Was für ein Hin und Her
Sundbrücke: Seiltausch nicht in der Hochsaison
Wirbel um den Tausch von 80 Tragseilen der Fehmarnsundbrücke: Die Deutsche Bahn kündigte zunächst an, dass der Tausch im Juli starten soll. Doch wenige Stunden später ruderte sie gestern zurück und versicherte, dass nur vorbereitende Maßnahmen getroffen werden.
Fehmarn – Großes Theater um den seit einigen Jahren geplanten Austausch der Tragseile an der maroden Fehmarnsundbrücke. Gestern Vormittag ging die Deutsche Bahn (DB) mit der Nachricht an die Öffentlichkeit, dass die Erneuerung der 80 Tragseile im Juli starten würde und dafür eine einspurige Verkehrsführung, geregelt per Ampelschaltung, unumgänglich sei. Gestern Nachmittag, nur wenige Stunden später, ruderte die DB zurück. Nach Rücksprache mit der zuständigen Projektleiterin, so Bahnsprecher Peter Mantik, stehe nun fest, dass im Juli und August nur vorbereitende Maßnahmen vorgesehen seien und somit weiterhin zwei Fahrbahnen zur Verfügung stehen würden. „Der Austausch des ersten Seils findet erst im September statt“, versichert Mantik.
Informationen nicht in Hamburg angekommen
Der Bahnsprecher räumte ein, dass es eine „Kommunikationspanne“ gegeben und die Informationen über den aktuellen Stand der Planung nicht in Hamburg angekommen seien. Stand gestern Nachmittag sehen die Planungen laut Mantik nun wie folgt aus: Alle 80 Tragseile werden ausgetauscht und geschieht per Kran und Seilwinde. Jedes Seil wird bei der Montage zweifach gesichert. Für den Aus- und Einbau nur der 18 längsten und schwersten Tragseile jeder Seite ist eine halbseitige Sperrung der Brücke notwendig und somit eine einspurige Verkehrsführung mit Ampelschaltung erforderlich. Zusätzlich werde geprüft, ob die Arbeiten auch nachts durchgeführt werden können, so Mantik.
Gestern Vormittag hatte sich alles noch ganz anders angehört. Peter Mantik sprach da von einem „höchst anspruchsvollen Verfahren“, das „in einem Rutsch“ durchgezogen werden soll. Die Folge: eine einspurige Verkehrsführung in der Hochsaison – Verkehrs- chaos vorprogrammiert.
Bei der Stadt Fehmarn und auch in der Gemeinde Großenbrode schrillten die Alarmglocken. „Das geht gar nicht, Juli und August sind ausgeschlossen“, hatte Bürgermeister Jörg Weber nach Fassung gerungen. Man werde alle rechtlichen Schritte ausschöpfen und sich dagegen wehren, machte Fehmarns Verwaltungschef deutlich. Er befürchtete große Schäden für die Wirtschaft in sämtlichen Bereichen. „Unfassbar, unfassbar, das sind skandalöse Überlegungen. Das wird das größte Verkehrschaos überhaupt geben“, prophezeite Webers Großenbroder Amtskollege Jens Reise mit Schnappatmung
Beide haben noch den Verkehrsinfarkt am Himmelfahrtswochenende des letzten Jahres in unguter Erinnerung. Damals hatte es am Brückenübergang auf der Inselseite in beide Fahrtrichtungen eine baubedingte Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 10 km/h gegeben. Und jetzt einspurig in der Hochsaison?
Bei der vor vier Wochen abgehaltenen Kommunalkonferenz sei davon nie die Rede gewesen, monierten Weber und Reise. „Diese Ankündigung kommt wie ein Donnerschlag“, so der Großenbroder Bürgermeister. „Dass die Arbeiten gemacht werden müssen, ist klar“, gibt es laut Weber an der Notwendigkeit der Maßnahme nichts auszusetzen, vielmehr aber an der Art der Umsetzung.
Telefonate mit Kiel und Berlin
Nun, ganz so schlimm, wie noch am Vormittag befürchtet, soll es nun doch nicht kommen. Möglicherweise haben Telefonate, die Weber gestern führte, auch ihren Teil dazu beigetragen. Mit dem zuständigen Ministerium in Kiel sei telefoniert worden, „und auch mit Berlin“, teilte Fehmarns Verwaltungschef gestern Nachmittag auf Nachfrage mit. „Das Verkehrschaos in der Hochsaison ist abgewendet, mal sehen, was im September passiert“, so Weber etwas erleichtert.
Momentan gehe man davon aus, dass ein Seil pro Tag ersetzt werden könne. Das sei allerdings nur eine grobe Richtschnur, teilte Mantik mit. Da der Aus- und Einbau der Tragseile witterungsabhängig sei, könne derzeit noch keine Prognose abgegeben werden über den Zeitraum der Arbeiten. Zu viel Wind und Frost sind Ausschlusskriterien.
Am Mittwoch (17. Mai) soll es nun noch einmal ein Abstimmungsgespräch geben zwischen der DB und den betroffenen Kommunen Fehmarn und Großenbrode. Jörg Weber hofft, dass in dieser Angelegenheit weitere Details geklärt werden können und dass sich solche Kommunikationspannen nicht wiederholen.
Unterdessen teilte Bahnsprecher Peter Mantik mit, dass es in der 23. Kalenderwoche (5. bis 11. Juni) an der Fehmarnsundbrücke eine einspurige Verkehrsführung mit Ampelschaltung geben werde, da in diesem Zeitraum die Abschlussarbeiten für die Erneuerung des Endquerträgers der Fehmarnsundbrücke fallen.