Rückkehr nach Roissy
Hallo liebe Gäste, Fans, Mitglieder,ich habe jetzt nochmal die "Fortsetzung" gelesen, die eigentlich nur das gestrichene Kapitel ist. Bevor Ihr weiter lest - Spoileralarm
Damals ist mir das eher zufällig in die Hände gefallen, weil ich nicht wusste, dass es eine Fortsetzung gibt bzw., dass das "gestrichene Kapitel" welches im Hauptroman am Ende erwähnt wurde, wirklich noch geschrieben wurde. Ich finds auch eigenartig, dass dieses Kapitel kaum Beachtung geschenkt wird.
Für mich ist das Kapitel ein würdiger Abschluss, wenngleich er die Frage offen lässt, wie O sich entscheidet. Wenn man so den Hauptroman "Die Geschichte der O" ließt, dann wartet man irgendwie die ganze Zeit auf einen Plottwist. Ich meine man wird ja quasi die ganze Zeit im Unklaren gelassen. Wer ist Rene, wer ist Sir Stephen, wer der Kommandeur, was ist Roissy, wer ist Anne-Marie und wie sehen die Personen in Zusammenhang. Die Personen treten im Buch einfach auf und sind da. Sie machen irgendwas und der Leser wird letztendlich über jegliche Zusammenhänge im unklaren gelassen. Warum vergewaltigte man O bevor oder nachdem man sie mehrfach halb tot prügelte. Wozu das "schlagen" der O. Es wurde mehrfach gesagt es geschehe zu O's "Belehrung". Belehrung in was?
Das erste mal als ich mit Leuten über "Rückkehr nach Roissy" diskutieren wollte kam nur: "Ohh ganz schlechtes Buch. Roissy ein Puff, Sir Stephen Zuhälter. Passt überhaupt nicht zum Original"...
Nun ganz so einfach ist es aber nicht. Dem Aufmerksamen Leser ist sicherlich aufgefallen, dass O im Hauptroman im "roten Flügel" ist und es wird angedeutet, dass Roissy mehr ist als O dachte, wenngleich sich O offenbar niemals die Frage zu stellen schien wo sie eigentlich war. Auf jeden Fall gab es noch andersfarbige Flügel, die O beim ersten mal in Roissy nicht betreten durfte.
Einen weiteren Hinweis auf das gestrichene Kapitel ist, dass Rene (O war gerade aus Roissy zurück) sofort Interesse an Jacqueline hegte. O sollte ihr sogar sagen, dass Rene sich in sie verliebt habe (also in Jacqueline), obwohl er gleichzeitig beteuerte, dass er O liebe. Im weiteren Verlauf wird dann deutlich, dass Rene Jacqueline ebenfalls an Sir Stephen übergeben wollte, nachdem er sie nach Roissy geschickt habe.
Auch kündigte Rene, nachdem er Sir Stehen O übergab schon an, dass er "bereits eine neue" in Aussicht habe.
O setzte man unter Druck, dass man Jacqueline, falls es O nicht schaffen würde sie zu überreden es freiwillig zu tun, nach Roissy zwingen werde. Fragt sich da keiner, was für ein Spiel gespielt wird? Sogar die 12-jährige Natalie sollte von Sir Stephen nach Roissy geschickt werden...Ich meine kommt man da nicht ein kleines bisschen auf die Idee warum, zu welchem Zweck und ob Sir Stephen und Rene sich da nicht ein klein wenig im illegalen Bereich bewegten?
O und Sir Stephen das große Liebespaar? O die Rene liebte, so abgöttisch, dass sie sich in Roissy schänden, zur Ohnmacht vergewaltigen und regelmäßig bis aufs Blut peitschen ließ, nur um Rene zu behalten, ihm auf diese Weise ihre Liebe zu beweisen.
Nachdem er seine große Liebe (dieses ich liebe Dich, was sie dauernd zueinander sagten war so dermaßen oft und offensichtlich geschrieben) einfach so mal an Sir Stephen abgab, nein nicht um sie zu teilen, sondern sie ihm zu "übereignen" - Stellte sich da keiner die Frage ob Renes Liebe wirklich echt war, wenn es sein einziges Bestreben war O möglichst schnell Sir Stephen "zuzuführen" und wenn zugleich angekündigt wird, dass dies mit "der neuen" auch passieren werde.
Rene, die große Liebe wird schnell zum Nebendarsteller und tritt kaum noch im Roman auf un dwenn dann nur als "Nebendarsteller" in der Rolle als "Jacquelines Geliebter", während O anscheinend ganz plötzlich nur noch Augen für Sir Stephen zu haben schien - und das obwohl er 2 Seiten vorher O seine "unerschütterliche Liebe" gestand.
Es scheinen ja auch alle Charaktere (bis auf O, die eine einfache Fotografin war) sehr wohlhabend zu sein. Womit sie dieses Geld verdienen und warum die Reihenfolge (Rene bringt Frauen dazu ihn zu lieben, schafft sie nach Roissy, um sie dann Sir Stephen zu übergeben) so enorm wichtig war, wurde nie erklärt. Als Leser muss man so vieles einfach hinnehmen.
Mir schien es schon beim ersten lesen wie die typische Zuhälterstory. Der Sunny Boy, der naive Mädchen dazu bringt sich zu verlieben, nur um sie dann an seinen Zuhälterkumpel abzugeben, damit beide ordentlich Kapital aus der Kleinen schlagen können. Die Story war zu der Zeit auch nicht neu. Das ist das typische Klischee der Zeit!
Ließt man die Geschichte der O unter dieser Annahme noch einmal, dann verschwinden plötzlich die Widersprüche (beispielsweise warum O für Rene zunehmend uninteressanter wurde, nachdem er sie Sir Stephen übergab und warum er noch bevor es soweit war, schon der nächsten schöne Augen machte) und die unzähligen kleinen Hinweise werden sichtbar!
Für mich war "Rückkehr nach Roissy" nicht wie für viele eine Leuterung, sondern eine Genugtuung. Das Ende was ich erwartete und alle Fragen (ihr erinnert Euch, weiter oben in meinem Text) werden erklärt und in einen Sinnvollen zusammenhang gebracht:
Rene: Sir Stephens "Zubringer", der an Sir Stephen verdiente
Sir Stephen: Verdiente daran Mädchen nach Roissy anschaffen zu schicken: O war auch nicht die erste, aber die einzige die er beringen ließ und das folte nur dem Zweck, dass beringte Frauen in Roissy doppelt so teuer waren für die Freier...Das Geld steckte er in illegale Handelsgeschäfte mit Diamanten an denen der partizipierte.
Der Kommandeur: Einer der Geschäftspartner Sir Stephens, der im übrigen auch seine "Mädchen" in Roissy anschaffen ließ
Auspeitschungen: Dieses sinnlose auspeitschen ohne Sinn und Verstand zu O's "Belehrung" war eine "Gewöhnung", denn Roissy befriedigte vor allem extravagante Wünsche und wenn Kunden Mädchen peitschen durften, kostete das Extra und Mädchen mit denen man das tun konnte waren besonders gefragt
Anne Marie: Die Hausärztin in Roissy, die die Mädchen sterilisierte damit sie nicht schwanger werden und die einen täglichen Check auf Geschlechtskrankheiten durchführte. Natürlich nur bei nicht beringten Mädchen. Beringte Mädchen wurden nicht untersucht und mussten auf eigenes Risiko (bzw. das Risiko ihres Gebieters) ohne Kondom mit allen Männern Sex haben - Was natürlich die Gewinne erhöht (weniger Kosten = höherer Gewinn).
Bitte Leute versteht mich jetzt nicht falsch. Erziehung, Ausbildung, Sexobjekte zum teilen, das mystische Roissy aus "Geschichte der O" - Alles toll und superheiß. Trotzdem neigte ich nicht dazu den Roman mit der gewissen rosaroten Brille (überrollt von der eigenen Lust) zu lesen, sondern wollte ihn im Gesamtkontext erfassen. Für mich war "Rückkehr nach Roissy" der gelunge Abschluss, auch wenn Entmystifizierung manchmal weh tut...
Die Wahrheit muss halt manchmal schmerzhaft sein, damit sie verstanden wird! Er lieber an die perfekte Sexsklavin glauben möchte, die wirklich zu allem bereit ist, der sollte "Rückkehr nach Roissy" besser nicht lesen