24/7, TPE oder CIS (Complete Irrevocable Submission - häufig bezeichnet als eine Steigerungsform von TPE, was jedoch umstritten ist) sind sehr extreme Formen, die ich eher dem klassischen BDSM zuschreibe, als einer FLR.
Ich bevorzuge die Vielfältigkeit und die Flexibilität einer FLR, in der ich den freien Gestaltungsspielraum besitze zu entscheiden, was ich situativ tue oder wünsche oder was ggf. zu einem festen Bestandteil festgeschrieben wird. Zudem basiert eine FLR zumeist auch auf der Integration typischer "Daily Life" Gegebenheiten, bei denen Entscheidungen auf Augenhöhe gewünscht und gewollt sind. Wir setzen uns grundsätzlich einen Gestaltungsrahmen, der für uns bedeutet, dass wir beide offen für gute Argumente bleiben. Ich muss nichts durchsetzen, was auf Basis guter Gegenargumente sinnbefreit erscheint.
Zu verurteilen gibt es an strikten Lebensformen, wie 24/7, TPE usw. m.E. nichts. Man muss es mögen und wenn beide Seiten diese extreme Form suchen und darin aufgehen, warum nicht? In einer FLR werden aber vermutlich softere Formen gewählt werden oder ggf. nur einzelne Elemente aus diesen extremeren Lebensformen übernommen, wie z.B. bei finanzieller Kontrolle, wo "er" die Bank- und Kreditkarten abzugeben hat, Online-Banking nur ihr vorbehalten bleibt und für PayPal nur sie die Zugangsdaten besitzt.
Für uns sind solche strikten Formen nahezu nicht umsetzbar. Allein wenn mein Mann berufsbedingt verreist, Übernachtungen, Flüge und Mietwagen buchen und bezahlen muss, ist das heutzutage ohne Kredit- oder EC-Karten kaum noch vorstellbar. Deshalb halten wir es so, dass mein Mann, auf meine Anfrage, lückenlos Belege vorzulegen hat, die seine Ausgaben nachvollziehbar machen. Dies hat für uns jedoch weniger mit Misstrauen zu tun oder weil ich ihm den Umgang mit Geld nicht zutraue, sondern mehr mit dem beiderseitigen Kick, den wir dabei empfinden, wenn ich, nach seiner Rückkehr, mit dem Zeigefinger auf den Tisch tippe und ihn auffordere mir alle Ausgaben während seiner Abwesenheit lückenlos zu belegen.
Auch wir hatten das Einziehen der Bank- und Kreditkarten in Verbindung mit der Zuteilung von Taschengeld schon einmal praktiziert. Allerdings führten die oben genannten Gründe schnell zu der Überzeugung, dass uns der Ablaufprozess mehr Schwierigkeiten in der Umsetzung machte, als daran Spaß und Freude zu empfinden.
Ideen haben wir zu vielen Spielarten und Varianten genug. So, wie die meisten anderen vermutlich auch. Was davon dann gewünscht und gewollt ist, praktikabel oder sinnfällig erscheint, kann und muss dann halt jeder für sich finden und definieren. Und da ist auch bei uns noch immer Bewegung drin, denn trotz unserer langjährigen FLR lesen oder hören auch wir immer wieder spannende Ausgestaltungen zu unterschiedlichen Bereichen einer Beziehung.
Die Berichte zu extremen Formen lese ich mir grundsätzlich ganz gerne durch, auch wenn sie in weiten Teilen nicht meins sind. Aber wer sich einen toleranten Umgang mit sich selbst wünscht, sollte diese Toleranz auch gegenüber anderen und deren Sichtweisen zeigen.