Teil 2
Als Annabelle um die Ecke des Häuschens auf die großzügige Veranda bog, saß er da, ruhig und wartend. Seine Krawatte hing wie das Jackett über der Lehne des grob gezimmerten Holzstuhls, der oberste Knopf seines Hemdes war offen. Mit wachen Augen folgte er ihren vorsichtigen Schritten in seine Richtung, beobachtete das zaghafte Suchen in ihrem Gesicht, bis sie wenige Meter von ihm entfernt zum Stehen kam. Dass ihre Arme dabei gerade von den Schultern herab hingen anstatt sich schützend vor ihre Mitte zu legen, war nur eines der Dinge, die er wohlwollend zur Kenntnis nahm.
„Schön, dass du gekommen bist“, eröffnete er das Gespräch. „Wie heißt du?“
„Annabelle,“ antwortete sie nach kurzem Zögern.
Es war das erste Wort, das er sie sagen hörte, und der Klang ihres Namens erfreute ihn mindestens so wie der ihrer weichen Stimme, deren Festigkeit nur leicht erschüttert schien.
„Annabelle“, wiederholte er mit Wonne, jede Silbe würdigend, „ein wunderbarer Name. Ich bin Cyril.“
Er beobachtete sie, abwartend, bis sie nach einer Weile bestätigend nickte.
„Hallo, Cyril“, sagte sie nach einer weiteren Weile.
Er lächelte.
„Hallo.“
Er musterte sie, ahnend, dass sie wohl vorerst nichts weiter sagen würde.
„Ich freue mich, dass ich deine Neugier wecken konnte. Nicht alle Frauen haben den Mut, sich ihrem Begehren
wirklich zu öffnen, erst recht nicht gegenüber einem Fremden. Dir müssen viele Gedanken durch den Kopf gehen.“
Sie bestätigte seine Vermutung mit mehreren nickenden Bewegungen, erleichtert, dass er ihre Aufgeregtheit zu respektieren schien, auch wenn damit keine ihrer Fragen beantwortet wurde.
„Was glaubst du ist es, was ein Fickstück will?“
Sie zuckte kaum merklich zusammen. Die Direktheit seiner Frage traf mitten hinein in ihren aufgewühlten Geist und forderte die Preisgabe ihrer intimsten Gedanken. Ihr wurde klar, dass sie vielleicht Respekt, aber keinesfalls Schonung erwarten durfte.
„Gef–", sie stockte, bis er ihr aufmunternd zunickte, „–fickt werden?“
Ihr Verstand war vollkommen eingenommen von der Antwort auf seine Frage, doch sie musste sich mit aller Macht zwingen, sie auszusprechen. Es waren nur zwei Worte, doch sie schienen ihr wie eine restlose Offenbarung. Er nickte, freudig, fasziniert zu sehen, wie ein tiefes Begehren zum ersten Mal ihre Unschuld durchbrach.
„Und wovon?“
Die Frage irritierte sie.
„Von einem Mann?“
Schon bevor er die Brauen skeptisch hob ahnte Annabelle, dass das nicht die Antwort war, die er hören wollte.
„Denke grundsätzlicher.“
Es konnte nur eine Antwort geben, auch wenn es ihr zutiefst ungehörig erschien, zu denken, was sie dachte.
„Von einem – Sch...wanz?“, fragte sie nach einigem Zögern.
Zufriedenheit machte sich auf seinem Gesicht breit, und langsam erhob er sich von seinem Stuhl. Mit Bedacht machte er einige Schritte auf sie zu, bevor er zum Stehen kam. Ihr Blick folgte ihm und richtete sich nach oben. Eindringlich sah er auf sie herab.
„Willst du das, Annabelle? Willst du von
meinem Schwanz gefickt werden?“
Es war eine schlichte Frage, aber sie fasste endlich das Gefühl in Worte, das seit dem ersten Blickkontakt in ihr rumorte, ohne dass sie es hätte greifen konnte.
„Ja“, hauchte sie, von sich selbst schockiert und zugleich befreit.
„Zieh dich aus“, war seine prompte und unmissverständliche Reaktion.