Erotik erzeugt Lust und führt zu Sex. Oder halt eben nicht. Wer gerade Lust hat, für den ist vieles erotisch. Wer Sex hat, hat da hoffentlich auch Lust zu und findet es erotisch.
Drei unterschiedliche Begriffe, die sich überschneiden, sich aber mindestens gegenseitig beeinflussen.
Woher kommt der schlechte Ruf der Erotik?
Zum einen vielleicht daher, dass wir die Begriffe meist in einen Topf werfen, und dass wir im christlichen Abendland immer noch moralisch davon geprägt sind, dass Erotik/Sex/Lust etwas sündiges/falsches hat, und falsch einfach falsch ist.
Alle Weltreligionen versuchen das Thema Lust zu zähmen. Kein Wunder, denn "wehe wenn sie losgelassen... ".
Lust, und die stärker Form Begierde oder Gier, ist mit die stärkste Motivation zu handeln.
Ich denke, dass nicht die Erotik den schlechten Ruf hat, sondern eher die Lust, die daraus entsteht.
Schön für den/diejenige(n), der/die Lust auf etwas hat. Bescheiden für den/diejenige(n), die/der nicht mehr Ziel dieser Lust ist. Schlimmer noch für alle, die von der Lust eines anderen unwillentlich überrollt werden.
Begehren und Gier führen überwiegend in die Katastrophe. Der Mensch hat es ja nicht so mit dem Maßhalten.
Erotik, als initiierendes Moment für Lust, wird da gleich "mit verhaftet".
Ein zweiter Punkt fällt mir auch noch ein: Erotik ist intim, nicht öffentlich. Erotik wird aber in der Regel dort in die Öffentlichkeit "gezerrt", wo ein marktwirtschaftliches Interesse besteht. Den meisten Filmproduzenten gelingt nur der Abklatsch eines Vögel-Rituals mit wechselnden ProtagonistInnen und einer vorhersehbaren Story. Dialoge erschöpfen sich oftmals im Dirty-Talk, von Lauten geheuchelter Anstrengung und Erregung untermalt. Die Zielgruppe der Abnehmer hierfür unterscheidet sich scheinbar deutlich von der Gruppe TeilnehmerInnen, die eine Gesellschaft prägen. Dass ein Thema dann nicht in der Mitte der Gesellschaft steht, oder missverstanden wird, ist nicht überraschend.
Ein Film, in dem ein alterndes Paar nach 35 Jahren Ehe noch täglich gegenseitig versucht, sich erotisch zu verführen, wird kein Blogbuster werden, weil wir einfach zu sensationsgeil sind.
Ich denke, dass eigentlich die meisten den Begriff "Erotik" irgendwie gut finden, aber von dem, wo es fälschlicherweise drauf steht, enttäuscht sind.
Da Erotik eng mit Intimität verknüpf ist, werden etliche einfach nicht darüber reden wollen, wie sie Erotik finden. Kritiker hingegen beziehen die Befriedigung ihrer Motivation aus der öffentlichen Äußerung, und damit sind sie lediglich präsenter.
In meinem Freundeskreis (mal die Nicht-Joyler betrachtet) kann man über Erotik offen sprechen, aber es besteht eben kaum mal das Interesse daran, die eigene Erotik offen zu legen. Ich habe nicht den Eindruck, dass es als schmuddelig empfunden würde. Andererseits kostet es natürlich Überwindung, sich über die eigene Intimität zu äußern. Das ist auch ok so. Dort wo sich Erotik aufdrängt, wird sie übergriffig und verliert ihre Schönheit.
...so, wer es geschafft hat, bis hierhin zu lesen, ist heldenhaft!