Drei Dinge, zu denen ich was sagen möchte
Ja, ich glaube auch, dass wir alle gefallen und Freude bereiten wollen. Es sind die Details worin wir uns unterscheiden, was ich auch gut finde, denn es zeigt die Vielfalt der Menschen und Persönlichkeiten, wie auch des BDSM an sich.
1. Verkauf: Ich verfüge über eine eigene vielleicht sogar schon fast überzogene Eigenmotivation und eine ebenso große Erwartungshaltung an mich selbst. Wenn nun noch Druck von außen kommt, wird es zu viel. Dies gilt im Privaten wie auch im Beruf. Keiner kann so streng zu mir sein, wie ich selbst. Keiner kann sich mehr dafür bestrafen, wenn ich etwas falsch mache oder mein Herr nicht mit mir zufrieden ist, als ich selbst. Es gibt keine Strafe die härter sein kann, als die Folter, der ich mich mental selbst für Fehler oder ein Versagen unterziehe. Ich habe schon zweimal um Strafe gebeten, weil ich aus meiner eigenen Folter nicht raus kam und Wolfs Strafe brauchte, um mir selbst die Absolution erteilen zu können. Denn wenn mein Herr der Meinung ist, dass die Strafe ausreicht, dann muss ich mich nicht weiter quälen. Die Option des Verkaufs verunsichert mich dagegen immens, da ich ohnehin schon über ein mangelndes Selbstwertgefühl verfüge. Zudem kann schon so viel anderes passieren (Krankheit, Tot, Unfälle ...), dass mich ein "noch mehr" an Unsicherheit nachts nicht mehr schlafen ließe, was auch schon so nicht selten passiert. Ich bin mir meiner emotionalen Abhängigkeit, die seit wir im BDSM unterwegs sind unglaublich zugenommen hat, sehr bewusst. Dies im Guten wie im Schlechten. Was ist, wenn Wolf als mein Anker auf dieser Welt nicht mehr da ist, was wird dann aus mir?
Ich verstehe natürlich den Gedankengang und das Konzept dahinter, aber ich brauche die Sicherheit, dass mich Wolf nie abgeben würde, dass ich immer sein Eigentum bleiben werden. Natürlich weiß ich, dass das Leben selbst diese Sicherheit nicht birgt, aber als Grundkonzept brauche ich das. Ein Punkt, wo ich auch mit der Geschichte der O nicht konform gehe. Ich hätte diesem Eigentümerwechsel nicht zugestimmt. Aber immerhin wurde O gefrag, ob sie damit einverstanden ist. Ein Eigentumsübergang über ihren Kopf hinweg, ist also im Grundkonzept dort nicht vorgesehen, genausowenig wie ein Branding ohne ihre Zustimmung.
Ausgangsposition DS: Wenn ich mich äußere, muss man bedenken, dass Wolf und ich schon seit 30 Jahre zusammen sind, wir uns aber erst seit wenigen Jahren überhaupt mit BDSM auseinandersetzen. Wir haben eine ganz normale Ehe geführt mit ganz normaler Pflichtenverteilung im Alltag. Diese war geprägt von Notwendigkeiten, der zur Verfügung stehenden Zeit sowie Vorlieben und Abneigungen. Da unsere Beziehung vorher sehr gut funktioniert hat und BDSM erst später dazugekommen ist, musste sich unser DS, was im Alltag eigentlich überhaupt nicht gewollt war, dort nahtlos einfügen. Es scheint hier ein großer Unterschied zwischen Beziehungen zu bestehen, die sich über BDSM kennen gelernt haben und solchen, die über Jahrzehnte gewachsen sind und wo BDSM erst später dazugekommen ist. Wir haben uns auf Augenhöhe kennen und schätzen gelernt und noch heute werden alle wichtigen Entscheidungen des Alltags und in Bezug auf unsere Kinder gemeinsam entschieden und das ist auch gut so, weil jeder von uns Stärken und Schwächen hat, die der andere im Zusammenleben ausgleichen muss, damit die Beziehung funktioniert. DS hat sich ungewollt in unseren Alltag eingeschlichen und hat mich so vereinnahmt, dass ich jetzt schon Dinge für Wolf gerne tue, wo ich vorher gesagt hätte "Mach es doch selber!" Aber ich war schon immer ein Wir-Mensch, d. h. ich habe dafür gesorgt, dass jeder das bekommt, was er brauch, habe beim Einkauf darauf geachtet, dass ich die Sachen da habe, die jeder meiner Lieben mochte. Wir sind viel umgezogen und ich habe immer erst dafür gesorgt, dass ein Nest entsteht, ein Zuhause, in dem sich meine Lieben wohlfühlen. Ich haben allen immer gesagt, wie lieb ich sie habe, selbst wenn dann im Nachsatz kam "aber jetzt gerade bin ich mega sauer auf dich". Ich freue mich, wenn ich Kleinigkeiten für Wolf tun, ihm was abnehmen oder ihm zuarbeiten kann. Ich springe sofort auf, wenn er was möchte, meist ist es dabei egal, was ich gerade tue. Dann mag zwar vielleicht ein kleiner unwilliger Gedanke durch meinen Kopf huschen, weil ich dafür was unterbrechen muss, aber ich tue es. Dies und mehr tue ich von mir aus, einfach weil ich es möchte und es mir Freude bereitet. Wolf verlangt es nicht! Aber ich unterscheide im Kopf immer noch zwischen Dingen, die notgedrungene Pflichten im Alltag sind und diesen kleinen Handreichungen. Ich habe immer schon Putzen, Kochen und derlei gehasst, sie nichtsdestotrotz aber gemacht und dann auch richtig. Ich habe in meinem Leben gestrickt, gehäkelt, genäht, Fensterbilder erstellt, mit Wolf zusammen renoviert, tapeziert ..., aber das sind Tätigkeiten, die ich als solche echt nicht mag. Ich bin ein Kopfmensch! Daran ändert sich leider auch nichts, nur weil wir jetzt in einer DS-Beziehung leben. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass das anders wäre. Ich mache diesen Haushaltskram aber, damit unser Lebensraum schön ist. Ich bin da ganz ehrlich, ich mache das nicht nur für Wolf, obwohl er permanent in meinem Herzen ist, sondern auch für mich, denn auch ich liebe ein schönes, sauberes und auch einigermaßen aufgeräumtes Umfeld. Ich bin nun keine Heilige, nur weil ich meine Devotion entdeckt habe, die mich lauter Sachen machen lässt, die ich früher für vollkommen undenkbar gehalten hätte. Das würde Wolf auch nicht wollen, denn ich hatte ihm schon zweimal in meinem Leben angeboten, ob er nicht lieber die rein devote Frau haben wollte, die sich für ihn aufgibt. Einmal kurz nachdem wir uns kennengelernt haben und einmal als wir gerade ins BDSM eingestiegen sind. Das erste Mal habe ich ihn vor über 30 Jahren gefragt, ob er nicht lieber eine "liebe Frau" hätte. Damals wusste ich noch nichts von BDSM oder Devotion und auch nichts über meine Neigung. Wolf hat sofort "nein" gesagt, weil er geahnt hat, dass ich mich dann für ihn aufgeben würde und er wollte lieber das schwierige und komplexe Geschöpf behalten, was er liebte. Nach unserem Eintritt ins BDSM wollte ich nichts mehr als mich meiner Devotion hingeben, doch hier gab es einen klaren Befehl von Wolf, dass er es nicht wollte. Diesem Befehl gehorche ich noch heute. So wie also P und Kajira sich auch im Alltag ihrer Devotion hingeben können, ist dies mir nicht möglich. Daher wird es immer einen Alltag und Alltagshandlungen geben, die ich nicht als Liebesdienst verstehe, sondern als reine Pflichtaufgaben. Was Rituale und derartiges betrifft, kann es sein, dass sich in Zukunft ein wenig bei uns ändert, weil Wolf durch Gor, Erlebnisse sowie Gespräche in der jüngsten Zeit ins Grübeln geraten ist. Er überdenkt wohl seine Einstellung zu manchem. Ich bin gespannt, was da dann auf mich zukommt. Aber da es direkt aus Wolf heraus als Wunsch an mich herantritt, weiß ich jetzt schon, dass es mir viel Freude machen wird.
Zusatz Positionen und Rituale: Dies ist vielleicht der Punkt, an dem ich mich von Kajira_A und meiner Freundin P am meisten unterscheide. Damit gemeint sind jedoch nur die Positionen und Rituale, die ständig und immer im Alltag bzw. als Formalien auf Events oder bei Treffen im O-Kontext eingenommen werden. Ein Beispiel wäre hierfür zum Beispiel Ps Abendritual, aus dem sie so viel zieht, was sie erdet und zur Ruhe kommen lässt. Aber auch das Kaffeeservieren nach Gor-Art, wenn es immer so ausgeführt wird, gibt mir in dieser Form nichts, während sie aus dem Moment heraus entstanden oder weil der Moment so besonders ist, mir viel geben könnten. Ähnlich sieht es bei den Positionen, die im Kreis der O-Liebhaber eingenommen werden, weil es sich halt vermeintlich so gehört. Das heißt aber nicht, dass ich Positionen grundsätzlich ablehne. Werden sie nämlich von mir aus der Situation heraus gefordert, weil ein Herr sie sich in diesem Moment der Benutzung (welcher auch immer)wünscht, dann sieht das völlig anders aus. Diese führe ich nämlich mit großer Freude aus und nehme hier den Befehl sehr gerne entgegen. Ich genieße sie bis zum letzten Moment und es verschafft mir eine tiefe innere Befriedigung. Dann steht nämlich nicht eine Formalie oder eine Regel dahinter, sondern ein Wunsch oder ein direkter Befehl. Wünsche und Befehle meines Herrn oder derjenigen, die durch ihn legitimiert wurden, sind wunderbar und geben mir ein gutes Gefühl.
Sorry für das viele Geschreibe, aber es hat sich nun doch einiges angesammelt, was ich entweder grundsätzlich zu bestimmten Punkten sagen oder aber ergänzen wollte.
Lieben Gruß
Shania