Meuterei auf der Germany
Teil 1/7Weiß glänzte ihr Körper. Gehalten von dicken Seilen. An ihren Flanken leckten die feuchten Zungen der hungrigen Wellen. Geduldig wartete sie, während in ihrem Inneren, von außen kaum wahrnehmbar, emsig die letzten Vorbereitungen getroffen wurden.
Ihr Herz schlug ruhig und unbeeindruckt von den Menschen, die stehenblieben und sie sehnsüchtig betrachteten. Dabei entfaltete sie ihre ganze Pracht und ihr Können erst, wenn sie freigelassen wurde. Wenn die Taue von den Pollern gelöst wurden, und ihr Kapitän sie vom Ufer in die Mitte des breiten Stroms steuerte. Bis es jedoch soweit war, tuckerte der Dieselmotor des Partyschiffs Germany gleichmäßig vor sich hin, um die notwendigen Pumpen und Systeme am Laufen zu halten.
Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die ersten Gäste eingelassen würden, denn zwei Crewmitglieder rollten einen roten Teppich auf dem Steg aus. Ein Service für die Passagiere, die den Abend in Schuhen mit schwindelerregenden Absätzen verbringen wollten.
Nach und nach trudelten der eine oder andere Paradiesvogel und kleine Grüppchen angeregt plaudernder Leute vor dem verschlossenen Tor ein.
Die Vorfreude war ihnen anzumerken, bestand sie doch schon darin, ein passendes Outfit für den Abend auszusuchen, das Make Up aufzubringen, sich im Spiegel zu betrachten. Ebenso wie die Anreise - mit jedem Kilometer steigerte sich die Spannung auf den Verlauf dieser außergewöhnlichen Party auf der Germany.
Schwarz, weiß, frivol. Das war der Dresscode, auf den beim Einlass streng geachtet werden würde. Sollte es doch für alle auch ein Augenschmaus sein, die anderen Teilnehmenden zu betrachten.
Unruhe machte sich unter den Wartenden breit, als zwei breitgebaute Herren vom Schiff über den Steg kamen. Beide trugen weiße, kragenlose Hemden mit weiten Ärmeln und schwarze Lederkilts dazu. Ihre Füße steckten in schweren, schnallenbewehrten Stiefeln. Nervös fuhren die Türsteher mit den Fingern durch das stark gegelte Haar, bevor sie das Tor zum Steg für die Gäste freigaben.
Sie kontrollierten aufmerksam die Bordkarten sowie das Styling der Ankommenden. Mittlerweile hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Freundlich lächelnd gesellte sich eine junge Dame in einem aufreizenden, schwarzen Spitzenkleid - vorne hochgeschlossen, im Rücken tief ausgeschnitten - zu den beiden Herren: Die Doorbitch! An ihr kam keiner im Freizeitlook vorbei. Turnschuhträger durften allenfalls barfuß an Bord. Sie war bekannt für ihre Unbestechlichkeit. Nur so konnte die Exklusivität der Veranstaltung bewahrt werden.
Dennoch versuchten immer wieder ein paar Unbelehrbare, die Regeln zu brechen und die strenge Wächterin zu beschwatzen - ohne Erfolg.
Mara war ein wenig spät dran durch einen Stau auf der Autobahn. Während sie sich zu Fuß vom Parkplatz dem Schiff näherte, beobachtete sie die ungeduldig drängelnden Partygäste. Die herrschende Schwüle war schweißtreibend, ohne dass man sich großartig anstrengte, weshalb sie sich nicht beeilte. Sie hatte sich für ein eng geschnittenes, langes Kleid in Schwarz mit Spaghettiträgern entschieden, das sowohl vorne als auch hinten einen langen Schlitz in der Mitte hatte. Sie würde sich nur vorsichtig setzen können, um nicht gleich jedermann zu verraten, dass sie den Slip im Auto gelassen hatte. Dieser geheime Wissensvorteil erregte sie, und freudig spürte sie den leichten Wind über ihre Feuchte streichen.
Ihr fiel ein sehr schlanker, überaus großer Mensch auf. Zu dessen natürlicher Größe addierten sich glänzende Stiefel mit extrem hohen Plateauabsätzen, sowie eine edle Kopfbedeckung auf dem kahlgeschorenen Schädel. Er trug ein hautenges kurzes Latexkleid, und die Vorzüge seines Gesichts waren geschmackvoll mit schwarzer Schminke hervorgehoben.
Mara bewunderte den sicheren Gang und wurde sich einmal mehr bewusst, wie unwichtig die Klassifizierung 'Mann oder Frau' war.
Sie ließ den Blick über die langsam vorrückende Warteschlange streifen. Erfreulicherweise hatten die meisten frivole Garderobe angelegt, sogar die Männer, die sich sonst oft mit der Kombination 'schwarze Hose - weißes Hemd' zufriedengaben. Einige hatten eine glatte, schwarze Hose an, den blankrasierten Oberkörper nackt, eine schwarze Fliege oder Krawatte um den Hals gebunden, auf dem Kopf einen stilvollen Hut. Andere zeigten sich in Netzshirts zu Ledershorts mit eleganten Slippern oder schweren Stiefeln. Mara ließ nur kurz die Frage in sich aufsteigen, wie man darin wohl tanzen könne - war es schließlich nicht ihr Problem. Sie selbst trug nietenbesetzte Riemchensandalen, in denen man durchaus lange auf der Tanzfläche mithalten konnte, ohne sich um Blasen oder Scheuerstellen an den Füßen zu sorgen.
Die anwesenden Damen waren in schwarzer und weißer Spitze oder glänzenden Stoffen ebenso wie in Latex gekleidet. Hier fand man eine größere Vielfalt als unter den Herrenausstattungen - kein Wunder, dass sich einige Herren in weiblichen Outfits gefielen.
Während Mara vor dem Eingang anstand, lauschte sie den plaudernden Partygängern um sie herum. Viele sorgten sich um das Wetter. Noch war es mehr als warm, wenn die Sonne auch von hartnäckigen, hellgrauen Wolken verdeckt wurde. Die Schwüle verhieß Gewitter, doch noch war der Himmel ringsum hell. Mara interessierte sich nicht für diese Diskussionen. Das Wetter würde machen, was es will. Es war müßig, darüber zu schimpfen. Vielleicht hatten sie ja Glück, und das Unwetter fand erst am nächsten Tag oder weit entfernt statt. Sie würden es nicht ändern können.
Auf einmal blieb ihr Blick an einem Mann hängen. Braungebrannt, Dreitagebart, Sonnenbrille - verspiegelt - wie auch sonst? Unter dem anliegenden, weißen Hemd zeichnete sich ein muskulöser Brustkorb ab, schmale Hüften, lange Beine in Wetlookhosen. Mara leckte sich über die plotzlich trockenen Lippen. 'Mmmh - was für ein Leckerbissen!'
Sie stellte sich vor, wie sie eng miteinander tanzten, die erhitzten Körper aneinander rieben. Wie er sein Knie zwischen ihre Schenkel drängte und seine vollen Lippen auf ihre presste. Wie auch ihre Zungen miteinander tanzten …
"Schaaaatz! Kannst du meine Corsage noch enger schnüren?"
Im Nu zerstob die Fantasie mit diesem 'Schaaaatz', als sich eine kleine Frau fordernd vor denselbigen schob. Mara zuckte mit den Schultern. Es würden sich andere finden, um ihre stets vorhandene, unterschwellige Geilheit zu besänftigen. Die Schiffsfahrt sollte acht Stunden dauern. Genug Zeit für eine Jägerin wie sie.
Endlich kam sie an die Reihe. Da Mara die Doorbitch schon länger kannte, begrüßte sie diese mit einer herzlichen Umarmung. Küsschen rechts, Küsschen links - und Mara war an Bord. Neugierig machte sie sich auf Erkundungsgang über die Germany. Das Schiff besaß zwei Innendecks und ein Außendeck, auf dem Pavillons und die Musikanlage aufgebaut waren. Viele der Passagiere hielten bereits das Glas mit dem Willkommenssekt in der Hand. Auch Mara bekam eines von einem aufmerksamen Kellner angeboten. Sämtliche Getränke waren auf dieser Fahrt mit der Bezahlung der Bordkarte abgegolten. Das barg neben der Bequemlichkeit die Gefahr, einen über den Durst zu trinken. Mara gönnte sich den Begrüßungstrunk und prostete einem Pärchen an der Reling zu. Später würde sie nur mehr Wasser und Cola trinken, damit sie fahrtüchtig blieb.
Sie gesellte sich zu dem Pärchen, stellte sich vor und war rasch in einer leichten Unterhaltung über das Schiff, die Veranstaltung und den außergewöhnlichen Kleidungsstil einiger Gäste. Mara spürte unter dem oberflächlichen Geplänkel den Hunger der beiden nach einer zusätzlichen Frau. Wie der junge Mann sich mehr mit Maras runden Wonnehügeln zu unterhalten schien, konnte die junge Dame ihren Blick kaum von Maras leuchtend roten Lippen abwenden. Wie selbstverständlich tauchte Mara ihren Zeigefinger in den Schaumwein des jungen Herrn, rührte darin um und leckte die prickelnde Flüssigkeit lasziv vom Finger.
Schließlich fuhr sie damit komplett in ihren Mund und zog ihn nur langsam wieder heraus.
Das Pärchen war wie hypnotisiert und starrte Mara offenen Mundes an.
Mara ließ die Hand zeitlupengleich nach unten sinken. Die beiden jungen Menschen keuchten in gespannter Erwartung, was jetzt geschehen würde. Sie rissen die Augen auf, als sie sahen, wie die Hand erst im Schlitz des Kleides und dann anzunehmenderweise in einem ganz besonderen, feuchten Schlitz verschwand.
Mara stöhnte leise, zog fast bedauernd wieder den Finger heraus und führte ihn in den Mund der jungen Dame ein. Diese saugte begierig daran, bis Mara ihn ihr wieder entzog.
Der männliche Part hatte atemlos zugeschaut, seine Hände bewegten sich nervös. Es war nur allzu klar, wohin sie wollten.
Mara aber sagte genauso leise wie bestimmt: "Küsst Euch, teilt Euch meinen Geschmack!"
Schwer nur konnten die beiden ihre Blicke von ihr lösen. Sie waren sichtlich überrumpelt von Maras Dreistigkeit, weshalb sie ihnen aufmunternd zunickte: "Los!"
Amüsiert beobachtete sie, wie die zwei einander wieder gewahr wurden und sich in einen leidenschaftlichen Kuss vertieften.
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