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Die Fotografin

******eld Mann
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Die Fotografin
„Und wie lautet jetzt ihr persönliches Fazit, nach diesem Erlebnis?“
„Es war eine tolle Erfahrung. So viele ganz neue Eindrücke. All die anderen Pilger zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten. Es verbindet uns ja alle dasselbe Ziel. Und man hat endlich mal Zeit zum Nachdenken. Ich kann das jedem nur empfehlen.“
Marita tippte die letzten Zeilen ihrer Fotostory in den Laptop, fuhr mit dem Cursor auf den Sendebutton und drückte die linke Maustaste.

„Geschafft. Urlaub!“, sagte sie zu sich selbst und ging ans Fenster. Im goldenen Licht der Abendsonne sah sie Pilger und Einwohner über die Avenida de Raxoi spazieren und hasten. Sie sah Kinder Fangen spielen, alte Frauen in schwarzen Kleidern und Strickjacken saßen auf einer Bank und unterhielten sich angeregt. Ein Mann zog einen kleinen störrischen Hund hinter sich her.

Marita griff zu ihrer Kamera, öffnete das Fenster und blickte durch den Sucher.
Langsam zoomte sie ein junges Pärchen heran. Hand in Hand liefen sie die Straße herunter, in ihre Richtung. Das Mädchen lachte. Der Junge grinste verstohlen. Ihre Hände schwangen ausgelassen vor und zurück, der Gang tänzelnd beschwingt.

„Oh ja, fröhliche Jugendzeit“, dachte Marita, schmunzelte und drückte auf den Auslöser. Mal etwas erfrischend anderes, nach all den Pilgern auf ihrem Weg zu sich selbst.
Aber es tat gut, wieder unterwegs zu sein, nach all den wegen Corona abgesagten Reportagen. Und sieben Tage Jacobsweg im September waren ja ein leichter Einstieg. Die Interviews waren gut gelaufen, sie hatte ein paar interessante Leute dabei gehabt. Und auch mit den Fotos war sie sehr zufrieden. Tolle Landschaften, tolles Licht. Der Chefredakteur würde zufrieden sein. Eine Brot-und-Butter-Story halt.
Jetzt noch eine Nacht in Santiago de Compostela und morgen würde sie sich einen Mietwagen nehmen, um an die Küste Galiciens zu fahren.

Genauer gesagt an die Costa da Morte. Die Todesküste.
Dort ernten Fischer unter Einsatz ihres Lebens die heiß begehrten Entenmuscheln.
Während riesige Atlantikwellen krachend gegen die Felsen prallen, riskieren diese Männer alles, denn nur hier können sie dem Meer ihre wertvolle Beute entreißen. Oftmals peitscht der Nordwestwind die Wellen des Atlantiks mit Stärke acht an die schroffen Felsen. Jedem der anstürmenden Brecher müssen die Männer ausweichen, wenn sie die Percebes ergattern wollen.

Marita hatte eine Geo-Reportage auf arte gesehen und wusste, dass Entenmuscheln die begehrtesten Meeresfrüchte Spaniens sind. Für eine Portion dieser Spezialität zahlen Gourmets in guten Restaurants bis zu 250 Euro. Aber niemand kann die Gefahr entgelten, der sich die Fischer Galiziens bei ihrer Ernte aussetzen müssen. Diese Männer nannte man Percebeiros und die wollte sie bei ihrer gefährlichen Arbeit fotografieren.

Sie legte die Kamera beiseite, trank den letzten Schluck Rioja und ließ sich ein Bad einlaufen. Früh zu Bett und früh los. Das war der Plan.

Gegen elf erreichte Marita am nächsten Tag eine der Sammelstellen, die es entlang Galiciens Küste gibt. Es ist warm, aber stürmisch.
„Keine gute See heute. Die Flut ist viel zu hoch“, murmelt sie vor sich hin.
Hier, ungefähr zehn Kilometer von La Coruña entfernt, ist die Küste gesäumt mit Leuchttürmen, die sich wunderschön von dem Blau des Meeres abheben.
Überall sah sie Percebeiros, die darauf warteten, dass sich das Meer wieder beruhigt. Einige von ihnen scheinen aber zu denken, sie könnten trotzdem einsteigen und schauen, ob sie die Muscheln erreichen konnten. So hatte es zumindest den Anschein, als sich eine Gruppe von sieben Männern in Richtung der Klippen bewegte.

Marita schnappte sich ihre Umhängetasche mit den Kameras, verschloss den Wagen und folge ihnen. Im Vorbeigehen winkte sie den anderen Männern und rief ihnen ein freundliches „Olá“ zu.
Lachend winkten diese zurück und ihre interessierten Blicke folgten ihrem weiteren Weg.

Als Marita die Kante der Klippe erreichte, hatten die Männer bereits ihre Positionen zwischen den Steinblöcken gefunden und begannen ihr riskantes Geschäft.
Bei der klassischen hier praktizierten Variante, dem sogenannten Pelo, wurde nur mit ein paar Werkzeugen und der eigenen Körperkraft gearbeitet.
Sie nahm eine Kamera heraus und legte sich auf den Kies am Rand der Klippe. So hatte sie perfekte Sicht, eine sichere Auflage für die Kamera und die Männer konnten sie nicht so leicht entdecken. Schließlich sollten sie sich ja ganz natürlich geben und keine Show abziehen.
Zum Schutz gegen das kalte Atlantikwasser trug jeder der Männer einen Neoprenanzug und an der Seite war ein kleines Netz befestigt, in dem alle Muscheln, die Percebes, gesammelt wurden, die er heute fand. Außerdem hatte jeder einen Rapa, einen großen Meißel, mit dem er die Percebes vom Felsen kratzte.

Ein Mann fiel ihr ganz besonders auf.
Er war sehr groß und ungeheuer muskulös. Sein fast schwarzes Haar war nass und zerzaust, Wassertropfen glitzerten in seinem dichten Bart und auf seiner sonnengebräunten Haut. Auch war er der einzige, der keine Jacke zu seinem Anzug trug, sondern nur eine Hose. Er hatte das obere Teil, welches Brust und Rücken bedecken sollte, heruntergerollt.

„Ein richtiger Kerl.“ Marita erschrak darüber, dass sie das laut gesagt hatte.
Sie nahm die Kamera mit dem Teleobjektiv und zoomte sich dieses Prachtexemplar ganz dicht heran.
Sein kantiges Gesicht füllte den Sucher. Zum ersten Mal sah sie jetzt seine Augen. Grün wie Jade. Dazu bernsteinfarbene Sprenkel.
Ihr stockte der Atem. Dann drückte sie auf den Auslöser.

Sie fuhr mit dem Zoom wieder etwas zurück und ließ den Sucher tiefer sinken.
Über die Schultern, die kraftvollen Oberarme, seine behaarte Brust, die schmale Taille hinunter. Er hatte etwas von diesen alten Marmor- oder Bronzestatuen, die alte Krieger oder sonstige Helden darstellten. Ihr Blick fiel auf sein Geschlecht, das sich deutlich sichtbar unter dem enganliegenden Neopren abzeichnete.
„Na, das passt ja wenigstens mal zu dem Rest“, sagte sie, diesmal bewusst laut.
„Gar nicht wie bei den Statuen.“ Über deren kleine Penisse sie sich oft amüsiert hatte.
Dass er damit sicher auch gut umzugehen wusste, sagte sie sich dann aber wieder nur im Stillen.

Einer der Männer gab mit einem lauten Ruf das Signal. Die Wellen zogen sich zurück und gaben die Beute frei. Nun sprangen die Männer hinter den Steinen hervor und kletterten, so schnell sie konnten, weiter nach unten. Das Geräusch der schabenden Eisen drang zu ihr herauf. Mit flinken Händen sammelten die Männer die Muscheln ein, bevor ein erneuter Ruf die rückkehrende Brandung ankündigte.
Gerade hatte auch der barbrüstige Hüne seinen schützenden Standort erreicht, als ein gewaltiger Brecher gegen die Klippen donnerte.

Marita hielt die ganze Zeit drauf und freute sich, denn sie war überzeugt, ein paar wirklich gute Aufnahmen dabei zu haben.
Nach einer guten Stunde brachen die Männer ab und kamen die Klippen hinauf.
Sie stand etwas abseits des Pfades und winkte ihnen zu.
Etwas mürrisch nickten sie ihr zu.
„Das liegt wohl an der miesen Ausbeute“, dachte sie.
Nur der große Kerl, der etwas hinter den anderen ging, hob die Hand zum Gruß und lachte. Dabei entblößte er eine Reihe perfekter, strahlend weißer Zähne.

Marita erwiderte seinen Gruß und rief ihm ein freudiges „Olá“ zu.
Er blieb stehen und redete kurz mit dem Mann vor ihm. Dann kam er direkt auf Marita zu, blieb vor ihr stehen und hielt ihr seine kräftige Hand hin.

„Me llamo Manolo. Manolo Vázquez.“
Sie schlug ein und stellte sich ebenfalls vor.
Marita, die eigentlich Maria-Theresa hieß, war fast zweisprachig aufgewachsen und den Feinschliff hatte sie sich als Au-pair in Barcelona aneignet. Ihre Großmutter war noch in Galicien geboren und in den frühen 60ern an die deutsche Nordseeküste, nach Cuxhaven gekommen, wo Maritas Mutter und auch sie selbst geboren wurden.

Sie unterhielten sich eine Weile, bis Manolo meinte, er müsse zum Hafen und die Muscheln abgeben. Ob sie ihn nicht begleiten mochte, um noch mehr Fotos von hart arbeitenden Männern zu machen. Sie lachten beide und sie bot ihm an, ihn im Auto mitzunehmen.

Wenig später fuhren sie auf den Parkplatz des Hafens von Porto de Santa Cruz.
Manolo entschuldigte sich kurz und kehrte schon bald darauf zurück.
Sie gingen zusammen in eine Bar mit Namen Trisquel und bestellten zwei Gläser Rioja.
Bevor Manolo sich setzte, wechselte er noch ein paar Worte mit dem Patron, verschwand kurz in der Küche und kam dann wieder zu ihr auf die Terrasse. Er nahm den Stuhl ihr gegenüber und hob fröhlich lächelnd sein Glas. Der Wein war herrlich fruchtig und sie kehrten wieder zu ihrem Gespräch bei den Klippen zurück.

Er erzählte ihr von den Gefahren seines Berufes, den ertrunkenen Kollegen und den immer geringeren Erträgen. Sie berichtete von ihrer Story über den Jacobsweg.
Sie hatten das erste Glas gerade geleert, als der Koch mit einer dampfenden Platte Entenmuscheln zu ihnen herauskam. Gefolgt von dem Wirt, der ihnen die Gläser füllte.
Die Percebes schmeckten absolut fantastisch. Dazu gab es nur frisches Weißbrot und eine leichte Zitronen-Knoblauch-Creme zum Dippen. Einfach, aber köstlich.
Ihre Blicke trafen sich und sie stießen erneut mit dem Rioja an.
„Salut!“

Vor ihnen lag auf einer kleinen Insel das Castelo de Santa Cruz, dahinter der weite Atlantik und vor ihnen eine Nacht voller Verheißungen.

~ ENDE ~
****69 Mann
92 Beiträge
Ein verheissungsvoller Beginn in eine heisse, stürmische, spanische Nacht. Merci
******eld Mann
2.191 Beiträge
Themenersteller 
Die Fotografin 4 - In den Gärten von Tinirau
In den Gärten von Tinirau

Der Herbst schien gekommen, und Hamburg versank in einem kalten, nassen Grau.
Um so froher war Marita über ihren neuen Auftrag. Er hätte besser nicht sein können.
Das GEO-Magazin schickte sie in den Süd-Pazifik.
Genauer gesagt auf die Fidschi Inseln.
Sie wollten eine mehrteilige Reportage über das Korallensterben machen.
Zwei Kollegen von ihr würden die Karibik und das Great Barrier Reef vor Australien besuchen.

Doch sie, so empfand sie es, hatte das ganz große Los gezogen.
Eine Woche bezahlten Urlaub im Paradies.
Und sie würde noch eine Woche dranhängen.
Marita prüfte noch einmal ihre Kameraausrüstung für die gewünschten Unterwasser-Aufnahmen. Seit ihrem Bericht vor drei Jahren über die dramatischen Folgen des ägyptischen Massen-Tauchtourismus im Roten Meer hatte sie die nicht mehr benutzt.
Die eigentliche Tauchausrüstung würde sie vor Ort bekommen.

Ihr Ansprechpartner auf der Hauptinsel Viti Levu war ein gewisser Austin Bowdon-Kerby.
Er war der Managing Director von Corals for Conservation, einer Organisation, die sich den Erhalt der Korallenriffe um Fidschi und die Vermehrung von Korallen zum Ziel gesetzt hat.
Der studierte Meeresbiologe war Amerikaner, hatte aber fast sein ganzes Leben in Mikronesien verbracht und die dortige Unterwasserwelt erforscht.
Sie hatten sich bereits zweimal miteinander per Video-Chat unterhalten, und der Mann mit dem weißen Rauschebart war ihr sofort sympathisch gewesen.


Der Flug dauerte fast dreiundzwanzig Stunden, inklusive eines Zwischenstopps in Dubai, und so erreichte Marita den Kingsford Smith International Airport in Sydney um 22:35 Ortszeit.
Sie passierte den Zoll ohne Probleme, auch Dank ihres vollständigen COVID–Impfstatus, und nahm den Shuttle-Bus zum Holiday Inn in der Nähe des Flughafens. Eine eher ökonomische wie praktische Wahl, da sie schon am Vormittag, mit Fiji Airways nach Nadi weiterfliegen würde.
Der Flug dauerte etwa vier Stunden, und in den letzten dreißig Minuten flogen sie über einen türkisfarbenen Südseetraum. Vereinzelt sah sie kleine, schneeweiße Atolle unter sich dahinhuschen oder mit Palmen bestandene Inselchen.
Austin würde sie am Flughafen erwarten und dann mit ihr zusammen nach Sigatoka fahren, wo er seine Basis hatte.

Und so war es auch. Als Marita in die Ankunftshalle des kleinen Flughafens trat, winke Austin ihr mit einer Blumengirlande zu.
„Bula!“, rief er fröhlich entgegen, als sie die Absperrung passierte.
Marita wusste, dass 'Bula' so viel wie Hallo bedeutete, und erwiderte seinen Gruß ebenso fröhlich.
Austin legte ihr die Blumengirlande um und erkundigte sich, wie ihre Anreise verlaufen sei.
„Die war ganz okay“, versicherte Marita.
„Etwas anstrengend. Aber Interkontinentalflüge sind ja auch immer ziemlich langweilig. Dafür war der Anflug auf Viti Levu fantastisch. Man würde am liebsten schon aus dem Flugzeug ins Wasser springen.“
Austin lachte so laut, dass sich ein paar der anderen Fluggäste umdrehten.
Marita lachte ebenfalls. Sie würden sich sicher gut verstehen.

Nachdem Marita noch schnell etwas Geld gewechselt hatte, nahm er ihr den Koffer ab und sie gingen hinaus zu seinem Jeep.
Die Fahrt auf der gewundenen Küstenstraße war spektakulär. Eine Stunde später hielten sie vor der Sea Winds Villa, Maritas Unterkunft für die nächsten vierzehn Tage.
Der Manager war ein guter Freund von Austin und begrüßte sie ebenfalls mit einer Blumengirlande und einem freundlichen: „Bula.“
Marita fühlte sich trotz der strapaziösen Anreise schon wie im Urlaub.
Sie checkte ein und verabschiedete sich von Austin. Sie würden sich morgen Mittag zum Essen treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Den Rest des Tages verbrachte Marita mit einem ausgedehnten Spaziergang am Strand und einem Nickerchen in einem der bequemen Schaukelstühle auf der Terrasse.
Zum Abendessen bestellte sie sich Mahi Mahi, in Kokosnussmilch gebackenen Goldmakrele.
Nachdem sie sich noch von Simon, dem Manager, zum Haus-Cocktail Polynesian Pepper Pot hatte überreden lassen, ging sie schon um neun Uhr auf ihr Zimmer und war kurz darauf bereits eingeschlafen.

Am nächsten Morgen erwachte Marita früh, aber erfrischt und ausgeruht.
Sie lieh sich an der Rezeption eine Schnorchel-Ausrüstung und einen dünnen Neopren-Anzug und ging hinunter zum Strand.
Das vorgelagerte Haus-Riff war nur etwa 500 Meter vom Strand entfernt. Marita ließ sich in das herrlich warme Wasser des Pazifiks gleiten und schwamm mit langsamen, aber kraftvollen Beinschlägen darauf zu. Die ersten Fische erschienen schon, bevor sie das Riff erreicht hatte, und es war wie jedes Mal ein beeindruckendes Gefühl. Sie empfand es immer wieder wie das sprichwörtliche Eintauchen in eine andere Welt.
Viele Menschen glauben, es wäre ganz still unter Wasser. Doch dem ist überhaupt nicht so. Überall um einen herum knistert und knackt es. Ebenso wie eine Tauchermaske die Perspektive verändert und alles um 25 Prozent größer erscheinen lässt, verstärkt das Wasser den Schall.

Marita ließ sich von der Strömung über das Riff tragen. Nur wenn sie etwas besonders Interessantes sah, tauchte sie hinab, um es sich genauer anzuschauen. Erfahren wie sie war, behielt sie aber immer das Ufer im Auge.
Zwischen all den bunten Fischen, Anemonen, Schwämmen und Fächerkorallen sah sie immer wieder leuchtend weiße Korallen, die sie daran erinnerten, dass sie nicht nur zum Vergnügen hier war.
Nach einer Stunde wurde ihr, trotz des warmen Wassers, langsam kalt und sie schwamm zum Strand zurück, um zu duschen und zu frühstücken.

Austin kam wie verabredet zum Mittagessen, und sie teilten sich einen perfekt zubereiteten Red Snapper und eine Flasche neuseeländischen Sauvignon Blanc.
Schon während sie aßen, berichtete Austin, wie es um die Korallenriffe hier bestellt war.
Die Lage war offenbar dramatisch.

„Eine Korallenbleiche entsteht bei zu hohen Temperaturen, dann beginnen die Stoffwechselprozesse in den Korallen schneller abzulaufen“, erläuterte Austin. „Eine Koralle besteht aus Polypen und lebt in Symbiose mit Algen. Nachts fangen die Polypen Plankton, um sich zu ernähren, tagsüber wandeln die Algen das Licht durch Photosynthese in Energie und Sauerstoff um. Findet das bei hohen Temperaturen zu schnell statt, kann der entstehende Sauerstoff nicht schnell genug an die Umgebung abgegeben werden und vergiftet die Zellen. Zum Schutz stößt die Koralle daraufhin alle sauerstoffproduzierenden Algen ab und wird so weiß, denn es sind die Algen, die für die bunten Farben sorgen. Sie ist dann zwar noch nicht tot und könnte sich theoretisch erholen. Praktisch fehlt ihr aber eine wichtige Nahrungs-grundlage, und vor allem große Korallenstöcke können ihren Energiebedarf nur durch nachts gefangenes Plankton nicht langfristig decken. Sie verhungern schließlich. Übrig bleibt ein totes Kalkskelett, welches dann zunehmend von Algen überwuchert wird. Bei warmen Strömungen, wie z.B. bei El Niño, geschieht dies innerhalb weniger Tage.“

Marita machte sich stichwortartige Notizen.
„Und was kann man dagegen tun?“, fragte sie Austin.
„Wir versuchen, die Riffe wieder aufzuforsten - indem wir an Land Korallen züchten, die nicht nur wärmeresistenter werden sollen, sondern so auch viel schneller wachsen als in der Natur. Später werden sie dann wieder ins Meer ausgesetzt. Und mit dieser sogenannten Mikrofragmentierungsmethode ist es uns gelungen, Korallen bis zu 50 Mal schneller zu vermehren als in der Natur – nach nur fünf Jahren sind die so erzeugten Korallen dann in der Lage, sich selbst zu vermehren. Dabei werden Bruchstücke von Korallen in zentimetergroße Fragmente zerteilt und in Aufzuchtbecken gesetzt.“
„Wird das die Korallen retten?, fragte Marita.
"Nein, wohl nicht“, entgegnete er. „Das sind alles nur Tropfen auf den berühmten heißen Stein. Der UNESCO zufolge wurde bereits die Hälfte der weltweiten Korallenvorkommen zerstört. Solange die Erwärmung und die Versauerung der Ozeane fortschreitet, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts sogar alle Korallen weltweit absterben. Neben diesen Hauptfaktoren sind es auch zunehmend häufigere und heftigere Stürme, Pestizide, Überfischung, Düngemittel und andere Schadstoffe, die den Korallen zusetzen.“
„Wieso das?“, wollte Marita wissen.
Geduldig erklärte ihr Austin, wie die Versauerung des Wassers durch immer mehr CO₂ in der Atmosphäre die Kalkgerüste der Korallen auflöst und all die anderen verschiedenen Zusammenhänge. Auch, wie immens wichtig Riffe für den Küstenschutz und das gesamte Ökosystem Meer sind. Das Korallensterben trifft nicht nur rund ein Viertel aller Unterwasserorganismen, sondern auch etwa eine Milliarde Menschen, denen die Ökosysteme Nahrung und Einkommen liefern. Pflanzen und Fische vermehren sich in den Riffen, Raubfische finden dort ihre Nahrung - und Menschen aus Küstenregionen sind auf Riffe als Fischgründe und als Touristenattraktion angewiesen. Allein der Wert von Korallen für die weltweite Tourismusbranche wird auf 36 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt.
„Nur bezahlen will niemand etwas dafür“, brummte er.
„Zudem fungieren die stabilen Strukturen als Wellenbrecher und verhindern, dass Küstengegenden und Strände abgetragen oder überschwemmt werden. Wo sollen denn all die Menschen bleiben, wenn ihre Inseln weggespült werden?“

Am späten Nachmittag brach er auf. Morgen würde er sie zu einem der Aufforstungsfelder mitnehmen.
Marita setzte sich an ihr Notebook und übertrug die gemachten Notizen.
Sie wusste als Taucherin natürlich von dem als Coral-Bleaching bekannten Phänomen des Ausbleichens. Das Ausmaß und die globalen Zusammenhänge waren allerdings neu für sie. Und so schlich sich ein dunkler Schatten in ihr sonniges Urlaubsparadies, der sie an diesem Tag auch nicht mehr verlassen wollte.


Am nächsten Morgen hatte der Wind aufgefrischt und das Schlauchboot rollte unruhig in den Wellen, während Marita, Austin und zwei seiner Mitstreiter ihre Ausrüstung überprüften.
Als alle bereit für den Tauchgang waren, sagte Marita: „Dann auf in Neptuns Garten.“
Austin lächelte und meinte: „Diese Gärten gehören aber Tinirau.“
Als er Marita überraschtes Gesicht sah, fügte er eine Erklärung an.
„Tinirau ist der Beschützer der Fische in Polynesien.“
„Na dann auf in Tiniraus Gärten“, rief Marita und ließ sich rückwärts über den Rand des Bootes fallen. Dabei warf sie noch einen kurzen Blick auf Nemani, einen der anderen Männer an Bord.

Der Tauchgang war beeindruckend. An dutzenden langen Leinen waren kleine Korallenstücke aufgehängt und bewegten sich träge in der Strömung. Als Marita näherkam, konnte sie die winzigen Tentakel der Polypen erkennen, die unablässig Plankton zu der, in ihrer Mitte befindlichen, Mundöffnung transportierten.
Weiter unten auf dem sandigen Meeresboden sah sie quadratische Platten, auf die Korallenfragmente geklebt worden waren, die ebenfalls eifrig Nahrung aus dem Wasser filtrierten. Sie konnte erkennen, das einige wohl erst vor Kurzem hier ausgebracht worden waren. Andere hingegen hatten sich schon soweit vermehrt, dass sie ihre Platten inzwischen vollständig bedeckten.
Austin deutete auf einige Exemplare, die zwischen den umgebenden Felsen saßen. Jetzt erkannte sie, dass auch diese hier platziert worden waren, und mithilfe einer Art Kitt an Ort und Stelle gehalten wurden. Während Austin sie begleitete und Marita ihre Aufnahmen machte, befestigten Nemani und Effi weitere mitgebrachte Korallen am Meeresboden.
Nach 40 Minuten gab Austin das Zeichen zum Wiederaufstieg. Auf dem Weg zur Oberfläche mussten sie einen kurzen Dekompressionsstopp einlegen und Marita machte ein paar Fotos von den Männern. Dabei fiel ihr Blick durch den Sucher auf Nemanis Schritt, wo sich etwas ziemlich Beachtliches abzeichnete. Sie zoomte kurz näher ran und drückte auf den Auslöser.
Dann ging es auch schon weiter nach oben.

Wieder im Schlauchboot halfen sie sich gegenseitig beim Ablegen der Ausrüstung.
Effi startete den Motor und sie fuhren zum nächsten Feld.
Je weiter sie rausfuhren, desto unruhiger wurde die Fahrt und Marita musste sich an den Seilen festhalten, die auf den Seitenwülsten gespannt waren. Trotzdem warf sie immer wieder verstohlene Blicke in Richtung Nemani.
Mit seinen ein Meter neunzig und schätzungsweise neunzig Kilo war er schon recht beeindruckend. Er war so muskulös, als würde er jeden Tag ins Fitnesscenter gehen. Marita war sich jedoch ziemlich sicher, dass es hier keines gab. Er hatte das Oberteil seines Neoprenanzuges geöffnet, das nun um seine Hüften hing. Diese Hüften, die immer wieder Maritas Blicke auf sich zogen. Seine kaffeebraune Haut glänzte in der Sonne, und als er sich mit der Hand über seine kurzen Rastazöpfe fuhr, spannte er seine Muskeln für sie an.
Marita fühlte sich sofort ertappt.
Aber als er seine strahlend weißen Zähne entblößte und sie breit anlächelte, erwiderte sie es, wenn auch etwas verschämt.
'Ob er wohl eine feste Freundin hat?', fragte sie sich insgeheim.
Sie hatte gehört, dass amerikanische Touristinnen sich hier gerne die Nacht mit einem Beachboy vertrieben. 'Ob er so einer war?'

Die nächsten zwei Tauchgänge ähnelten dem ersten.
Marita machte ihre Fotos und die Männer brachten weitere Korallen nach unten.
Auf der Rückfahrt berichtet Austin ihr von ihren finanziellen Problemen durch die Corona-Epidemie. Sie hätten normalerweise fast das ganze Jahr Volontäre hier, die dafür bezahlen hier mitarbeiten zu dürfen.
Entweder für ihr Studium, oder weil sie es einfach cool finden.
Neben ihrer wertvollen Mithilfe fehlte jetzt natürlich auch das Geld.
Wenn die Pandemie noch länger anhielte und die Touristen weiter ausblieben, müssten sie wohl oder übel ihre Arbeit einstellen.
Schon jetzt fänden die Aufklärungsstunden und Exkursionen mit den Schulkindern nicht mehr statt. Ebenso die Info-Abende für die Touristen in den Resorts.
Die ganze Insel lebt von den Touristen.
"Selbst ohne die Delta-Variante hatten wir schon fast fünfzigtausend Infizierte, und erst 25 Prozent sind geimpft."
Als Marita sein bedrücktes Gesicht sah, tat er ihr sehr leid. Vor ihr saß ein alter Mann, der seine Welt untergehen sah.


Am darauf folgenden Tag besuchte Marita die Zuchtstation. Eine vielleicht etwas übertriebene Beschreibung für die Ansammlung von Zelten, in denen die Wassertanks mit den Korallen untergebracht waren.
Austin zeigte ihr die verschiedenen Entwicklungsstufen der Korallen und nannte ihr die Namen, damit sie ihre Fotos später richtig betiteln konnte.
Dabei gab er ihr noch einige Fakten und Daten, die Marita eifrig notierte.
„Wissenschaftler schätzen, dass bis zu neun Millionen Tierarten zumindest einen Teil ihres Lebens auf Korallenriffen verbringen“, berichtete er.
„Riffe sind so etwas wie Regenwälder unter Wasser. Ihr Ökosystem ist allerdings noch viel komplexer. Viele der dort ablaufenden Wechselwirkungen sind noch gar nicht hinreichend erforscht. Wir wissen mehr über die Oberfläche des Mondes als über den Meeresboden.“

Als Marita später am Strand entlang zu ihrem Hotel zurückging, kam ihr Nemani entgegen.
„Bula!“, rief er schon lange bevor er sie erreicht hatte und winkte ihr zu.
Sie unterhielten sich eine Weile über die Station, zu der er gerade unterwegs war.
Dann fragte er Marita, ob sie heute Abend mit ihm zu einem Reggae-Konzert gehen würde.
„Es ist nichts Besonderes, nur eine lokale Band“, sagte er. „Aber die Stimmung wäre bestimmt gut.“
Marita überlegte, ob das eine gute Idee war. Aber warum eigentlich nicht?
„Ja, ich komme gerne mit.“
„Cool, ich hole dich um sieben ab. Okay?“
„Ja, das ist okay.“
„Super, dann bis später.“


Um sieben stand Marita vor ihrem Hotel. Sie trug ein Batiktuch um die Hüften, dazu ein Top mit Spaghettiträgern und darüber eine leichte Leinenbluse.
Nemani erschien pünktlich, aber zu Maritas Überraschung mit einem alten Motorrad.
Er besah sich ihr Batiktuch, schmunzelte und meinte: „Na, dann hüpf mal rauf.“
Marita erkannte sofort, dass das nichts werden würde. Also nahm sie so Platz, wie sie es schon hundertfach in Indien oder Thailand gesehen hatte: seitwärts.
Um so sicher zu sitzen, musste sie einen Arm um seinen Bauch legen. In jeder Kurve spürte sie, wie sich seine harten Bauchmuskeln anspannten.

Und los ging es, die Küstenstraße entlang in die einsetzende Dämmerung.
Den Kopf an seinen breiten Rücken gelehnt, schaute sie auf den Ozean hinaus und genoss den kühlen Fahrtwind.
Ihr Ziel war das Sundowner Bar & Grill, in Korotogo, wo das Konzert stattfinden sollte.
Während der rasanten Fahrt dachte Marita mehr als einmal an das, was nur wenige Zentimeter von ihrer Hand entfernt unter seinen Bermuda-Shorts schlummerte.
Die Bar lag direkt am Strand und gehörte zum Outrigger Fiji Beach Resort. Einem der vielen ganz auf amerikanische Touristen ausgerichteten Hotels. Heute Abend bestand das Publikum aber fast ausschließlich aus Inselbewohnern.
Nemani wurde von mehreren anderen Gästen begrüßt und war offensichtlich eine lokale Größe.
Sie gingen zur Bar, bestellten zwei Budweiser Light und suchten sich einen Platz im Außenbereich.
Der Sonnenuntergang war fantastisch. Es war, als würde der ganze Horizont in Flammen stehen.

Dann kam die Band auf die improvisierte Bühne, und es wurde etwas unruhig. Leute suchten sich nun Plätze, von denen sie die Musiker besser sehen konnten.
Marita und Nemani schlossen sich an. Bald standen sie dicht beieinander und wiegten sich im Rhythmus der Musik.
Nemani stand hinter ihr, damit sie einen besseren Blick hatte, und durch ihre dünne Kleidung konnte sie seine Hitze spüren.
Der Gedanke, dass sein Geschlecht nur ein paar Zentimeter von ihrem Po entfernt war, drängte sich so derartig in den Vordergrund, dass sie die Musik nur noch am Rande wahrnahm.
Vorhin hatte sie sich im Hotel noch einmal das Foto angesehen, das sie auf der Bootsfahrt gemacht hatte. Und zum wiederholten Mal hatte sich bei dem Anblick ein leichtes Ziehen in ihrem Schoß ausgebreitet.

Bevor Marita überhaupt wusste, was sie tat, kreiste ihr Hintern an seinem spürbar erigierten Penis. Ihr Begleiter hatte definitiv einen Steifen.
Nun umfasste er ihre Hüften und zog sie noch fester zu sich.
'Oh mein Gott, was tue ich hier?', dachte Marita bei sich.
Sie spürte, dass sie feucht wurde.
Marita sah sich kurz um, niemand nahm Notiz von ihnen.
Dann war ihre Entscheidung gefallen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, sodass sie seinen harten Ständer zwischen ihren Pobacken spüren konnte.
Er packte sie noch etwas fester, und hob sie dann so leicht empor, als wäre sie eine Feder.
Alles um sie herum begann, sich zudrehen.
Sie war so unglaublich geil.

Als dann die Band die erste Pause machte, dauerte es nur eine Minute und die beiden waren unten am Strand. Dort standen sie unter dem Licht der Sterne und küssten sich leidenschaftlich, während die Wellen des Pazifiks die Hintergrundmusik lieferten.
Es gab kein Halten mehr. Sie musste ihn anfassen. Ihre Hand glitt über diese gewaltige Beule, rieb darüber, drückte an ihr herum.
Dann löste er sich von ihr, nahm ihre Hand und zog sie den Strand entlang.
Fort von den Menschen, der wieder einsetzenden Musik, den Lichtern, fort von alledem.
Hin zu einer Nacht, die sie nie vergessen würde.

Als sie einen dunklen Strandabschnitt erreicht hatten, sanken sie in den noch warmen Sand.
Der letzte halbwegs klare Gedanke, den Marita noch hatte war: 'Hoffentlich hat er ein Kondom dabei.'
Er hatte.


Am nächsten Morgen erwachte Marita vom Pfeifen eines Teekessels.
Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück.
Erschrocken setzte sie sich auf.
Sie war bei ihm.
'Nemani' - der Name schoss wie ein Stromstoß durch sie hindurch.
Erinnerungsfetzen tauchten vor ihrem geistigen Auge auf.
Er über ihr. Sie auf ihm. Er hinter ihr.
Stöhnend ließ sie sich zurückfallen.
Geschirr klapperte.

Dann stand er in der Tür. Nackt, mit einem Tablett in den Händen.
Er sah sie an und ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Guten Morgen. Appetit?“
„Ist denn etwas dabei, das wir sofort essen müssen?“, gab sie zurück.
„Nicht wirklich“, antwortete er.
„Na, dann stell das Tablett weg und komm her.“


Es sollten unvergessliche Tage in diesem Südsee-Paradies werden.
Sie unternahmen zahlreiche Tauchgänge und Ausflüge über die Insel.
Nemani organisierte ein Boot, und sie fuhren zu einer kleinen, unbewohnten Insel.
Die ganze Zeit liefen sie nackt herum, schwammen im Meer und liebten sich, wann und wo immer ihnen auch der Sinn danach stand.

Doch für alles kommt einmal das Ende.
Nicht, dass das eine neue Erfahrung für Marita gewesen wäre, aber diesmal fiel es ihr so schwer wie nie zuvor.

Als der Flieger abhob und die Insel unter ihr immer kleiner wurde, liefen Tränen über ihre Wangen.


**********************************************************************
Die Zukunft der weltweiten Korallenriffe ist sehr düster.
Auch die Bemühungen zahlreicher Organisationen, wie der hier beschriebenen, werden ihr Aussterben lediglich eine Weile hinauszögern, wenn nicht sehr bald drastischen Maßnahmen zur CO²- Reduzierung ergriffen werden.
Die Korallenriffe werden das erste Ökosystem sein, das der Klimakrise zum Opfer fallen wird.

Wer mag findet weitere Informationen unter den folgenden Links:


https://corals4conservation.org/



http://www.coralmovie.com/
*****lei Mann
792 Beiträge
Und dann gab es doch noch geilen Sex. Danke für diese informative Story und das angehängte Video. Überraschend auf eine Perle gestoßen. So viel interessantes an Informationen in einer erotischen Geschichte ist selten. danke!
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