Valentins BDSM
Meine Romanfigur Dom G. hat seiner Elly einen Brief zum Valentinstag geschrieben, um der Blumenlobby und dem entsprechenden Standard-Verhalten aus dem Weg zu gehen - so, wie seine Sexualität auch nicht Standard ist. Vielleicht gefällt es Euch ja Elly
Der Valentin, der Dir schreibt, ist Dir wohlbekannt und doch ein Mysterium. Er ist derjenige, der an Rosen die Dornen mehr schätzt als die Blüte. Derjenige, der die Romantik in denjenigen dunklen Räumen findet, welche andere Leute aus gutem Grund fürchten. Derjenige, der Dich quält, weil er Dich liebt. Derjenige, der so selten anwesend ist, dass Du ohne ihn nicht mehr sein kannst.
Niemand versucht häufiger, mir mehr zu entkommen als Dein Verstand.
Niemand hat Deinen Körper besser im Griff als ich.
Hast Du je realisiert, wie Du auf mich wirkst, wenn Du in meinen Fängen bist? Die Verheissungen Deines Fleisches, nebelfeucht glitzernd im spärlichen Licht, bewusst akzentuiert durch Deine Wahl der Overknees aus Wildleder? Dein Effekt auf mich wie die Glocke auf Pawlows Hund? Welche Boshaftigkeiten Du in mir weckst, wenn Du Dich gegen die zu gewärtigen Behandlungen aufbäumst und mich mit Deinen grossen Augen anfunkelst? Ein Widerstand, genährt vom dem Selbstbewusstsein Deiner Erotik?
Doch Deine Auflehnung ist nicht viel mehr als eine Fassade. Sie ist billiger Verputz einer bröckelnden Mauer, welche teilt, was nicht getrennt sein darf. Wie die Mauer von Berlin.
Jede meiner Züchtigungen, die Du erfährst, wirkt wie ein Mauerspecht. Beinahe unmerklich, aber für mich gut sichtbar öffnet sich, diesem Schutzwall gleich, Dein Körper mit jedem weiteren Schlag. Dein Leib will gleichermassen liebkost und dominiert werden, Spielball meiner Lust sein. Mit jeder weiteren Steigerung der Tortur, der scheinbaren Ausweglosigkeit der Agonie, steigert sich Dein Verlangen Dich zu ergeben, aufzugehen in mir. Du beginnst zu fliegen, hebst ab und vergisst dabei fast alles, beinahe sogar das Atmen.
Die Mauer bricht schliesslich ein. Du bist erlöst. Befreit von der Fassade, der Mauer, welche im Alltag Dein heiligstes Inneres vor der Unbill der Welt da draussen schützt. Und gleichzeitig entsteht durch die Freisetzung Deines Wesens eine unzerstörbare, metaphysische Verbindung zwischen uns. Eine Verbindung, die durch die Verschmelzung unserer Körper und das gegenseitige Trinken von unseren Quellen ihre Vollendung findet.
Deine Seele und Deinen Körper liegen ausgebreitet vor mir, erschöpft und gezüchtigt, erholt und geliebkost. Es ist ein flüchtiges Kunstwerk, ein Schatz, der in der Gegenwart nur für kurze Zeit Bestand hat. Aber in der Erinnerung jedoch hat er Spuren erzeugt, welche die Zeugnisse meiner Handlungen auf Deiner sanften Haut überdauern. In uns, für uns.
Du wirst mir nicht entkommen. Nie. Du wirst frei sein. Wie nie.
Happy Valentine
(copyright by gangleader 2019)