Im Schloss - Teil 2 (Fortsetzung Im Schloss)

Ich erspare an dieser Stelle die längeren Diskussionen zum Thema „Was ziehe ich an?“. Cornelia suchte schließlich den Rat ihrer besten Freundin. „Silke ist die Einzige, mit der ich über sowas reden kann“.

Silke verfügte überraschenderweise über weit einschlägigere Erfahrung, als ich ihrer blassen sanften Erscheinung mit Vorliebe für Wickelkleider zugetraut hatte. Die beste Freundin mahnte: Ihr braucht Regeln. Was passiert, wenn der eine Partner mit einem Paar will, der andere findet dieses aber „voll daneben“? Wie entscheidet ihr, will Sie mit einem Mann ins Separeé, er indes bleibt einsam an der Bar? Was ist, wenn sie nur mit der Frau will? Cornelia überlegte. Es gab da zwar mal rein weibliche Begegnungen, aber alle lange zurück. „Warum nicht?“

Wir stellten einen Kodex auf: Beide müssen einverstanden sein. Ein Veto ist ein Veto. Keine Alleingänge. Wir kehren sofort um, sobald einer meldet, ich will raus.

An diesem Punkt erinnerte ich mich an Silke und daran, wie sie wohl ohne ihr Wickelkleid aussehen würde und schlug vor, die Ratgeberin doch einfach mitzunehmen. Etwaige offene Verhaltensfragen könne man dann vor Ort und umgehend fachfraulich klären. Cornelias entzückend gerundeter Mund verwandelte sich in einen schmalen Strich. Rechtsanwältin sei sie selber.

„Die Nacht der Leidenschaft“ – so titelte sich unser „Event“ - sah eine Übernachtung vor. Anreise zum Hotel am Samstag nachmittag, abends Shuttle zum Schloss, auschecken am nächsten Tag. Das Hotel entpuppte sich als dreisterniger 60erJahre Bau mit Tapeten, die sichtbar unter der Schwerkraft litten, und einer Dusche, die sich demütig zum Wannenboden neigte.

Wir beschlossen, nicht im Zimmer zu verweilen, sondern uns unters Volk zu mischen. Der Kaffeeraum („bitte Selbstbedienung“) füllte sich zusehens mit Menschen jeglichen Alters, die entweder verloren herumstanden (wie wir) oder sich lärmend als alte Freunde begrüßten. Klar war nur, abends gehen alle zur Party.

Und alle sahen sehr normal aus.
Hm.

Die Verwandlung folgte später. Gegen frühen Abend machte die für meinen Geschmack etwas nervöse fröhliche Geselligkeit einer spannungsvollen Stille Platz. Die Paare zogen sich zurück. Vorbereitung. Wir auch. Cornelia rutschte in ihre rotschwarze Korsage, die oben den Nippeln knapp Deckung gab und unten die Schamlippen befreite. Halterlose schwarze Nylons und zwei ultrascharfe Stiefel unterstrichen ihre Nacktheit. Dazu gesellten sich schwarze Handschuhe und ein Halsband mit Spitzen. Ich wählte eine schwarze Hose im Wetlook, ein Netzshirt und eine Art Staubmantel und fühlte mich darin wie in einem Ennio-Morricone-Western.

Wir betrachteten uns. Ich befühlte probeweise ihre Scham, doch Carolines rotgeschminkter Mund verhieß Nein. „Keine Vorspeise“.