transkutane Reizströme zur Unterstützung der Milchbildung
Ich glaube, ich hatte den Kernpunkt dieser durchaus berechtigten Frage in einem meiner Fachbeiträge zur induzierten bzw. re-induzierten erotischen Laktation schon mal ganz kurz angeschnitten, möchte hier aber nun weiter darauf eingehen.
Hinsichtlich dieses Themas hatte ich mich seinerzeit während meiner klinischen Tätigkeit im Rahmen meiner Laktationsforschungen intensiv mit der Frage beschäftigt, ob und inwiefern transkutane Ströme zur Steigerung zu niedriger Milchmengen bei stillenden Müttern angewandt werden könnten. Dies geschah vor dem Hintergrund, daß eine solche Methode ganz klar der Verabreichung von pharmazeutischen Galaktogenen (milchbildenden Präparaten) vorzuziehen wäre.
Die direkte Anwendung elektrischer Ströme wie schwache Gleichströme oder mono- bzw. biphasische Rechteckimpuls-Wechselströme ist in vielen medizinischen Therapieformen gängige Praxis. Beispielsweise in der Analgesie (Schmerzbehandlung), in der Iontophorese (Resorption pastenartiger Arzneistoffe durch die Haut), um hier nur die wichtigsten zu nennen.
Auch in einer breitgefächerten Palette weiterer Anwendungsgebiete wurde bisher intensiv geforscht, weshalb es umso erstaunlicher erscheint, daß in der einschlägigen medizinischen Fachliteratur keinerlei Berichte zu entsprechenden diesbezüglichen Untersuchungen und Forschungen auf dem Gebiet der Laktationsförderung durch Reizströme zu finden sind. Das veranlasste mich vor einigen Jahren, der Sache verstärkt nachzugehen und entsprechende Nachforschungen meinerseits anzustellen. Zusammen mit einigen ebenfalls neugierig gewordenen und interessierten Ärztinnen und Ärzten gestaltete sich das Vorhaben denn auch recht unkompliziert.
Nach eingehenden Recherchen, teils tiefgehenden Gesprächen mit Anatomen, Dermatologen und Frauenfachärzten und monatelangen Korrespondenzen mit diversen Instituten, pharmazeutischen Firmen und Herstellern entsprechender Geräte, musste ich im Resümee allerdings zu der Erkenntnis gelangen, daß in der Tat auf diesem Gebiet bisher (letzter Stand: Frühjahr 2018) noch keine diesbezüglichen nennenswerten Forschungen betrieben worden sind. Zumindest nicht im deutschsprachigen Raum.
Allerdings bin ich auf Berichte japanischer Ärzte und Wissenschaftler gestoßen, die sich explizit mit dieser Materie beschäftigen und ganz offensichtlich mit Reizströmen einige bemerkenswerte Erfolge bei der Steigerung der (Mutter)Milch vermelden. Ganz zweifellos ließen sich diese Methoden oder Therapieformen und die in Japan gewonnenen Erkenntnisse demzufolge auch auf den Bereich der erotischen Laktation übertragen bzw. anwenden.
Unglücklicherweise aber sind die wenigsten japanischen Abhandlungen und Berichte hierzu in Englisch verfügbar (auf Deutsch selbstverständlich gar nicht) und obendrein auch recht oberflächlich eher im Sinne kurzer Meldungen verfasst. Welcher Art, Stärke, Anwendungsform und -dauer die dort verwendeten Ströme sind, ist in dem mir vorliegenden Material bisher nicht detailliert aufgeführt, so daß es umfangreicher Korrespondenz bedarf, um an tiefergreifendes Material und explizite Informationen aus Japan heranzukommen. Was erfahrungsgemäß aber nicht allzu schwierig ist, weil man in Japan ganz allgemein sehr viel aufgeschlossener mit diesem Thema umgeht.
Aufgrund meiner gesamten bisher gewonnenen Erkenntnisse stehe ich aber auf dem Standpunkt, daß es durchaus möglich sein sollte, die Milchbildung durch Anwendung entsprechender Reizströme zu forcieren und zu unterstützen. Das ist zwar, zugegeben, bislang nur eine Vermutung, die aber immerhin darauf fußt, daß es vom medizinischen und anatomischen Standpunkt aus gesehen bis zum jetzigen Tage rein gar nichts gibt, was etwa
dagegen spräche.
Im Gegenteil: daß medizinischer Reizstrom einer [verstärkten] Milchbildung entgegenwirken könnte, möchte ich sogar fast ausschließen, was auch die meisten in dieser Sache konsultierte Ärzte ebenso sehen. Eine Frauenärztin formulierte es scherzhaft, aber nicht minder ernst meinend, indem sie mir sagte
"also, ich kann mir auch nicht vorstellen, daß die Milch dadurch sauer werden würde." …
Von daher stehe ich der Anwendung von schwachen Reizströmen aus TENS-Geräten als
zusätzliche unterstützende Maßnahme bei Laktationsbemühungen durchaus positiv gegenüber – auch wenn es bisher noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu gibt, die eine positive Wirkung mit entsprechenden Erfolgsaussichten belegt.
Behindert wird eine Milchbildung jedenfalls durch auf die Brüste aufgelegte Pads und das wohlig-warme Kribbeln der Ströme ganz ohne Zweifel
nicht.
Allerdings möchte ich abschließend aus gegebenem Anlass empfehlen, daß nie eine Elektrode auf die eine und die andere Elektrode auf die andere Brust gelegt werden sollte, sondern immer pro Brust jeweils zwei Elektroden, so daß die Ströme nicht den gesamten oberen Brustbereich von links nach rechts oder umgekehrt durchfließen, sondern daß immer beide Brüste separat und jede für sich durchströmt werden.
Und ganz allgemein eine dringende Warnung:
Menschen mit Herz- oder Gehirnschrittmachern sollten grundsätzlich unter gar keinen Umständen Reizstromgeräte, ganz gleich welcher Art, anwenden!
Vorsicht bitte auch bei implantierten Diabetes-Chips: Hier kann es durch Reizstromeinwirkungen u.U. zu fatalen Fehldiagnosen kommen!
S. H.