Dieses verdammte Lächeln
Er sitzt, die Beine übereinandergeschlagen, im lässigen Strellson-Anzug auf einem Stuhl mit Armlehnen, und sein Blick wandert meinen Körper hinab und wieder hinauf. Er lächelt leise. Manche Männer ziehen einen mit Blicken aus, aber er tut das nicht. Ihm gefällt offenbar, dass ich noch etwas anhabe.Dieses Etwas ist eine Corsage, schwarze Spitze, vorne mit Ösen und hinten geschnürt. Die Corsage drückt meinen Busen hoch, und weil sie so knapp sitzt, muss ich aufpassen, dass mir die Brüste nicht herausrutschen. Das gefiele ihm nicht, glaube ich. Vorsichtige Bewegungen sind angesagt.
Zu der Corsage trage ich Halterlose und einen knappen Slip, auch alles schwarz. Und schwarze High Heels, in denen ich gerade so eben stehen kann. Schwindelerregende Plateausohlen! Laufen wird schwierig. Aber genau so wollte er es haben - vermutlich ist das der Grund, weshalb er sie mir mitgebracht hat: Er weiß, dass ich in den Dingern nicht laufen kann. Es scheint ihm zu gefallen, dass ich durch die Schuhe gebremst bin. Einfach ausziehen kann ich sie nicht, weil sie Riemchen haben, die mehr Stabilität geben als schlichte Pumps, aber genau dadurch verhindern sie, dass ich weglaufen kann. Er muss mir gar keine Fußfesseln anlegen - die Schuhe erfüllen diesen Zweck ganz hervorragend.
Ich stehe etwa zwei Meter von ihm entfernt. Am Bett bin ich näher dran, notfalls kann ich dort Halt finden. Aber erstmal will ich abwarten, was er mit mir vorhat. Ich beiße die Zähne zusammen und ignoriere meine leise vor sich hin jammernden Füße.
"Ich möchte, dass du jetzt deinen Slip ausziehst", sagt er leise, noch immer lächelnd. Er formuliert es wie einen Wunsch, aber das ist es nicht. Es ist eine Anordnung, die ich zu befolgen habe. Daran gibt es keinen Zweifel.
Ich habe neulich schon einmal erlebt, was geschieht, wenn ich seinen Anordnungen nicht folge, ihm sogar widerspreche. Er schlägt mich nicht oder sowas, er benutzt keine physische Gewalt. Er ist aufgestanden und gegangen. Kein Wort, kein Blick, nichts, einfach gegangen. Ich habe danach versucht, ihn anzurufen, weil ich völlig verwirrt war, aber er hat mich zwei Tage lang komplett ignoriert. Das Wochenende war die Hölle.
Am Montagabend rief er mich dann an, als ob nichts gewesen wäre. Charmant wie immer, höflich wie immer. Und am nächsten Morgen stand er vor meiner Tür, völlig unerwartet, ziemlich früh, noch vor der Arbeit. "Ich werde dich jetzt ficken", kündigte er ganz ruhig an, schob mich ins Schlafzimmer und legte los. Er weiß ganz genau, was es in mir auslöst, wenn er sich so gibt, einfach mit mir macht, was er will: Ich werde schlagartig geil. Feucht? Eine Untertreibung. Er nahm mich an dem Tag von hinten - das tut er zu gerne. Er kam recht schnell, ich war noch nicht so weit, aber er sagte, mehr gäbe es an dem Morgen nicht. "Du weißt, warum du unbefriedigt bleiben musst?", versicherte er sich. Ich nickte. "Gut. Und du wirst es dir jetzt auch nicht selbst machen." Wieder sagte er es höflich, allerdings ernsthaft, ohne sein Lächeln, für das ich alles geben würde. Und weil ich mir sein Lächeln mehr wünschte als alles andere, nickte ich nochmal und ließ ihn ziehen.
Und heute stehe ich also vor ihm, bemüht, es ihm recht zu machen, damit er nicht wieder einfach verschwindet und mir statt dessen sein Lächeln schenkt. Ich hake meine Daumen in den Rand meines Slips und ziehe ihn herunter. So weit alles gut, aber nun muss ich ein Bein heben, um aus dem Höschen herauszusteigen. Vorsichtig versuche ich, die Balance zu halten. Es klappt, erstes Bein ist draußen. Ich hebe das zweite kurz an, wackle, stelle es schnell wieder hin. Ein Blick zu ihm: Er beobachtet mich mit hochgezogener Augenbraue. Noch ist er nicht unzufrieden, aber er erwartet, dass ich jetzt fix den Slip loswerde. Ich reiße mich zusammen, hebe das Bein an, ziele mit dem Fuß ein Stückchen nach rechts - geschafft! Ich lasse das Höschen auf dem Boden liegen und richte mich erleichtert wieder auf.
Er schmunzelt. "Und jetzt komm mal bitte her zu mir!" Wieder klingt er höflich, und wieder ist es ein Befehl, dem ich zu folgen habe. Vorsichtig stöckle ich auf ihn zu, nach der Übung mit dem Höschen sind die Schritte jetzt fast ein Kinderspiel. Fast. Ich erreiche ihn, erleichtert, dass ich nicht lang hingeschlagen bin. Elegant wird es aber nicht ausgesehen haben.
Ihn scheint das nicht zu stören. Er streckt die Hand aus und schiebt sie zwischen meine Schenkel, um zu prüfen, wie erregt ich bin. Zufrieden nickt er. "Dreh dich um und beug dich vor. Ich möchte, dass du mir deine Fotze präsentierst."
Natürlich gehorche ich sofort und recke den Hintern heraus, während ich die Hände auf den Knien abstütze. Ich spüre seine Finger, mit denen er langsam an meinen äußeren Schamlippen entlangfährt, die weit auseinanderklaffen. Die sanfte Berührung reizt mich nur noch mehr. Er weiß genau, dass er mit Grobheit bei mir gar nichts bewirkt. Statt dessen provoziert er mich.
Mein Körper lechzt danach, dass dieser Mann in mich eindringt: Finger, Schwanz, Zunge, wenn er die so weit herausstrecken kann - ganz egal, Hauptsache, ich kann ihn in mir spüren. Meine ganze Welt, mein Fühlen und die Reste des Denkens, die mir noch geblieben sind, alles kennt nur noch einen Fokus: diesen Punkt tief in mir… von dem er aber noch meilenweit entfernt ist, so scheint es mir. Er hat es nicht eilig, spannt mich auf die Folter. Wenn andere Doms mit Schmerzen arbeiten, wie Folterkammern ausgestattete Zimmer benötigen, braucht er nur eine Uhr als Folterwerkzeug. Die Zeit arbeitet für ihn, denn das ist seine Art, seine Dominanz zu leben: Alles hat in seinem Rhythmus zu geschehen. Ungeduld wird nicht geduldet.
Ab und zu habe ich es miterleben dürfen, wie er sich andere Frauen vorgenommen hat. Immer ging es darum, ihre Lust zu steigern, höher, weiter, aber niemals schneller. Er liebt es, wenn man nach ihm schmachtet. Das füttert seine Lust - und sein Charisma.
Jetzt tastet er nach meinem Kitzler. Eine sachte Berührung, und trotzdem muss ich mich zusammenreißen, um nicht wegzuzucken, denn in diesem Zustand höchster Erregung bin ich extrem empfindlich. Er weiß das, und wieder geht es ihm darum, den größtmöglichen Verzögerungseffekt zu erzielen. Ihm ist auch klar, dass er bei mir einen Orgasmus auslöst, wenn er jetzt nicht vorsichtig ist. Er zieht sich von meiner Perle zurück und endlich, endlich, schiebt er Finger in mich hinein, zwei, wie es sich anfühlt. Langsam geht es vorwärts, langsam tastet er sich tiefer, aber an dem Punkt, wo ich ihn gerne hätte, ist er noch immer nicht angekommen. Ich kann ein Stöhnen nicht unterdrücken.
Auf dieses Signal scheint er gewartet zu haben, denn er stößt nun heftiger zu und bringt mich damit fast aus der Balance. Verdammte Plateausohlen! Aber er hat jetzt endlich den richtigen Punkt, die richtige Tiefe erreicht.
"Du bist geil nass - willst du ordentlich gefickt werden?", fragt er, die Stimme ruhig und sanft. Ich nicke stöhnend, aber das genügt ihm nicht. "Sag es!"
"Ich möchte gefickt werden!" Und ganz schnell füge ich noch hinzu: "Bitte!"
"Brav", lobt er und zieht die Finger aus mir zurück. Ein leises Jiepen entweicht mir, weil ich ihn nicht mehr spüre. Ich ärgere mich über mich selbst: Was bin ich? Eine läufige Hündin? Aber genau das trifft es wohl, auch wenn mir der Vergleich nicht gefällt. Eine stolze, selbstständige Frau wie ich, nie würde ich doch…
Der Gedanke verfliegt, als ich das leise Klicken vernehme, das eine Gürtelschnalle von sich gibt, wenn sie geöffnet wird. Durch meine nach wie vor gespreizten, durchgestreckten Beine hindurch sehe ich, wie seine Anzughose ein Stückchen an seinen Oberschenkeln herunterrutscht. Und schon sind seine Hände wieder da. Er hält mich an den Hüften fest und schiebt den Schwanz in mich hinein. Wieder erstmal nur ein kleines Stück, zieht sich wieder zurück, und mein Körper will ihn anschreien, gefälligst sofort wieder einzudringen, und zwar hurtig! Und TIEF!!!
Selbstverständlich gebe ich dem Reflex nicht nach, sondern halte die Klappe. Er belohnt mich nun mit ein paar heftigeren Stößen, die ich endlich tief spüren kann, genau an der richtigen Stelle. Es ist faszinierend: Er hat weder den längsten noch den dicksten Schwanz, mit dem ich je penetriert worden bin. Er hat den passendsten. So, als wäre er genau für meine Anatomie gebaut. Oder ich für seine. Wir für unsere. Er hat mir einmal in einem glücklichen Moment auf Augenhöhe gesagt, dass er das ebenso empfindet.
In diesem Augenblick jedoch spielt es keine Rolle, dass er das gesagt hat, es ist nur wichtig, dass es so ist. Und das zelebrieren wir jetzt. Er stößt in mich hinein, langsam, schneller, oberflächlich, tiefer, verändert Dynamik und Winkel immer wieder, um das Vergnügen herauszuzögern, bis schließlich unsere gemeinsame Geilheit einen Rhythmus erreicht, dem wir uns beide nicht mehr entziehen können.
Er schiebt mich zwei Schritte voran auf das Bett, damit ich mir um Gleichgewicht und unbequeme Schuhe keine Gedanken mehr machen muss. Er weiß, dass es auch für ihn den Genuss erhöht, wenn ich mich ganz auf ihn konzentrieren kann, ohne Ablenkung. Sex ist Trance.
Ich knie vor ihm, strecke ihm wieder den Hintern und meine triefende Möse entgegen. Meine Brüste sind längst aus der Corsage herausgepurzelt. Es dauert einen kleinen Moment; aus den Augenwinkeln sehe ich, wie seine Kleidungsstücke auf dem Boden landen. Aber dann löst er das Versprechen ein, das er mir nur implizit gemacht hat, und fickt mich durch, vögelt mir das Hirn raus, rammelt mir den Kopf leer, bis ich nur noch aus explodierendem Unterleib bestehe. Lust schäumt, bäumt, tobt, Muskeln zucken und Säfte verstrudeln sich in uns.
Ich liege flach auf dem Bauch, noch keuchend, aber langsam wieder zu Atem kommend. Er liegt auf mir, in mir, während sein Schwanz weich wird. Das fühlt sich wie ein sanftes Streicheln in meinem Inneren an. Auch sein Atem, den ich in meinem Nacken spüre, beruhigt sich. Schließlich zieht er sich ganz zurück und rollt sich von mir herunter. Einen Moment zögert er, dann löst er die Bänder der Corsage, die ich trage. Eine Geste, die mir die Kehle eng macht, weil sie so zärtlich ist, so achtsam.
Er mustert mich, hat wieder dieses Lächeln im Gesicht, für das ich lebe. "Mein Mädchen", sagt er sanft, und mir geht das Herz auf. "Holst du mir bitte etwas zu trinken?" Wieder ein höflich verpackter Befehl. Höflichkeit und Geduld sind seine Mittel, mit denen er schon so viele Frauen eingefangen hat, und keine hätte je gewagt, sich seinen "Wünschen" ernsthaft zu widersetzen, wenn sie einmal den Liebesentzug erlebt hat, mit dem er straft.
Sofort richte ich mich auf, setze mich auf den Bettrand und will die Schuhe ausziehen. "Nein", bremst er mich. "Die bleiben bitte an." Ganz ruhig und freundlich fügt er hinzu: "Wenn du nicht darauf laufen kannst, dann lass dir bitte etwas einfallen!" Überrascht schaue ich ihn an. Mir etwas einfallen lassen? Was meint er damit? Er lächelt mich aufmunternd an, und auch Lüsternheit sehe ich in seinem Blick. Wir sind noch nicht fertig für heute, so scheint es.
Ich spüre, wie es auch um meinen Mund herum zuckt, denn ich ahne plötzlich, was er eben gemeint hat. Ich zögere nur den Bruchteil einer Sekunde: Kann er wirklich wollen, dass ich… Er sieht mich weiterhin lächelnd an, und mein Körper wartet nicht auf ein Okay von meinem Bewusstsein: Ich gehe auf die Knie und sehe ihn fragend an. Sein Lächeln wird breiter, herzlicher, wenn das überhaupt möglich ist. Zustimmend. Aufmunternd. Höflich! Auf Knien bewege ich mich in Richtung Küche. Auf Knien! Ernsthaft? Ich schaue ihn noch einmal an. Kein Zweifel. Oh, dieses verdammte Lächeln!
(c) Chainblush, Juni 2021