In der Tat ein interessanter Ansatz
@ Aukume,
ich halte den evolutionstheoretischen Erklärungsversuch für interessant.
Gleichwohl denke ich, dass sich der geschilderte Zustand als gesellschaftliches Ergebnis erklärt. Andererseits wird diese Frage schon auch im soziobiologischen Kontext gesehen und erörtert.
Wenn ich mich umschaue, sehe ich in meinem Kreisen nur - um nicht zu sagen ausnahmslos - Beziehungen, wo, wie man landläufig sagt, die Frau „die Hosen an hat“. Und ob die betreffenden Männer ein erfülltes Sexualleben haben, möchte ich bezweifeln. Bei meinen Eltern war das noch anders. Meine Mutter folgte den Direktiven meines Vaters.
Gleichwohl halte ich deine Hypothese aus evolutionärer Sicht für unzutreffend. Du lieferst hierfür auch keine Begründung. Auch sehe ich keinen evoltionären Sinn.
Sicherlich stimme ich deinen Befund zu. Ich sehe ihn jedoch als gesellschaftliches Ergebnis. Die Männer, in der zweiten Lebenshälfte, sind das Ergebnis der Erwartungen an ihr eigenes Leben. Und wo stehen sie heute: Entlassungen und Arbeitslosigkeit bestimmen ihr berufliches Sein. Ich kenne Frauen, die mit Doktortitel kein Problem haben, bei Lidl an der Kasse zu sitzen oder bei H&M im Verkauf tätig zu sein, die arbeitslos geworden Männer sitzen aber zuhause und bringen nichts mehr auf die Reihe.
Nicht außer Acht zu lassen ist ferner, dass ihre Männerrolle jahrelangen feministischen Beschuss unterlag und heute Gegenstand von Gender-Diskussionen ist. Und wer glaubt, dass Männergruppen aus Männern Männer macht, glaubt dass Zitronenfalter Zitronen falten. Dazu kommt, dass die Vaterrolle inzwischen ebenfalls völlig undefiniert ist.
Insofern stimme ich dir zu, dass Männer im Laufe ihres Lebens energetisch schwächer und emotionaler etc. also „weiblicher" werden. Aber ich sehe das weniger als Evoltionsvorgang, sondern als Ergebnis der gesellschaftlichen Außenbedingungen. Dies dürfte die Antwort deines Befundes bezüglich des kläglichen und kümmerlichen männlichen Seins sein. Der 20-jährige, der damals den Fußballplatz dominierte und beruflich anfing, los zu starten, wo steht er denn heute? Das Ergebnis ist seltenst berauschend. Das Leben hat ihm irgendwann den Schneid abgekauft. Das Ergebnis hast du, werte Aukume, in deinem Befund zutreffend wieder gegeben. Irgendwann versagte seine Puste, schieden seinen Kräfte und der Mann wurde so, wie du ihn beschreibst.
Ich finde deinen evolutionärer Erklärungsversuch interessant. Es gibt in der soziobiologischen Diskussion nämlich keine überzeugende Antwort auf die Frage der Daseinsberechtigung des älteren Mannes. Wo steht er und welche Bedeutung hat er für die Evolution?
Die Altersphase ist zweifellos Erbe einer typisch menschlichen Lebenslaufevolution. Folglich muss es eine Erklärung dafür geben, die sich im Einklang mit unserem Verständnis von den darwinischen Prozessen befindet.
Die soziale Rolle älterer Frauen besteht in ihrer Mitarbeit bei der Aufzucht der Enkel. So zeigen Untersuchungen bei tropischen Jäger- und Sammlerinnen ebenso wie in der vormodernen bäuerlichen Gesellschaft Ostfrieslands, bei den matrilinealen indischen Khasi bis zum frühmodernen Japan, von den französischen Siedlern Quebecs bis zu den Feldbauern Gambias, von den finnischen Sami bis zu den Trobriand-Insulanern, überall dasselbe: Es war und ist nicht unerheblich für die Wohlfahrt der Familien und das Gedeihen der Kinder, ob Oma noch lebte oder nicht.
Aber welche Evoltionsrolle haben ältere Männer, welche evolutionäre Aufgabe kommt dem Opa zu. Also abgesehen davon, dass er heute gar nicht mehr älter werden will, was ist der evolutionäre Sinn des Älterwerdens des Mannes. Klar, alte Männer treten zwar gelegentlich als junge Väter in das evolutionäre Spiel ein, aber offensichtlich nicht mit einer genuinen Großvaterrolle. Welche Bedeutung für die Evolution das Älterwerden der männlichen Spezies hat, ist, soweit ich es gesehen habe, weitestgehend noch unbeantwortet. Ist die zweite Lebenshälfte männlichen Seins vielleicht lediglich ein auf der Evolution beruhendes Überschußphänomen?
Eine Antwort wäre, und insofern ist der Ansatz von dir, werte Aukume, zutreffend, dass die männliche Aufgabe lautet, im Rahmen von FLR, die Frau, damit zumindest sie im Sinne der Evolution segensreich wirken kann, bei guter Laune zu halten.