BDSM meine Religion (etwas länger,sorry)
Bereits als Kind, beim Cowboy und Indianer spielen merkte ich, wie sehr es mir gefiel von meinen weiblichen Gegnern überwältigt und gefesselt zu werden. Schon damals wollte ich tapfer sein aber auch Leid spüren. Auch war ich es, der sich gern als Pferdchen anspannen oder wie ein Hund an der Leine führen ließ.
Ich sah am liebsten Filme in denen Menschen gefesselt und/oder geschlagen wurden und sich nicht wehren konnten.
Natürlich kannte ich da die Buchstabenkombination noch nicht, die mich in meinem späteren Leben berühren und mir alles bedeuten sollte : BDSM
Dann als Pubertierender hatte ich meinen allererster Kontakt:
Die Geschichte der O.
Es war nur ein ganz kurzer Moment in dem ich einen Blick auf die Kinoankündigung in der Zeitung meines Vaters erheischen konnte und doch war ich von da an gefangen und bekam das Bild der angeketteten O. mit Halsband und verbundenen Augen nicht mehr aus meinem Kopf,- nicht mehr aus meiner Seele.
Mein Vater warf die Zeitung weg und ich nahm sie heimlich aus dem Müll.
Das Bild schnitt ich mir aus und klebte es an die Decke meines Schrankklappbetts, wo ich es nun jederzeit stundenlang betrachten konnte. Dort wo niemand es zu sehen bekam außer mir, diente es mir als Führung in ausgedehnte Tagträume.
Und plötzlich regte sich etwas in mir. Ein Gefühl, das ähnlich wie Hunger und Durst ein Verlangen erzeugte, nur viel intensiver. Ein Flächenbrand, der meinen Körper und meinen Geist zum Brennen brachte. Etwas, das mich erfasste und nicht mehr losließ, bis ich viele Jahre später für Momente des Glücks durch Frauenhand gefesselt, aufs Härteste geschlagen und über alle Maßen zufrieden zusammensank und meine Seele echten Frieden fand.
Selbst der Tod hatte hier keine Macht über mich, so schien es mir.
Der Weg dorthin war lang und doch hätte ich ihn nicht anders gehen wollen.
Der Beginn dieser Reise war das Ende einer Ehe, in der ich eine herzensgute Frau nie zu lieben im Stande war.
Als sie im Internet einen neuen Partner fand, der auch ihren Kinderwunsch teilte, empfand ich es als Glück aus einem Leben, das nicht meines sein konnte auszubrechen.
Sie zog in eine andere Stadt und hinterließ doch plötzlich ein unerwartetes Gefühl der Leere in mir.
Nicht dass mir unser gemeinsames Leben fehlte, nein, das Gefühl des verlassen Werdens ließ mich in eine unglaublich tiefe Depression fallen. Alles wurde grau und sinnlos und ich begann wie ein Verrückter zu trainieren. In der Adventszeit erreichte ich mein Traumgewicht und sah sehnig und muskulös aus wie noch nie in meinem Leben.
Es war mein 35igstes Lebensjahr.
Ich kaufte mir mehrere Halsbänder und verschiedene Kleidungsstücke aus Leder. Ich liebte das Material, seinen Geruch und den leichten Hauch von Verruchtheit, der ihm anhaftete.
In einem Internetcafe meldete ich mich in einem anonymen SM-Portal an und wartete täglich auf Antworten.
Doch sie kamen nicht.
Also musste ich wohl oder übel hinaus in die Welt. Die Welt, die mein Herz höher schlagen ließ. Die Welt des BDSM. Schnell hatte ich im Netz einen Club auserkoren, dessen Ambiente mir überaus gut gefiel.
Am darauf folgenden Freitagabend warf ich mich in meine Lederkluft, legte mir selbst ein Halsband an und fuhr von den argwöhnischen Blicken anderer begleitet mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Richtung des ausgesuchten Clubs.
Aufgeregt betrat ich die schummrigen Kellergewölbe .
Ja, das war die Welt in der ich sein wollte, die Welt der Sklaven und Herrinnen, der Fesseln und Ketten und die Welt, in der mein Schmerz zum Vergnügen werden würde. Meine Enttäuschung war groß als ich feststellte, dass bis auf die Besitzer niemand dort war. Niemand, der mich mit liebevoll strenger Hand am Halsband packen würde um mich in einem der Räume bis zur Bewegungsunfähigkeit festzubinden und mich wehrlos ausgeliefert zu schlagen bis ich zusammenzubrechen drohte, nur um dann unter zärtlichen und zufriedenen Blicken mich in behütende Arme zu schließen und sich um meinen geschundenen Körper zu kümmern.
Dennoch blieb ich bis zum Ladenschluss, zu dem die offensichtliche Besitzerin, eine beeindruckende dominante Frau erschien und gelangweilt von einer Session mit einem ihrer Slaves erzählte. Mir wurde versichert, dass am folgenden Abend alles anders wäre und ich dann viele SMler kennen lernen würde.
Tatsächlich war am Samstagabend der Club voller Menschen. Es gab eine interessante Vorführung mit einem Elektrostimmulationsgerät. Alle redeten darüber und ich bekam Gesprächsfetzen über Probleme mit dem Verhalten von Slaves mit. Doch warum fühlte ich mich innerlich nicht gut? War es nicht das was ich wollte? Nein, alle hier sahen irgendwie verkleidet aus. Nicht ein Mensch mit Charisma oder auch nur dem Hauch einer erotischen Ausstrahlung. Alle redeten und keiner machte irgendetwas, außer zu trinken. Und ich war allein unter all diesen Faschingsfiguren und hatte nur Verachtung für sie übrig. Mein Innerstes schrie: „ Los, steht auf, greift euren Subs in die Haare, zerrt sie in den Nebenraum und besorgt es ihnen, dass ihnen hören und sehen vergeht und sie um Gnade winseln ohne sie zu erhalten. Zeigt mir die Leidenschaft, die ich erwarten kann, wenn ich je eine Herrin finde. Gebt mir das worauf ich mein Leben lang gewartet hab. Erlösung“. Doch ihr Gerede hörte nicht auf und so zog ich von Dannen, zutiefst enttäuscht von der Welt, die in meinen Gedanken so voller Liebe und Hingabe war und deren Realität so voller Schauspieler schien.
Die Depression wurde schlimmer und das Training härter. In wenigen Wochen schuf ich einen Körper wie aus Marmor gegossen trotz aller Probleme mit Asymmetrie, die ich von klein auf hatte. Ich fing an meinen Körper zu mögen und stellte mir vor, wie eine dominante Frau ihn sehen würde, für gut befindet und ihn mit den unverkennbaren Zeichen ihrer Peitsche versehen würde.
Ein anderer Interessanter Club war schnell gefunden und so kam der nächste Samstag. Ich war aufgeregt wie vor der Einschulung und dies war endlich mal ein positives Gefühl. Mein Herz schlug bis zum Hals als ich mich zum Weggehen fertig machte.
Die Temperaturen gingen langsam Richtung Minusgrade aber ich war zu stolz um eine wärmere Jacke über mein Lederjackett zu ziehen. Auf den Bus wartend genoss ich das Gefühl, das meine steif werdenden Brustwarzen erzeugten, wenn sie innen am Stoff meines Shirts rieben. Ich fühlte „Leben“.
Das Darkside war an diesem Abend angenehm gefüllt und ich bekam das zu sehen, was ich mir wünschte. Keine Poser, -nein, niemanden der verkleidet aussah, sondern Herren, Herrinnen, Sklaven und Sklavinnen. Das Spiel um Macht und Unterwerfung in seiner schönsten, leidenschaftlichsten und erstrebenswertesten Form. Nichts davon wirkte gestelzt oder aufgesetzt. Hier galt das Gesetz des Stärkeren und auch wenn ich an diesem Abend niemanden fand, so hinterließ doch eine Session einen tiefen und bleibenden Eindruck bei mir. Ein gehbehinderter Mann wurde von einer wahren Schönheit mit Seilen hängend gefesselt und geschlagen. Während dieses zauberhaften, intimen Zusammenspiels schienen beide in einer anderen Sphäre zu schweben und die Menschen um sie herum komplett zu vergessen. Die Liebe und unglaubliche Zärtlichkeit, die in jeder Berührung, jedem Schlag lag, erfüllte mich als Beobachter mit einem so warmen Gefühl, dass fortan dies mein Maßstab sein sollte, dessen was ich zu finden hoffte. Zufrieden fuhr ich nach Hause, wissend, dass es das wovon ich träumte wirklich gab.
Die folgenden beiden Samstage verbrachte ich im Darkside und fühlte mich dort sehr wohl.
Höflich und mit dem gehörigen Maß an Respekt wies ich (ich denke aus Angst vor der eigenen Courage) an diesen Abenden zwei dominante Damen zurück, die Interesse an mir zeigten. Am zweiten Abend gab es wieder etwas Besonderes für mich zu sehen. Etwas das ich kaum glauben konnte. Nicht weit von meinem Platz entfernt saß ein wirklich alter Mann und auf Nachfrage bei einer jungen und sehr hübschen Frau begannen beide ein Spiel. Ich war sehr berührt. Diesen Eindruck mitnehmend fuhr ich auch diesmal sehr zufrieden heim.
Der folgende Samstag veränderte mein komplettes Leben. Es war die Zeit um Weihnachten und ich machte mich auf den Weg ins Darkside . Inzwischen hatte ich mir eine schwarze Überjacke gekauft, so dass ich nicht ständig mit wundgeriebenen Brustwarzen unterwegs war. Für diesen Abend hatte ich mir ein sehr breites Halsband besorgt mit einem wirklich großen Haltering. Ich genoß das Gefühl des leicht eingeengten Atmens und stellte mir vor, wie eine Domina einfach eine starke Hundeleine daran befestigte und mich mit sich zog um zu tun, wonach immer ihr auch der Sinn stand. Um meine fast irische Blässe zu beseitigen war ich in den letzten Wochen wenige Male im Solarium gewesen, wodurch sich auf nackter Haut meine Muskeln noch besser abzeichneten. In meiner Vorstellung glich ich einem geschmeidigen Geparden. Ich fühlte mich großartig und so fuhr ich los.
Mein Weg zum Darkside führte mich (wie die letzten Male) durch die Nostitzstr. und ich weiß nicht warum, aber diesmal benutzte ich die andere Straßenseite. Irgendetwas erregte hier meine Aufmerksamkeit. Es waren die abgedunkelten Fenster einer Kellerbar und in einem war eine Art Neonleuchtschrift. Als ich mir dieses näher betrachtete kam eine kleine Gruppe dunkel gekleideter Personen in meine Richtung und noch ehe ich reagieren konnte, ging unten am Fuße der Treppe die eiserne Tür auf und ein Wesen, bei dem nicht klar war ob Mann oder Frau, forderte in verführerischen Worten dazu auf herein zu kommen. Ich wurde quasi mit der Gruppe die Treppe hinunter und in den Schankraum gespült. Dort angekommen staunte ich nicht schlecht. Es handelte sich unverkennbar um eine SM-Bar.
Ich entledigte mich meiner Jacken und noch bevor ich mir einen Sitzplatz ausgesucht hatte wurde ich höflich, erst nach meinem Namen gefragt, nur um im nächsten Moment allen Anwesenden als neues Mitglied der Gemeinschaft vorgestellt zu werden. Sofort danach wurde ich zu einem Sitzplatz an der Bar geleitet und die benachbarten Personen wurden aufgefordert sich meiner anzunehmen. Die Herrin des Hauses stellte sich mir vor und fragte mich nach meinen Getränkewünschen. Der Dame links neben mir verbot sie augenblicklich sich an meinem Halsband zu schaffen zumachen um mich erst einmal richtig ankommen zu lassen. Darüber hatte sie meinen Getränkewunsch vergessen und fragte mich erneut. „Selter, bitte“ sagte ich, wurde aber nach wenigen Minuten erneut gefragt: „war das Selter, mit oder ohne Eis und Zitrone?“. „Mit beidem, bitte“. Irgendwie schien die Lady hinter der Bar ein wenig kopflos, denn sie fragte mich ein weiteres Mal, bevor ich das gewünschte Getränk erhielt. Ich verlebte einen wunderbaren Abend. Ich lernte viele außergewöhnliche Menschen kennen und alle wirkten authentisch und egal wie verrückt sie gekleidet waren keiner von ihnen wirkte verkleidet. Ich durfte bei einer Session zusehen, in der eine als Mann gekleidete Frau einen als Frau gekleideten Mann fesselte und quälte. Zwischendrin kam immer wieder die Hausherrin, erinnerte die Spielenden dezent daran, dass in ihren Räumen Nadeln nicht erwünscht seien. Einige Male griff sie während ihrer Erklärung nach dem Ring an meinem Halsband, zog meinen Kopf in Ihre Richtung, sah mir tief in die Augen und fragte mich ob alles ok wäre. Ich bejahte und sie ließ langsam und kontrolliert los. Ich sog ihren Geruch in mich auf. Noch nie hatte eine Frau so gut für mich gerochen.
Als ich nach der Session wieder an der Bar Platz nahm war ich nach wie vor in verschiedene Gespräche verwickelt doch niemand machte auch nur die geringsten Anstalten nach meinem Halsband zu greifen.
Bald begriff ich warum. Der als Frau gekleidete und geschminkte Mitinhaber der Bar erklärte mir, dass seine Frau durch den zwischenzeitlichen Griff nach meinem Halsband für alle anderen unmissverständlich (für mich nicht) klar gemacht habe, Interesse an mir zu haben und niemand wage es, ihr in die Quere zu kommen, zumal sie schon seit langer Zeit keinen „Spielpartner“ mehr gehabt habe. Ich fühlte mich hoch geehrt, doch auch ein wenig verunsichert. Der Hausherr versicherte mir, dass er damit kein Problem habe und ich entspannte mich.
Als die meisten der Gäste sich am frühen Morgen verabschiedeten blieben nur noch wenige, die einfach nicht nach Hause wollten. Ich natürlich auch nicht. Es bildete sich ein Kreis, wie um ein Lagerfeuer und es gab noch einige tolle Gespräche in deren Verlauf immer wieder Fragen der Hausherrin an mich gerichtet wurden. Eine war, ob ich Sylvester schon etwas vorhabe, denn sie habe am ersten Januar Geburtstag und in der Bar würde ordentlich gefeiert. Ich sagte ich würde gern kommen und reservierte mir eine Eintrittskarte.
Ihre Frage, ob ich feuerfest sei, beantwortete ich indem ich versicherte zu brennen, wenn man mich anzündete. Sie eröffnete mir, sich selbst an ihrem Geburtstag ein Geschenk machen zu wollen das darin bestand, mit mir eine SM-Session vor aller Augen haben zu wollen. Ich beteuerte zu verstehen, welche Ehre mir dadurch zu teil würde.
Als sich die Runde auflöste wurde ein weibliches Paar damit beauftragt, dafür zu sorgen, dass ich heil nach Hause käme.
Die knappe Woche bis zum Sylvesterabend wurde die wohl längste meines Lebens. Ich konnte es nicht fassen. Eine echte Domina hatte mir gesagt, sie würde mit mir SM machen. Im Fitnessstudio traute ich mir mehr den je zu und fühlte mich wie in einer Seifenblase gefangen.
Nach quälend langen Tagen war es endlich soweit. Ich zog mich so sexy an wie es nur ging und war echt zufrieden mit mir und der Welt. Ich war in absoluter Hochstimmung. Da wusste ich noch nicht, dass der Abend anders verlaufen würde als ich ihn mir vorstellte. Ich hatte eine schöne Hautfarbe, mein Körper war in Topform und mein Outfit stand mir wirklich gut und dennoch würde nicht alles nach meinen Wünschen laufen.
Ich machte mich absichtlich ziemlich spät auf den Weg, denn ich hasste es, einer der ersten zu sein. So kam ich an der Treppe der Bar an, wo schon einige Gäste Einlass begehrten. Die Bar war gut gefüllt und sowohl die Herrin, als auch der Herr des Hauses hatten alle Hände voll mit der Getränkeausgabe zu tun. Ich suchte mir einen Platz von wo aus ich jederzeit einen Wink der Hausdame entgegennehmen könnte, der mich zur Wahrwerdung meines Traumes und der Erfüllung all meiner tiefsten Sehnsüchte führen würde. Doch das war Illusion. Stunde um Stunde verging, in der ich mich an meinem Seltersglass festhielt. Mit jeder Stunde reifte in mir die Erkenntnis, dass die Herrin sich wohl nur einen Spaß mit mir gemacht hatte. Keinen Blick von ihr konnte ich einfangen, kein begehrliches Funkeln in ihren Augen. Ich wurde vergessen. Frust stieg in mir hoch und dann der dringende Wunsch mich zu betrinken. So bestellte ich ein Bier und einen Baileys beim Geburtstagskind und bekam mehr als ich dachte. Ihr strafender, feuerfunkelnder Blick, der mich traf und mir in dieser Sekunde unmissverständlich klarmachte, dass nichts vergessen und nichts ein Spaß war.
Inzwischen war das neue Jahr gut vier Stunden alt und plötzlich und unvermittelt bekam ich den Wink, der mein Leben zum Guten wenden sollte. Die Herrin übergab die Verantwortung für die Getränkeausgabe an ihren Mann und lotste mich an einen kleinen Tisch im Durchgang. Was folgte war ein langes und sehr intensives Gespräch über meine Vorlieben und meine Tabus. Die Herrin gab mit ihren Worten einen Vorgeschmack dessen, was sie mit mir vorhatte und verankerte eine Safeword in meinen Gedanken. Niemals würde ich es benutzen, davon war ich überzeugt. „Oh meine Göttin“, schon nur ihre Worte ließen mich alles um mich herum vergessen und nur ihr „geh jetzt nach hinten, leg Deine Kleidung ab“ hat meine Seele frohlocken und meine Männlichkeit über jedes mir bekannte Maß hinaus steif werden lassen und dies obwohl ich nicht wirklich etwas sexuelles erwartete und auch nicht wünschte. Denn darum ging es nicht und wird es nie gehen , es sei denn die Herrin hat den ausdrücklichen Wunsch.
Für die Gefühle, die ich während der folgenden ersten realen SM-Erfahrung und allen weiteren mit meiner Angebeteten hatte, gibt es in der deutschen Sprache keine Worte, die die gefühlte Intensität, Tiefe und Auswirkungen auf Körper und Seele auch nur annähernd beschreiben könnten.
Auch wenn Du jetzt einen anderen liebst, danke ich Dir aus tiefster Seele, meine Göttin