(Kapitel 1 mangels Relevanz für diesen Thread gestrichen)
2 - Skywise
Ich geselle mich zu den anderen Herren an der Eingangstür. Einige kennen sich offensichtlch bereits. Ob schon länger oder doch erst vom gestrigen Dinner, an welchem wir nicht teilnehmen konnten, erschließt sich mir nicht. Socialising. Small Talk. Da bin ich Experte drin. Nicht! Ich gewisser Weise beneide ich dich jetzt gerade ein wenig, hast du doch von Minute Eins an Sprechverbot. Du wirst jetzt direkt in dein Kopfkino hineinkatapultiert werden. Umstyling, Aufgaben, Forderungen und Training steht dir bevor. Kaum ein Augenblick, um mit dem Verstand zu begreifen, was und wie dir geschieht. Für mich hingegen beginnt der formale Kram – „Herrenabend“, und weit und breit kein Whisky in Sicht. Stattdessen bekomme ich oben in der Lounge ein reich besticktes Einstecktuch für mein Sakko überreicht. Es ist nach oben spitz zulaufend gefaltet, und in der Spitze prangt deutlich lesbar die Zahl „4“.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir hauptsächlich an der Bar – ohne Whisky natürlich – mit Small Talk verbracht haben, verändert sich plötzlich die Atmosphäre. Es geht los! Letzte Instruktionen, denn es könnte ja sein, dass wir versehentlich auf die Os und Anwärterinnen treffen. Und es wäre der Sache absolut nicht dienlich, wenn diese aus ihrem Film gerissen würden. Verständlich. Ohne störende Zwischenfälle oder Begegnungen werden wir in einen großen, mit schwarzen Vorhängen abgedunkelten Saal geleitet. Zwei sich gegenüber stehende Stuhlreihen an den langen Wänden. Alles mit rotem Teppich ausgelegt. Am anderen Ende des Saales ein Podest. Eigentlich eher eine Bühne. Ich suche mir in meiner gewohnten Weise einen Stuhl und nehme Platz: So, dass ich alle Ein- und Ausgänge im Blick habe. Das Raubtier in mir kann einfach nicht anders, und ich finde es schon etwas eigenartig, dass andere Herren so gar kein Problem damit haben, die Tür gewissermaßen im Rücken zu haben. Wir warten erneut, und eine gespannte Atmosphäre entsteht.
Der Herr des Hauses betritt die Szene. Wieder eine Ansprache. Abläufe und Details der gleich folgenden Präsentation der Os und Anwärterinnen werden erklärt. Auch, dass noch während der Präsentationen in einer kurzen Pause eine Verlosung stattfinden wird, sodass jede O im Anschluss an das Dinner einem Herrn oder gar zwei Herren zugewiesen wird. Noch während ich mich frage, ob ich mir wirklich wünschen sollte, dass ich die Nummer 4 erwischte, was mir zugegebenermaßen ziemlich langweilig erscheint, raubt der Hausherr mir diese Illusion direkt wieder. Natürlich ist für diesen Fall eine Ersatzziehung vorgesehen. Weitere Ansagen. Die vorbereitenden Telefonate und der umfangreiche Mailverkehr hätte mich vorwarnen sollen, dass das hier keine Fünfminutenveranstaltung werden würde. Letztlich sind alle Klarheiten beseitigt, so dass nun mit den ersten Präsentationen begonnen werden kann. In der ersten Runde werden mehrere Os gemeinsam präsentiert. Nett, aber für
meine Anwärterin habe ich etwas anderes vorgesehen. Gruppenpräsentationen kennst du ja schon zur Genüge, und obschon diese Variante hier doch um einige Stufen intensiver ist, würde dich auch das hier nicht wirklich besonders fordern.
Die Gruppenpräsentation ist nach gefühlt ein paar Minuten vorbei. Ich schenke der Sache tatsächlich auch nur ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit, denn innerlich fiebere ich schon den Einzelauftritten entgegen. Und natürlich ganz besonders deiner Einzelpräsentation, denn ich will dich sehen. Will sehen, wie du dich schlägst. Wie die Szenerie deinen Kopf komplett verdreht, wie du trunken wirst an diesem Erlebnis und an deinen eigenen Emotionen. Ja, ich will mich betrinken an deinen Emotionen!
Die Halle ist nun wieder leer, als eine sonore und verzerrte Stimme den ersten Lichtlauf des Tages ankündigt. Nummer 3 wird, gehüllt in ein Cape und mit verbundenen Augen, von einem Diener hereingebracht. Er führt sie einmal längs durch den Saal, dann drei Stufen hinauf auf ein Podest, wo sie mit dem Gesicht zu den Herrschaften aufgestellt wird. Der Diener nimmt ihr Cape und Augenbinde ab, und wie automatisch nimmt Nummer 3 Position 1 ein: Aufrechter Stand mit gesenktem Blick, die Füße etwas über hüftbreit auseinander, und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ihr verzerrtes Gesicht verrät die große Anspannung, unter der sie steht.
Unter dem Cape trug sie nur eine Korsage, die die schweren Brüste frei lässt und einen Rock, der den Namen kaum verdient. Denn eigentlich sind es bloß zwei Stoffbahnen, die mit einem Bund an der Hüfte zusammengehalten sind. Praktischerweise sind diese Stoffbahnen gerafft, so dass
Schoß und
Lenden genau wie die Brüste für die Herren frei zugänglich sind. Die übliche „Arbeitskleidung“ im Hause Roissy, und jede O oder Anwärterin wird so oder ähnlich gekleidet sein. Auch du, wie ich natürlich schon weißt, denn du hast deine Kleidung für heute nach meinen Anweisungen zusammengestellt, ja zum Teil sogar selbst gefertigt.
Die dunkle Stimme stellt Nummer 3 den Herrschaften vor, erklärt ihr nochmals die Regeln des Hauses Roissy, was quasi gleichbedeutend mit ihrer Rechtlosigkeit ist, und stellt ihr letztmalig die Frage, ob sie sich diesen Regeln freiwillig unterwerfen wolle. Ja, natürlich will sie das.
Lüsterne Schlampe! Aber ihre Geilheit und Zuversicht soll ihr schon bald vergehen! Der Diener führt sie wieder vom Podest herunter.
„Man gebe mir ein einziges Licht!“
Was hier und jetzt geschieht, wurde mir zuvor beschrieben. Es zu erleben ist eine ganz andere Geschichte:
Der Diener schubst die Anwärterin in den Lichtkegel eines einzelnen Spots, keinen Meter entfernt von der Stuhlreihe, in der auch ich sitze. Die Stimme beginnt nun die so Präsentierte in den höchsten Tönen anzupreisen. Welche Vorzüge sie besitzt, was mit ihr zu machen ist, und was eben nicht, dies, das, etc. pp. Ich höre kaum hin, registriere nicht wirklich etwas von dem, was gesagt wird, denn das Schauspiel zieht mich in seinen Bann. Später werde ich erfahren, dass es dir ganz ähnlich erging. Ja, dass du nachvollziehbarerweise nicht einmal mitbekommen hast, dass da überhaupt etwas über dich erzählt worden ist. Die Schlampe wird dann im wandernden Lichtkreis vor den Herren in so etwas wie seitlichen Schritten entlanggeführt. Unsinn! Dieser Veitstanz hat mit kontrollierten Schritten kaum etwas gemein. Auch führt der Diener sie nicht, er zerrt sie vielmehr, und schubst sie in diverse Positionen, sobald der Spot an einer Stelle verharrt. Auftritt der Herrschaften. Wir sind aufgerufen, in diesen Momenten alle … Qualitäten der Anwärterin Nummer 3 gründlich auf Tauglichkeit zu untersuchen. Manuell. Unter Zuhilfenahme mitgebrachter Taschenlampen. Ein Herr führt eine Lampe mit, die den Namen „Varta Volkssturm“ sicher verdient hätte, und es wundert mich fast, dass nicht ein Lichtstrahl aus ihrem Mund hervorbricht, als er die Lusthöhle der künftigen O mit seinen Fingern aufspreizt und ausleuchtet. Auch ich greife die vor ungezügelten Emotionen Bebende ab, als sie an mir vorbeigeschleift wird.
Das Spektakel wird auf der anderen Seite fortgeführt, und genauso schnell, wie es begonnen hat, ist es auch wieder vorbei. Ein zitterndes Häufchen wird aus der Halle geführt. Ich denke bei mir, sie wird jetzt einiges zu verarbeiten haben. Und gleichzeitig schelte ich mich einen Narren, denn auch ich habe das soeben erlebte nicht wirklich begriffen.
Eine Novizin geht an den Stuhlreihen entlang, und reicht den Herren Desinfektionsmittel für die Hände. Der vertraute Geruch nach medizinischem Alkohol bringt meine Sinne wieder etwas zusammen. Noch während ich mir den Alkohol einreibe (ich rekapituliere die fünf Schritte der hygienischen Händedesinfektion), wird die Lichtanlage zurückgefahren. Die Tür geht auf, und die Stimme kündigt die nächste Anwärterin an: Nummer 4!
3 - Skywise
Du wirst von dem Diener einmal längs durch den Saal gebracht. Gehüllt in ein Cape und mit verbundenen Augen. Er führt dich die drei Stufen auf das Podest hinauf, dreht dich mit dem Gesicht zum Publikum, und während du in gleißendes Scheinwerferlicht gehüllt wirst, nimmt der Diener dir das Cape und die Augenbinde ab. Wie automatisch nimmst du Position 1 ein. Später wirst du mir sagen, dass du dich gefragt hast, ob das so gewünscht und richtig war. Ja. Wenn du mich fragst, war das sowas von korrekt! Dein Gesicht spiegelt deine schon jetzt komplett Achterbahn fahrenden Emotionen wieder. Nein, falsch! Du feuerst deine Emotionen geradezu durch den Saal. Ich weiß nicht, wer außer mir das noch so intensiv wahrgenommen hat, aber bei mir schlägt es so ein, als würdest nicht du, sondern als würde ich selbst dort oben stehen. Und wenn ich schwingungsblockierter Vollkretin das schon so spiegele, um wie viel heftiger müssen deine Empfindungen jemanden treffen, der bedeutend empfänglicher für so etwas ist, als ich? Was die Stimme zu dir sagt, nehme ich kaum mehr wahr. Offensichtlich wirst auch du gefragt, ob du dich den Regeln des Hauses unterwerfen willst, denn du nickst. Die dunkle Stimme ruft
„Man gebe mir ein einzelnes Licht!“
4 - Aroree
„Sind die Nr. 3 und Nr. 4 fertig?“, fragt eine männliche Stimme. Ich horche auf. Nummer 4? Das ist meine Nummer … Was kommt jetzt? Eine Novizin geht auf den Diener zu: „Ja, Herr. Dort hinten sind sie.“
Er kommt zu uns herüber, nimmt unsere Führketten und bringt uns hinunter in den Raum, in dem wir uns zu Beginn des Tages angezogen haben, uns gegenseitig geholfen haben mit den Schnürungen der Korsagen oder auf weitere Anweisungen gewartet. „Setzt euch noch mal hin“, befiehlt der Diener. „Es dauert noch etwas.“
Wir werden kurz alleingelassen. Nr. 3 nimmt meine Hand und drückt sie. Ich drücke ihre zurück und werde ruhig. Ich bin ganz bei mir. Etwas, das mir sehr selten gelingt.
Der Diener kommt zurück und verbindet uns die Augen. Mit einem Mal wird alles noch viel intensiver als vorher. Ich höre die Musik und frage mich, was nun folgen wird. Erneut kommt der Diener zu uns, fragt, ob alles in Ordnung sei und ob er noch etwas vor dem Lichtlauf für uns tun könne.
Da, wieder dieses Wort. Lichtlauf. Mein Herz schlägt schneller und ich weiß, dass gleich etwas mit mir passieren wird, das für mich eine Grenzerweiterung sein wird. Wie sehr es mich verändern wird, das weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Uns werden Umhänge umgelegt. Weicher Stoff hüllt mich ein und ich fühle mich geborgen. Meine Gedanken kreisen. Wie kann ich mich geborgen und geschätzt fühlen, obwohl ich nur auf mein Geschlecht und Sexualität reduziert werde?
Wie können die Diener mit so viel Fürsorge für uns da sein und doch so grob und fordernd? Es sind diese Gegensätze, die mir ein Lächeln bereiten und mich unwillkürlich tief Luft holen lassen, denn es kribbelt angenehm in meinem Bauch.
Nr. 3 wird aufgefordert aufzustehen, ich spüre ihre Bewegung – und neben mir sitzt plötzlich niemand mehr. Ich bin allein mit meinen Gedanken.
Was ist, wenn ich den Lichtlauf nicht schaffe? Wenn ich stolpere oder falle? Ich spiele mit dem Samtsäckchen, welches meine Sachen enthält, die ich während des Abends bei mir führen soll. Was soll damit passieren? Und mit dem Handtuch? Ich bekomme leichte Panik und kreuze meine Hände, die Position 4, welche die Bitte sprechen zu dürfen anzeigt. Ich weiß nicht, wo die Novizin herkommt, aber sie fragt mich mit sanfter Stimme, was ich möchte. Ich erkundige mich wegen des Säckchens und des Handtuchs, und sie sagt mir, dass ich beides dort liegen lassen könne, wo ich jetzt sitze. Nach dem Lauf würde ich wieder hierher gebracht. Ich danke ihr und werde wieder ruhiger. Ich höre die Musik. Die Art von Musik, die mir besonders gefällt… episch und ruhig zugleich.
Plötzlich spüre ich eine Bewegung vor mir. Der Diener, der uns heruntergeführt hat, steht vor mir. „Steh auf“, sagt er in einem ruhigen Ton. Er führt mich durch den Raum. Ich habe komplett die Orientierung verloren. Ja, es ist mir egal, orientierungslos und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, und zugleich deren Willkür ausgesetzt. Es ist mir egal, mir, der es sonst so wichtig ist, immer die Orientierung und den Überblick zu haben. Mein Kopf ist kurz, davor ausgeschaltet zu werden.
Der Diener legt seine Hände auf meine Schultern und spricht mit ruhiger Stimme.
„Gleich wirst du den Herrschaften vorgeführt. Ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein. Dich führen und dich positionieren.“ Seine Stimme ist sanft, aber auch eindringlich.
Ich nicke; auch wenn ich sprechen dürfte, ich könnte es nicht. Ich bin emotional so aufgewühlt, wie ich es noch nie erlebt habe, und zugleich ruhig. Denn ich weiß, ich bin nicht allein hier.
Er fährt fort: „Gleich wird die Tür aufgehen und…“
Er bricht ab, und ich höre eine zweite Stimme. Nein, ich höre ein Flüstern, und „mein“ Diener führte mich sanft zu einer Sitzgelegenheit, drückt mich vorsichtig hinunter und sagt: „Setz dich noch mal, es gibt eine kleine Verzögerung.“
Dann geht er… ich sitze dort. In meinem Cape und mit verbundenen Augen, höre wieder die Musik, dieses Mal näher, atme ruhig durch und spüre in mich hinein. Ich bin ruhig und doch aufgeregt. Wieder so ein Paradoxon – und ich lächele.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort sitze, aber plötzlich höre ich wieder seine Stimme: „Hier, trink etwas. Nicht, dass du mir gleich umkippst.“ Ich trinke, und er fragt mich erneut, ob alles in Ordnung ist. Ich nicke. Er spricht weiter: „Ich führe dich gleich in den Saal. Deine Augen bleiben verbunden. In der Mitte steht ein Podest und du musst drei Stufen hinaufgehen. Keine Angst, ich sage dir genau an, wann die Stufen kommen, und werde den ganzen Lauf an deiner Seite sein.“ Mehr Instruktionen gibt es nicht. Meine Gedanken überschlagen sich nun doch wieder: Bin ich blind beim Lauf? Was ist, wenn ich das Gleichgewicht verliere? Weiter komme ich nicht, denn er sagt mir, ich solle aufstehen.
Es ist so weit...
Die Tür öffnet sich und ich werde sanft, aber doch bestimmend in den Saal geführt, oder geschoben… ich weiß es nicht. Seine Hände auf meiner Schulter, seine Stimme an meinem Ohr.
Die erste Stufe, er führt mich, dann die zweite und die dritte. Ich stehe oben auf dem kleinen Podest, und auch wenn ich nichts sehen kann, spüre ich die Emotionen, die Erwartungen. Die Erwartungen an mich.
Es ist still, ich höre nichts - dann eine Stimme. Eine dunkle Stimme. Noch immer sind meine Augen verbunden und das Cape umhüllt mich. Erneut werden mir die Regeln von Roissy erklärt, und als ich meine Zustimmung gebe, wird mir die Augenbinde abgenommen und ich stehe im Licht. In einem sehr hellen Licht. Ich weiß nicht, wie viele Scheinwerfer mich blenden, aber mir werden die Knie weich. Überwältigt von den Emotionen, von meinen Emotionen.
Dann wird mir der Umhang abgenommen, und ich stehe da, wie es die Regeln von Roissy verlangen: Brüste und Geschlecht frei zugänglich, die Hände hinterm Kopf verschränkt. Wartend. Unsicher, ob diese Position verlangt wird, aber sie fühlt sich in dem Moment richtig an, und ich spüre die Blicke aus der Dunkelheit auf mir.
Die Stimme verstummt, ich weiß nicht, was sie gesagt hat, denn ich bin in meinem eigenen Film. Ich nehme nicht bewusst wahr, wann die Auflösung der Torwächterfrage kommt, ob meine Augen noch verbunden sind oder ich schon sehen kann. Ich weiß nur, dass ich mich freue, sie richtig beantwortet zu haben, denn das ist meine Aufgabe zur Vorbereitung für dieses Excès gewesen: das Buch „Die Geschichte der O“ zu lesen und zu kennen.
Ich habe meinen Herrn nicht enttäuscht!
Plötzlich spüre ich einen Ruck. Der Diener steht wieder neben mir und führt mich vom Podest herab. Er sagt mir, es werde gleich ein Lichtkegel erscheinen, in dessen Licht ich immer bleiben solle, damit die Herrschaften mich gut sehen können. Ich nicke, aber ich hätte es auch nicht gemusst, denn nun bin ich in Roissy.
Der Lauf beginnt, der Lichtkegel bewegt sich in einem sehr langsamen Tempo und ich versuche mittig zu bleiben – was mir schwerfällt, da ich sonst eher zu einem zügigen Schritt neige.
Doch dieses Mal nicht: Wenn ich zu schnell werde, spüre ich einen festen Griff an meinem Arm und höre ein „Langsam!“ in meinem Ohr. Der Tonfall lässt mir wieder die Knie weich werden und ich muss aufpassen, dass ich das Tempo halten kann. So viel passiert mit mir und auch in mir.
Ich fühle mich angekommen – und auch angenommen in dem, was ich gerne sein möchte: eine O.
Es ist schwer. Schwer, weil ich so viel Emotionen und auch Erregung in mir habe. Meine Nässe läuft mir die Beine hinunter. Wie gut, dass ich halterlose Strümpfe anhabe. Hoffentlich hält das Klebeband.
Plötzlich stoppt das Licht. Der Diener packt mich und dreht mich den Herrschaften zu, die ich erst jetzt richtig wahrnehme. Er ist grob zu mir, befiehlt mir, Position 3 einzunehmen – und ich zögere wohl eine Sekunde zu lange. Er wirft mich in diese Position und drückt mich hinunter … Ich bin den Herrschaften ausgeliefert und spüre ihre Hände an mir, in mir.
Ich werde hochgerissen und höre ihn wieder sanft sagen: „Das hast du gut gemacht, weiter geht es.“ Das Licht bewegt sich; dann, nach ein paar Schritten, erneuter Stillstand. Dieses Mal muss ich nicht knien, sondern werde im Stehen präsentiert. Er biegt meinen Oberkörper zu sich, sodass ich mich an ihn lehnen muss, wenn ich nicht umfallen will. Er flüstert mir ins Ohr: „Ich bin bei dir, ich halte dich. Du fällst nicht.“ Und wieder dieser Tonfall, in Kombination mit allem, was ich wahrnehme. Den Diener an meinem Rücken zu spüren, die fremden Hände an meinem Körper. Sind die Hände meines Herrn schon unter ihnen gewesen? Selbst wenn, ich hätte ihn nicht erkannt. Es sind so viele Reize gleichzeitig, dass ich meine Umwelt nicht mehr wahrnehme. Nur die Nähe und die Stimme des Dieners dringen noch zu mir durch. Auf den Boden bin ich nicht gefallen, aber in einen Rausch der Hormone. Ich spreize meine Beine, zeige alles von mir und lasse die Herrschaften tun, was sie wünschen.
Es gibt noch weitere Begutachtungen. Ich weiß nicht, wie viele es sind, denn ich bin weg. Mein Kopf ist aus und ich schwebe. Im Rausch meiner körpereigenen Drogen.
Später. Der Lauf ist vorbei, „mein“ Diener führt mich hinaus und streichelt mir sanft über die Wange. „Nimm deine Sachen. Ich bringe dich wieder nach oben.“
Noch immer vollkommen benebelt, nehme ich mein Handtuch und meinen Beutel und lasse mich von ihm nach oben führen. Ich weiß nicht, ob andere Diener uns auf diesem Weg begegnen. Ich bin glücklich. Ich kann nicht in Worte fassen, was dieser Lauf mit mir gemacht hat. Aber er hat etwas in mir bewegt. Mir etwas gezeigt, was ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig zu fassen bekommen habe.
Wieder oben im großen Raum angekommen, darf ich mir etwas zu trinken holen und mich setzen. Ich lächele noch immer. Langsam komme ich wieder im Hier und Jetzt an. Hier beim Excès. Ganz tief bei mir.