Eine FLR, als selbst gewählte Lebensform, basiert ja auf zwei selbstständig getroffenen und gewollten (Lebens-)Entscheidungen. Nämlich der der Frau, die, in engen oder weiter gesteckten Grenzen (individuell verschieden), die Entscheidungen in der Beziehung trifft und der des Mannes, der sich diesen Führungs- und Entscheidungsanspruch der Frau wünscht und unterstützt. Also nicht einfach "akzeptiert" oder "hinnimmt", z. B. getrieben von der Sorge die Frau andernfalls ggf. zu verlieren oder aus möglichen anderen Gründen.
Es ist also eine bewusste Entscheidung beider, die zumeist langsam beginnt und sich im Idealfall über Jahre steigert. Den besonderen Charme einer FLR empfinde ich daran, dass es keine vorgegebenen, festen und unumstößlichen Strukturen gibt, an die man sich "zu halten hat". Es entwickelt sich zumeist eine sehr individuelle Form des Zusammenlebens, die von beiderseitigen Fantasien und Denkhaltungen geprägt ist und dennoch immer die Frau als die Entscheiderin sieht.
Aber gerade weil hier zwei Menschen agieren, bedarf es auch der Berücksichtung zweier Sichtweisen. Mir gefällt auch nicht, dass hier davon gesprochen wurde, dass er etwas "fordert" oder nur dann "gehorcht", wenn seine Regeln erfüllt werden. Wir jedenfalls, und ich kann das ja nur aus meiner persönlichen Wahrnehmung meiner eigenen Beziehung beurteilen und reflektieren, erlebe das anders. Mein Mann fordert nicht, er äußerst höflich Wünsche, beschreibt mir seine Fantasien und Träume, ohne zu sagen: "Das möchte ich, das will ich, das brauch ich...".
Und nichts anderes mache ich auch, wenn wir uns über unsere Beziehung unterhalten. Das ist sozusagen dann bei einem Glas Wein der "Off-Modus", indem wir sehr gut und respektvoll auf Augenhöhe miteinander umgehen können und gemeinsame Erlebnisse sowohl bzgl. der FLR, als auch aus dem Alltag besprechen.
Würde ich seinen Vorstellungen keinen Raum geben und mich ausschließlich darauf konzentrieren was ICH will oder nicht, wäre das der Anfang vom Ende unserer FLR. Das würde vllt. am Anfang eine Weile gut gehen, aber irgendwann würde meinem Mann etwas fehlen, er würde sich unverstanden und unglücklich fühlen. Ich möchte ja nicht ein "Objekt" an meiner Seite haben, sondern einen intelligenten, mitdenkenden Lebenspartner, der auch Wünsche im Leben hat - so wie ich auch. Und es geht ja nicht darum, dass ich mir seine Wünsche anhören (muss), um diese dann "brav" im Zeitfenster x abzuarbeiten und wenn nicht, mich entsprechender Kritik ausgesetzt sehe.
Es liegt doch in der Natur einer FLR, dass es dennoch unbestritten meine Entscheidung bleibt, was ich wann, wo, wie oder ggf. überhaupt in unsere Beziehung einbaue. Und das kann sich doch ganz unterschiedlich akzentuieren. Ich kann es soft integrieren oder eine stringente Linie fahren, wenn es um eine seiner Fantasien geht. Ich kann es ergänzen, erweitern und ausbauen oder reduzierter, eingeschränkter oder nur in Teilen integrieren. Die Ausgestaltung lebt doch im hohen Maße von der Fantasie. Sie ist es doch die uns z. T. ungewöhnliche (schöne) Dinge erleben lässt, wenn wir auf Menschen treffen, die ganz ähnlich denken und fühlen.
Somit ist doch "Kontrolle und Überwachung" nur eine Facette, die in der gesamten Klaviatur einer FLR eine Rolle spielen kann. Nämlich dann, wenn sie beiden gefällt. Wenn sie es hingegen einfordert und er dabei Bedenken hat, kann das ebenso schief gehen, als wenn es sein Wunsch ist, mit dem sie rein gar nichts anfangen kann.
Es gibt aber auch im Kontext von Kontrolle und Überwachung verschiedene Formen. Es ist ein Unterschied, ob ich meinem Mann z. B. morgens ein paar Aufgaben im Haushalt zuweise, die ich dann am Abend entsprechend kontrolliere oder ob ich ihn durch feste Kontrollmechanismen dauerhaft persönlich einschränke. Z. B. durch die Überwachung des Smartphones per App oder Spy-Software, ihm seine EC- und Kreditkarten wegnehme, ihm ein schmales, wöchentliches Taschengeld zahle oder festlege, dass er für jede Ausgabe vorher fragen muss. Die Bsp. ließen sich hier noch zahlreich erweitern und detaillierter ausführen.
Diese Kontrollmaßnahmen sind jedoch wesentlich weitreichender, also auf Dauerhaftigkeit angelegt. Und wer diese Formen mag, soll sie doch ausleben. Es ist ja keine zwingende Voraussetzung für eine FLR, sondern allenfalls eine Ausgestaltungsmöglichkeit.
Wenn Kontrolle und Überwachung, übrigens ein Begriffspaar, was ja schon gesellschaftlich negativ besetzt ist, Eifersucht als treibende Kraft und Grundlage hat, ist das ein ganz schlechter Begleiter. Denn dann geht es nicht um Fantasie und eine "spielerische" Form der Führung des Mannes, sondern um ein grundlegenes Vertrauensproblem, das, z.B. die Frau als kontrollierende Akteurin, mit dem verwechselt, was im spielerischen Kontext gefragt ist.