Ich kann es sehr gut verstehen, dass das sich Hineinversetzen in die Rolle auch über Kleidung das Spiel intensiviert. Ansonsten müsste sich vieles in einem sehr imaginären Rahmen abspielen und der Vorstellungskraft entspringen. Wenn ich mit meinem Partner in ein Rollenspiel tauche (Schulmädchen-strenge Lehrerin), wäre es wohl merkwürdig, wenn er mit Jogginghose und Schlabberhose am Tisch sitzen würde. Doch ich spüre, dass es einfacher ist, die Rolle des Subs über Kleidung zu definieren als die der Herrin. Einfach weil es eindeutiger ist. Ob als Hausmädchen, Zofe, Schulmädchen, Schlampe, Nutte, usw. - bei der Auswahl der Kleidung lässt sich das klar definieren und abgrenzen. Schwieriger ist jedoch für mich die Festlegung meines Parts. Über diverse Fotos, auch hier im JC, scheinen ja Ausdrucksformen Gestalt gefunden zu haben und zugleich gibt es da eine gewisse Konformität bezüglich der Auswahl der Kleidung. Ich frage mich jedoch, wodurch sie entstanden ist.
Denn irgendwie wird für mich ein Widerspruch sichtbar zwischen Rolle und der äußerlichen Gestaltung. Sehe ich mir meine Rolle genauer an, dann verkörpert sie für mich genau das Gegenteil dessen, was ich oft sehe. Als es gesellschaftlich noch sog. Herrschaften gab, als es noch üblich war, Diener, Mägde, Sklaven, Hausmädchen in den Dienst zu stellen, da war die Hausherrin streng, adrett, zugeknöpft bis oben hin gekleidet, um ihre Rolle über Kleidung darzustellen. Die heutigen Bilder zeigen jedoch was anderes. Auf der einen Seite die Strenge - aber auf der anderen Seite das Hervorheben der weiblichen Reize. Nun, mir ist klar, dass ich diesen Vergleich nur indirekt ziehen kann, denn das Rollenspiel wird ja im Rahmen der gelebten Sexualität einbezogen. Aber dennoch scheint sich in meinen Augen etwas vermischt zu haben. Wenn ich nah an der ursprünglichen Rolle bleiben möchte, müsste ich mich vom Tragen von Lack, Leder, Latex, usw. distanzieren. Darum vermute ich, dass der grundsätzliche Umgang mit der Vermarktung der Frau vor allem Über die Medien einen starken Einfluss auf Frauen und Männer ausgeübt hat. Die Darstellung der Frau auf fast allen Bildern, die uns vorgesetzt werden, lenkt von der Persönlichkeit des Menschen ab und reduziert sie auf geschlechtliche Benutzbarkeit. Selbstverständlich sind es zudem noch Bilder von vor allem ästhetisch schönen Frauen, die dann noch unterschwellig andeuten: seht her, eine selbstbewusste junge Frau, die keine Probleme damit hat, zu ihrer Nacktheit zu stehen. Die ist wirklich sehr emanzipiert! Aber ist das wirklich ein Zeichen von Emanzipation? Ist es nicht eher so, dass man aus der selbstbewussten dominanten, selbstbestimmten Rolle schlüpft und sich auf etwas reduziert, das man gar nicht sein möchte? Nämlich ein fügiges Sexobjekt? Über das Tragen von sog. Reizwäsche macht man sich doch den Männern optisch zumindest jederzeit verfügbar - natürlich darf man noch darüber bestimmen, ob und wie er sich der Reize bedienen darf. Im Laufe der Zeit bin ich einfach sehr kritisch diesbezüglich geworden, hinterfrage diese Entwicklung und kann sehr oft nicht verstehen: warum spielen die Frauen dieses Spiel mit? Warum lenken sie bewusst die Wahrnehmung auf ihre weiblichen Reize und haben immer weniger Interesse daran, sich davon abzugrenzen und andere Stärken in den Vordergrund zu stellen.
Ein Spiel, auf das sich die Männer nie eingelassen haben. Bei der Darstellung des Mannes stehen andere Dinge im Vordergrund.
Darum ist mein Eindruck: beim Spiel zwischen Dominanz und Unterwerfung möchte Frau das Geschehen dominieren, Stärke ihrer Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Bei der Auswahl der Kleidung jedoch hält sie sich oft an vorgegeben Bilder, die wohl im Laufe der Zeit unkritisch aufgenommen wurden und in meinen Augen den weiblichen Körper als Sexobjekt degradieren.
Ich selbst stecke deswegen in einem persönlichen Dilemma. Auf der einen Seite möchte auch ich gerne die Rolle der Herrin über Kleidung zum Ausdruck bringen. Noch dazu mit dem Wissen, mein Partner findet Reizwäsche reizvoll. Auf der anderen Seite beobachte ich jedoch auch sehr kritisch, was ich sehe und spüre, da es überhaupt nicht meinem Bild einer selbstbewussten, emanzipireten Frau, die nicht nur aus Körper, sondern vor allem aus Geist, Verstand und Intellekt besteht. Darum würde mich zum Abschluss interessieren, wie wichtig denn den Subs die KLeidung der Herrin ist. Was liebt ihr an ihnen und warum?
Bin schon gespannt auf die Antworten.....