@ Sir Rainer
vielen lieben Dank für diesen schönen Beitrag Ich habe den Eindruck, dass nur wenige selbst der Gor-Liebhaber versuchen, dieses Konzept auch wirklich umzusetzen oder gar eine Gemeinschaft zu bilden, die dies in der Gruppe auslebt. Umso schöner wieder von jemandem zu hören, der dies getan hat.In einem Punkt muss ich nur widersprechen. Sie hatten geschrieben:
Mein Eindruck wäre, eine Kajira könnte auch immer ein O sein, aber nicht umgekehrt.
Ich aber glaube, dass beide - bis auf Ausnahmen - nicht den anderen Teil leben könnten, weil es immer ein „zu viel“ bei gleichzeitigem „zu wenig“ ist.
Als Grundlage für meine Ausführungen zur O nehme ich das Buch „Die Geschichte der O“ (nicht den zweite Band!) und diejenigen, die sich tief damit verbunden fühlen. Nicht Bezug nehme ich jedoch auf die unterschiedlichen Realumsetzungen, denn dafür gibt es zu viele und einige weichen doch sehr von der Vorlage ab. Da müsste ich ständig vergleichen und relativieren.
Ähnlich gehe ich auch bei der Kajira vor, wobei ich einräumen muss, dass ich lediglich bis jetzt die Bände 1-3 + 7 + 22 gelesen habe. Es kann also hier gut sein, dass mir die Tiefenkenntnisse fehlen.
Die O ist eine Frau, die sich freiwillig in die Sklaverei begeben hat, wobei sich diese ausschließlich auf ihre Benutzung beschränkte. Sie ist in erster Linie Objekt der Benutzung und ihr Schwur erlaubt die sexuelle sowie die im Bereich Schlagen. Dienen im Sinne des Bedienens gibt ihr keine eigene Befriedigung, sie tut es lediglich, wenn es klar und deutlich als ihre Pflicht definiert ist (Roissy). Ansonsten lässt sie putzen, lässt sie kochen, jemand bringt ihr etwas, wenn sie durstig ist (Nora bei Sir Stephen) … Die O ist KEINE Dienerin. Jenseits ihrer Benutzung ist sie frei zu tun und zu lassen, was sie möchte. Darüber muss sie keine Rechenschaft abliefern. Sie entscheidet, wann sie wohin geht und mit wem. Sie muss sich nur jederzeit zur Verfügung halten, wenn sie gerufen wird. Nur Männerbekanntschaften mit Sex, die er selbst nicht angeordnet hat, mag Sir Stephen bei seiner Sklavin nicht. Dies geht aus den Fragen hervor, die er ihr stellt, aber verboten war es ihr zu keinem Zeitpunkt. Auf Befehl dagegen hat O sich von anderen Männern sexuell oder in Sachen SM benutzen zu lassen. Die sexuelle Benutzung ist ein zentraler Punkt und gehört eindeutig zu Os Vorlieben, wenn es ihr auch schwerfällt, dies sich selbst einzugestehen. O hat Eigentum, O wohnt in einer eigenen Wohnung, die angemietet ist, O hat Personal, über das sie bestimmten kann. Gehorsam und das Objektsein sind die Triebfedern.
Eine Kajira dagegen ist nicht frei, sie ist rechtelos und zwar zu jedem Zeitpunkt des Tages. Sie hat kein Eigentum und ist Dienerin per Definition. Eine Kajira wie dies Doreen im 22. Band ist, trägt das Dienen als Bedürfnis in sich. Sie ist zwar auch Objekt für ihre Herrschaft, aber aus sich selbst heraus ist sie in erster Linie Eigentum und Dienerin. Der Zwang und die Strenge der Herrschaft sind für sie existenziell, um sich fallen zu lassen und wohl zu fühlen. Eine Kajira wird zur Kajira als Status gemacht, aber in ihrem Innern ist sie das schon immer gewesen. Neben dem Dienen ist die sexuelle Benutzung der wichtigste Part. Eine Kajira ist Sexobjekt und je mehr sie ihr Kajirasein akzeptiert und genießen kann, desto größer wird die so genannte Sklavenhitze (Geilheit/sexuelle Bedürfnisse). Eine Kajira hat auf Befehl alles für einen anderen Herrn zu tun. Für eine Kajira gibt es keine Bereiche oder Ausnahmen. Sie muss ggf. gegen ihre Überzeugungen stehlen, betrügen, sich schlagen lassen oder sexuell zur Verfügung stehen. Das Eigentumsrecht ihrer Herrschaft ist allumfassend.
Der Tausch: Wenn eine O zur Kajira gemacht würde, müsste sie viele Freiheiten aufgeben, die sie hat. Kein Problem hätte sie dagegen mit dem Gehorsam und dem Objektsein. Größere Probleme hätte sie jedoch mit dem großen Dienanteil, da sie hieraus keine eigene Befriedigung erzielt. Natürlich würde sie es tun, aber man könnte eine O auch damit vielleicht sauer fahren. Auch kein Eigentum mehr besitzen zu dürfen und über alles und jedes Rechenschaft ablegen oder fragen zu müssen, was ihren Alltag betrifft, wäre wohl eine kleine Hürde, die sie nicht immer leicht nehmen würde. Die O wird nur in Roissy und innerhalb einer Benutzung derart eng geführt. Rituale spielen auch keine Rolle in ihrem Leben, wenn auch Sir Stephen welche zu haben scheint, die sich aber auch hier wieder ausschließlich auf die sexuelle Benutzung zu beziehen scheinen. Es sind vermutlich bestimmte Abläufe, wenn O bei ihm ist, die diese Rituale ausmachen, denn O weiß hinterher genau, wann was von ihr erwartet wird. Aber so etwas wie die Kaffee- oder Teezeremonie kennt sie nicht. Da müsste sie sich umgewöhnen, aber es würde ihr keine Probleme bereiten. Ob sie jedoch daraus einen eigenen Mehrwert erzeugen würde, wage ich zu bezweifeln. Aber sie würde den Zwang im Kajirasein sehr genießen, die Herrschaft über sich und das Gehorchen. Sie würde sich arrangieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Welt nicht ihre Welt wäre.
Die Kajira ist eine Dienerin und das würde ihr als O unglaublich fehlen. Sie möchte sich nicht bedienen lassen, sondern selbst Hand anlegen. Es wäre ihr auch außerhalb der Benutzung zu viel Freiheit. Sie braucht das permanente Gefühl Eigentum zu sein und nicht nur dann, wenn sie gerufen wird. Auch die Option einer O, dass ja jederzeit ein Ringträger auftauchen und ihre Benutzung einfordern könnte oder auch das Sir Stephen einen eigenen Schlüssel zu ihrer Wohnung hat (relativ spät im Buch), würde ihr nicht reichen. Eine Kajira möchte auch in ihrem Alltag nur bedingt eigene Entscheidungen treffen müssen und würde sich nicht einfach mit irgendjemandem treffen. Zumindest wüsste sie dann zu jedem Zeitpunkt, dass sie hier einen Regelverstoß begeht, so wie O weiß, dass sie ihre Beine nicht überschlagen darf, es aber dennoch zumindest einmal getan hat.
Fazit: Keine O und keine Kajira können so einfach tauschen, weil die Grundkonzepte von ihrer Schwerpunktsetzung her sehr unterschiedlich sind und daher einen anderen Menschentyp ansprechen. Aber es gibt natürlich im realen Leben Menschen, die damit überhaupt keine Probleme hätten. Es gibt außerdem inzwischen durchaus etliche Umsetzungen der O, die das Dienen bereits mit aufgreifen und daraus einen eigenen Stellenwert generieren, was die Lücke zur Kajira deutlich schmaler werden lässt.
Lieben Gruß
Shania