Die Marionette
Ich merke, dass es wieder Zeit wird zu schreiben für mich. Doch jedesmal stehe ich vor der gleichen Hürde. Ich weiß, dass ich keine Schreiberin bin, nichts davon habe ich gelernt und schaue mir auch gar nichts von anderen ab. Ich lass einfach nur völlig ungefiltert raus, was gerade durch meinen Kopf rauscht. Nachdenken Fehlanzeige! Wenn ich einen Text schreibe gibt es keinen Moment des Überdenken, sondern nur puren Fluss. In dem Moment durchlebe ich alles, weiß aber, dass es für die Welt da draußen schwierig ist zu verstehen. Meine Texte sind nichts für die Masse, sondern der Strom, der durch meinen Kopf fließt zu diesem Zeitpunkt. Niemals weiß ich, was ich vorher schreibe. Nur weiß ich, dass sich mit jeder Erkenntnis über mich selbst meine Texte ändern, auch wenn sie im Kern alle um das gleiche Thema kreisen.Ich hoffe, dass ich in dieser Gruppe neue Eindrücke gewinne, die ich in meinen Texten verarbeiten kann, besonders jene, die mir schwer fallen zu akzeptieren. Um die Lage hier zu checken poste ich erstmal einen meiner schon geschriebenen Texte und schaue ob man das hier so bringen kann... Ich hoffe, ihr könnt auch etwas für euch daraus ziehen und wünsche euch viel Spaß beim lesen und Blick in meine kleine Welt.
LG kitty
Die Marionette
Ich habe keine Wahl.
Ich bin willenlos, ausgeliefert und austauschbar.
Ich bin das Objekt, die Puppe.
Je mehr ich mich dieser neuen Rolle annehme, desto unstillbarer wird mein Verlangen nach dir.
Du hast alle Möglichkeiten.
Du bist willensstark, mächtig und kompromisslos.
Du bist der, der lenkt und nimmt, der Puppenspieler.
Dich habe ich sofort verstanden.
Kapitel 1: Im Taumel erwacht
Ein Augenklimpern. Wo bin ich? Irgendetwas stimmt nicht. Nochmal - Augenklimpern. Zu Hause im Bett, bei meinen Eltern, bei jemand Fremden? In der Schwebe? Aufgrund des Körpergefühls entscheide ich mich für Letzteres und reiße nun meine Augen auf.
Frei, viel zu frei denke ich und versuche zu strampeln, doch da ist nichts, keine Fläche unter mir. Schreien, denke ich, ich probier´s mit schreien, aber es geht nicht. Mein Mund ist schon zu sehr geöffnet. Ich kann nicht sagen wodurch, aber irgendetwas bringt ihn dazu unweigerlich geöffnet zu sein, so dass statt eines Schreis nur ein kümmerliches Stöhnen erklingt.
Ich kann nicht verhindern, dass dabei etwas Sabber aus meinem Mund tropft. Ein wenig benommen schaue ich dem Tropfen, der sich aus meinem Mund löst, nach, in der Hoffnung er würde mir einen Weg weisen, mir erklären, wo und wieso ich hier bin. Vielleicht würde er aber auch einfach nur im großen, weiten Nichts verschwinden und mir sagen, dass dies alles gerade gar nicht Teil meiner Realität ist, sondern nur eine weitere Ebene innerhalb meines Traumes.
Der Tropfen fällt nicht in die Weite eines unendlich leeren Raumes, sondern landet auf einem harten dunkelgrauen Betonboden, der mir jetzt unmissverständlich klar macht, dass ich mich nicht in meinem warmen, weichen Bettchen befinde, auch nicht auf einer weiteren Traumebene, sondern in der knallharten Realität. Ein weiterer Blick nach hinten, unter mir zeigt mir, dass mein Körper an vielen Seilen freischwebend im Raum taumelt. Ich will es nicht sehen, ich will es nicht fühlen, diese schwebende Freiheit und gleichermaßen Gefangenheit in der ich mich befinde.
Der pure Überlebenstrieb reißt meine Augen weiter auf als jeder Traum es zulassen würde, weiterer Speichel bildet sich in meinem sonst völlig ausgetrocknetem Mund, läuft an mir herab. Ich verfolge ihn nicht. Mein Blick reißt sich nach vorn, mein Körper windet sich hilflos in den Seilen. Es ist ausweglos, doch der Überlebenskampf lässt es nicht zu, mich einfach in den Seilen hängen zu lassen. Ich muss diese Situation verstehen, auch wenn ich es nicht will. Ich will nur weg von hier. Frei sein mit der Sicherheit des Bodens unter mir.
Stattdessen strampel ich wie ein kleines Baby, dass noch nicht fähig ist zu krabbeln oder ein Mensch, der kurz vor dem Ertrinken ist. "Bitte, bitte, erlöse mich, denn ich kann es nicht tun in diesem Moment", geht es mir durch den Kopf. Kampf, Hass, Panik steigt in mir auf und der absolute Fluchtgedanke. Die Flucht wird nicht gelingen. Angst vor der drohenden Erschöpfung kommt hinzu. Es wird nichts bringen hier weiter zu strampeln. Der Gedanke wächst in mir und bringt eine langsam über mich legende Ruhe mit sich.
Kurz gelingt es mir, die Sicherheit der Seile zu spüren. Am liebsten würde ich meine Augen schließen und warten bis ich irgendwo anders wieder aufwache, irgendwo an einem Ort, an dem es mir klar ist, wie ich hier her kam.
Ein Geräusch lässt meine Augen wieder blitzschnell öffnen. Ich bemühe mich meinen Kopf nach vorne zu richten und dem Geräusch zu folgen. Der dunkelgraue Betonboden macht eine Stufe. Viel zu langsam folge ich mit meinem Blick dieser Stufe hoch und sehe ein weiteres Material, Holz, Ebenholz. Ich weiß nicht wie ich darauf komme, eigentlich ist es jetzt auch egal, aber meine Haltung in den Seilen, die eigentlich meinen Blick nach unten zwingt, lässt mich alles viel langsamer aber intensiver wahrnehmen.
Ein Fuß, ein Sitz, nein ein Thron, wieder zurück, ein Fuß! Jetzt gehen die Gedanken wieder blitzschnell. Es ist jemand hier! Er ist es. Kann er mich befreien? Hat er mich hierhin gebracht? Warum tut er das? Was will er? Angst und Hoffnung durchströmen gleichzeitig meinen Kopf.
Mein Körper will erneut beginnen zu strampeln. Mein Geist fleht: "Bitte, helfen Sie mir, bitte." Ruhe oder Aufregung? Ruhe oder Auflehnung? Ruhe oder Angst oder Hass oder.. was? Ruhe... Mein Körper ist zu nichts anderem was jetzt Sinn machen würde fähig, zu verdammt aussichtslos meine Situation, und mein Geist entscheidet sich spontan, aber gegen alle sonst üblichen Prozesse, für Hilfe annehmen.
Kapitel 2 folgt...