Kritik - Grand Show "ARISE" Friedrichstadtpalast Berlin
Die Grand Show des Palast heißt in der Spielzeit 2022/23 "ARISE". Um sich in einen erotischen Abend einzustimmen, sind die Shows des Friedrichstadtpalast immer geeignet. Man darf aber beim Besuch nie vergessen, dass es sich hier um eine massenkompatible Veranstaltung handelt, zu der auch Minderjährige Kinder zutritt haben.
Die Erotik ist also eher subtil, versteckt in den Kostümen und Andeutungen. Der Zauber entsteht in der Ästhetik schöner Körper und anspruchsvoller Choreografien.
Nach dem Besuch bleibt trotzdem ein ernüchterndes Gefühl zurück. Wir kennen viele (nicht alle) Shows des Palast doch würden wir diese Inszenierung für eine der Schwächeren halten. Die Suche nach einer Muse ist ein Thema, dass nicht jedem im Publikum abholt und immer wieder bleibt der schale Geschmack zurück, dass die Künstler trotz handwerklicher Perfektion nicht alles zeigen, was sie könnten.
Hier scheint die neue Prüderie der politischen Korrektheit zuzuschlagen. Frivolität kommt nicht auf, denn sie könnte provozieren. In erotischer Hinsicht bekommt man eine auf das absolute Minimum reduzierte und nur niemanden verstörende oder gar polarisierende Show geboten, die vielleicht genau deswegen in ihrer schillernden Pracht farblos bleibt.
Wenn die Muse sich direkt ans Publikum wendet und damit die 4. Wand der Bühne durchbricht, ist das schon emotional, aber bereits wenige Sekunden später ist die Distanz wieder aufgebaut und bleibt dies bis zum Ende der Show.
Wer ohnehin in Berlin ist, kann sich den Abend mit der Show versüßen und wer nicht schon dutzende andere Shows des Palast gesehen hat, wird sicher beeindruckt im Sitz versinken.