ungefragtes Mitmachen nicht in Ordnung. Aber wenn ich in einen Club gehe, dann muss ich damit rechnen, dass ich eben auch einmal einem anderen Besucher sagen muss, dass er nicht erwünscht ist. Das nennt man "Kommunikation" Und SM ist für mich eben auch eine Form von - wenn auch oft schräger - Kommunikation.
Und wenn ich nicht kommunizieren möchte, gehe ich nicht in einen öffentlichen Raum.
Und dann es ist eben leider NICHT so, dass wir es im BDSM Umfeld immer mit nach dem SSC Kodex handelnden Menschen zu tun haben. Auch wenn es manche hier immer wieder gerne so darstellen, als wäre die BDSM-Welt ach so heile. Und alle Protagonisten so im Reinen mit sich und dem anderen.
Safe ist BDSM für mich schon aus grundsätzlichen Erwägungen nicht.
Consensuell ist ebenfalls ein sehr heikles Thema im BDSM, weil es durchaus devote gibt, die ihren Kick aus einer möglicher Weise fragwürdig non-con Situation ziehen.
Und sane ....
ach herrje, will das wirklich einer in der postfaktischen Welt behaupten????
Wenn sich also, wie im Fazit von der TE genannt, echte Hinweise ergeben, dass eine Session aus dem Ruder läuft, dann gehe ich dahin und versuche ganz höflich und wertfrei die Aufmerksamkeit des Doms auf mich zu ziehen und ziege mich erst einmal interessiert an dem treiben. Und schaue dann, wie darauf reagiert wird.
Im Zweifel habe ich damit einem unreflektierten und zügellos agierenden Dom aus seinem Treiben gebracht und er wacht vielleicht aus seinem Alptraum (bzw. dem der sub) auf.
Wer sich dadurch in seinem berühmten "Flow" gestört fühlt, "spielt" (wie ich dieses Wort hasse) eben besser zuhause.
Und dieses "selber Schuld"-Gerede, finde ich im BDSM Kontext auch sehr fragwürdig.
Es ist eben gerade nicht so, dass jede Devote so viel Eigenverantwortung hat, dass sie eine für sie unangenehme Situation abbrechen kann. Es ist gerade diese fehlende Eigenverantwortung, die manch eine devote Person erst zu einer devoten macht.
Und da braucht es dann einen verantwortungsbewussten Dom, um hier keine zu große Asymmetrie entstehen zu lassen. Ich kann auch keine Masochistin, die im "Subspace" ist, einfach sinnlos weiter misshandeln, weil die so vollgepumpt ist mit Adrenalin und Endorphinen, dass die gar nichts mehr mitbekommt und mir "härter" und "mehr" entgegen lallt.
Deshalb ist ja auch diese ganze Safeword Sache für einige Devote eben gerade nicht so einfach, wie so oft behauptet wird.
Und gerade hier im Forum gab es schon Äußerungen wie "Wenn sie ihr Safeword nicht sagt, ist sie selber schuld!" "Oder jeder muss seine Handlungen eigen-verantwortlich betrachten".
Wer so etwas sagt, macht es sich in meinen Augen beim BDSM definitiv zu einfach und ist für mich als verantwortungsbewusster BDSM-ler leider raus.
Also ist das offensichtliche Ignorieren eines "Mayday" IMMER ein Grund zum Einschreiten, denn spätestens hier hört der Metakonsens für mich auf....