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Die Fotografin 7 - Gejagte Jäger 1

******eld Mann
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Die Fotografin 7 - Gejagte Jäger 1
Hamburg

Marita schäumte vor Wut und Erregung, als sie das Foyer des Kinos betrat.
Vielen anderen Gästen schien es genauso zu gehen. Laut und erregt machten sie ihrem Ärger Luft. Auf manchen Gesichtern spiegelte sich aber auch noch der Horror der Bilder, die sie gerade gesehen hatten. Egal, wie die Zuschauer reagierten – kaltgelassen hatte die Vorführung niemanden.
Marita ging an die Bar und bestellte sich, obwohl es erst halb zwei an einem Sonntagmittag war, einen Cremant blanc.

Der Hamburger Tauchsportbund e. V., in dem Marita seit vielen Jahren Mitglied war, hatte zusammen mit dem SHARKPROJECT International zu dieser Matinee eingeladen.
Die Veranstalter hatten dafür den Saal 2 der ASTOR Film Lounge am Sandtorkai in der Hamburger HafenCity gemietet, und nicht einer der 115 Sitzplätze war unbesetzt geblieben.
Jetzt gab es noch die Möglichkeit, sich an mehreren Ständen über das Sharkprojekt zu informieren und Gespräche zu führen. Genau das hatte sie vor.
Mit ihrem Cremant in der Hand schlenderte Marita von Stand zu Stand. Sah sich die ausgestellten Grafiken über den Raubau an diesen ebenso beeindruckenden wie verkannten Jägern der Weltmeere an, steckte hier und da ein Informationsblatt ein und behielt dabei die stellvertretende Landesvorsitzende des deutsche Sharkprojekts, Jasmin Finger, im Auge, die sich mit einigen der anderen Besuchern unterhielt.
Nach einer guten halben Stunde zerstreuten sich die meisten Besucher. Marita stellte ihr nun leeres Glas am Tresen ab und ging zu Frau Finger hinüber.

Nachdem sie sich als freie Journalistin vorgestellt hatte, lud Frau Finger sie ein, sich zusammen an einen der aufgestellten Tische zu setzen und zu duzen.
Marita erzählte etwas über ihre letzten Projekte und Jasmin hörte interessiert zu.
Schon während der Vorführung hatte in Maritas Kopf ein Plan Gestalt angenommen.
Der Auslöser war ein Wort gewesen – Vigo.
Die an der galizischen Küste gelegene Hafenstadt Vigo war nicht nur – und das war für Marita eine große Überraschung gewesen – der Hauptumschlagplatz für den europäischen Handel mit Haifischflossen, sondern auch nicht weit entfernt von A Coruña. Und somit von ihm. Manolo.

Die Tatsache, dass sie bei der Erinnerung an ihren letzten Aufenthalt an Galiziens Küste und der Begegnung mit Manolo feucht geworden war, obwohl auf der Leinwand vor ihr Bilder von barbarischer Grausamkeit gezeigt wurden, hatte sie beschämt.
Aber sie konnte nichts dagegen tun. Wann immer ihre Gedanken in dieses alte Sandsteinhaus mit der schweren Holztür zurückkehrten, machte sich ihr Körper selbständig.
Auch jetzt flammten die Bilder wieder auf. Weiß gekalkte Wände, dunkle Holzbalken unter der Decke, das rustikale Holzmobiliar, Reusen und anderes Seemannszeug.
Und – natürlich – das Bett.
„Verstehst du? Wir müssen dringend umdenken, bevor es zu spät ist.“
„Entschuldige bitte“, sagte Marita. „Ich war tatsächlich gerade mit meinen Gedanken kurz woanders.“
Jasmin verzog ein wenig das Gesicht, ging aber nicht weiter darauf ein.
„Ich sagte, dass erst kürzlich eine Studie ergeben hat, dass die Bestände der Hochseehaiarten in den letzten 50 Jahren um 70 % zurückgegangen sind. Hauptverantwortlich dafür ist die massive Überfischung. Nicht nur das direkte Fischen der Haie als Zielfisch, sondern auch der Beifang stellen ein großes Problem dar. Daher ist das Schicksal der Haie unmittelbar mit der großindustriellen Fischerei, wie zum Beispiel beim Tunfisch, verbunden.“
„Dessen Bestände ja auch dramatisch zurückgehen“, sagte Marita.
„Wie fast alle Hochseearten“, bestätigte Jasmin betrübt.
„Und obwohl bereits mehr als ein Drittel der weltweiten Fischbestände überfischt sind, werden weiterhin jährlich zirka 22 Milliarden Dollar an Subventionen in die Fischereiindustrie gesteckt. Es werden Fischereien gefördert, welche ohne diese Subventionen nicht profitabel wären und die darüber hinaus auch nicht nachhaltig sind. Vor allem die Hochseefischerei ist hier stark davon betroffen. Hier schließt sich wieder der Kreis und erklärt den massiven Rückgang von Haien, die vor allem in der Hochsee zu finden sind.“
„Und, wie ich gerade gelernt habe, nicht nur durch Staaten in Asien.“
„Nein, absolut nicht. Ein Drittel aller nach Hongkong, dem Hauptumschlagplatz in China, importierten Haifischflossen kommt aus Europa. Spanien ist dabei mit 2.000 bis 5.000 Tonnen pro Jahr der weitaus größte Lieferant.“
„Und Vigo ist das Zentrum dieses Handels?“
„In Vigo werden Mako- und Blauhai neben Schwertfisch und Thunfisch entladen und gehandelt. Die Haifangflotten haben eine offizielle Lizenz für den Schwertfischfang. Sie landen jedoch oftmals ausschließlich Hai an, in erster Linie Blauhai und somit hundert Prozent Beifang. Ihre Fanggebiete liegen vor Neufundland, den Azoren und vor der Küste Englands. Die spanischen Fischer legen bis zu 100 Kilometer lange Langleinen mit bis zu 20.000 Haken in die Strömungen. Das muss man sich mal bildlich vorstellen. 100 Kilometer!“
Marita nickte betreten. Auch, weil sie schon wieder an Manolo denken musste. Mit einer gezielten Willensanstrengung schob sie ihre erotischen Erinnerungen beiseite.

„Ich werde eine Reportage darüber machen“, verkündete sie.
„Vor Ort – in Vigo. Ich bin mir sicher, National Geographic, GEO oder Mare werden daran interessiert sein.“
„Das wäre ja toll“, rief Jasmin. „Wenn du irgendwie Unterstützung oder Informationen vor Ort brauchst, können wir dir sicher behilflich sein.“
„Darauf komme ich gerne zurück. Allerdings habe ich schon einen Kontakt vor Ort, auf den ich sicher zählen kann.“
„Weißt du, es ist nicht so einfach, die Menschen für die Bedrohung der Haie zu interessieren. Dank Steven Spielberg sehen die Menschen in ihnen nur gefühllose Fressmaschinen. Dabei sterben viel mehr Menschen jedes Jahr bei Angriffen von Elefanten oder Nilpferden. Von Schlangen oder Mücken und anderen Insekten ganz zu schweigen.“
„Ja, oder durch die gerade von uns Deutschen so geliebten Hunde“, ergänzte Marita.
Sie umarmten sich zum Abschied und tauschten noch schnell ihre Telefonnummern und E-Mail-Adressen aus. Dann machte sich Marita auf den Weg zurück nach Ottensen.

In ihrer Wohnung angekommen, ging sie direkt in ihre Küche und startete ihre geliebte Espressomaschine von Rancilio. Jetzt war ein Doppelter fällig. Und eine Zigarette. Obwohl ihr Umfeld ihre bewusste Entscheidung, wieder mit dem Rauchen anzufangen, mit Kopfschütteln quittierte, war Marita mit sich im Reinen. Nicht mehr als drei am Tag und nur zum Espresso. Das waren ihre Regeln.
Während die Rancilio aufheizte, ging sie ins Badezimmer und ließ sich ein Vollbad einlaufen.
Die Maschine kündigte durch ein leichtes Fauchen ihre Betriebsbereitschaft an und Marita füllte den Siebträger.
Kurz darauf genoss sie auf ihrem kleinen Balkon einen herrlichen Espresso und eine Zigarette.
Zurück im Badezimmer, streute sie eine handvoll Lavendel-Badekristalle ins Wasser und stieg vorsichtig hinein. Heiß, aber nicht zu heiß. Das Bad würde ihr jetzt richtig guttun.

Nachdem sie ein paar Minuten mit geschlossenen Augen nur so dagelegen hatte, drang Manolo ebenso heftig in ihre Gedanken ein, wie er vor nicht einmal zwei Jahren in sie eingedrungen war. Würde er sich freuen, sie wiederzusehen? Es war nur eine Nacht und ihre Verabschiedung sehr sachlich gewesen.
„Du weißt, wo du mich findest.“ Das war alles, was er ihr zum Abschied gesagt hatte.
An diesem Morgen war ihr das nur recht gewesen, aber später hatte sie oft bereut, ihn nicht nach seiner Nummer gefragt zu haben.
Egal, denn ja, sie wusste genau, wo sie ihn finden würde.
Und er würde ihr ganz sicher auch bei der Reportage helfen. Selbst, wenn er sein Junggesellenleben inzwischen aufgegeben haben sollte.
Hoffentlich nicht, dachte sie.
Erst jetzt bemerkte Marita, dass eine Hand den Weg zwischen ihre Schenkel gefunden hatte. Was würde er wohl zu ihrer Intimbehaarung sagen? Als sie sich trafen, rasierte sie sich noch. Nun stahl sich auch Nemani in ihre Gedanken. Er war es gewesen, der sie beharrlich zur Behaarung gedrängt hatte. Sie schmunzelte über dieses kleine Wortspiel und stellte sich vor, von beiden gleichzeitig genommen zu werden. Eine Vorstellung, die sie unwillkürlich aufstöhnen ließ.
Mit der rechten Hand tastete sie nach dem Korbkästchen, das auf dem Boiler unter dem Waschbecken stand. Sie entnahm ihm den gebogenen Glasdildo und konnte es vor Erregung kaum abwarten, bis er sich im warmen Wasser ausreichend erwärmt hatte.

Als das der Fall war, schob sie das gerade Ende mit den sechs Kugeln langsam, Kugel für Kugel in sich hinein. Während sie den Dildo langsam vor- und zurückbewegte, lief vor ihrem geistigen Auge ein ganz persönlicher Porno ab. Sie, auf Knien an einem namenlosen Strand. Manolo, der von hinten in sie hineinstieß. Vor sich Nemani, dessen prächtige Lanze tief in ihrem Mund verschwand. Sie, auf Manolo hockend, die Finger in seine breiten Schulten gegraben. Dahinter Nemani, bereit, ebenfalls in sie einzudringen.
Immer neue Szenen erotischer Spielarten tauchten auf und verschwanden wieder.
Sie stellte sich vor, wie Manolo über ihr kniete und zusah, wie Nemani sie fickte, während sie seinen gewaltigen Schwanz lutschte.
Die Sequenz, in der Manolo Nemanis glitschigen, von ihrem milchigen Saft überzogenen Ständer in den Mund nahm, ließ sie, trotz des warmen Wassers, erschaudern. Das würde er ganz sicher nicht tun. Und Nemani sicherlich auch nicht. Sie waren beide ganz klar Alphamännchen. Sie würden sich auf und in ihrem Körper ein Turnier liefern. Einen Wettstreit der Lust.
Marita wechselte zu der gebogenen Seite, die in einer besonders dicken Kugel endete.
Allerdings nicht so dick, wie Manolos Eichel es war. Sie erinnerte sich an den Schock, den sein gewaltiges Glied in ihr ausgelöst hatte. Und wie peinlich ihm seine enorme Größe gewesen war.
Als sie sich am Morgen noch einmal unter der Dusche geliebt hatten, war sie kurz davor gewesen, sich ihm auch anal zu öffnen. Dann war sie aber doch zu feige gewesen. Mit Nemani hatte sie es mehrmals getan und er war ein wahrer Könner auf dem Gebiet gewesen.

Als Marita den ersten Höhepunkt in sich aufsteigen spürte, stemmte sie die Füße gegen die Badewannenwand und ließ den Dildo noch etwas schneller vor- und zurückfahren. Die dicke Kugel glitt wieder und wieder über ihren G-Punkt, bis eine ekstatische Welle der Lust über ihr zusammenbrach.
Ein Kaleidoskop farbiger Lichter tanzte hinter ihren geschlossenen Lidern. Die Hände gruben sich in ihre Brüste. Von ganz weit weg hörte sie ihren gläsernen Freund über den Wannenboden kollern.
Mit einer Hand fuhr sie sich zwischen die Beine und ließ drei Finger in ihrer zuckenden Vulva verschwinden. Während die Fingerkuppen die kleine, raue Erhebung massierten, rieb sie mit dem Daumen hart über die aufgerichtete Perle. Es dauerte nicht lange und sie kam erneut.
Als sie wieder zu Atem gekommen war, schaute sie über den Wannenrand.
‘Gut, dass ich sie extra nicht so voll gemacht habe, sonst müsste ich gleich wieder feudeln’, dachte sie fröhlich.


Marita machte es sich mit ihrem Laptop und einer frischen Tasse Kaffee auf dem Sofa gemütlich. Ein sorgfältige Vorrecherche, das wusste sie aus Erfahrung, war die Grundlage jeder guten Reportage.
Zunächst ging es ihr um ein paar Basisinformationen über Haie.
Sie las, dass die ersten Haiarten bereits vor etwa 400 bis 350 Millionen Jahren auftauchten. Heute waren weltweit über 500 verschiedene Arten bekannt.
Anders als die meisten Fischarten haben Haie ein sehr langsames Wachstum und erreichen teilweise erst mit 30 Jahren die Geschlechtsreife. Einige Arten bringen dann nur alle zwei Jahre wenige Junge zur Welt, haben somit nur eine äußerst langsame Reproduktionsrate. Manche Haiarten legten Eier, viele andere waren lebendgebärend.
‘Kein Wunder, dass die Populationen in so kurzer Zeit zu kollabieren beginnen’, dachte Marita.
Sie wechselte zu Artikeln über das Shark Finning. Dabei werden Haie lebendig gefangen und an Bord gezogen. Dort werden dem noch lebenden Tier die Flossen abgeschnitten und der Hai wieder über Bord ins Wasser geworfen. Das Tier geht elend zugrunde. Ohne Bewegung gelangt kein sauerstoffreiches Wasser in die Kiemen, der Hai erstickt.
Seit den 50er Jahren stieg der Haifang rapide an. Haifischflossensuppe gilt in asiatischen Ländern immer noch als Delikatesse. Größte Konsumenten sind China und Taiwan, und Hongkong ist der größte Umschlagplatz dieses blutigen Geschäfts. Auch europäische Länder handeln hier mit den teuren Haifischflossen. Eine große Haifischflosse kann bis 1000 Euro bringen. 1 Kilo kostet rund 600 Dollar.
Im Jahr werden rund 50 Menschen von Haien angegriffen. In der gleichen Zeit sterben über 100 Millionen Haie nur wegen ihrer Flossen. Und das sind nur die offiziellen Angaben. Mittlerweile sind 180 Haiarten vom Aussterben bedroht. 1996 waren es 15.
Marita stand auf, ging in die Küche und kam mit einem Glas Rioja zurück.
Ihre Reportagen über das massive Aussterben unzähliger Froscharten oder die weltweite Korallenbleiche hatten sie sehr traurig gemacht. Das hier machte sie wütend.

Zeit, etwas mehr über das Ziel ihrer Reise – Vigo – herauszufinden.
Ein Drittel aller nach Hongkong importierten Haifischflossen kommen aus Europa. Spanien ist dabei mit 2.000 bis 5.000 Tonnen pro Jahr der weitaus größte Lieferant. Und Vigo das europäische Zentrum des gnadenlosen Abschlachtens der großen Räuber der Meere. Die meisten frei zugänglichen Fakten und Informationen kannte sie bereits aus dem Film, den sie am Vormittag gesehen hatte.
Ein Team von Sharkprojekt hatte vor Ort mit versteckter Kamera gefilmt und in den Hallen des Hafengeländes die Fangmengen dokumentiert. Offizielle Anfragen zu Drehgenehmigungen wurden von der Hafenbehörde nicht einmal mehr beantwortet. Das Hafengelände selbst ist zwar offen zugänglich, wird aber von der Polizei streng bewacht. Diese unterstützt den Wunsch der Fischereiwirtschaft nach Diskretion. Private Kameras sind strikt verboten. Journalisten unerwünscht.
Sie würde also verdeckt recherchieren müssen. Mal wieder.
Ohne Manolos Hilfe und seine Kontakte zu einheimischen Fischern würde es sicher nicht einfach werden.

Nun wollte Marita auch noch ein paar Informationen über den Hauptgrund dieses Gemetzels in Erfahrung bringen. Die ebenso berüchtigte wie berühmte Haifischflossensuppe.
Die stetig steigende Nachfrage in China beruht scheinbar weniger auf geschmacklichen Vorzügen als auf - durch den hohen Preis begründeten - Prestigegründen. So gehört es bei Hochzeiten und Banketten zum guten Ton, diese fragwürdige Delikatesse zu servieren. Und der wirtschaftliche Aufschwung in China hat sie für ein größeres Publikum erschwinglich gemacht.
Natürlich schreibt man ihr auch stärkende Wirkung auf Lebenskraft, innere Organe und – wie sollte es anders sein – die Potenz zu.
Die Zubereitung ist denkbar einfach. Die Grundlage der Suppe bildet die eigentlich geschmacklose, knorpelige Substanz, aus der die Haifischflossen bestehen. Sie werden in Hühnerbrühe gekocht, bis sie sich in ihre faserigen Bestandteile auflösen.
„Na toll“, sagte Marita zu sich selbst und leerte ihr Glas.

Sie ging wieder in die Küche, um sich ein zweites Glas Wein zu holen.
Beim Einschenken fiel ihr Blick auf ein altes Foto, das gerahmt an der Wand über der Anrichte hing. Darauf strahlte sie, siebenjährig, mit Zöpfen und einer Zahnlücke in die Kamera. Neben ihr stand ihr verstorbener Vater und hielt einen großen, frisch gefangenen Tintenfisch in der Hand.
Pulpo a la gallega ist ein traditionelles Gericht der galicischen Küche, das ihre Mutter, die aus Galicien stammte, oft zubereitet hatte, als ihr Vater noch lebte.
Dabei wird der ausgenommene und gesäuberte Tintenfisch in kaltem Fischfond mit einigen Lorbeerblättern eine gute Stunde gekocht. Dann lässt man ihn im Sud abkühlen. Wenn er abgekühlt ist, schneidet man ihn in mundgerechte Stücke, die mit Meersalz und geräuchertem Paprikapulver bestreut und mit gutem Olivenöl beträufelt werden.
Serviert werden die Stücke mit Brot oder gekochten Kartoffeln. Schlicht, aber sehr schmackhaft.
Dass Tintenfische, genau wie viele Haiarten, massiv überfischt sind, wusste Marita schon eine ganze Weile. China hatte sogar im letzten Jahr für einige Monate ein Fangverbot erlassen, damit sich Bestände vor seiner Küste erholen konnten. Siebzig Prozent aller gefangenen Tintenfische landen auf chinesischen Tellern.

Marita betrachtete das alte Foto. Aufgenommen hatte es ihre Mutter in dem kleinen Hafen von Santa Maria de la Oja, dem Geburtsort ihrer Mutter an der rauen Küste Galiciens, nahe der portugiesischen Grenze. Jedes Jahr waren sie in den Herbstferien dorthin gefahren. Immer mit einem Reisebus von Cuxhaven aus.
Für Marita waren es schöne Erinnerungen.
Etwa anderes fiel ihr bei den Gedanken an ihren Vater ein.
Er war ein großer Fischliebhaber gewesen. Und da er, ebenso wie ihre Mutter, im Hafen von Cuxhaven gearbeitet hatte, gab es oft Fisch bei ihnen. Fleisch kam dagegen nur selten auf den Tisch. Manchmal brachte er samstags halbe Hähnchen mit. Die aßen sie dann zu dritt mit den Händen, auf dem kleinen Balkon ihrer Wohnung. Und danach durfte sie noch ein bisschen auf seinem Schoß sitzen und mit ihm die Sportschau gucken.
Ihre Gedanken kehrten zu einem anderen Lieblingsgericht ihres Vaters zurück.
„Schillerlocken“, raunte sie, „sind die nicht auch irgendwie Hai?“

Mit dem vollen Glas setzte sie sich wieder an den Laptop und befragte Google.
Schillerlocken nennt man die enthäuteten und geräucherten Bauchlappen des Dornhais, las sie. Ebenfalls eine Art, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht. Trotzdem verkaufen deutsche Fischhändler bis heute unverändert Schillerlocken, obwohl diese Tiere unter offiziellem Artenschutz stehen und die Bestände im Nordatlantik um 95 Prozent zurückgegangen sind.
'Da können wir ja wohl nicht so tadelnd auf Asien verweisen, wenn wir hier in Europa nicht besser aufgestellt sind', dachte Marita bei sich.

Genug recherchiert. Sie buchte sich auf ihrem bevorzugtem Reiseportal einen Flug von Hamburg nach A Coruna und überwies Atmosfair einen Betrag für die zusätzlichen 262 kg Kohlendioxid, die bei dem Flug ihrem ökologischen Fußabdruck zugeschlagen werden würden.
Dann reservierte sie sich ein Zimmer im Hotel Coruña Mar in der Paseo de Ronda. Es war nichts Besonderes, aber zentral gelegen, mit Parkplätzen am Haus und allem, was sie brauchen würde. Da sie diesmal nicht auf Spesen reisen würde, war auch der Preis von € 40,- ein Argument gewesen. Außerdem spekulierte sie darauf, die meisten Nächte in einem alten Sandsteinhaus in einem kleinen Hafen nicht weit von A Coruna zu verbringen.

Marita schaute auf die Uhr. Gleich halb sieben.
Ein Falafel-Döner wäre jetzt nicht schlecht. Sie schnappte sich Mantel, Portemonnaie und Schlüssel.
Keine fünfzehn Minuten später biss sie so herzhaft in das knusprig frische Pitabrot, dass ihr etwas von der leckeren Hummus-Sauce übers Kinn lief.
******eld Mann
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******eld Mann
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Die Fotografin 7 - Gejagte Jäger 3
Vigo

Sie erreichten Vigo zur Mittagszeit. Um Marita einen ersten Eindruck zu vermitteln, fuhr Manolo sie direkt zum Berbes fishing port in der Praza da Estrela. Sie fanden ganz in der Nähe einen Parkplatz für Maritas Leihwagen und gingen auf einen Erkundungsgang.
Auf dem Fischmarkt herrschte geschäftiges Treiben und niemand schenkte ihnen die geringste Aufmerksamkeit.
Anders wäre es in den Nachtstunden, wenn die Schiffe entladen wurden. Jetzt waren die Auktionen schon gelaufen, und die angelandeten Haie und Schwertfische, je nach Entfernung entweder gekühlt oder gefroren, auf dem Weg zu ihren Abnehmern.

Manolo hatte seinen Freund Anxo erreicht und sie waren um ein Uhr in einer kleinen Taverne im Hafengebiet mit ihm verabredet. Dahin machten sie sich nun auf den Weg.
Die Taberna A Pedra in der Rúa Cesteiros, war ein schmuckloses und auf Touristen wenig einladend wirkendes Etablissement. Das hatte in Spanien aber nur selten etwas mit der Qualität der angebotenen Speisen zu tun, wie Marita wohl wusste.
Sie setzten sich an einen der Tische vor dem Laden und bestellten, auf Wunsch von Marita, zwei Cortados.
Als der Kellner ihnen die zwei Gläser Kaffee gebracht hatte, holte Marita ihre Zigaretten heraus und bot auch Manolo eine an.
„Was ist denn das für eine Marke?“, fragte er. „Die habe ich hier noch nie gesehen.“
„Shepheard's Hotel. Die gibt es schon seit 1841.“
Manolo nahm einen tiefen Zug. „Hmm. Die schmecken wirklich gut.“
„Es ist eine besondere Mischung aus Virginia Tabaksorten. Daher haben sie diesen vollmundigen und sehr aromatischen Geschmack. Außerdem wird bei der Herstellung auf die Verwendung von künstlichen Zusatzstoffen verzichtet. Mein Vater hat sie früher geraucht, und als ich vierzehn war, habe ich mir zum ersten Mal eine stibitzt.“
„Lebt dein Vater noch?“
„Nein, er starb, als ich neunzehn war. Lungenkrebs.“
Manolo hustete. „Echt jetzt?“
„Er hat viele Jahre als Schweißer auf einer Werft gearbeitet. Zu der Zeit war Arbeitsschutz nicht wirklich ein Thema. Es war wohl eher Asbest als die Zigaretten.“

Plötzlich hielt eine knatternde, alte und sehr verbeulte Vespa vor ihrem Tisch. Darauf saß ein kräftiger Mann, dessen wettergegerbtes und von der Atlantiksonne verbranntes Gesicht von einem wilden, weißen Haarschopf gekrönt wurde. Trotz der angenehmen Temperaturen trug er einen dicken, blauen Wollpullover, den ein gutes Dutzend Löcher zierte. Dazu verwaschene Jeans, die in gewaltigen, weißen Gummistiefeln endeten.
‚Schuhgröße 56‘, dachte Marita und musste schmunzeln. Das war dann wohl Manolos Freund Anxo.

„Ola!“, begrüßte er sie freudig, während er die Vespa aufbockte.
„Ola!“, gaben Marita und Manolo unisono zurück und erhoben sich von ihren Stühlen.
Manolo machte Marita und Anxo miteinander bekannt, dann setzten sie sich wieder.
Anxo bestellte sich einen Pastis, was Marita etwas verwunderte.
Als sie ihn darauf ansprach, erklärte er, dass er in Marseille auf den Geschmack gekommen sei, wo er einige Jahre gelebt hatte.
Der Kellner brachte Anxo ein Glas, dessen goldgelber Inhalt in der Mittagssonne schimmerte.
Fasziniert beobachtete Marita, wie Anxo Eiswasser dazugab und sich der eben noch durchsichtige Anisschnaps in ein trübes, pastellfarbenes Grüngelb verwandelte.
„Ich möchte auch einen!“, hörte sie sich sagen.
Minuten später nippten sie alle an ihren kleinen Pastis-Gläsern.

„Was kann ich denn nun genau für euch tun?“, eröffnete Anxo die Unterhaltung.
Als Anxos Kumpel, übernahm Manolo die Einleitung.
„Marita ist Journalistin und arbeitet an einer Reportage über den Handel mit Haifischflossen hier in Vigo. Sie hätte gern Informationen aus erster Hand und, wenn möglich, Zugang zu den Fischhallen, um Fotos zu machen.“
„Die Hallen sind doch frei zugänglich“, gab Anxo zurück.
„Hey, du weiß doch genau, was ich meine“, erwiderte Manolo. „Wir wollen rein, wenn sie die Haie anlanden.“
„Schon gut, beruhige dich. Die Guardia ist sehr streng, was das Fotografieren angeht und immer misstrauisch, wenn während des Löschens der Fische Fremde auftauchen. Schließlich werden sie dafür bezahlt, dass sie Schnüffler wie euch draußen halten.“
Bei dem Wort Schnüffler hob er sein Glas in Richtung Marita, die ebenfalls ihr Glas hob und ihm ein breites Lächeln schenkte.
„Mach dir keine Sorgen, ich werde sehr diskret sein.“
Marita holte etwas aus ihrer Handtasche, das wie eine Brosche aussah.
„Siehst du, das hier ist eine Kamera“, sagte sie und deutete auf das Objektiv in der Mitte des vermeintlichen Schmuckstücks, das auf den ersten Blick einem dunklen Halbedelstein glich.
„Den Auslöser trage ich in der Tasche. Keiner wird irgendwas mitbekommen.“
Anxo besah sich das kleine Spionagegerät und nickte bedächtig.
„Okay, wann wollt ihr rein?“
„Heute Nacht?“, fragte Marita.
„Wartet kurz.“ Anxo holte sein Handy heraus und entfernte sich ein paar Schritte.
„Wie findest du ihn?“, wollte Manolo wissen.
„Scheint in Ordnung zu sein.“
„Wir können ihm vertrauen. Wenn du ihn gleich nach seiner Arbeit als Haifischer fragst, geh behutsam vor. Er kann auch sehr aufbrausend sein.“
Marita nickte nur zur Bestätigung, denn Anxo kehrte bereits an ihren Tisch zurück.
„Alles klar. Die Olivera und die Cabo Verde, zwei Langleinenfischer, legen heute Nacht an. Wir sollten so gegen Mitternacht reingehen.“
„Wunderbar“, sagte Marita. „Wo treffen wir uns?“
„Ihr kommt um sieben zu mir. Wir grillen Fisch, du kannst mir deine Fragen stellen und meine Freundin Inez wird dir ein paar ihrer Sachen zum Anziehen geben. Als Verkleidung.“
Mit Blick auf Manolo, fügte er hinzu: „Du kannst so bleiben.“
„Oh, vielen Dank!“
„Nun muss ich los“, verkündete Anxo und stand auf. „Ich wohne in der Camiño da Pedra Branca, Nummer 34.“
Er setzte sich auf seine alte Vespa und erweckte sie zu knatterndem Leben. Bevor er davonbrauste, rief er ihnen noch zu: „Und vergesst mir den Fisch nicht!“

„Und was machen wir bis heute Abend?“, fragte Marita.
„Ich kenne einen Weinbauern in Cambados. Das schaffen wir locker in einer Stunde. Sein Wein ist klasse und seine Frau macht ganz wunderbare Empanadas.“

Die Uhr in Maritas Mietwagen zeigte 14:07 an, als sie auf dem kleinen Parkplatz neben dem Hauptgebäude hielten. Es war ein altes, efeuumranktes Gemäuer aus rauen Granitsteinen und mit einem zinnoberroten Ziegeldach.
Manolo hatte ihr Kommen von unterwegs angekündigt, und so kam ihnen der Besitzer des Anwesens bereits entgegen.
„Manolo! Was für eine Freude, dich wiederzusehen. Wie lange ist es her?“
„Zu lange, mein Freund“, versicherte Manolo.
„Und wer ist deine charmante Begleitung?“
„Marita, das ist mein guter Freund Pablo“, stellte er Pablo vor.
„Pablo, das ist Marita. Eine sehr gute Freundin aus Hamburg. Aber sei vorsichtig, was du sagst, sie versteht jedes Wort.“
Pablo grinste und sagte: „Du musst mich doch nicht warnen.“
Er legte Marita den Arm um die Schulter und zog sie mit sich.
„Kommen sie, meine Liebe. Ich werde sie vor diesem ungehobelten Tölpel von einem Fischer retten.“
Marita ließ sich mitziehen, lachte und warf Manolo einen Abschiedskuss zu.

Auf der von Weinranken überdachten Terrasse stand ein mächtiger Holztisch, der aussah, als wäre er mehrere hundert Jahre alt. Auf ihm war bereits ein üppiges Mahl angerichtet.
„Oh, das sieht ja wunderbar aus“, rief Marita begeistert, „ich habe einen Bärenhunger.“
In diesem Moment schob sich ein mit Empanadas beladenes Tablett durch einen aus bunten Perlen bestehenden Vorhang, der dazu diente, den Fliegen den Eintritt zum Haus verwehren. Dem Tablett folgten zwei kräftige Arme, ein gewaltiger Busen und schließlich eine kleine, rundliche Frau mit einem freundlichen, rotwangigen Gesicht.
„Ah, Rosa. Komm, begrüße unsere Gäste.“
Die Frau, bei der es sich offenbar um Pablos Gemahlin handelte, stellte das Tablett zu den anderen Speisen und kam um den Tisch herum.
„Endlich mal wieder ein netter Besuch und keine Touristen. Kommen sie her, meine Liebe.“
Mit offenen Armen nahm sie Marita in Empfang.
„Das ist meine liebe Frau Rosa“, stellte Pablo sie Marita vor.
„Und das ist Manolos Freundin. Marita.“
„Ah, Maria-Theresa. Was für ein schöner Name. Komm mein Kind, setz dich und trink ein Glas Limonade. Die habe ich selbst gemacht.“
Marita warf Manolo einen kurzen Blick zu, der sagen sollte – sind die immer so?
Manolo zuckte nur mit den Schultern.
„Manolito! Komm zu deiner Tante Rosa. Lass dich umarmen.“
Wie ein braver Junge tat er wie ihm befohlen und ließ sich von Rosa an ihren großen Busen drücken.
„Hallo Rosa, schön, mal wieder bei euch zu sein“, presste er hervor.
„Du weißt, die Tür steht immer offen für dich. Nun lasst uns etwas essen. Maria, wie schmeckt dir meine Limonade? Die ist gut, nicht wahr?“
‘Wie hält Pablo das nur aus’, dachte Marita bei sich und versicherte Rosa, es sei die beste Limonade, die sie jemals gekostet habe.

Dann machten sie sich über all die Leckereien her, die Rosa für sie aufgetischt hatte.
Es gab mit Tintenfisch gefüllte Empanadas, Schwertfisch-Tortilla, in Speck gewickelte Datteln, eine Auswahl an eingelegtem Gemüse, Tomatensalat, gebratene Pimientos, Manchego-Käse.
Dazu gab es dicke Scheiben Brot, von dem Marita gar nicht genug bekam.
„Jetzt hör aber mal auf, nur das Brot zu essen“, schimpfte Rosa.
„Aber das ist so köstlich“, verteidige sich Marita.
„Das habe ich auch selbst gebacken“, verkündete Rosa stolz. „Ich gebe dir nachher eins mit. Und nun probier die Tomaten. Die wachsen dahinten, neben dem Schuppen.“
Auch diese schmeckten wie alles fantastisch.
„Jetzt ist aber Schluss mit deiner Angeberei, Weib!“, ermahnte Pablo Rosa in gespieltem Ernst.
„Marita, hier, probier mal meinen Wein“, sagte er und bot ihr ein kleines Glas Weißwein an.
„Ist das ein Vihno Verde?“, fragte Marita.
„Manolo! Du hast mir ja gar nicht gesagt, dass deine Freundin eine Weinkennerin ist“, lachte Pablo.
„Sie ist in vielen Dingen sehr bewandert“, erwiderte Manolo vielsagend und prostete Marita zu, der, zu ihrem eigenen Erstaunen, das Blut in Gesicht und eine entgegengesetzte Region schoss.
Manolo erntete für seinen Kommentar einen bösen Blick von ihr und einen Rippenstoß von Rosa.
„Meine Mutter stammt aus Oja, das war sozusagen der Hauswein bei uns, wenn wir in den Ferien dort waren. Selbst in Cuxhaven, wo ich aufgewachsen bin, hatten wir immer ein, zwei Flaschen im Keller.“
„Wir bauen hier Albariño-Trauben an“, erklärte Pablo. „Albariño heißt übersetzt die kleine Weiße vom Rhein, diese Rebsorte ist angeblich mit dem Riesling verwandt. Der Legende nach wurde sie zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert von Mönchen aus Deutschland oder Frankreich über den Jakobsweg nach Galicien gebracht. Die feuchte Atlantikluft gibt den Trauben hier ein ganz besonderes Aroma.“
„Wer ist hier jetzt der Angeber?“, fragte Rosa.
Alle lachten und hoben ihre Gläser.

Es wurde ein sehr heiterer Nachmittag, und als sich Marita und Manolo von ihren Gastgebern verabschiedeten, waren sie bester Laune.
Manolo fuhr. Marita saß neben ihm und roch an dem Laib Brot, den Rosa ihr zum Abschied geschenkt hatte.
„Die beiden sind wirklich entzückend. Das war eine tolle Idee von dir, hier herzufahren. Dafür hast du dir eine Belohnung verdient.“
„Ach ja? Und wie soll die aussehen – diese Belohnung?“
„Haben wir noch Zeit für eine kleine Pause? Vielleicht kennst du hier ja auch ein Plätzchen, wo es ruhig und abgeschieden ist. Wo uns keiner sieht und stört, meine ich.“
„Ich denke, ich kenne so ein Plätzchen“, gab er gespielt teilnahmslos zurück.
„Was habe ich nur für ein Glück, dich als Reiseführer ergattert zu haben“, eröffnete Marita ihm ebenso sachlich.

Fünfzehn Minuten später war von Sachlichkeit keine Spur mehr.
Marita stand stöhnend vorgebeugt und stützte sich mit den Händen an einer Pinie ab. In einer Hand hielt sie ihr Höschen. Manolo stand hinter ihr, seine Hände hielten Maritas Hüften gepackt, während er kraftvoll in sie hineinstieß. Bei jedem Stoß klatschten seine dicken Hoden gegen ihren Kitzler. Marita spürte, wie ihr der Saft die Innenseiten der Schenkel hinablief.
Es war einfach herrlich hier, inmitten der Natur gefickt zu werden. Sie roch den harzigen Duft der sie umgebenen Pinien und hörte Vogelgezwitscher.
Ihre Gedanken trugen sie zurück an einen anderen Ort, weit weg von hier. An einen von dichtem Dschungel bestandenen Bachlauf in Panama. Sie erinnerte sich an kobaltblaue Schmetterlinge und verschlungene Leiber in flirrendem Sonnenlicht. James.
Er war so ganz anders gewesen. Ein sehr rücksichtsvoller Liebhaber. Der Sex mit ihm hatte ihr sehr gefallen. Schade, dass er so ein Drama aus dem Abschied machen musste.

Marita wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Manolo kam und eine gewaltige Ladung heißes Sperma in ihren Leib pumpte.
Schwer atmend zog er sich aus ihr zurück, was sie etwas enttäuschte, weil ein eigenartiges Gefühl der Leere in ihr entstand. Dass sie nicht gekommen war, fand sie nicht weiter tragisch – diese Leere schon.
Manolo zog seine Jeans wieder hoch. Sie stieg in den Slip und strich ihr Kleid glatt.
Es entstand ein unangenehmer Moment der Stille zwischen ihnen.

„Das war eine schöne Belohnung“, sagte Manolo in die Stille hinein.
‘Das war nicht, was ich jetzt hören wollte′, dachte Marita.
„Freut mich, dass sie dir gefallen hat.“
„Hat es dir auch gefallen?“, fragte er etwas unsicher.
„Das ist ein wunderschönes Fleckchen hier“, gab sie ausweichend zurück, während sie fühlte, wie sein Sperma den Slip durchnässte. Auch das war kein schönes Gefühl.
„Wir sollten aufbrechen. Wir müssen noch den Fisch besorgen.“
„Na, dann los.“


Während der Fahrt hingen sie beide ihren eigenen Gedanken nach und sprachen nicht viel.
Dann wurde im Radio ein Rammstein Cover angesagt und Marita war plötzlich ganz Ohr. Es war das Cover eines Songs aus den Siebzigern. Por que te vas – Weil du gehst – von einer portugiesischen Sängerin namens Jeanette. Maritas Mutter hatte das Lied geliebt und oft hatten sie zusammen mitgesungen. Jetzt zwischen den Originalpassagen die raue Stimme von Till Lindemann zu hören, war seltsam. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob es ihr gefiel. Das Original war auf jeden Fall besser.

Auf dem Weg zu Anxos Haus stoppten sie kurz im Hafen und kauften den Fisch. Manolo entschied sich für vier ganze Doraden und ein Dutzend Sardinen.
Es war fast acht, als sie in die Camiño da Pedra Branca einbogen. Marita hielt nach der Hausnummer Ausschau. Jedoch hatte kaum eines der Häuser eine sichtbare Nummer. Dann erspähte Manolo Anxo, der, mit einer Flasche Bier in der Hand, vor seiner Einfahrt stand und ihnen zuwinkte.
Sie parkten, stiegen aus und begrüßten ihn.
„Da seid ihr ja endlich. Hattet wohl noch etwas Besseres zu tun?“
Die beiden gescholtenen Gäste schwiegen betreten.
„Ich mach doch nur Spaß. Kommt rein, Inez ist schon ganz gespannt auf euch.“

Manolo holte noch schnell den Fisch aus dem Kofferraum, dann gingen sie die Einfahrt hinauf.
Anxos Haus thronte auf einer kleinen Anhöhe, und von dem angrenzenden Garten konnte man das Meer sehen. Neben einem Olivenbaum qualmte ein großer, offensichtlich aus einem alten Ölfass hergestellter Holzkohlegrill.
„Inez! Sie sind da!“
Auch hier schob sich ein beladenes Tablett durch einen Perlenvorhang. Gehalten wurde es diesmal jedoch von einer hochgewachsenen, schlanken Schönheit, die Marita sofort an Penélope Cruz denken ließ.
„Komm her, meine Taube. Begrüße meinen alten Freund Manolo und seine hübsche Detektivin.“
„Sei nicht so unmöglich, Anxo“, schalt Inez ihren Mann. „Schön, dass ihr gekommen seid. Hallo Manolo, gut, dich mal wiederzusehen. Und du bist Marita. Anxo sagte, deine Mutter stamme aus Oja. Eine Schulfreundin von mir lebt jetzt dort. Ihrem Mann gehört dort ein Restaurant und ein Mercado. Ich bin Inez und habe diesen Rüpel dort geheiratet.“
Lachend fügte sie hinzu: „Weiß der liebe Herrgott, warum.“

Marita schloss diese Frau sofort in ihr Herz. Verflogen waren ihre Bedenken, die Kleider einer fremden Frau zu tragen.
Inez umarmte sie herzlich und hakte sie unter.
„Komm, die Männer können sich um den Fisch kümmern und du kannst mir beim Salat helfen“, sagte sie und zog Marita mit sich ins Haus.
Sie gingen in die geräumige Küche, deren Fenster in Richtung des Gartens lagen.
Inez schenkte ihnen zwei Gläser Wein ein und stieß mit Marita an. Dann kümmerte sie sich um den Salat und Marita schnitt Tomaten und Zwiebeln.
„Kennst du Mano schon länger?“, wollte Inez wissen. „Er hat noch nie von dir gesprochen.“
„Wir sind uns letztes Jahr zufällig begegnet. Ich habe eine Reportage über die Perceribos weiter oben an der Küste gemacht“, erklärte Marita. „Jetzt hilft er mir bei einer neuen Geschichte.“
„Über die Haifischflossen. Ja, Anxo hat es mir erzählt. Sei bloß vorsichtig. Mit der Guardia am Hafen ist nicht zu spaßen. Mit den Fischern auch nicht. Sind raue Burschen.“
„Das hörte ich schon.“

Marita blickte nach draußen in den Garten. Manolo stand mit Anxo vor dem Grill und machte mit seiner Rechten eine wedelnde Handbewegung. So, als hätte er sie sich verbrannt. Anxo bog sich vor Lachen. Marita ärgerte sich über diese vermeintliche Indiskretion.
Inez hatte es offenbar ebenfalls bemerkt. Sie knuffte sie sanft in die Schulter.
„Männer. Denk dir nichts dabei. Schlaft ihr miteinander?“
Marita war von dieser intimen, doch so beiläufig gestellten Frage total überrumpelt.
„Schon gut, du musst gar nichts sagen“, lachte Inez. „Er hat einen tollen Schwanz.“
Marita ließ ihr Messer fallen. Inez lachte laut auf.
„Verzeih mir bitte, ich rede manchmal, bevor ich denke“, entschuldigte sich Inez.
Marita nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas und schob es Inez rüber.
„Ist schon vergessen, wenn du nochmal voll machst.“
„Du gefällst mir, Süße.“
Inez schenkte beide Gläser wieder voll. „Nicht, dass du einen falschen Eindruck bekommst. Die beiden haben letzten Herbst hier im Garten gearbeitet und Mano hat bei uns geduscht. Die Tür war einen Spalt offen und ich habe einen zufälligen Blick auf sein Ding geworfen. Der ist ja so schon riesig, wie groß ist er denn, wenn ihr ...“
„Okay, ich denke, das reicht jetzt“, unterbrach Marita die Frage nach den Details.
„Schon gut, schon gut. Weißt du, die Frauen hier sind alle so schrecklich prüde. Ich hatte angenommen, dass ihr Deutschen etwas lockerer seid.“
„Dann hab ich wohl zu viel von meiner Mutter mitbekommen“, gab Marita schnippisch zurück.
Dann tat es ihr sofort leid und sie erkannte, dass ihr Ärger nichts mit Inez zu tun hatte. Manolo war der wahre Grund für ihre Angefasstheit.

Sie trat auf Inez zu, hielt ihr Glas hoch und sagte: „Jetzt muss ich mich wohl bei dir entschuldigen.“
„Schon gut. Ich quatsche einfach zu viel. Sagt Anxo auch immer zu mir.“
„Wo habt ihr euch denn kennengelernt?“, fragte Marita, froh, das Thema wechseln zu können.
„Ehrliche Antwort?“, fragte Inez und lehnte sich an die Anrichte.
„Ja, wenn es dir nichts ausmacht.“
„In einem Bordell in Lagos. Drüben in Portugal.“
Marita wusste nicht, was sie darauf entgegnen sollte.
„Jetzt guck nicht so, Süße. Das Leben teilt manchen eben Scheißkarten aus. Ich hatte großes Glück, ihn zu treffen. Er hat mich da rausgeholt und behandelt mich wirklich gut.“
„Wie lange ist das her?“
„Fast zwölf Jahre schon. Ich war ein junges, dummes Ding, weißt du. Mit achtzehn bin ich von hier weg. Barcelona – Model werden. Dort traf ich Enrique. Er war meine erste große Liebe. Ein halbes Jahr später hing ich an der Nadel und er schickte mich auf den Strich.“
Marita war schockiert. Von Inez' Geschichte, aber auch von der Offenheit, mit der sie ihr davon erzählte.
„Das tut mir sehr leid“, begann sie.
„Ach was“, unterbrach Inez sie. „Das ist alles lange her. Ist nur so, dass ich hier mit niemandem darüber reden kann. Nicht einmal mit ihm.“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Garten.
„Niemand sonst weiß davon. Aber nun genug von den alten Geschichten. Was machen die Tomaten?“
„Sind fertig. Die Zwiebeln auch.“
„Gut, dann können wir ja noch ein Glas trinken“, sagte Inez fröhlich.

Später saßen sie alle im Garten und ließen es sich schmecken.
Als sie fertig waren, räumten Marita und Inez ab und die Männer entzündeten eine Feuerschale.
Sie setzten sich in einem Halbkreis um das prasselnde Feuer und Marita fragte Anxo schließlich nach seiner Arbeit auf See.

„Es ist ein hartes Geschäft und es wird immer schwieriger“, begann Anxo zu erzählen. „Die Bestände gehen dramatisch zurück.“
„So wie beim Thunfisch vor zehn Jahren“, warf Manolo ein.
„Genau. Schwertfisch fangen wir fast gar nicht mehr. Und die Haie, die wir reinbringen, werden immer kleiner.“
„Ist das nur hier so?“, wollte Marita wissen.
„Der Haifangbranche geht es insgesamt sehr schlecht. Der weltweite Preis für Haiflossen ist in den vergangenen Jahren um fast die Hälfte gefallen.“
„Warum?“, erkundigte sich Marita.
„Weil es ein Überangebot gibt. Wir müssen immer mehr fangen, um davon leben zu können, aber je mehr gefangen wird, desto weniger Geld bekommen wir dafür. Dazu kommt, dass seit Juli 2013 in der EU alle Haie mit allen Flossen am Körper angelandet werden müssen. Nun erreicht das Land ein riesiger Berg an Haifleisch, den man loswerden muss. Beim früher üblichen Finning wurden die Tiere einfach ohne Flossen auf hoher See ins Meer entsorgt.“
„Und was wird aus all dem Fleisch?“
„Katzenfutter, Fischmehl – was weiß ich. Die Steaks lassen sich natürlich schon verkaufen. Oder er bekommt einen neuen Namen. Zum Beispiel als Königsaal, Kalbfisch, Speckfisch, Karbonadenfisch, Seestör, Steinlachs, Seeaal oder als wohlklingende Schillerlocke. Die denken sich ständig was Neues aus.“
„Das ist ja krass“, seufzte Marita.
Sie musste wieder an ihren Vater und seine Vorliebe für die geräucherten Bauchlappen des Dornhais denken. In Gedanken machte sie sich eine Notiz, das Thema noch tiefergehend zu recherchieren.
„Dann ist da noch die Pharmaindustrie als Abnehmer“, fügte Manolo hinzu.
„Ja, stimmt“, sagte Marita. „Die stellen aus den Knorpeln allerlei Medikamente in Pulverform her. Sie werden als vermeintliches, wissenschaftlich aber in keiner Weise belegtes Wundermittel gegen allerlei Krankheiten von Arthose bis Krebs vertrieben. Dann gibt es auch noch Kapseln aus Hailebertran, die ein Heidengeld kosten. Dabei sind Haie so stark von Schwermetallen belastet, wie kaum ein anderes Lebewesen.“
„Ist ja kein Wunder“, bestätigte Anxo. „Haie stehen an der Spitze der Nahrungskette. Sie fressen all die kranken und schwachen Fische. So reichern sich die Gifte in ihren Körpern an. Besonders in der Leber und den Knorpeln.“
„Dann sollen sich die Leute doch ruhig selbst vergiften“, kam es von Inez, die anscheinend auch etwas beisteuern wollte. Marita ging nicht darauf ein.

„Welche Haiarten fischt ihr denn hauptsächlich?“, fragte sie Anxo stattdessen.
„Wir gehen vor allem auf Blau- und Makohaie. Die sind in der EU noch nicht als gefährdet gelistet, und es gibt bislang keine Quoten.“
Marita dachte an die eleganten Blauhaie, die sie auf Tauchgängen vor den Azoren gesehen hatte und ihr wurde etwas übel.
„Blauhaie sind so wunderschön“, sagte sie betrübt.
„Ja“, stimmte Anxo ihr zu, „und sie haben wunderschöne, lange Flossen.“
Marita schoss einen feurigen Blick in seine Richtung ab und holte gerade Luft, um ihn anzugehen. Manolos Hand auf ihrem Oberschenkel hielt sie davon ab.
Anxo nickte nur kurz, als wolle er sagen, sie solle besser den Mund halten.

Damit war die Unterhaltung, was das Thema Haie anging, beendet.
Manolo lenkte das Gespräch in eine andere Richtung.
„Ist es nicht eine Schande, was aus dem Celta Vigo geworden ist?“
„Das kannst du laut sagen“, brummte Anxo. „Es geht nur noch ums Geld. Wie überall.“

Inez zog Marita hoch und sagte: „Komm Süße, wir machen Modenschau. Lass die Jungs mal über Fußball reden.“
Etwas erleichtert folgte ihr Marita.
Drinnen angekommen, sagte Inez zu ihr: „Du darfst es Anxo nicht übelnehmen.“
„Tue ich gar nicht.“
„Weißt du, er hasst das, was er da draußen tut. Sie alle hassen es und sie wissen auch, dass es falsch ist. Dass sie sich den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Aber es gibt hier keine andere Arbeit für sie. Selbst wenn sie damit aufhören würden ― dann kommen eben andere und fangen den Rest.“


Um kurz vor Mitternacht brachen sie auf. Marita trug das billige, unauffällige Kleid, das Inez ihr verpasst hatte. Die Kamera-Brosche befand sich schon an Ort und Stelle.
Sie betraten die Großfischhalle durch den Haupteingang. Der Gestank überraschte Marita und sie hielt sich reflexartig die Hand vor die Nase.
Anxo erklärte ihr, der Geruch komme von der hohen Konzentration an Ammoniak im Haigewebe. Dadurch setze der Verwesungsprozess besonders schnell ein.
„Und jetzt tu schön unauffällig und nimm die Hand runter.“

Eine Stunde später standen sie wieder auf der Straße und rauchten zusammen.
Marita pfiff auf ihre nur-zum-Kaffee-Regel.
Ihr war kotzübel und sie befürchtete, weder den Geruch noch die Bilder je wieder loszuwerden.
„War es das?“, fragte Anxo.
„Ja, vielen Dank, dass du so freundlich warst ...“, begann Marita.
Doch er hatte sich schon umgedreht und stapfte mit hochgezogenen Schultern davon.
Marita blickte Manolo fragend an. Doch der zuckte nur mit den Schultern.
„Lass mal. Ist alles nicht einfach für ihn. Komm, wir fahren heim.“
„Ich brauche erst noch einen Kaffee ― und einen Schnaps.“
******eld Mann
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Die Fotografin 7 - Gejagte Jäger 4
A Coruna / Puerto de Santa Cruz

Eine laute Autohupe riss sie aus wirren Träumen und es dauerte eine Weile, bis sie wusste, wo sie war. Der Platz im Bett neben ihr war kalt und leer. Marita tastete nach ihrer Armbanduhr.
Schon halb elf durch. Sie schwang müde die Beine aus dem Bett und setzte sich auf den Rand.
Wo Manolo wohl war? Egal. Seit ihrer Nummer in dem Pinienhain und seiner Indiskretion Anxo gegenüber stand etwas zwischen ihnen und sie war nicht gewillt, diese Kluft zu überspringen.
Morgen Abend ging ihr Flug zurück nach Hamburg. Sie hätten noch einen schönen Tag zusammen verbringen können. Und eine weitere Nacht.

Marita ging im Bad auf die Toilette und nahm eine Dusche. Obwohl sie sich nach ihrer Rückkehr aus Vigo direkt minutenlang unter die Dusche gestellt und zweimal abgeseift hatte, glaubte sie noch immer, der Gestank des Todes würde an ihr haften.
Und schon kehrten die Bilder zurück. Palettenweise wurden die Haikadaver aus dem Bauch der beiden Schiffe an Deck gehievt und in die große Halle gekarrt.
Stumpfe, dunkle Augen, die anklagend ins Leere starrten. Blutende Mäuler, halb geöffnet, als würden sie noch einen letzten, verzweifelten Atemzug nehmen wollen.
Trotz des heißen Wassers, das über ihren Körper strömte, schauderte sie bei der Erinnerung an all die toten Fische, die sie gesehen hatte. Manche nicht länger als einen guten Meter. Jungfische, die sich nun niemals würden paaren können, um ihre Art zu erhalten. Es war entsetzlich gewesen, diesen Raubbau an der Natur so hautnah zu erleben. Wie achtlos die Fischer mit ihren Stiefeln auf den schlanken Leibern herumliefen. Immer wieder ihre großen, gebogenen Haken in ihre Köpfe schlugen, um sie von einer Palette auf eine andere zu ziehen.
Als sie dann auch noch sah, wie einer der Arbeiter seine Zigarette im Auge eines der Haie ausdrückte, war das Maß voll und sie war aus der Halle gestürmt.


Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür und Manolo kam herein.
Marita bedeckte reflexartig ihre Brüste und drehte sich um.
„Ach, hier bist du“, sagte Manolo.
„Kannst du nicht anklopfen?“, fuhr Marita ihn an.
„Entschuldige, aber ich wohne hier.“
Er warf einen bunten Blumenstrauß, den Marita gar nicht bemerkt hatte, ins Waschbecken, drehte sich um und ging wieder hinaus.
Marita schämte sich, dass sie ihn so angepfiffen hatte. Die ganze Situation überforderte sie. Sie würde sich anziehen und abfahren, entschied sie.
Um die Begegnung mit ihm hinauszuzögern, trödelte sie beim Abtrocknen herum. In ihren Kopf herrschte Aufruhr. Fahr ich, oder fahr ich nicht? Sie konnte sich nicht wirklich entscheiden.

Schließlich trat sie ins Schlafzimmer. Aus der Küche strömte verführerisch der Duft von frischem Kaffee und sie hörte Manolo darin herumhantieren.
Schnell schlüpfte sie in frische Unterwäsche, stieg in ihre Chinos und zog einen leichten Strickpullover an. Sie wollte gerade zu ihm hinübergehen, als ihr die Blumen wieder einfielen. Schnell ging sie zurück ins Bad, um den Strauß zu holen. Es war ein hübsches Arrangement aus lokalen Frühlingsblumen. Marita schämte sich noch mehr.
Den Strauß hinter ihrem Rücken verborgen, ging sie hinüber in die Küche.
Der Tisch war gedeckt. Sie sah Bocadillos, Churros und eine Auswahl an frischem Obst. Alles war sehr liebevoll angerichtet.
„Es tut mir leid, dass ich dich so angeblafft habe“, begann sie. „Ich glaube, es war alles etwas zu viel für mich.“
„Schon gut“, war alles, was Manolo, ohne sich umzudrehen, erwiderte.
„Die sind ganz zauberhaft“, sagte Marita und holte die Blumen hervor. „Hast du eine Vase?“
„Ja, sicher, dort unten.“ Er zeigte auf eine Tür in einem Schränkchen.
Marita nahm eine schlichte weiße Porzellanvase heraus und ging zum Waschbecken, um sie zu füllen. Dabei standen sie so dicht nebeneinander, dass sie sich an den Schultern berührten.
Sein herber, maskuliner Geruch entfachte einen Anflug von Erregung in ihr. Sie drapierte die Blumen in der Vase und stellte sie auf den gedeckten Tisch.
„Das sieht alles total lecker aus. Vielen Dank.“
„Lass es dir schmecken.“
„Es langt!“, rief Marita wütend. „Ich habe mich entschuldigt. Was soll ich noch tun?“
Manolo drehte sich langsam zu ihr um und sah sie schweigend und durchdringend an.
„Du könntest dich mal entscheiden, was du eigentlich willst.“
Damit hatte sie nicht gerechnet.

„Was meinst du?“, fragte sie, um etwas Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
„Du weißt verdammt genau, was ich meine“, gab er eisig zurück. „Du hältst mich für einen ungebildeten, dummen Fischer. Ist es nicht so? Du benutzt mich und meine Kontakte, weil es dir bei deiner Arbeit hilft. Und du lässt dich von mir ficken, wenn dir danach ist. Ja, ich bin nur ein einfacher Fischer, aber ich bin nicht dumm.“
Marita war sprachlos angesichts dieser deutlichen, aber nicht ganz unbegründeten Anklage.
„Du hast recht. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich hatte mich so auf unser Wiedersehen gefreut. Aber … ach ich weiß auch nicht.“
Tränen traten ihr in die Augen und sie wandte sich ab. Alles in ihr rief: geh – sofort.
Da spürte sie seine warmen Hände auf ihren Armen – so unendlich sanft. Langsam drehte er sie um. Ebenso sanft waren seine Küsse, die jetzt ihr Gesicht bedeckten. Ihre Tränen versiegten und sie schmiegte sich in seine starken Arme. Legte den Kopf an seine breite Brust.
„Verzeih mir – bitte“, bat sie ihn, die Stimme brüchig wie tausend Jahre altes Pergament.
„Tue ich ja. Komm, lass uns was essen.“

Sie löste sich langsam von ihm und setzte sich an den Tisch.
„Probier die Bocadillos, die dort sind mit Chorizo und die hier mit Manchego“, empfahl Manolo, als wäre nichts gewesen und Marita war ihm dafür unendlich dankbar.
Sie nahm sich eines mit der würzigen Paprikawurst gefüllten Brote und schon nach dem ersten Bissen fühlte sie sich gleich viel besser.
Eine halbe Stunde später hatte sich das Angebot deutlich gelichtet.
„Rauchst du hier drinnen?“, fragte Marita vorsichtig.
„Manchmal. Warte, lass mich erst das Fenster öffnen.“
Manolo räumte ein paar Dinge zur Seite, die auf der Fensterbank standen und schon strömte eine frische Brise in die Küche. Sie zündeten sich beide eine Zigarette an und rauchten schweigend.
Manolo blickte auf die klobige Taucheruhr an seinem Handgelenk.
„Gehst du heute auf die Klippen?“
Er sah sie an und schien zu überlegen.
„Kommt darauf an. Willst du noch bleiben?“
Jetzt war es Marita, die zögerte. Sie hatte noch immer mit ihren widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen.
„Nein. Ich glaube, es ist besser, ich fahre zurück in mein Hotel.“
Manolo nickte nur und sah aufs Meer hinaus.
„Mein Flug geht aber erst morgen. Wir könnten uns heute Abend bei Ernesto zum Essen treffen.“
„Wenn du das wirklich möchtest.“
„Ich würde es nicht sagen, wenn ich es nicht wollen würde. Ich brauche jetzt aber erstmal ein paar Stunden für mich. Okay?“
„Okay. So gegen sieben?“, schlug er vor. „Ich muss dann jetzt auch los, damit ich nicht zu spät komme.“
„Perfekt. Ich wünsche dir eine fette Beute“, sagte Marita, froh über die Entwicklung. Sie konnte immer noch umbuchen und heute fliegen, sollte sie sich dazu entscheiden. Auch wenn sie schon jetzt wusste, sie würde es nicht tun.

Kurz darauf küssten sie sich zum Abschied.
„Zieh einfach die Tür hinter dir zu, wenn du gehst“, sagte Manolo, als er die Treppe hinunterging. Dann war er verschwunden. Marita hörte, wie er den Wagen startete und davonbrauste.
Sie setzte sich wieder an den Kaffeetisch, schenkte sich den inzwischen etwas abgestandenen Rest Kaffee ein und nahm sich noch eine Shepheard.
Gedankenverloren genoss sie den würzigen Geschmack und ließ den Rauch durch ihre Nasenlöcher entweichen.
Nach der Zigarette räumte sie den Tisch ab, stellte die wenigen Reste in den kleinen Kühlschrank und wusch das Geschirr ab. Dann packte sie ihre paar Sachen zusammen, schloss die Fenster und machte sich auf den Weg nach A Coruna.


Es war schon fast sechs, als Marita aus ihrer Siesta erwachte. Dafür fühlte sie sich fit und erholt. Sie stellte sich kurz unter die Dusche und machte sich dann für den kommenden Abend zurecht. Sie entschied sich für einen knöchellangen, bestickten Rock und eine leichte kurzärmelige Bluse.
Kurz vor sieben bog sie auf den Parkplatz des Trisquel ein und stellte überrascht fest, dass alle Plätze bereits belegt waren, was sie sehr verwunderte. Sie wendete und fuhr ein ganzes Stück die Straße hinauf, bis sie endlich einen freien Platz fand.
Als sie die Terrasse vor dem Restaurant betrat, staunte sie nicht schlecht.
Nicht nur, dass sich dort an die fünfzig Personen jeden Alters tummelten, es war auch alles sehr festlich geschmückt. Über den hübsch dekorierten Tischen baumelten bunte Lampions und Girlanden. Da war sogar eine kleine Band, die gerade dabei war, sich für ihren Auftritt vorzubereiten.
Etwas unsicher zwängte Marita sich durch die dichtgedrängt stehenden fremden Menschen.
Zwei kleine Jungs, die wohl Fangen spielten, rannten ihr in die Beine und flitzten ohne eine Entschuldigung weiter.

„Marita!“, hörte sie jemanden rufen.
Manolo kam mit zwei Flaschen Estrella winkend auf sie zu.
„Was ist denn hier los?“, fragte Marita ihn, als er sie erreicht hatte.
„Hochzeit. Ich wusste auch nichts davon. Wir können bleiben oder woanders hingehen.“
Die Aussicht auf einen lustigen Abend mit Musik schien ihr sehr verlockend, und so zögerte sie keinen Moment, Manolo zu versichern, dass sie sogar sehr gerne hier bleiben würde.
„Wer sind denn die Glücklichen?“, wollte sie wissen und deutete mit dem Kinn auf das junge Brautpaar, dass am Eingang zum Restaurant stand, wo sie gemeinsam die mitgebrachten Geschenke in Empfang nahmen.
„Der aufgeregte, junge Mann ist Fernando, ein Freund von Ernestos ältestem Sohn Raoul. Seine hübsche, zukünftige Frau heißt Violeta. Sie haben sich, so sagt Ernesto, in Madrid an der Uni kennengelernt.“
„Sollten wir ihnen nicht auch etwas schenken?“, fragte Marita.
„Du hast recht. Ich besorge uns schnell einen Umschlag. Ein paar Euros können sie sicher am besten gebrauchen. Komm mit rein und sag Ernesto Hallo.“

Sie verließen die Terrasse, um den Hintereingang zu nehmen.
Im Schatten des Hauses angekommen, nahm Marita Manolos Hand und hielt ihn fest.
„Warte kurz, ich möchte dir etwas sagen.“
Er blieb stehen und sah sie erwartungsvoll an.
„Es tut mir wirklich leid, dass ich so launisch war“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Komm her.“
Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Seine Hände strichen ihren Rücken entlang und jagten kleine Schauer durch sie hindurch.
Die Minuten vergingen und Marita spürte die wohlvertraute Hitze in sich aufsteigen.

Lautes Gekicher ließ sie beide herumfahren.
Es waren die beiden Jungs, die Marita fast umgerannt hatten. Sie standen ein paar Meter entfernt und machten abwechselnd übertriebene Knutschgeräusche oder kicherten ausgelassen.
Manolo sprang mit ausgebreiteten Armen und laut fauchend auf sie zu. Schon stürmten sie quiekend davon. Mit breitem Grinsen kam er zu Marita zurück. Noch ein letzter Kuss, dann gingen sie hinein.
Marita begrüßte Ernesto, und Manolo ließ sich von ihm einen Briefumschlag und fünfzig Euro geben. Marita nahm ebenfalls einen Fünfziger aus ihrem Portemonnaie und sie steckten beide in den Umschlag. Dann gingen sie raus zu dem Brautpaar.

Es wurde ein rundum schöner Abend. Alle waren bester Laune. Ernesto hatte eine Paella mit Meeresfrüchten zubereitet und der Wein floss in Strömen. Die kleine Kapelle spielte dazu traditionelle, galicische Lieder.
Dann wurden die Tische und Stühle beiseite geräumt und es war an der Zeit zu tanzen.
Das Brautpaar machte natürlich den Anfang. Der junge Fernando fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Rolle. Seine Zukünftige aber strahlte über das ganze Gesicht.
Nach einigen Minuten gesellten sich zuerst die Brauteltern dazu, dann auch der Rest der Gesellschaft. Auch Marita und Manolo tanzten zusammen und Marita war überrascht, was für ein guter Tänzer er war.

Plötzlich brach die Musik ab. Alle verließen die Tanzfläche und nahmen in einem Kreis Aufstellung. Nur ein kleiner Durchlass zum Restaurant blieb frei.
„Was kommt denn jetzt?“, fragte Marita.
„Lass dich überraschen, das wird dir gefallen“, versprach Manolo.
Einer der Musiker begann leise eine Flamenco-Melodie zu spielen. Nach und nach steigerte er Tempo und Lautstärke. Dann stimmten auch die beiden anderen mit ein.
Das Publikum klatschte begeistert im Takt.
Nun erhob sich ein Gemurmel und Marita reckte den Hals, um den Grund zu erfahren.
Die Gitarren verstummten erneut und eine hochgewachsene Frau von atemberaubender Schönheit trat in den Kreis.

Die Frau trug ein langes, wallendes, schwarzes Kleid, dessen Ärmel in Rüschen endeten. Ihr langes Haar war schwarz glänzend wie Kohle und zu einem dicken Zopf geflochten, den zwei rote Rosenblüten zierten.
Der dunkle Teint und die scharfen Gesichtszüge verrieten ihre maurischen Vorfahren. Sie nahm in der Mitte des Kreises Aufstellung, die Arme erhoben und die Hände vor ihrem Gesicht verschränkt, verharrte sie regungslos. Die Atmosphäre war erfüllt von knisternder Spannung. Alle hielten gespannt den Atem an.

Mit einer fast nicht wahrnehmbaren Kopfbewegung gab sie den Musikern ein Zeichen.
Während diese ein Intro spielten, ließ die Frau lediglich ihre Arme und Hände schlangengleiche Bewegungen vollführen.
Plötzlich stampfte sie mit dem Absatz eines ihrer weinroten Wildlederschuhe auf. Es klang wie ein Gewehrschuss. Dann begann sie mit ihren Absätzen ein wahres Stakkato abzufeuern und das Publikum atmete kollektiv aus und wieder ein.
Marita war von der Darbietung absolut fasziniert.
Nachdem das erste Stück in einem furiosen Höhepunkt geendet hatte, brandete ein wahrer Begeisterungssturm auf.
Die Frau in der Mitte all des Jubels aber verzog keine Miene. Fast stoisch nahm sie wieder ihre Ausgangsposition ein. Ein ebenfalls unglaublich hübsches, junges Mädchen – vielleicht ihre Tochter – reichte ihr zwei Kastagnetten.
Dann setzten die Gitarren wieder ein.
War das erste Stück eher eine schnelle Abfolge von Akkorden gewesen, so hatte dieses einen mehr melodischen Verlauf, bei dem eine der Gitarren das Hauptthema vorgab. Die beiden anderen sorgten im Zusammenspiel mit den Kastagnetten für die Begleitung.
Auch hier ertönte nach dem Ende ein frenetischer Applaus.
Als Zeichen des Dankes neigte die Frau diesmal ganz leicht den Kopf.
Wieder erschien das junge Mädchen. Diesmal brachte sie einen scharlachroten Fächer mit einer schwarzen Borte.

Die folgende Darbietung stellte die vorangegangenen noch in den Schatten. Den Fächer in der einen Hand, die andere den Saum ihres Kleides haltend, wirbelte die Tänzerin umher und knallte die Hacken mit einer derartigen Wucht in den hölzernen Boden der Terrasse, dass Marita die Aufschläge unter ihren eigenen Füßen spürte. Wann immer die Frau den Saum anhob und ihre schlanken, doch muskulösen Waden zeigte, johlten die anwesenden Männer.
Marita bemerkte einige Blicke der anwesenden Frauen, die alles andere als Bewunderung ausdrückten. Dennoch applaudierten am Ende wieder alle gemeinsam.
Die stolze Schönheit verbeugte sich knapp. Zuerst in Richtung der Gitarristen, dann, mehr vage, in Richtung Publikum. Und schon verließ sie den Kreis.

„Wow, das war absolut überwältigend!“, rief Marita entzückt und fiel Manolo vor lauter Überschwang um den Hals. Sein verdutzter Gesichtsausdruck rief ihr aber sofort in Erinnerung, dass solcherlei Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit hier noch immer als unschicklich galten. Sofort löste sie sich wieder von ihm. Zu spät – ein paar ältere Frauen blickten finster in ihre Richtung und tuschelten.
'Ach, dann haltet mich doch ruhig für eine Schlampe', dachte sie sich.
„Mehr Wein“, bat sie Manolo absichtlich laut.
Manolo griff nach der erstbesten Flasche, die er sah und schenkte ihnen zwei der hier üblichen schlichten, kleinen Gläser voll.
Marita leerte ihres in einem Zug. „Mehr!“
„Willst du dich etwa betrinken?“, fragte Manolo, während er ihr nachschenkte.
„Wäre das so schlimm? Vielleicht lasse ich dich später Sachen mit mir machen, die ich mich sonst nicht trauen würde.“ Und schon hatte sie das nächste Glas geleert.
Die Musik setzte wieder ein.
„Komm, ich will tanzen!“, rief sie, drückte ihm ihr Glas in die Hand und bewegte sich mit wiegenden Hüften auf die Tanzfläche zu. Er beeilte sich, Gläser und Flasche loszuwerden, bevor er ihr nacheilte. Marita drehte sich mit emporgestreckten, nackten Armen um sich selbst. Ihre festen Brüste schienen aus dem dünnen Stoff ihrer Bluse springen zu wollen.
Manolo würde sich einiges anhören müssen in den nächsten Tagen.

Irgendwann wurden die Lieder langsamer und sie tanzten eng umschlungen miteinander.
Marita spürte, wie Manolo seinen harten Schwanz gegen ihren Bauch presste.
„Willst du mich ficken?“, säuselte sie, schon etwas nuschelnd, in sein Ohr.
„Ja, das will ich“, gab er leise zurück.
„Gleich hier, vor allen Leuten?“
Sie erschrak selbst über das, was sie da gerade gesagt hatte.
„Ich denke, das wäre nicht wirklich angebracht“, gab Manolo kichernd zurück.
„Dann bring mich dahin, wo es weniger unangebracht wäre.“
Manolo legte ihr einen Arm um die Taille und führte sie von der Terrasse auf den Parkplatz.
„Hier? Willst du es mir hier besorgen?“, fragte Marita mit heiserer Stimme.
Er zog sie zu sich heran und küsste ihren Hals. „Damit die kleinen Jungs uns dabei zusehen? Ist es das, was du möchtest?“
Marita antwortete kichernd: „Wenn die dein großes Ding sehen, fallen die vor Schreck um.“
„Dann gehen wir wohl besser zu mir.“

Der Weg führte sie die Uferpromenade entlang und die frische, salzige Meeresbrise ließ Marita wieder etwas nüchtern werden. Ihrer Geilheit tat der Fußweg allerdings keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, mit jedem Schritt wuchs ihre Vorfreude und sie spürte die feuchte Hitze zwischen ihren Schenkeln.
Dann waren sie da und Manolo schloss die schwere Holztür des kleinen, alten Häuschens auf, das er allein bewohnte. Marita schlüpfte an ihm vorbei und ging die Treppe empor, die zu seinen Räumen führte.
Oben angekommen, kniete sie sich auf die vorletzte Stufe, beugte sich nach vorn auf den Absatz und raffte den Rock empor.
Sie hörte Manolo, nachdem er die Tür wieder verschlossen hatte, die knarrenden Stufen emporsteigen. Abrupt stoppten seine Schritte.
Marita konnte es nicht erwarten, seine Hände auf ihr zu spüren. Und lange warten musste sie auch nicht.

Manolo fuhr mit den Fingen in den Saum ihres Höschens und zog es herunter.
Die Treppe knarzte. Seine großen, rauen Hände packten ihr Gesäß und sie spürte seinen heißen Atem zwischen ihren Beinen. Küsse bedeckten ihre pochenden Lippen. Seine Zunge schob sich dazwischen und drang in sie ein. Fuhr über das winzige Löchlein darüber, was ihr einen tiefen Seufzer entlockte. Manolo folgte dieser vermeintlichen Einladung und seine Zungenspitze drängte sich in die kleine Öffnung. Marita wand sich in seinem festen Griff.
Zwei Finger bahnten sich den Weg in ihr Inneres. Die Fingerkuppen fest gegen die raue Erhebung pressend, stießen sie immer wieder zu. Die Zunge verließ ihren kleinen Spielplatz und fand ein deutlich größeres Loch, dass sie bespielen konnte. Um es ihm einfacher zu machen, entspannte Marita ihren Anus. Und schon spürte sie, wie die Spitze sich einen Weg hinein bahnte. Ein weiterer Finger gesellte sich zu den anderen beiden und zusammen bearbeiteten sie Maritas G-Punkt. Während dessen bohrte sich Manolos Zunge weiter in ihren Anus oder leckte begehrlich darüber. Sein warmer Speichel lief den Damm hinab in ihre offene Spalte.

Der erste Höhepunkt kündigte sich an. Maritas Atemzüge kamen immer stoßhafter. Sie biss die Zähne zusammen und atmete nur noch schnaufend durch die Nase.
Manolo schob ihr auch noch seinen kleinen Finger hinein und stieß jetzt mit seiner ganzen Hand zu. Sein Daumen rieb dabei über ihre geschwollene Perle.
„Steck ihn rein“, winselte Marita. „Bitte, steck ihn mir rein.“
Manolo zerrte sich die Jeans runter und schob ihr seinen großen Riemen so tief hinein, dass sein Bauch gegen ihren nassen Arsch klatschte.
Marita stöhnte laut auf und wurde sofort von einem ersten Orgasmus überrollt.
Nicht, dass ihr Stöhnen irgendwelche Nachbarn hätte stören können, trotzdem legte er eine seiner großen Hände über ihren weit geöffneten Mund und bog ihren Kopf zurück. Marita murmelte Laute der Zustimmung und Erregung vor sich hin. Schon legte sich seine andere Hand fest um ihre Kehle und schnürte ihr die Luft ab. Sie so haltend, pumpte Manolo seinen dicken Ständer in sie hinein.
Vor Maritas Augen begannen Sterne zu tanzen. Kurze, flache Atemzüge durch die Nase.
Sie spürte den Sauerstoffmangel nicht, aber er zeigte seine Wirkung. Ein zunehmender Schwindel erfasste sie und ließ die Sterne in feurigen Explosionen zerplatzen.
Sie begann nach ihm zu schlagen – er ließ sie nicht los. Gab weder Mund noch Kehle frei.
Immer heftiger stieß er in sie hinein.
Marita verlor jegliche Kraft, sich zu wehren.
Es war, als würde sie aus sich heraustreten, über ihnen beiden schweben und die ganze Szenerie aus einer gewissen Distanz heraus beobachten. Und das, was sie sah oder zu sehen glaubte, erregte sie über alle Maßen. Es war nicht mehr ihr Körper, sondern ihr Geist, der die Erregung wahrnahm. Seltsam entrückt und hellwach zugleich.

Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie sich in diesem Zustand ekstatischer Entrückung befunden hatte, als sie ein weiterer Höhepunkt herausriss. Tränen schossen ihr in die Augen und liefen über ihre Wangen.
Manolo begann zu keuchen und unter weiteren Stößen pumpte er seine heiße Ladung in sie hinein.
Dann ließ er von ihr ab und setzte sich schnaufend auf die Treppenstufe hinter ihr.
Marita kroch die letzte Stufe empor, die sie vom oberen Flur trennte und weiter in Richtung seiner Wohnung. Sie war gerade an der Tür angelangt und versuchte die Klinke zu erreichen, als zwei Hände sie unter den Achseln packten und emporhoben. Manolo legte sie über seine breite Schulter, öffnete die Tür und trug sie durch das Wohnzimmer in sein Schlafgemach. Dort angekommen, ließ er sie von der Schulter auf das Bett gleiten.

Marita war noch immer ganz benommen. Ihr Blick getrübt.
Vor ihr stand ein fleischgewordener Krieger längst vergangener Zeiten.
'Wie hieß noch dieser Typ aus Troja? Der, mit dem Brad Pitt kämpft?', fragte sie sich.
Sie sah Manolo vor sich stehen. Nackt, kraftvoll, verschwitzt und offensichtlich noch immer erregt.
Wie von selbst öffneten sich ihre Schenkel.
Manolo folgte wortlos ihrer Einladung. Er kniete sich auf das Bett, griff nach ihren Fesseln und zog sie zu sich heran. Er hob ihren Po an und schon war er wieder in ihr. Noch bewegte er sich nicht – schien auf ein weiteres Zeichen Maritas zu warten.
Marita verschränkte die Beine auf seinem Rücken und legte ihm die Arme um den Hals. Er kam über sie, ließ sich auf die Ellenbogen nieder, schob seine Arme unter ihren Rücken und fasste sie bei den Schultern. Sein schönes Gesicht schwebte über ihr, und seine dicken, dunklen Locken waren wie ein Vorhang, der die Welt aussperrte.
Sie küssten sich. Zuerst bedächtig, dann immer leidenschaftlicher.
Die Bewegungen seiner Hüften folgten ihren Küssen.
Sein Mund wanderte zu ihren Brüsten und begann abwechselnd an ihren harten Knospen zu saugen. Leckte darüber – biss hinein.
„Jaa“, stöhnte Marita lustvoll auf.

Es dauerte nicht lange und erneut wogten Wellen der Lust durch ihren Körper.
Manolo hörte nicht auf sie zu ficken, er ließ seinen riesigen Schwanz aber nur noch langsam vor- und zurückgleiten. Marita bedeckte seinen Hals und Mund mit sanften Küssen.
„Möchtest du in meinen Po?“, flüsterte sie in sein Ohr.
Überrascht von diesem Angebot, hielt er in seinen Bewegungen inne.
„Bis du sicher?“
Anstatt ihm zu antworten, drehte sich Marita unter ihm auf den Bauch. Sie spuckte sich in die Hand und verrieb den Speichel, um ihm zu zeigen, wie ernst es ihr war.
Manolo fasste sie bei der Hüfte und hob ihren Po in die richtige Position. Marita raffte ein Kissen zusammen und vergrub ihr Gesicht darin.

Sie spürte zwei von Manolos Fingern über ihren Anus streichen. Sie entspannte ihren Schließmuskel und presste ein wenig. Schon waren seine Finger in ihrer kleinen Öffnung verschwunden. Sie glitten vor und zurück und bekamen bald Gesellschaft.
Marita genoss das Gefühl und schob die letzten Bedenken hinsichtlich seiner enormen Größe beiseite.
Manolo dehnte sie jetzt mit vier Fingern. Leckte dabei an ihrer Rosette und ließ seinen Speichel darüberlaufen.
Dann zog er seine Finger zurück und legte seine pralle Eichel an ihr erwartungsvolles Löchlein.
Marita griff nach hinten, packte ihre Pobacken und zog sie weit auseinander.
Langsam aber stetig schob Manolo seinen dicken Riemen in sie hinein.

Die Mischung aus Schmerz und Erregung war unglaublich. Marita mochte Analsex und hatte durchaus Spaß daran, allerdings - das war ihre Erfahrung - nur, wenn der Mann wusste, was er tat und sich Zeit ließ. Dass Manolo zu diesen Männern zählte, stand außer Frage.
Trotz seiner Größe, genoss sie jeden Augenblick. Ganz besonders, wenn er seinen harten Ständer aus ihr herausgleiten ließ, um dann gleich erneut in sie einzudringen.
Sie wechselten in die Löffelstellung und Manolo umfasste ihre Brüste. Er knetete sie behutsam und spielte mit ihren harten Knospen. Marita nahm seine rechte Hand und legte sie an ihre Kehle. Abwechselnd drückte er ihr die Luft ab oder streichelte sie zärtlich.
Sie selbst rieb sich mit einer Hand die feuchten, klebrigen Lippen und ihre vor Lust geschwollene Perle. Zwischendurch griff sie sich Manolos Hoden und zog so fest daran, dass er seufzend in ihr Ohr stöhnte.

Sie spürte, wie er in ihr zu zucken begann – er war kurz davor zu kommen. Um ihm seinen Höhepunkt noch ein wenig zu versüßen, kniff sie ihre Backen zusammen. Sein heißer Atem begleitete sein Schnaufen und nach wenigen aber tiefen Stößen kam er in ihr.
Sie verdrehte ihren Hals so weit, dass sie sich küssen konnten.
Dann nahm sie seine Hand in die ihren, bettete den Kopf darauf und war im Nu eingeschlafen.


Marita erwachte mit einem leichten, unangenehmen Druckgefühl hinter den Augen. Die Nachwirkungen der letzten Nacht.
Diese spürte sie auch an ganz anderer Stelle, jedoch empfand sie diese dort nicht als unangenehm. Sie schickte eine Hand auf Erkundungsreise. Vorsichtig glitten die Fingerkuppen über ihren Anus, der noch immer sehr empfindlich reagierte, aber den Besuch durch diesen göttlichen Phallus unbeschadet überstanden hatte.
Neben ihr lag sein gottgleicher Besitzer. Er atmete tief und gleichmäßig, wobei sich seine breite, von dichten, dunklen Haaren bedeckte Brust hob und senkte.
Sie stützte sich auf einen Ellenbogen und betrachtete ihn. Wie schön er doch war.

Marita fühlte wollüstige Hitze in sich aufsteigen.
Bald würden sie sich verabschieden müssen – da wäre doch gegen einen letzten Morgenfick nichts einzuwenden.
Ihre Hand kroch unter sein Laken und griff nach seinen Hoden. Wie zwei übergroße, schwere Murmeln lagen sie in ihrer Hand. Die Reaktion auf ihre sanfte Massage ließ nicht lange auf sich warten. Ihre Hand umfasste seine anschwellende Lanze und begann sie zu wichsen.
Manolo stöhnte und seine Augenlider zuckten.

„Guten Morgen“, flüsterte sie, während sie über ihn kroch und sich in Position brachte.
„Hallo, schöne Frau. Wie ich sehe, bist du schon wieder munter.“
„Ja. Und geil bin ich auch.“
Mit diesen Worten dirigierte Marita seinen schon fast harten Schwanz zwischen ihre pochenden Lippen und ließ sich darauf nieder.
Unisono stöhnten sie beide auf.
Während sie ihn ritt, kneteten seine Hände ihren Hintern. Das Tempo überließ er Marita.
Die beugte sich vor, sodass ihre Brüste vor seinem Gesicht baumelten. Er folgte der Einladung und seine Lippen umschlossen einen ihrer dunklen Nippel, während seine Zungenspitze daran leckte. Mit einer leichten, seitlichen Bewegung ihres Oberkörpers bot sie ihm die andere Brust an.
Seine Hände verließen ihr wippendes Hinterteil und umfassten ihre beiden Brüste. Manolo presste sie so aneinander, dass er nun ihre beiden Knospen verwöhnen konnte. Sie waren inzwischen so hart und die Vorhöfe so fest zusammengezogen, dass ihre dunkle Färbung sich mehr als deutlich von der hellen, samtigen Haut ihrer vollen Brüste abhob.
Ein Anblick, der sowohl Manolo als auch Marita erregte.
Begierig saugte er an ihnen und nahm so viel er nur konnte in seinen Mund.

Marita spürte, dass sie bald kommen würde und steigerte das Tempo. Hob ihr Becken so weit an, dass er fast aus ihr herausglitt, um dann wieder auf ihn herabzufallen.
Sie ließ sich auf seine Brust nieder und rieb ihre gereizten Knospen an seinen krausen Haaren.
In dieser Position bewegte sie sich schneller und schneller vor und zurück.
Sie spürte erste kleine Fontänen ihres Nektars. Da sich ihre Lippen aber so eng an Manolos prallen Schwanz schmiegten, fanden sie keinen Weg nach draußen und sammelten sich in ihrem Inneren. Es war ein wunderbares Gefühl.

Dann kam er über sie. Ein mächtiger, alles hinwegfegender Rausch der Ekstase.
Sie schrie ihre Lust hinaus. Schauer um Schauer, Woge um Woge durchlief ihren Körper.
Offenbar war ihre Lust so ansteckend, dass auch Manolo laut stöhnend in ihr explodierte.
Mit jedem Stoß pumpte er mehr seines heißen Spermas in sie hinein.
Als er zur Ruhe kam, richtete Marita sich auf und ließ ihn herausgleiten. Ein heißer Cocktail aus ihren beiden Säften ergoss sich in einem üppigen Schwall auf seinen Schoß.
Sie fuhr mit beiden Händen hinein und verteilte den klebrigen Saft auf ihren Brüsten. Dann rieb sie auch Manolos Brust damit ein.
Er griff nach ihren Händen und führte sie zu seinem Mund. Gierig leckte er an ihren Handflächen und zwischen den einzelnen Fingern. Nahm sie in den Mund und saugte daran.
Dabei hielten seine Augen Maritas Blick gefangen, und sie hatte das Gefühl, in seinen fast schwarzen Pupillen zu versinken.
„Ich auch“, murmelte sie und er gab ihre Hände frei.
Erneut fuhren sie durch den klebrigen See der Lust und kehrten triefend nass zurück zu seinem Gesicht. Sie strich ihm über Stirn und Wangen. Benetzte seine Augenlider, die Nase, den Mund damit, nur um sogleich mit ihrer Zunge darüberzufahren und diese köstliche Mixtur aufzusaugen.
„Mach deinen Mund auf“, befahl sie.
Manolo tat es und hob voller Begierde seinen Kopf an.
Sie kam seinem geöffneten Mund so nahe, dass sich ihre Lippen fast berührten. So verharrte sie noch einen Augenblick. Dann öffnete auch sie ihre Lippen und ließ den Inhalt ihres Mundes in ihren erwartungsvollen Liebhaber fließen.
Es folgte ein langer, inniger Kuss. Ihre Zungen umspielten einander. Wieder und wieder tauschten sie den Inhalt ihrer Münder, bis Marita ihren Oberkörper aufrichtete und den silbrig glänzenden Saft über ihre Brust fließen ließ.

Manolos Hände griffen nach ihren Hüften. Er hob sie an und zog sie zu sich. Schon war sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln verschwunden. Marita blickte hinunter und vergrub ihre Hände in seiner Lockenpracht. Er saugte an ihren Lippen und der aufgerichteten Perle, während seine Zunge immer wieder ihn sie eintauchte.
Marita begann, mit ihrem Becken kreisende Bewegungen auf seinem Gesicht zu vollführen.
Rieb sich hart an seiner Nasenwurzel. Presste ihren nassen Schoß fest auf seinen geöffneten Mund. Seine Zunge schnellte hinein und sein Atem füllte ihr Inneres.
Das Gefühl, seinen heißen Atem an ihrer Zervix zu spüren, ging ihr durch Mark und Bein.

Die Reaktion kam so spontan, dass sie es kaum registrierte. Erst Manolos Schnaufen und Prusten machte ihr bewusst, dass er mit der erneuten Ladung ihres Nektars wohl etwas überfordert war.
Schnell ließ sich Marita zurückgleiten und legte sich auf seinen Bauch.
„Oh, ist mein Poseidon am Ertrinken?“
Sie griff nach Manolos T-Shirt, das zusammengeknüllt am Fußende lag und trocknete sein Gesicht.
„Poseidon?“, fragte er verwundert.
Marita antwortete mit einem Kuss und flüsterte in sein Ohr: „Weil du mich fickst wie ein Gott und auch so aussiehst.“ Dann stieß sie sich ab und hüpfte aus dem Bett. „Und du bist doch auch ein Mann des Meeres – deshalb.“ Sie ging ins Bad und ließ auf dem Weg dahin aufreizend die Hüften kreisen.


Sie beschlossen, das Frühstück bei Ernesto einzunehmen. Zum einen weil Manolo kaum etwas im Haus hatte, zum anderen weil sich Marita verabschieden wollte und ihr Wagen noch dort stand. Außerdem musste Marita zurück ins Hotel zum Auschecken.

Als sie im Trisquel ankamen, beseitigte Ernesto noch die letzten Hinweise auf das rauschende Fest der letzten Nacht. Sie halfen ihm dabei und so dauerte es nicht lange, bis sie alle drei bei einer großen Portion Rührei mit Zwiebeln, sonnengetrockneten Tomaten und Chorizowürfeln zusammensaßen.
Beim dritten Cortado plauderten sie rauchend über den letzten Abend.
Dann kam der Augenblick, sich zu verabschieden.
Ernesto rang Marita das Versprechen ab, bald wiederzukommen und gab ihr noch eine Tüte Churros mit auf den Weg.

Marita und Manolo schlenderten Hand in Hand zu ihrem Mietwagen. Dort angekommen, küssten sie sich ein letztes Mal. Sie verzichteten beide auf irgendwelche Versprechen. Tauschten diesmal aber Telefonnummern und auch ihre Mailadressen aus.
Dann stieg Marita ein und fuhr davon.

Als Marita um kurz nach halb zwölf das Hotel betrat, begrüßte sie der Mann an der Rezeption mit reservierter Höflichkeit und erinnerte sie an die 12 Uhr-Check-out Regel.
Sie eilte auf ihr Zimmer, zog sich um und packte schnell ihre Siebensachen zusammen.
Punkt zwölf stand sie wieder an der Rezeption, beglich ihre Rechnung und bestellte sich einen Fahrer für den Transfer zum Flughafen.
Da ihr Flieger erst um 17:40 abheben würde, blieben ihr noch ein paar Stunden. Sie ließ ihr Gepäck in der Aufbewahrung und lieh sich erneut ein Fahrrad.
Sie radelte hinunter zur Playa de Riazor. Dort angekommen, suchte sich ein ruhiges Plätzchen, setzte sich an den weitläufigen Strand und blickte aufs Meer hinaus.

Dabei ließ sie die Ereignisse der letzten drei Tage Revue passieren.
Es waren schöne, aber auch verstörende Tage gewesen. Bilder von fröhlichen Momenten an reich gedeckten Tischen wechselten sich mit den schrecklichen Eindrücken vom Fischhafen ab.
Und dann waren da ihre zwiespältigen Gefühle Manolo gegenüber.
Marita ließ sich nach hinten in den warmen Sand fallen und schloss die Augen.

Lautes Kindergeschrei ließ sie hochfahren – sie war eingeschlafen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte ihr, dass sie sich besser schleunigst auf den Rückweg machen sollte.
Als sie am Hotel ankam, stand ihr Fahrer schon davor und lehnte rauchend an seinem Wagen.
Schnell gab sie das Fahrrad zurück und holte ihr Gepäck.

Als Marita um kurz vor fünf den Flughafen betrat, begab sie sich sofort zum Check-in.
Fensterplätze gab es keine mehr, aber dafür musste sie auch nicht lange auf das Boarding warten.




Hamburg

Es war bereits fast Mitternacht, als sie ihre Hamburger Wohnung betrat. Erschöpft ließ sie ihr Gepäck im Flur stehen und ging ins Badezimmer, um sich etwas frisch zu machen. Danach setzte sie sich mit einem Glas Wein auf den Balkon und brach ihre nur-zum-Kaffee-Regel.
Das Nikotin tat gut. Sie genoss die Stille und blickte hinauf in den wolkenlosen Nachthimmel.
Die Lichter der Großstadt überstrahlten die meisten Sterne. Welch ein Unterschied zu dem glitzernden Firmament, unter dem sie gestern Nacht mit Manolo spaziert war.
Was er jetzt wohl gerade tat?
Mit einem tiefen Seufzer schob sie die Gedanken an ihn beiseite, stand auf und ging in ihr Schlafzimmer.
Das Bett kam ihr heute besonders groß vor und es dauerte lange, bis sie endlich einschlief.


Am nächsten Morgen erwischte Marita sich dabei, wie sie, noch etwas benommen, nach Manolos kräftigem Körper tastete. Doch da war nur das kalte Laken.
Ein unschönes Gefühl der Leere machte sich in ihr breit.
Das würde bald wieder vergehen, versicherte sie sich und stand auf.

Bald darauf saß sie mit Kaffee und Laptop auf dem Balkon und ging durch ihre Aufzeichnungen. Sie sortierte die Fotos ihres nächtlichen Besuchs auf dem Fischmarkt und machte sich Notizen zum Aufbau des Textes, den sie heute schreiben wollte.
Dann fiel ihr wieder ein, dass sie noch zur Schwermetallbelastung der Haie recherchieren wollte.
Nicht lange und sie hatte die entsprechenden Informationen beisammen.
Es waren ebenso schockierende wie beunruhigende Fakten, die sie gefunden hatte.

Auf so gut wie jedem deutschen Wochenmarkt wird heute Seeaal oder die wohlklingendere Schillerlocke feilgeboten – importiert aus den USA. 2013 waren es allein in Deutschland 295 Tonnen, was einem Lebendgewicht von 612 Tonnen entspricht. Aktuellere Zahlen konnte sie nicht finden. Dass sie zurückgegangen sein könnten, hielt Marita allerdings für mehr als unwahrscheinlich.
Ein Großteil des Fleisches kommt scheinbar mit dem sehr umstrittenen MSC-Siegel nach Deutschland, weil deren Angaben zufolge die Dornhai-Population im Nordatlantik vor der US-Küste und Neufundland noch gesund ist.
Auch hierzu hatte Marita recherchiert.

Das dortige Ökosystem als Ganzes ist allerdings schon längst nicht mehr gesund. Sein diffiziles Gleichgewicht ist massiv gestört und droht zu kippen. Dornhaie kommen in diesen Gebieten nämlich nur deshalb verhältnismäßig häufig vor, weil der Dorsch in der Vergangenheit komplett überfischt wurde. An seine Stelle in der Nahrungskette ist der Dornhai gerückt. Dadurch, dass er weit oben in der Nahrungskette steht, bis zu 90 Jahre alt wird und vornehmlich alte und kranke Tiere jagt, ist sein Fleisch so stark mit Methylquecksilber verseucht, dass es eine ernste Bedrohung für die Gesundheit der Menschen darstellt.

Angaben zur Höhe der Konzentration fand Marita in einer Studie der Universitäten Mainz und Kiel. Eine Portion von 250 Gramm enthält demnach bis zu 350 Milligramm des tödlichen Giftes. Das legale Maß, das von der toxikologischen Abteilung der Umweltschutzbehörde der USA (EPA) als sichere Höchstgrenze festgesetzt wurde, liegt lediglich bei 0,1 Milligramm pro Kilo Körpergewicht eines Menschen. Methylquecksilber wird 100 Mal besser vom Körper aufgenommen als normales Quecksilber und verursacht irreparable Gehirnschäden. Obendrein hat es im Gehirn und auch in der Plazenta von Frauen eine Halbwertszeit von 25 Jahren. Jedes dritte europäische Kind soll laut einer EU-Studie mittlerweile mit erhöhten Methylquecksilberwerten auf die Welt kommen.

„Unfassbar“, murmelte Marita.
Weil aber die Gefahr totgeschwiegen wird, hat Deutschland nach wie vor großen Appetit auf Dornhai, darf ihn per EU-Gesetz auch weiter importieren, allerdings nicht selbst fangen. Wird auf hoher See aus Versehen ein Dornhai gefischt, muss er wieder lebend ins Meer geworfen werden. Selbiges gilt sogar für Haiarten, die von der „Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora“ (CITES) geschützt werden.
'Das ist ja die reinste Farce', dachte Marita.
Als passionierte Taucherin wusste sie genau, dass Meerestiere, die aus großer Tiefe an die Oberfläche geholt werden, fast keine Chance haben, die Druckveränderung zu überleben. Sie werden also einfach tot wieder über Bord geworfen.


Als die Sonne langsam hinter den Dächern der benachbarten Häuser versank, klappte Marita erschöpft den Laptop zu und reckte ihre müden Glieder.
Der Text war fertig geschrieben, die Bilder bearbeitet und eingefügt. Morgen würde sie sich gleich daranmachen, Abnehmer für den Artikel zu suchen. Eine Liste möglicher Interessenten existierte bereits in ihrem Kopf. Sie würde diesmal auf Honorarforderungen verzichten. Ebenfalls auf ein Copyright. Ihr war es wichtiger, dass möglichst viele Menschen über die Problematiken der Überfischung und die damit einhergehenden Grausamkeiten informiert werden würden.
Eine erste Kopie schickte sie sogleich an Jasmin Finger vom deutschen Sharkproject.

Danach rief Marita ihre Freundin Christine an, ob sie ihr dabei Gesellschaft leisen wolle, sich in der Reh-Bar komplett abzuschießen. Christine, die alte Schnapsdrossel, hatte sofort begeistert zugesagt.


Ende
Fischmarkt Vigo
Quelle: sharkproject.org
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