Was ist eine Femdom?
Rein begrifflich kommt man wohl nicht darum herum, eine Femdom als eine "Frau mit dominanten Eigenschaften" zu definieren, wie
Reiseführerin und mehrere andere es schreiben. Allerdings sind wir damit noch nicht sehr weit gekommen.
Dominante Eigenschaften haben, so gesehen, nicht gerade wenige Frauen. Selbst im Leitbild der bürgerlichen Kleinfamilie haben Frauen beispielsweise bestimmte Sphären ausgefüllt, in denen sie das Sagen hatten. Man denke etwa daran, wie "das Haus" durch einen ausgesuchten Einrichtungsstil und schöne Dekoration nach außen repräsentiert wird. Oder dass Frauen oft das letzte Wort über die Einkleidung des Mannes haben, weil ihnen mehr Geschmack in solchen Fragen zugestanden wird. Man kann trefflich darüber streiten, ob nicht eine zusätzliche Dominanz darin liegt, dass viele Frauen im klassischen Arbeitsteilungsmodell bei diesen Angelegenheiten über das vom Mann verdiente Einkommen mitverfügt haben - ein gern übersehener Teil weiblicher Macht. Darüber hinaus wird jeder Gentleman im Sinne des Wortes einer Frau oft die Letztentscheidung überlassen und ihr insofern dominante Eigenschaften einräumen. Doch scheint es mir schwierig, in all diesen Fällen den Femdom-Begriff anzuwenden.
So gesehen stimme ich auch hier
Reiseführerin zu, dass zu einer Femdom unbedingt die Hoheit in sexuellen Fragen "als Basis" gehört. Wie weit diese sexuell reicht, würde ich offen lassen (z.B. in welchem Maße Keuschhaltung betrieben wird). Und ich würde auch sicher nicht so weit gehen, von einer Femdom nur dann zu sprechen, wenn eine Frau in
jeder Hinsicht - über das Sexuelle hinaus - die Partnerschaft regiert. Das wäre lediglich der Extremfall eines Femdom- bzw. FLR-Modells.
Ich verstehe
Feistres allerdings so, dass es nicht nur darum geht, eine Femdom allgemein zu definieren, sondern zu beschreiben, was eine Femdom aus subjektiver Perspektive zu einer
begehrenswerten Femdom macht. Ich persönlich bin jedenfalls nicht so "naturdevot", dass ich mich jeder Femdom unterwerfen möchte. Eine begehrenswerte Femdom, die meine Devotion wachruft, kennzeichnet sich für mich durch allgemeinmenschliche Eigenschaften, die mich anziehen. Wichtig ist zum Beispiel, dass man einen ähnlichen Humor hat, dass man gut miteinander reden kann (auf Augenhöhe), dass man sich körperlich attraktiv findet, dass man das Leben des anderen spannend findet. Dies sind letztlich wichtige Voraussetzungen für Liebe. Mich überzeugt zudem eine Femdom, die aus einer authentisch selbstbewussten Position heraus Devotion einfordert (und dann auch automatisch bekommt), nicht zur Defizitkompensation. So wie eine Femdom ihren Sub gern mit Stolz vorführt (und zwar nicht nur im sexuellen Kontext), so möchte ich als Sub auch stolz zu meiner Herrin aufblicken. Dieser Stolz wird aber nicht durch Dominanz per se hervorgerufen, sondern - auch wenn es in diesem Kontext blöd klingt - er muss verdient sein. Ich rede hier wohlgemerkt nicht vom Domina-Klischee des Gelegenheitssub, dem ein sexy LLL-Outfit reicht, um sich devot zu fühlen. Ich persönlich finde Frauen bewundernswert, die beruflich erfolgreich sind, weil sie damit auf einer zentralen Alltagsebene Durchsetzungsfähigkeit signalisieren. Ich finde solche Frauen auch bewundernswert, wenn sie nicht Femdom im obigen Sinne sind, aber es ist eine Facette (neben anderen), die eine Femdom für mich attraktiv macht. Dies sind natürlich persönliche Vorlieben, die ich nicht verallgemeinern möchte.
Feistres hat auf die Vielfalt der Sichtweisen bereits hingewiesen. Ich glaube aber, dass es auf solchen Ebenen des Alltäglichen und Allgemeinmenschlichen einen Match geben muss, damit eine Femdom-Malesub-Beziehung langfristig trägt.