Ein sehr spannendes Thema. Beim Lesen eurer aller Beiträge musste ich die ganze Zeit an emien Tätigkeit als Erste Hilfe Ausbilder zurückdenken und an die unendlichen Diskussionen mit den Teilnehmer*innen zum Thema "Eingreifen". Dieses Thema begleitet mich bis heute auch im beruflichen Bereich und lässt sich auf eine einfache Aufforderung zusammenfassen: "Speak up!" Also im Zweifel einfach fragen / auf etwas aufmerksam machen.
Natürlich handelt es sich in beiden Fällen nicht um BDSM, in denen sich eine Person bewusst in eine hilflose Situation bringt. Und ja, die Hemmschwelle anderen eventuell das Spiel zu versauen ist sehr gross. Und eines könnt ihr mir glauben. Auf Anhieb zu erkennen, ob jemand in Lebensgefahr ist oder sich nächstens schwer verletzen wird, ist alles andere als einfach, wenn die Umstände nicht eindeutig dafür sprechen. Also zum Beispiel Stromspiele mit einer Starkstromleitung
Was könnte man tun?
Wenn man selbst ein schlechtes Gefühl bezüglich einer Situation hat könnte man:
1) näher ran gehen. Vielleicht erkennt man dann Dinge, die man in den eher weniger gut beleuchteten Räumen aus der Nähe besser sieht und entsprechend anders einschätzt
2) im Zweifelsfall andere Zuschauer ansprechen und die eigenen Beobachtungen mitteilen
3) einen der direkt beteiligten Personen ansprechen
4) den Veranstalter hinzuziehen
5) sofort selbst eingreifen
6) Die Spielszene verlassen
Im Prinzip geht es doch am Ende um einen selbst. Um die eigene Entlastung von Gefühlen, die man in diesen Momenten spürt. Wenn ich nichts tue, nehme ich die schlechten Gefühle mit nach Hause und habe grosse Mühe, das erlebte abzuhaken, weil die Situation für mich ungeklärt bleibt. Dies kann sehr wohl auch ein Aspekt von Eigenschutz sein. Eigenschutz hat immer und überall Vorrang.
Ein anderer Aspekt ist die Befürchtung, eine Hilfeleistung unterlassen zu haben. Deshalb sollte man sich Hilfe holen, wenn man sich selbst nicht traut einzugreifen.
Und zum Schluss: wie oft ist an einer Playparty tatsächlich der Notarzt erschienen?
Nach 15 Jahren Notfallstation in einer Grossstadt, weiss ich von genau einem BDSM Unfall der üble Folgen hatte und das war erst nicht auf einer Playparty, sondern im häuslichen Umfeld geschehen. Ein Strappado, bei dem das übergewichtige Opfer das Bewusstsein verlor und in der Folge in sich zusammensackte. Das Ergebnis waren zwei dislozierte Schultergelenke.