Najade
Endlich - die Feiertage waren geplant, die Geschenke besorgt und alle Arbeit für das Jahr 2018 erledigt.
Und er Genuss den Moment in dem der Stress der letzten Tage mit einem wohligen Schauer von ihm ab fiel, als er in den Whirlpool stieg. Heiligabend in der Sauna - er hätte die Idee schon viel früher haben sollen.
Die Tage mit der Familie konnten auf ihre Art auch schon mal anstrengend sein - diese kurze vorweihnachtliche Entspannung hatte er sich jetzt nun wirklich verdient. Seine Schultern stimmten zu.
Einen ersten Karibik-Aufguss hatte er bereits mitgemacht und die heiße, grapefruitduftgetränkte Luft hing ihm noch in der Nase.
Es war herrlich ruhig. Allein im Whirlpool, ruhte die Thermenlandschaft um ihn herum. Nur wenige Geräusche drangen an sein Ohr - alles wirkte fast ein bisschen zu still. Bis er den Sensor am Rande des Pools fand und mit einem Wink der Hand die Düsen zum Leben erweckte und alles in einem Rauschen weißer Bläschen unterging. Endlich.
Blinzelnd öffnete er wieder die Augen, als er Stimmen in der Nähe hörte. Gerade sah er noch, wie ein Handtuch aufgehangen wurde und ein Paar ins Wasser stieg. Dies ging so schnell von sich, dass er sie erst vollständig sehen konnte, als schon nur noch die Köpfe aus dem Wasser schauten. Wahrscheinlich auch besser so, dachte er. Er wusste nie, in welchem Winkel man auf dieser Distanz höflich wegschauen sollte - es kam ihm sehr offensichtlich vor und bei aller Gelassenheit war es doch keine alltägliche Situation, dass drei Fremde nackt zusammen im Wasser saßen.
Der Mann war wohl wie er Anfang 30, ein schwarzer Bart, Haare, die trotz der Nässe nicht ganz still liegen wollten und mit frischen, sympathischen Lachfalten um die Augen.
Er schätze Sie etwa 10 Jahre älter. Was ihm sowohl ungewöhnlich als auch interessant vorkam. Ihn aber nicht weiter wunderte - denn mit dem flachsblonden, schulterlangem Haar und den durchdringenden, hellen Augen, mit denen Sie ihm offen entgegensah, als sein Blick auf Sie fiel machte Sie nicht den Eindruck als würde Sie sich gerne durch irgendetwas einschränken lassen. Er ließ seinen Blick schnell im Schaum des Pools verschwinden und wagte es nicht noch einmal, die beiden direkt anzusehen.
Er dachte darüber nach, den Pool zu verlassen um den beiden etwas Privatsphäre zu geben, aber Sie hatte ihre Beine über den Schoß des Mannes ausgestreckt und zusammen blockierten die beiden den einzigen Ausstieg. Und der kurze Augenkontakt gepaart mit dem Anblick ihrer schlanken Beine hatte ihm noch einen anderen Grund gegeben, erst einmal nicht den Schutz des Pools zu verlassen. Fortan war er damit beschäftigt, Blick und Gedanken auf ganz entfernte Dinge zu richten.
Es dauerte etwas, doch dann verließen die beiden den Pool wieder. Als Sie aus dem Wasser stieg, konnte er nicht umhin den Blick doch einmal kurz zu heben. Zwei blaugraue Augen fingen seinen Blick als hätten sie ihn erwartet und noch während Sie sich um drehte um den Pool zu verlassen, deutete Ihr ausgestreckter Finger auf Ihn und dann auf den Pool. Damit verschwand Sie, zunächst im Gespräch mit Partner und dann in den Verzweigungen der Saunalandschaft.
Er wartete. Zunächst bis er sich beruhigt hatte. Dann bis er die Bedeutungen der Geste mit sich durchgegangen war. Und dann noch eine Dreiviertelstunde, in der er sich mehr und mehr lächerlich vorkam, wie er hier saß, seine schwindende Erholungszeit vergeudete, auf eine missverständlich Geste hin, die ohnehin...
Der Hauch eines durch die Luft gewirbelten Handtuchs wehte den Geruch eines Honig-Aufgusses in seine Richtung. Und dann stieg Sie in die aufgewühlte Wasseroberfläche. Hatte er vielleicht kurz amüsiert verzogene Mundwinkel erhascht, so bedachte Sie ihn kaum eines Blickes. Noch bevor er sich einen neuen Fleck suchen konnte, wo sein Blick nun unverfänglich verweilen würde, spürte er unvermittelt Ihre ausgestreckten Füße an seinen Knien. Unsanft bugsierte Sie seine Beine zur Seite und legte ihre Versen auf seinen Beinen ab. Außer den Atem anzuhalten wusste er nicht ganz damit umzugehen, bis er einen stummen Pfiff vernahm, der seinen Blick zu Ihr zog. Mit gelassener, aber doch bestimmter Miene zog Sie eine Braue hoch und die graublauen Augen sahen ihn ungeduldig an. Als er ein Fuß begann, leicht auf seinem Bein zu drücken, hatte er den Wink nun auch verstanden und begann langsam ihre schlanken Füße zu massieren - er stellte sich vor, was Sie wohl für einen Beruf haben mochte, dass Sie über eine solche selbstverständliche Autorität verfügte. Kurz fragte er sich, ob das nicht etwas zu weit ginge. In einer öffentlichen Sauna. Er war sich sicher, dass irgendwo in den Gästerichtlinien etwas stand, was Handlungen dieser Art untersagte. Aber dann fiel ihm auf, dass er derjenige war, der hier eine Ewigkeit mit Warten verbracht hatte, und dass Sie nicht den Eindruck machte, dass solche Vorschriften Sie interessieren würden. Und als Sie genüsslich den Kopf in den Nacken leckte, waren diese Gedanken schnell vergessen und auch wenn seine Entspannung vollkommen verschwunden war, konnte er sich dem Moment dankbar hingeben.
Er sah Ihren Freund zurückkommen. Und die Frage musste auf seinem Gesicht zu lesen gewesen sein - denn wie um zu antworten, deutete ihr Finger auf das Schild, das über dem Whirlpool hing und die Illustration einer Frau zeigte, den Finger an die Lippen legte, betitelt mit: "Ruhe bitte - Be quiet". Die beiden unterhielten sich während er sehr intensive Löcher in die Luft starrte. Er hatte die Fußmassage gestoppt - und da war er wieder, der harte Druck ihrer Verse auf seinem Bein. Bis er die Massage wieder aufnahm. Im Klang Ihrer Stimme war kein Unterschied in der beiläufigen Unterhaltung zu hören.
Dann, so wie sie es alle 10 Minuten taten, verstummten die Düsen - und das Wasser klärte sich. Sie beachtete dies genauso wenig, wie Sie ihm Beachtung schenkte. Als er versuchte seine Beine zusammenzuziehen um seine Erregung notdürftig zu verdecken, hielten ihn Ihre Füße unsanft davon ab. Trotz der hohen Temperatur des Wassers wurde ihm heiß und kalt, bis Sie Ihre Füße zurückzog und sich dann anschickte den Pool zu verlassen. Ihr junger Freund nahm Sie mit einem Handtuch in Empfang und hatte ein verschmitztes Lächeln in Richtung Pool übrig und vielleicht waren da sogar bei Ihr wieder die amüsiert verzogenen Mundwinkel zu sehen, als Sie im Gehen noch einmal ohne hinzuschauen mit der Hand über den Sensor fuhr - und als das Wasser erneut zu Rauschen begann, während die beiden in der Landschaft der Therme verschwanden, fühlte er sich endlich wieder Ausatmen - mit einer tiefen, dankbaren Entspannung, die ihn auch auf dem Weg nach Hause nicht mehr verließ.