1. der Kajira-Bände gelesen
Nun habe ich auch den 7. Band gelesen, der für Kajira_A zum Schlüsselroman wurde.
Zunächst einmal über das Buch selbst: Ich hoffe, dass Kajira_A und der werte Anatisti es mir verzeihen, aber ich fand das Buch in Bezug auf den Schreibstil und den Aufbau deutlich schlechter als die ersten drei Bände. Auch gelang es dem Autor nicht wirklich die Zerrissenheit und den Wandel der ersten Zeit, den der Hauptcharakter Elinor nach ihrer Entführung von der Erde nach Gor durchlebte, schlüssig und emotional einzufangen und darzustellen. Das hat es mir persönlich unglaublich schwer gemacht, mich in das Buch einzufinden und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Elinor ist dabei ein so grässlicher Mensch, dass ich sie eigentlich auch gar nicht kennenlernen wollte. Ihr letztendlicher Umschwung kommt erst so spät, dass ich mich auf das Kajira-Konzept nicht so richtig einlassen konnte. Für diejenigen, die das Buch bereits kennen, sei gesagt, dass für mich die wahre Kajira dagegen durch Ute symbolisiert wird. Sie hat alles und handelt so, wie ich mir die wahre Kajira vorstelle und wie sie aus meiner ganz persönlichen Sicht sein sollte.
Berührt wurde ich immer an Stellen, wo Zwang ausgeübt wurde, der nicht mit roher Gewalt verbunden war, aber schon gewisse Überwältigungselemente enthielt. Abgeschreckt haben mich dagegen oft (nicht immer ^^) Passagen, wo geäußert wurde, dass eine Frau der Willkürlichkeit eines anderen Menschen ausgesetzt war, den sie sich aber nicht gewählt hat und der sich ihr dann gegenüber sehr demütigend verhalten hat. Gemeint ist hierbei nicht die sexuelle Benutzung, für die eine Kajira da ist, sondern die gewaltsame Inbesitznahme als Eigentum, das Recht der Weitergabe sowie das umfassende Recht mit ihr zu tun und zu lassen, was er will, einschließlich von Gewalt, Folter und eben auch Demütigung und Erniedrigung. Überhaupt, so finde ich, spielt die Demütigung und Erniedrigung eine große Rolle in diesem Buch. Da Demütigung und Erniedrigung bei mir Tabus sind, kann man sich vielleicht vorstellen, dass ich mich damit ein wenig schwer getan habe. Auch die Frau dazu zu benutzen, um sich an einem anderen zu rächen, ist mit meinem Verständnis von Gerechtigkeit, Fairness und sozialem Verhalten nicht übereinzubringen. Aber das Setting wurde ja so gemacht, um zu zeigen, dass die Ausweglosigkeit, der Rechtsstatus eines Sklaven eben allumfassend ist. Besonders gekickt haben mich dagegen die Stellen, wo über Ketten geredet oder wo die Frauen in Ketten gelegt wurden, besonders dann, wenn dies quasi das Vorspiel für eine sexuelle Benutzung war.
Das O- wie auch das Kajira-Setting fußen auf der Macht- und Rechtelosigkeit der devoten Frauen. Die Herren sind mehr oder weniger rücksichtslos und komplett egoistisch, was aber genau das ist, was O haben möchte und nach Aussage des Autoren jede Frau ebenfalls. Da der Kajira-Gedanke darauf fußt, dass die Frauen im Allgemeinen einen Teil in sich tragen, der rücksichtslos unterworfen und auf ihre Geschlechtlichkeit reduziert werden möchte, tut man ihnen nur einen Gefallen, sie zur Sklavin zu machen. Alle Frauen, die zur Sklavin gemacht wurden und ihren Status akzeptiert haben, bemitleiden daraufhin die freien Frauen, weil sie dies nie erfahren werden.
Hier unterscheiden sich O-Setting und Kajira, weil die O ein Einzelfall darin ist, dass sie das genießt, was man ihr antut. Andere Frauen in Roissy sind nicht gefragt worden (wie auch Jaqueline nicht wirklich gefragt werden sollte, man wollte sie mit Tricks dorthin lotsen und sie dann unter Zwang setzen), ob sie diese Erziehung genießen wollten, sondern mit Gewalt dorthin gebracht worden.
Auch sind ja nicht alle Frauen gleichermaßen im O-Setting geschlagen worden. Das Branding, was im Kajira-Setting völlig normal ist, stellt im DS-Gefüge des O-Buch eher eine Ausnahme dar, wie man ja im Kapitel von Anne-Mariezu lesen bekommt. Kaum ein Herr tut so etwas.
O wir in aller Regel vor jedem großen Schritt gefragt, nur fragt man sie so, dass O gar nicht weiß, auf was sie sich letztendlich einlässt. Kajiras dagegen werden erst gar nicht gefragt. In der Tendenz also ein Unterschied.
Aber in beiden Settings ist es völlig legitim, dass sich die Herren das nehmen was sie wollen, ohne jegliche Rücksicht auf die Frauen nehmen zu müssen. Dass das in der Realtität meist anders ist, spielt für den Vergleich im Moment erst einmal keine Rolle.
In beiden Settings durchlaufen die Frauen zudem eine Wandlung, nur bei der Kajira ist dieser noch drastischer, weil zumindest die Hauptcharaktere entweder von einem anderen Planeten mit anderen Regeln, Rollenverständnis und einer anderen Kultur und Sprache kommen sowie einem anderen Lebensstandard oder aber die Frauen aus ihrem Status als freie Frauen rausgerissen werden und sich nun auf der untersten sozialen Leiter wiederfinden, und dies jeweils unfreiwillig und durch Gewalt (Entführung) erzwungen, ohne die Chance jemals wieder daraus ausbrechen zu können. Ja, in der Theorie hätte die O wieder in ihr altes Leben zurückkehren können, aber seien wir einmal ehrlich, die Tatsachen nachdem man sich so auf die Versklavung eingelassen hatte und so viel Extremes erlebt hat, lassen diese Rückkehr nicht mehr zu.
Es gibt also durchaus Unterschiede zwischen der O und der Kajira, aber diese sind weniger in der Form der verlangten Devotion zu finden, als in der Freiheit sich im Alltag zu bewegen. Die Kajira ist hier fast zu hundert Prozent fremdbestimmt, die O lediglich dann, wenn sie gerufen wird. Was die Kleidung angeht, war die O bis auf die die Regel der Zugänglichkeit bei René noch vollkommen frei, bei Sir Stephen wurden ihr Schnitte, aber keine Muster oder Stoffe vorgegeben und sie war auch frei, dass aus ihrer Garderobe zu wählen, was sie gerade wollte. Die Ausnahme bildeten die Gelegenheiten, wo Sir Stephen sie anderen vorstellte. Auch hier ist die O also ein wenig freier als die Kajira, die lediglich ein Kleidungsstück im Alltag trägt, wenn überhaupt, was aber auch nicht ihr gehört, sondern ihrem jeweiligen Herrn. Je nach Anlass wird ihr dann noch etwas anderes anzuziehen befohlen, was sie dann aber auch wieder zurück zu geben hat. Die Kajira hat auch keine eigene Wohnung und schon gar kein Hauspersonal. Hier ein ganz großer Unterschied. Die Kajra in ihrer überwiegenden Ausprägung als Arbeitssklavin muss jede Tätigkeit übernehmen, die man ihr befiehlt. Sie putzt, wäscht, bedient, stellt sich sexuell zur Verfügung und und und. Die O stellt sich lediglich zur sexuellen Benutzung und zum Schlagen zur Verfügung, aber sie muss keine schweren körperlichen Arbeiten verrichten. Abgesehen von den leichten Haushaltstätigkeiten in Roissy (das waren gerade einmal zwei Wochen), gibt es stets Personal, was diese Aufgaben erledigt. Nimmt man das Buch als Quelle, so muss eine O keine derartigen Tätigkeiten verrichten, während sie zur Rolle der Kajira ganz fest dazu gehören. Daneben bietet die Rolle der Kajira aber auch spezifische Ausrichtungen, denn es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten, die allein von ihrem Herrn und den Umständen abhängen. Im Vergleich käme die Vergnügungssklavin wohl am ehesten der O gleich. Für Strafen werden bei der Kajira wie bei der O Peitschen eingesetzt, wobei es eine sanftere und dann die fünfschwänzige Sklavenpeitsche gibt. Hier weist das O-Setting mehr Variationsmöglichkeiten auf.
So wie ich das sehe, ist die Kajria eine noch striktere Form der Versklavung und eine Form, die nach TPE schreit. Was das Gor-Setting dem O-Setting eindeutig voraus hat, sind die wunderschönen Rituale für besondere Gelegenheiten. Sie sind poetisch und laden zum Nachahmen ein.
Für mich habe ich – zumindest für den jetzigen Moment – entschieden, dass ich keine Kajira bin, zumal meine Veräußerung oder auch meine Weitergabe nicht zur Debatte stehen. Verschenkt habe ich mich an Wolf und nur an ihn. Allein die Option in diesem Setting lässt es mich als inakzeptabel werten. Aber ich kann dennoch verstehen, dass einen diese völlige Rechtslosigkeit und das völlige Ausgeliefertsein kickt. Für mich stellt sich dann die Frage, worauf sich eigentlich dann die Leidenschaft richtet. Ist es dann noch der Herr als solcher oder doch eher das Sklaventum an sich? Bei mir ist es mein Herr, auf den ich in letzter Konsequenz ausgerichtet bin. Ich möchte sein Eigentum sein und durch ihn unterworfen. Ja ich genieße es auch außerordentlich anderen dienen zu können, aber nur, wenn ich weiß, dass ich Wolfs Eigentum bin und auch bleibe.
Aber die beschriebenen Kaffee- und Teerituale werden Eingang in unser Leben erhalten, aber nur für besondere Gelegenheiten, sodass sie nicht im Alltag untergehen und zur Banalität verkommen.
Lieben Gruß
Shania