Was nun? Liebe oder Devotion?
Ich habe diesen Beitrag auch in einer anderen Gruppe zur Diskussion gestellt.Ich lerne gerade einen wundervollen Mann kennen. Er ist wie für mich gebacken. Sein Charakter, sein Verhalten, seine Sprache, sein Humor - alles passt wie ein Puzzleteil zu meinem.
Er gefällt mir auch optisch, er ist in meinem Alter und ich mag ihn berühren und von ihm berührt werden. Er genießt meinen Sadismus.
Es passt noch in vielerlei Hinsicht mehr, aber es geht leider nicht um das, was passt, sondern das, was mir fehlt. Was mir brennend fehlt.
Er ist nicht devot. Er hat sich zwar selbst so definiert, aber ich sehe diese Neigung in ihm nicht. Er ist dienstbar, harmoniebedürftig, liebe- und respektvoll. Er mag viele Spielarten im SM, ist masochistisch, neugierig und experimentierfreudig. Aber er ist nicht devot.
Es irritiert ihn massiv, wenn ich ihm D/s-Szenarien einflüstere. Man sieht ihm regelrecht an, wie er denkt: „Warum sollte ich so etwas tun?!“. Es ist auch völlig egal, in welche Richtung das geht. Ich habe sogar schon Dinge angesprochen, die eigentlich nicht zu meinen Vorlieben zählen, einfach, um zu schauen, ob ich nur den Hebel falsch angesetzt habe. Aber da ist nichts, was ihn kickt.
Keuschhaltung lehnt er ab. Cuckolding ist absolut nicht seins. Sissyfizierung kann er nichts abgewinnen. Kontrolle macht ihm Angst. Vorführungen oder Public disgrace gehen (sehr, sehr) weit über seine Komfortzone. Auch in Rollenspielen - ich meine so etwas wie Verhöre, Rapeplay, Entführung, nicht Richtung Lehrer/Schüler - findet er sich nicht wieder. Egal, wie klein die Schritte sind, die ich anbiete, ich sehe, wie fremd ihm diese Welt ist.
Er genießt durchaus seine Scham, wenn wir spielen und leichte Demütigungen wie Ohrfeigen - aber nur, wenn er sehr erregt ist. In dieser Erregung geht einiges, aber nichts von dem, was ich geil finde, erregt ihn.
Ich bin bereits mit einem Mann verheiratet, der mich vergöttert, der aber meine Sexualität nicht mit mir teilt. Das Gefühl, dass meine Neigung, meine Bedürfnisse abgelehnt werden, macht mir da schon genug zu schaffen. Die Wertung bringe ich dabei selbst rein, sie entsteht aus dem Frust unerfüllter Sehnsüchte.
Nun habe ich mit devoten Männern nicht die besten Erfahrungen, eher im Gegenteil. Ihnen mangelte das, was dieser Mann hier mitbringt. Er ist wirklich ein toller Mensch.
Ich habe aber gestern - als er respektvoll etwas abgelehnt hat, was mir unheimlich viel geben würde - gemerkt, wie elementar D/s für mich ist. Ich brauche es ebenso wie das Ausleben meines Sadismus und dem Erleben körperlicher Sexualität. Diese drei Dinge müssen für mich Hand in Hand gehen, begünstigen sich einander, verstärken sich dadurch gegenseitig und bilden in ihrer Gesamtheit das, was mich begehren lässt, was mich erregt, was mich antreibt.
Nicht außer acht lassen kann ich auch, wie sehr es mich verletzt, abgewiesen zu werden mit meiner Neigung, meiner Sexualität.
Ich fühle mich gewissermaßen undankbar, nicht mit dem zufrieden zu sein, was er mir geben kann. Wo er mir doch in so vielerlei Hinsicht gut tut. Aber ich merke, dass mein Begehren nicht wirklich geweckt wird, mir fehlt das Rauschen in mir, mir fehlt mein turbulentes Kopfkino.
Mir fehlt seine Unterwerfung.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die devoten Männer, die ich bisher kennenlernte, waren mehr in ihre Devotion als in mich verliebt. Dieser Mann ist emotional zugänglich, wird aber meine Sehnsüchte nicht erfüllen können. Ich habe das Gefühl, ich muss mich für eines entscheiden und das zerreißt mich.
Any thoughts?