Ich vermute mal ...
liebe
https://www.joyclub.de/my/2619619.witchjul.html, dass die Antworten auf deine Frage hier in unserer Gruppe ziemlich ähnlich ausfallen werden. Wir sind nicht umsonst die Gruppe "erotische Kommunikation". Ich denke, dass hier der Anteil von Menschen, die es gewohnt sind, mit Einwortsätzen zu antworten, wenn überhaupt, sehr gering sein wird. Ich glaube, dass uns ganz ähnliche Dinge mal mehr mal weniger stören werden. An alle, die jetzt aufschreien, ich würde sie hier unrechtmäßig vereinnahmen wollen, bitte versteht dies nicht als Aufforderung und auch nicht als Bevormundung, es ist eine
Vermutung und die ist zugleich auch als eine Art Kompliment an uns alle in der Gruppe gemeint, die wir uns auf besondere Weise darum bemühen, was uns von kopulierenden Mehrzellern unterscheidet: Verstand, Gefühl, Empathie und Aufmerksamkeit für das Gegenüber (egal welchen Geschlechts).
Ich stimme Vielem, was hier schon geschrieben wurde zu. Zugleich glaube ich jedoch, dass wir uns davor hüten sollten, vorschnelle Schlüsse aus einem in Eile zusammen geklickten Profil zu ziehen. Ich erinnere mich gut, wie ich das allererste Mal im Joy nach meiner Registrierung vor dieser Aufgabe stand, ein Profil von mir zu erstellen. Ich gebe zu, ich habe auch Textgeneratorfloskeln benutzt, ich habe ein furchtbares Bild von mir als Profilbild hoch geladen, auf dem nichts zu erkennen war. Ich fand das einfach nur lästig. Ich wollte loslegen, mich mit Frauen austauschen und so schnell wie möglich...
Das ist über sechs Jahre her, glaube ich. Man selbst geht relativ selten aufs eigene Profil, weil man mit den fremden genug zu tun hat. Erst nach einer Weile merkt man, dass einem Dinge bei diesen fremden Profilen auffallen und wird sich plötzlich bewusst: Mist, das steht so ähnlich auch auf deinem Profil.
Ich denke, es geht vielen ähnlich. Wir sind hier in Deutschland weniger als in anderen Ländern - Amerika zum Beispiel - gewohnt, uns selbst darzustellen. Jeder, der sich schon einmal bewerben musste, wird sich an das quälende Ringen um jeden Satz erinnern beim Formulieren des Anschreibens.
Kann ich das jetzt wirklich über mich schreiben? Bin ich das wirklich?
Ich lese auf Profilen immer wieder als erstes die Bemerkung, es wäre schwierig, sich selbst zu beschreiben. Manchmal ist dieser Satz Koketterie, weil alles, was danach folgt davon zeugt, dass die Dame sehr wohl weiß, was sie über sich preisgeben möchte. Aber oft eben sind es dann nur Listen von Adjektiven und Attributen - teilweise mit preußisch akkuratem Anstrich - die eher von einer gewissen Ratlosigkeit zeugen. Möglicherweise denkt frau/man in diesem Moment das erste Mal wirklich darüber nach:
Wie bin ich, was bin ich, wer bin ich?
Wir sind nicht ad hoc selbstreflektiert und im Stande, uns differenziert zu erklären. Manchmal sagen Frauen (Männer vermutlich auch, aber ich lese selten Männerprofile), Freunde und Bekannte sagen dieses und jenes über sie. Toller Trick, wenn es
nicht stimmt haben die Andren sich geirrt.
Etwas von sich preiszugeben, zudem hier auf der Platzform für (anspruchsvolle) Erotik, kostet Überwindung. Es macht uns angreifbar, verletzbar, dies zu tun. Wie groß ist die Gefahr, falsch verstanden zu werden? Ich denke, es ist zu oft der Wusch der Vater des Mißverständnisses. Wir Kerle
wollen gern missverstehen! Von dort bis zu dem Gedanken,
"ist doch egal" ist es nicht so weit. Manchmal stimmt es, meistens nicht.
Ja, es gibt die sehr einfach gestrickten Menschen, auch hier im Joy. Warum sie es sind, spielt keine Rolle. Es macht sie nicht zu schlechten Menschen, aber leider geben sie uns oft weder Anlass noch Möglichkeit, das rauszufinden, weil wir keine gemeinsame Sprache mit einander finden. Da wir alle keine Therapeuten sind - stopp, die wenigsten von uns, bevor ich wieder beschimpft werde - unser Ringen um Verständnis und Verständigung hat Grenzen, denn der Joy ist für uns zuerst Freizeitbeschäftigung, oder? Also: "
Ich Tarzan - Du Jane. Lass ma poppen!" darf uns - für meine Begriffe - durchaus abschrecken wie der unvernünftige Stolz auf eine bestimmte naturgegebene Penisgröße oder aber Körbchengrösse (wegen der Ausgewogenheit).
Wie also kommen wir da raus? Reden - schreiben, das ist zu allererst das Reden hier im Joy - zum Beispiel in der "Erotischen Kommunikation". Genau lesen und zuhören. Niemanden bewusst kränken und nicht sofort gekränkt reagieren, wenn es zu einem Missverständnis kommt. Bei sich selbst bleiben und sich nicht verbiegen. Tolerant bleiben aber ohne Schleimspuren zu hinterlassen. Abgeklärt genug sein um zu wissen, wann man schreiben und wann man lieber schweigen sollte, um kein Fass zum Überlaufen zu bringen.
So lernen wir einander kennen und auch schätzen, Im allerbesten Fall auch lieben. Daran wächst dann auch ein Profil - das im wirklichen Leben und das hier im Joy.
Sorry, ich kann es nicht kürzer...