Mein Herr ...
... und ich waren schon 28 Jahre zusammen, bevor wir entdeckten, dass ich devot bin und einige meiner Verhaltensweisen, gerade im Bereich Sex, darauf zurückzuführen waren. Obwohl mein Herr, genauso schnell wie ich wussten, dass es für mich kein Zurück mehr geben würde, war er sich noch lange nicht sicher, ob er auch wirklich die Rolle meines Herrn übernehmen wollte. Es hat Monate gedauert bis dies klar wurde.
Ich tat mich am Anfang auch sehr schwer mit dem Dienen im allgemeinen Sinn und wollte eigentlich lediglich Sexsklavin sein. In meinem Kopf verband ich das Dienen mit Ausnutzung. Das Geschenk würde irgendwann selbstverständlich werden, keinen Wert mehr haben. Ich wäre dann nichts Besseres mehr als eine Magd, Putzfrau oder Haushälterin, nur dass ich dafür noch nicht einmal Geld bekäme. Da ich ohnehin leichte Probleme mit meinem Ego hatte, ging das für mich nicht. Genauso wie ich keinerlei Demütigungen und Erniedrigungen hinnehmen konnte. Letzteres geht bis heute nicht, wobei das, was jemand unter Demütigung und Erniedrigung auffasst ja sehr unterschiedlich sein kann, nicht wahr? Auch war ich überhaupt nicht maso und Schlagen gab mir nichts. Im Gegenteil, dieses ewige auf dem Hintern Rumgekloppe, wie wir es ganz klischeehaft zu Beginn handhabten, machte mich ärgerlich und nervte mich schrecklich.
Die erste Weiterentwicklung kam aber schon relativ schnell. Wir hatten einen Workshop bei einer sehr erfahrenen Domina, mit der wir heute befreundet sind. Sie war es, die mir klarmachte, dass ich Wolf etwas vorenthalte, wenn ich das Dienen so klar verneinte. Meine Devotion ließ mir ab dem Moment keine Ruhe mehr und sorgte schließlich dafür, dass ich mich nur wenige Tage danach Wolf als Eigentum verschenkte und zumindest in der Theorie nun das Dienen nicht mehr ausschloss. Aber bis es dann wirklich so weit war, dass ich auch real zum Dienen bereit war, brauchte noch Monate. Es war ein klitze kleines Schlüsselerlebnis, was zur Öffnung führte und damit auch den Weg für den späteren Einstieg in das O-Kontinuum bereitete. Sonst wäre das nicht möglich gewesen. Denn ich verbinde mit der O in erster Linie das Objekt sein und das Dienen. Wobei meine persönlichen Schwerpunkte die sexuelle Benutzung und das Bedienen sind.
Schnell war auch klar, dass ich unbedingt es brauchte, zu spüren, dass ich Eigentum bin. Dies aber nicht durch irgendwelche Aufgaben oder Spielchen, sondern durch körperlich Dominierung (Dominierungsgesten, festes Anpacken, runter drücken ...) und dies nicht nur hin und wieder, sondern ständig. Ursprünglich wollten wir keine Verschmischung von BDSM und Alltagsleben, mussten aber sehr schnell erkennen, dass dies durch meine starke Devotion gar nicht möglich war zu trennen. Wir haben zwar keine Rituale oder formalen Anreden, aber mental besteht das Hierarchiegefälle inzwischen durchgängig. Das heißt aber nicht, dass ich nun keine eigene Meinung mehr habe, zu allem Ja und Amen sage, permanent auf dem Boden rumrutsche ... Es ist einfach da und gehört zu uns. So hielt halt das DS auch in unser Alltagsleben Einzug.
Wir haben uns beide immer weiter entwickelt und dies auf vielen Ebenen. Heute zweifelt auch mein Herr nicht mehr an seiner Rolle als Herr und hier haben ihm die Events im O-Kontext (insbesondere der O-Abend in Nossen (gibt es leider nicht mehr) und das Excés de Roissy) mit die jeweiligen Herrenrunden sehr geholfen.
Aber natürlich entwickeln wir uns als Paar und jeder für sich selbst als Individuum immer weiter. Gerade stehe ich wieder an einem Punkt, an dem ich alles überdenke, zum Teil auch in Frage stelle, mich neu sortiere. Das bedeutet nicht, dass dies dazu führen muss, dass ich etwas ändere, aber es muss überdacht werden. Mein Herr ist da fatalistischer konzipiert, während ich die kompliziertere von uns beiden bin.
Um also auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Wir kannten uns schon lange vorher, haben uns jeder für sich und als Paar immer weiter entwickelt und sehen da auch kein Ende in Sicht.
Lieben Gruß
Shania