Wenn ich das ...
... richtig verstanden habe, ging es für den Autoren auch darum, mit Gor eine Welt bzw. einen Kontext zu schaffen, in dem Frau noch Frau und Mann noch Mann sein konnte. Frau konnte deshalb Frau sein, weil sie als Sklavin überhaupt keine Entscheidungsgewalt hatte und sich daher ganz auf ihr Frausein konzentrieren konnte.
Damit aber nimmt die Rolle bzw. der Status als Frau oder Mann eine unglaublich zentrale Rolle in diesem Kontext ein. Das irritiert mich ein wenig. Warum ist das so mega wichtig? Ich habe mein Frausein nie in Frage gestellt und mich auch schon immer als solche gefühlt und mein Frausein auch sehr geliebt. Meine Devotion macht mich daher nicht mehr dazu.
Für mich ist ein ganz anderer Aspekt von zentraler Bedeutung. Ich meine das Dienen und das Freude bereiten können. Die Freude in den Augen, die Zufriedenheit im Blick des benutzenden bzw. bedienten Herren. Ich tauche ein in das O-Kontinuum einzig und allein um zu Dienen und die Herren, die sich meiner bedienen glücklich zu machen. Alles andere dagegen ist Beiwerk, wovon einiges sogar störend ist, weil es das Dienen verdeckt bzw. andere Dinge in den Fokus zerrt. So nenne ich mich nie "O", denn dieses "O" wird nicht selten wie ein Titel getragen, ein Status, den man sich in der Szene verdienen muss ... Dabei war "O" der Name einer Frau, die nie eine Aufgabe bewältigen musste, um klar zu machen, was für eine Funktion sie hatte. Sie war Eigentum und Objekt und dies stand nie zur Diskussion oder wurde auch nie Frage gestellt. Auch hatte O keinen Titel und hätte dies auch als für sie nicht einforderbar sofort abgewiesen. Warum dann also den Buchstaben in seinem Namen mitführen? Ähnlich ergeht es mir mit der Kajira, die ja auch ausschließlich als Sklavin dazu da ist, zu dienen. "Kajira" steht für einen Status ohne Rechte und Wahlmöglichkeiten, nichts, was man sich verdient, sondern etwas, in das man (historisch betrachtet) hinein gezwungen wird. Im O-Kontext wie auch in dem von Gor ist zudem der Status jeder Frau bekannt. Warum also den jeweiligen Status im Namen mitführen? So bin ich einfach nur Shania ohne irgendetwas dabei. Mein Status ist, dass ich Eigentum von Meister Wolf bin. Ich muss doch zudem niemandem beweisen oder demonstrieren, was offensichtlich ist! Wenn die Devotion und die Lust zu dienen nicht aus mir heraus da ist, dann können sie solche Dinge auch nicht hervorzaubern. Vielmehr habe ich festgestellt, dass diese "Titel" dazu führen, dass unterschwellig es zu Konkurrenzdenken kommt. Wer ist die bessere O? So und so sollte eine O sein und du bist es nicht!
Ich weiß nicht, ob es im Gor-Kontinuum, wie im DS-Bereich allgemein üblich und auch im O-Kontext vorhanden und gern genommen, auch den Kajiras auch Aufgaben gestellt werden, die nicht direkt etwas mit ihrer dienenden Funktion zu tun haben. Diese Aufgaben habe nicht selten eine unterhaltende Funktion für die Herren oder Spielcharakter. Damit tue ich mich unglaublich schwer, weil sie für mich absolut nichts mit meiner Funktion zu tun haben.
So bereite ich mich gerade auf eine Aufgabe vor, die mir für das Excés gestellt wurde, die mich nun schon einige Wochen beschäftigt. Bringt mich diese Aufgabe wirklich weiter? Ich meine in meiner Entwicklung? Bringt sie mich genauso viel weiter, wie dies eine bestimmte Geste getan hat, die ich gestern das erste Mal für einen bestimmten Herrn ausgeführt habe, weil ich wusste, dass sie ihn glücklich machen würde. Eine Geste, die noch Tage davor für mich nicht möglich gewesen wäre zu leisten? Nein, die Aufgabe für das Excés tut es nicht. Es ist eine Herausforderung für mich, aber sie bringt mich persönlich nicht weiter in Richtung Dienen, wie dies diese kleine Geste, die für mich ein Quantensprung gewesen war, tat. Diese Geste war aber keine Aufgabe, die mir gestellt wurde, sondern sie ist aus dem Moment geboren, weil ich zu diesem Zeitpunkt bereit dazu war, sie anzubieten. Da dies so war, konnte ich sie mit meiner Seele und meinem Herzen anreichern. Eine sinnvolle Aufgabe wäre hier zum Beispiel, die Ausführung noch zu perfektionieren, eine Aufgabe, die mich im Dienen weiterbringen würde und für die ich nun bereit wäre. Aber es wäre auch eine Aufgabe mit Ernsthaftigkeit gefüllt, während viele der Aufgaben, von denen ich im DS allgemein oder im O-Kontext im Besonderen eher als lustige kleine Spielchen empfinde. Welche Art Aufgaben werden im Gor Kontinuum einer Kajira gestellt, wenn man sich mit anderen Goreanern trifft? Nicht falsch verstehen, ich weiß, wie wichtig auch die aus meiner Sicht Spiel-Aufgaben für viele sind und dass sie diese oft ganz anders als ich empfinden. Damit haben sie jegliche Legitimierung. Ich versuche vielmehr für mich herauszufinden, ob es hier Unterschiede zwischen den Settings gibt, wie diese aussehen und vielleicht auch ob und inwiefern diese für mich relevant sein könnten. Bis jetzt finde ich Punkte in beiden Settings, die mir sehr gefallen, während andere bei mir eher ein leichtes Stirnrunzeln aufkommen lassen.
Vielleicht eine kleine Erläuterung dazu, wie ich an ein Setting wie O oder Gor herangehe, das mich interessiert. Ich versetze mich in die Perspektive dieses Setting, stelle mir vor, ich wollte dort eintreten und setzte mich auf dieser Basis damit auseinander. Ich erlebe dieses Setting dann mit meinem ganzen Sein und dabei kommen Fragen auf. Was ist, wenn ich in dieser oder jener Situation nun wäre? Könnte ich das bzw. was wäre notwendig, damit ich das könnte? Schließlich möchte meine Devotion, dass ich alles möglich mache, wenn mein Verstand auch weiß, dass dieses oder jenes nicht möglich ist oder eben noch nicht möglich ist. Ich überlege, ob die Regeln, von denen ich weiß, mir helfen oder sie mich vielleicht ersticken. Ob die Einstellung des Konstrukts zu DS, Regeln, Ritualen, Aufgaben, Verantwortung, moralischen und ethischen Werten ... mit meiner übereinstimmt bzw. man einen Konsens herstellen kann. Dabei lasse ich erst einmal außen vor, wie mein Herr geartet ist und ob dieses Setting überhaupt etwas für ihn wäre ... Dies ist notwendig, um das Setting erst einmal für mich intellektuell und emotional zu erarbeiten. Denn, wenn es ohnehin nichts für meinen Herrn ist, dann hätte sich jedwede weitere Überlegung erledigt, weil überflüssig. Aber ich finde das Einfühlen in derartige Settings grundsätzlich spannend und interessant und meine Neugier ist hier unermesslich. Ich finde die Beschäftigung damit faszinierend. Im Falle von Gor, decken sich zudem noch einige Teile mit den Bedürfnissen meiner Devotion und vor allen Dingen mit der Intensität, mit der dieser Teil meiner Persönlichkeit dies gerne ausleben würde. Daher auch die persönlichen Bezüge in meinen Argumentationsketten. Ich muss so ein Setting fühlen können, um es für mich erfahrbar zu machen und in dessen Gedankengebäude einsteigen zu können. Erst danach erfolgt wieder die Distanzierung und Objektivierung.
Lieben Gruß
Shania