Zu Fuß zum Gipfel
Sie küsst für ihr Leben gern. Dann schmilzt sie in seinen Armen wie Butter in der Sonne. Gerät an die Grenze zur Ekstase. Seine Lippen auf ihren, die Zungen tanzen eng umschlungen miteinander. Der Speichel des einen vermischt sich mit dem des anderen. Der Kuss ist Vorspiel und Vereinigung zugleich.Und genau das ist diesmal das Problem: Sie leidet seit Tagen an einer schmerzhaften, eitrigen Entzündung am Zahnfleisch. Zur Bekämpfung hat sie schon alles mögliche an Hausmitteln ausprobiert; selbst die desinfizierende Flüssigkeit, die die Apothekerin ihr empfohlen hat, hat keine Linderung gebracht. Sie kommt wohl um den Zahnarztbesuch nicht herum. Morgen um zehn Uhr zwanzig hat sie einen Termin. Es ist ihr ein bisschen bang, und sie hofft, dass sich die erkrankte Stelle mit Antibiotika kurieren lässt.
Und heute Abend? Sie ist mit ihrem Liebsten verabredet. Seit zwei Wochen haben sie sich nicht gesehen. Telefonieren hat sich schwierig gestaltet, da er beruflich im Ausland unterwegs gewesen ist. Sie sehnt sich deshalb umso mehr nach seiner Stimme, aber auch nach seinem Duft, seiner Wärme, seinen Berührungen. Und ganz besonders nach seinen Küssen! Oh, er küsst so umwerfend gut! Ja, umwerfend ist das richtige Wort. Sie schmunzelt. Verzieht aber direkt das Gesicht, weil ein ziehender Schmerz sie im selben Moment an das Dilemma in ihrem Mund erinnert.
Da kann sie gurgeln und spülen ohne Ende, der Eiter kommt immer wieder. Es bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als diesmal auf diese wunderschöne Choreographie des Küssens zu verzichten.
Frisch geduscht und in einem durchaus aufreizenden Outfit steht sie schließlich vor seiner Tür: Ein schlichtes schwarzes Kleid, das ihre Rundungen vorteilhaft betont. Halterlose Strümpfe - so wie er es liebt. Nachdem er sie eingelassen hat, zieht er sie an sich, atmet ihr Parfum ein, sucht ihren Blick, ihren Mund. Seine Lippen finden ihre - die jedoch fest zusammen gepresst sind.
Erstaunt sieht er seine Geliebte an: "Was ist los?"
Sie zuckt die Schultern, die Augen auf den Parkettboden gerichtet. Druckst unentschlossen herum und will nicht mit ihrer vermeintlichen Schmach herausrücken.
Er legt ihr einen Finger unter das Kinn und zwingt sie so, ihn anzusehen: "Sag schon, ich mache mir Sorgen! Was ist passiert, dass du meinen Kuss nicht erwiderst? Ich weiß doch, wie verrückt du nach dieser Art von Lippenbekenntnissen bist. So kenne ich dich nicht."
Widerstrebend nur entlässt sie ein Wort aus ihrem Mund: "Ntzündng."
"Ntzündng?", bohrt er nach und überlegt kurz. "Du meinst Entzündung?"
Sie nickt beschämt mit dem Kopf. Es ist ihr unglaublich peinlich, dass der Mund nach ihrem Empfinden schmutzig ist.
Er lässt nicht locker: "Hast du eine Hals-Racheninfektion? Du willst mich nicht anstecken?"
Diesmal schüttelt sie den Kopf.
Ratlos will er wissen: "Mein süßer Schatz. Nur redenden Leuten kann geholfen werden. Und reden kannst du doch."
Sie nickt, und auf ihre Lippen schleicht ein kleines Lächeln.
"Also, Liebelein, schieß los! Weih mich ein in deine geheime 'Ntzündng'!"
Sie erklärt ihm in knappen Worten, was los ist, woraufhin er ihr Antlitz mit beiden Händen umschließt: "Liebelein. Ich habe eine Idee. Und ich bin mir sicher, du wirst bald keinen Gedanken mehr an dein Malheur verschwenden."
Sagt es und hilft ihr aus dem leichten Kurzmantel, den sie immer noch nicht ausgezogen hat. Anschließend führt er sie in sein Wohnzimmer zu der mit dunkelbraunem Leder bezogenen Recamière und bittet sie, Platz zu nehmen. Er kniet sich vor sie auf den holzgedeckten Boden nieder und befreit sie liebevoll von den glänzenden Pumps.
Sie ist erleichtert, dass er so unkompliziert über ihr aktuelles Handicap hinweggeht, wegen dem sie sich im Vorfeld so viele Gedanken gemacht hat, und freut sich auf eine schöne Zeit mit ihm. Gleichzeitig ist sie gespannt darauf, was er wohl vorhat.
Sie wackelt kokett vor seinem Gesicht mit den bestrumpften Zehen und lächelt den geliebten Mann an. Er gibt das Lächeln mit einem verführerischen Augenaufschlag zurück und ergreift ihren rechten Fuß.
Sanft beginnt er, den kleinen Zeh zu streicheln und zu kitzeln. Sie kichert leise und macht es sich bequem. Schließt die Augen, um sich ganz auf seine Aktionen konzentrieren zu können. Nach einer Weile drückt und rollt er das kleine Fußglied zärtlich zwischen den Fingern.
Diese Behandlung wiederholt er am nächsten Zeh, und sie seufzt zufrieden.
Als er mit allen Fünfen fertig ist, nimmt er die Fingerknöchel zu Hilfe und streicht fest über die Sohle, was ihr durch und durch geht. Ein Schauer der Verzückung durchläuft ihren Körper.
Dem festen Druck durch die Knöchel folgt wieder ein leichtes Streicheln, das er in einer Kitzelei gipfeln lässt.
Sie will ihren Fuß giggelnd wegziehen - unmöglich! Unnachgiebig hält er diesen in seiner Hand. Nachdem sie sich wieder beruhigt hat, legt er ihn ab und greift nach dem anderen.
Auch hier verwöhnt er einen Zeh nach dem anderen, und sie entspannt sich immer mehr.
"Mmmh! Wo hast du das denn gelernt? Hast du noch mehr solcher versteckte Talente?", will sie wissen.
"Liebelein, ich bin doch noch gar nicht fertig!", erwidert er und nimmt wiederum den ersten Fuß auf.
Trotz ihrer Neugier hält sie die Augen geschlossen, um seine Behandlung möglichst intensiv zu genießen.
So spürt sie, wie seine warmen, feuchten Lippen ihren kleinen Zeh zunächst zart küssen und ihn dann komplett umschließen. Er beginnt, daran zu nuckeln und ihn mit der Zungenspitze zu necken.
Sie ist hin- und hergerissen. Auf der einen Seite hat sie das Bedürfnis zu lachen, da sie an den Füßen sehr berührungsempfindlich ist. Auf der anderen Seite durchströmt sie ein wohliges Kribbeln, das sie gar nicht erwartet hat. Ihr Schoß ist gut durchblutet, fühlt sich warm an und wird langsam feucht.
Sie lässt sich fallen, ist entzückt von den Empfindungen, die ihr Liebster in ihr auslöst. So nimmt sie ihren Körper kaum mehr wahr und befindet sich in einer Art Schwebezustand. Die ganze Konzentration ist dort, wo sein Mund virtuos das Spiel des Verwöhnens vollführt.
Sie seufzt und gurrt, signalisiert ihm damit, dass er alles richtig macht. Dass er ja nicht aufhören soll.
Es ist für sie eine neue Erfahrung, dass ein Mann vor ihr kniet und ihre Füße auf diese besondere Art und Weise behandelt. Es erregt sie, sich wie eine Königin in einer erhöhten Position zu räkeln, während der Lustsklave seine Arbeit macht.
Sie spürt seine Zunge zwischen den Zehen, das fordernde Saugen seiner Lippen. Kann es nicht verhindern, dass ihre Atmung schneller wird.
Als er schließlich den gesamten Vorderfuß in den Mund nimmt und daran lutscht, hat sie das Gefühl, ihn zu ficken. Ein Orgasmus, wie sie ihn noch nie erlebt hat und auch nicht hat vorstellen können, überrollt sie.
Er bemerkt das und setzt das sanfte Liebesspiel fort, bis sie langsam wieder auf der Recamière zu landen scheint. Er massiert ihre Füße nur noch leicht und bezieht die Waden mit ein.
Sie entspannt sich derweil und ihr Atem normalisiert sich wieder. Sie taucht auf aus den Wogen der für sie neuen Lust und öffnet glücklich die Augen.
Die Blicke der beiden sind dunkel vor Begehren, und ein paar Minuten verharren sie so in gegenseitiger Bewunderung und Dankbarkeit.
Wie sie nun weiter machen? Arm In Arm gekuschelt einen Film ansehen? Wird er seine Küsse an ihren Schenkelinnenseiten weiter nach oben wandern lassen? Sie nochmals zum Höhepunkt bringen?
Oder wird sie jetzt mit ihren Füßen aktiv? Revanchiert sich bei ihm?
Das ist aber eine andere Geschichte…
Copyright by Regina2