Ab wo beginnt der Wunschzettelsklave?
Mich beschäftigt seit geraumer zeit die Frage, wo ist die Grenze zwischen echter Devotion und reiner Wunscherfüllung des Subs. Meine Frage richtet sich in erster Linie an die Damen der Gruppe. Welche eigenen Bedürfnisse darf der Sub haben, ohne das er damit Druck auf den dominanten Part ausübt? Ich lese hier so oft, dass sich die Damen beschweren, dass die meisten Subs hier nur eine Wunscherfüllerin suchen.Zum besseren Verständnis möchte ich kurz meine eigene Situation schildern. Ich bin mir meiner devoten Neigung schon recht lange bewusst, wobei ich lange Zeit diese Gefühle nicht richtig einordnen konnte bzw. mir vielleicht auch der Mut fehlte, mir diese Neigung einzugestehen. Während einer längeren Beziehung haben wir im Prinzip in einem permanenten Machtgefälle gelebt, ohne dem Kind aber dabei einen Namen zu geben. Wir haben eine leidenschaftliche Liebesbeziehung geführt, aber sie hat eindeutig den Ton angegeben. Erst lange nach unserer Trennung haben wir darüber gesprochen und das Kind bekam einen Namen. Wir haben dann einige Dinge in einer Art „Spielbeziehung“ ausprobiert, aber menschlich hat es am Ende einfach nicht mehr gepasst und wir sind beide unserer Wege gegangen. Das Thema hat mich aber nicht mehr losgelassen.
Jahre später habe ich meine jetzige Frau kennengelernt. Wir haben zunächst eine ganz „normale“ Beziehung auf Augenhöhe geführt. Sie mochte es zwar immer sehr, wenn Dinge so gemacht wurden wie sie es möchte und die tägliche Hausarbeit war auch nicht so ihr Ding. Trotzdem lief alles relativ gleichberechtigt. Nach mehr als 10 Jahren habe ich mich entschlossen mich vor ihr zu outen. Nicht gleich das volle Programm, sondern nach und nach. Allerdings ist sie kein Mensch der großen Worte. Sprich sie findet keinen großen Gefallen daran über diese Dinge zu reden. Jetzt liest man aber überall hier, wie wichtig die Kommunikation und das darüber reden ist, und das glaube ich auch. Sie ist aber nach ihren eigenen Worten eher ein Mensch der Tat und weniger der vielen Worte. Zumindest hat sie zugehört und war dem Thema gegenüber nicht abgeneigt.
Allerdings bewegt sich Jemand der diese Gefühle schon Jahrzehnte in sich trägt auf einem völlig anderen Level, als Jemand der von einem auf den anderen Tag damit konfrontiert wird. Mir war klar, dass es ein langer Prozess werden wird. Allerdings taucht dabei immer wieder ein Problem auf. Sie beteuert ständig grundsätzlich an einer solchen Beziehungsform interessiert zu sein und unsere Beziehung enthält auch schon einige entsprechende Komponenten. Ich versuche ihr unangenehme Arbeiten im Haushalt abzunehmen, ich stehe morgens früh auf und mache Frühstück für die Kinder, da sie abends lange arbeitet und ein absoluter Langschläfer ist. Ich unterstütze sie neben meiner Arbeit auch noch bei ihr im Büro. Sexuell steht ihre Befriedigung klar im Vordergrund und sie bestimmt über meine Orgasmen. Alle paar Wochen gibt es auch ein paar SM-Elemente.
Im Prinzip alles wunderbar und ich bin eigentlich auch nicht auf irgendwelche speziellen Praktiken oder Verhaltensweisen aus. Ich habe eigentlich auch keinen speziellen Fetisch oder so. Mein Hauptziel, ist sie glücklich zu machen und dabei so angenommen und geliebt zu werden, wie ich bin. Und da sind wir bei meinem Hauptproblem. Um mich wirklich wohl in meiner Rolle zu fühlen und darin aufzugehen, brauche ich das Gefühl, dass mein Gegenüber das auch tut, dass sie meine Hingabe genießt, dass sie selber das so will und es nicht mir zu Liebe tut. Und genau dieses Gefühl fehlt mir. Ich habe manchmal eher das Gefühl, es ist ihr lästig. Sie kündigt Dinge an, die sie dann nicht einhält, die einfach im Sande verlaufen. Und das verunsichert mich dann wieder und dann beginne ich Reaktion zu provozieren, um irgendeine Form von Feedback zu bekommen und dann habe ich wieder das Gefühl, mich selbst zu dominieren, da der Impuls wieder von mir kam.
Und jetzt komme ich zur eigentlichen Frage. Bin ich schon ein Wunschzettelsklave, weil ich dieses Feedback erwarte, weil ich dieses Gefühl brauche, das mein Gegenüber diese Konstellation genauso genießt wie ich, oder ist das ein ganz natürliches Bedürfnis und fast schon notwendig, um sich in seiner devoten Rolle wohl zu fühlen?
Ich bin auf eure Gedanken gespannt.