Diese 24-Stunden-Tankstelle, die es neuerdings in unserer Kleinstadt gab, wurde ohne besonderen Vorsatz zu unserem abendlichen Treffpunkt. Wir, ein kleiner Haufen Alt-Mercedes-Fahrer und -Fans, die vorzugsweise ihre Heckflossen oder Strich-Acht-Diesel spazieren fuhren. Nach Feierabend steuerte man die Tankstelle an, so üblich wie für andere der Gang in die Stammkneipe.
Ein Kaffee, eine Cola, ein bisschen Small-Talk und selbstverständlich der Austausch über Quellen für Teile für unsere betagten Schmuckstücke. Ein kleiner Kreis entstand, zu dem Simone, die blonde Nachtbedienung, irgendwie auch bald gehörte.
Und dann kam jener Freitagabend, an dem es mich nicht nach Hause zog, weil meine Frau über das Wochenende zu einem Lehrgang gereist war. Es wurde 00:00 Uhr und wir hingen noch zu dritt an der Tankstelle herum. Um kurz nach Zwei schlief die Stadt bereits tief und fest. Der Letzte ließ seinen Diesel an und macht sich auf nach Hause.
Ich ging noch einmal hinein, unschlüssig, ob ich ebenfalls den Heimweg antreten sollte oder noch einen Kaffee aus dem Automaten nehmen. Simone plauderte mit mir. Sie war eine hübsche junge Frau, aber wohl schon ein wenig älter als ich mit meinen 22 Jahren. Irgendwann sah sie auf die Uhr. "Ich hab um Drei Feierabend. Magst du dann noch mit zu mir kommen? Vielleicht auf einen Kaffee?"
Sie sah mich auf eine Weise an, die deutlich signalisierte, was sie meinte. Nach tausend Gedanken und Gefühlen, die in mir stritten, antwortete ich nur: "Ich bin verheiratet". Und sie nickte.
Sie hat ihr Angebot danach niemals wiederholt.