Ich halte es generell für problematisch ein Buch über die eigene Phantasie zu stellen und dann zu meinen, weil es im Buch steht, dann MUSS ich das auch so machen! Beim Exces versuchen wie so weit es möglich ist, uns am Buch zu orientieren. Manche Dinge sind aber eben so nicht umsetzbar und da kann man sich maximal inspirieren lassen oder die eigene Phantasie spielen lassen!
Das selbe gilt für Begrifflichkeiten. In der O Szene würde ich sagen, dass da 90% 24/7 Leben, doch jeder definiert es anders! Wo fängt TPE an, wo hört TPE auf? Das Problem ist: Die Frau ist, Frau, Mama, Tochter, Krankenschwester, Freundin und Sub. Im Krankenhaus soll sie als Krankenschwester einem Patienten Blut abnehmen - Muss sie da erst ihren Herrn fragen ob sie das darf? TPE ist so ein nichtssagender Begriff wie 24/7 - Wo fängt was an, wo hört was auf?
Diese Begrifflichkeiten werden gern benutzt um sich selbst als besonders "krass" darzustellen. So habe ich schon mit einigen Goreanern zu tun gehabt im Rahmen vom Exces so mit der Anmerkung: "Eigentlich sind wir ja Goreaner und wesentlich krasser drauf als ihr".
Beides sind MÄRCHEN, beides kann man nicht 1:1 in die Realität umsetzen und beides hat auch nicht den Anspruch wahr zu sein. Als ich Geschichte der O las, war das auch so ziemlich mein Kopfkino und schien stellenweise aus meinem Kopf abgeschrieben zu sein. Bei Gor hatte ich das Gefühl nicht. Was wohl dran liegt, dass es einbettet in eine Mittelalterwelt für mich nicht den Kick auslöst, wie das "geheime Schloss mit der geheimen Loge um Roissy".
Ja, Gor ist drastischer, insbesondere in der Frage um die Freiwlligkeit. Bei O ist die Freiwilligkeit auch in Frage zu stellen, handelte O doch in Abhängigkeit (aus Angst Rene könne sie nicht mehr lieben).
Aber egal ob man sich nun O oder Kajira nennt: Wenn man sich selbst entscheidet Sklave zu sein, ist man kein Sklave
Ich hatte da letztens mit einem Herrn einen interessanten psychologischen Exkurs. Als in amerika die Sklaverei aufgehoben wurde, sagten die Sklavenhalter zu den Sklave: "Geht, ihr seid frei". Die Sklaven antworteten: "Du hast uns gar nichts zu sagen, also kannst Du uns nicht befehlen frei zu sein". - "OK" sagte der Sklavenhalter "dann entscheidet Euch: entweder bleibt ihr bei mir als Sklaven oder seid frei". - "OK aber sind wir denn noch Sklaven, wenn wir uns entschieden haben bei Dir zu bleiben?"...Das ist dieses "Bestimme über mich, weil ich Wünsche, dass Du über mich bestimmst." - Wo fängt Wunschsub an und wo hört Wunschsub auf
Mir sind diese ganzen Begrifflichkeiten egal. Sie sind nichtssagend und von Definitionen abhängig. Ebenso die Frage was denn nun "krass" ist und was nicht. Beim Exces seh ich das sehr deutlich, dass die Extreme bei JEDEM und JEDER existieren, aber in komplett andere Richtungen gehen. Wer ist denn nun der "krasse"?
Diese Erfahrung habe ich auch in der SM Szene gemacht. Unglaublich viele Selbstdarsteller die etwas darstellen wollen, was sie gern sein würden, weil sie glauben es sein zu müssen um Ernst genommen zu werden. Schwanzvergleiche im Grunde. Das betrifft Männer wie Frauen, egal ob Sub, Dom, Fetischist oder Alltagsperverser
Ich hatte das schon auf m SM Stammtisch. Ein devoter Part will mitreden bei einem Thema und wird dann mit der Aussage unterbrochen "DU bist Sklave Du hast kein Recht zu reden". Da bekomme ich dann die Kriese, weil es DUMM ist. Der Sklave entschied sich selbst Sklave zu sein, suchte sich seinen Herrn selbst aus, legte seine Tabus selbst fest und bestimmte den Rahmen in dem er bereit sei Sklave zu sein. Der Dom wiederum entschied sich selbst Dom zu sein, mehr nicht. Ohne den "Sklaven" dessen Bedigungen er akzeptiert, wäre er nur ein armes Würstchen mit Machtphantasien