Ahja, das ist fein, dass Du diskutieren und nicht kritisieren willst. Das ist mal ein Anfang. Diskutieren im Sinne eines Austausch will ich gerne, deswegen schreibe ich hier. Mit apodiktischen Wertungen aus dem Off kann ich dagegen wenig anfangen und wenn Du sensibel bist, ist Dir sicher aufgefallen, dass auch schon andere in der Vergangenheit immer wieder so reagiert haben und sich entwickelnde Diskussionen leider abgewürgt wurden.
Also neuer Versuch im Sinne positiven Denkens. Ich versuche auf Deine Punkte einzugehen, in der Hoffnung, dass es dieses mal Diskussion wird.
Die Theorie des Nudelholzes hakt
Was Du zu den durchschnittlichen Femdoms auf Stammtischen sagst, ist nach meiner Erfahrung im Kern richtig. Ebenso richtig ist in meinen Augen, dass die meisten Frauen (ich zumindest kenne keine einzige Ausnahme) einen starken Mann an ihrer Seite wollen und keinen "sabbernden Bodenfeudel".
Ich muss Dir aber bestimmt nicht erklären, dass zu echter Devotion und Hingabe eine gewaltige Menge an innerer Stärke gehört. Und ich muss Dir doch nicht erklären, dass das Bild eines starken, selbstbewussten, aber IHR trotzdem ergebenen und hingebungsvollen Ritters, durchaus viele Frauen emotional anspricht, oder ? Vielleicht spricht es Dich nicht an, aber da wären wir wieder beim Thema des von sich auf andere schliessen.
Deshalb glaube ich, dass man die Wirklichkeit genau anders herum interpretieren muss, als Du das tust. Gerade weil die Mehrzahl der Männer nicht wirklich Devotion sondern Wunscherfüllung im Spiel suchen, ist die Reaktion genau der Frauen mit genau diesen "teilzeitdevoten" Männern doch verständlich. Im Spiel wird vieles gemacht, was man in der Realität nie dauerhaft haben will.
Anders herum, welche Frau mag es nicht, von einem starken Mann umworben, bewundert, begehrt und auf Händen getragen zu werden ?
Ich bin also überzeugt: das, was Du völlig richtig von den "normalen" Femdoms und ihren Reaktionen zum Thema 24/7 beschreibst, ist nicht Gegenthese sondern genau Beweis und logische Folge der von mir beschriebenen Problematik. Diese Frauen schliessen von ihren Erfahrungen als Wunscherfüllerin im Spiel auf ein gemeinsames Leben. Verständlich, aber bei weitem zu kurz gesprungen.
Genau das ist ja auch der Unterschied den eine FLR ausmacht. In einer FLR geht es wirklich um das was "Frau" will und nicht um Spiel.
Zum Thema Keuschhaltung:
"Keuschhaltung beschließen Männer für sich ganz allein dazu brauchen die keine Frau. Das ist doch auch eine männliche Wunschvorstellung."
Deine Sicht empfinde ich auch wieder als so eine apodiktische Behauptung, der noch dazu jegliches Verständnis des Themas fehlt. Und nein, ich will nicht streiten ich will erklären. Eine Frau kann das Thema des männlichen Triebs halt ebenso wenig völlig verstehen, wie ein Mann völlig verstehen kann, wie sich eine Schwangerschaft anfühlt. Ich behaupte aber auch nicht es zu wissen.
Das dem Trieb am nächsten kommende Beispiel ist nach meiner Ansicht das Rauchen und das Aufhören mit dem Rauchen. Das ist eine Sucht und kein Trieb, der gefühlte Druck/Drang "es" zu tun, ist aber durchaus ähnlich.
Auch mit dem Rauchen kann man allein durch Willenskraft aufhören. Und ja, auch keusch zu sein, können Männer einfach beschliessen. Und einige tun das sogar auch erfolgreich, denn auch der Trieb ist nicht bei allen gleich stark und die einen haben es einfacher oder einen stärkeren Willen als die anderen.
Aber nur wenige Frauen schaffen es mit dem Rauchen aufzuhören. Und selbst die es schaffen, fangen oft später in einem schwachen Moment wieder an. Nicht anders beim Thema "keusch", früher oder später ist die Hand bei den meisten wieder unten - auch bei denen die ansonsten 99% aus eigener Kraft keusch sind. Der Geist ist halt willig und das Fleisch ist schwach und der Schweinehund siegt irgendwann in einem schwachen Moment. Wer kein schwaches Fleisch besitzt, ist entweder buddhistischer Mönch oder Supermann. Ich bin beides nicht.
Ich kann mich auch 99% der Zeit selbst im Griff behalten, das Problem ist der Moment der Schwäche, das eine Prozent.
Für den Keuschling ist die Strenge der Partnerin eine grosse Erleichterung und Hilfe, wie ein Partner der Halt gibt, wenn man mit dem Rauchen aufhören will. Deshalb wünschen sich viele Männer die das Thema Keuschhaltung angehen, auch die strenge Hand der Frau. Das das strenge Verhalten der Frau auf der erotischen Ebene dann auch antörnt und im Sinne Schlüssel und Schloss perfekt in die D/S Rollen hinein passt, ist ein netter Nebeneffekt.
Insofern ja, die Grundlage jeder Keuschhaltung ist der Wille des Mannes keusch zu sein. Ohne diesen Willen geht es nicht. Die Schlussfolgerung die Du dann daraus ziehst, ist aber wieder schwarz/weiss ins andere Extrem und deswegen am Thema vorbei.
Abgesehen davon scheinst Du nicht alle Frauen zu kennen.
Meine Frau liebt und geniesst die Kontrolle über meine Sexualität mit Abstand am meisten von allen Themen im Kontext D/S. Der Wunsch geht eindeutig von ihr aus und sie geniesst es sehr, mich zappeln zu lassen und die totale Kontrolle über unsere Sexualität zu haben. Das ist für sie eine Form von Befreiung. Vorsicht also mit diesen pauschalen Behauptungen. Ist es so schwer zu begreifen, dass es auch eine Form von Sadismus ist, sich daran zu weiden, wie sich der Partner in Sehnsucht verzehrt und in seinem Trieb leise köchelt ?
Und jetzt bin ich gespannt, ob Du es schaffst diese Erklärung einfach mal als meine persönliche Sicht auf die Wirklichkeit aufzunehmen. Ich behaupte ja nicht, dass meine Sicht universell für jeden gilt.
Und zum letzten Punkt:
Je mehr ich liebe, desto einfacher ist das (Sadismus) doch .... das geht sozusagen völlig natürlicher von der Hand.
Für mich liest sich das, als ob Du noch in Form von Spiel denkst. Sicher geht im Spiel Sadismus um so leichter von der Hand je mehr man liebt und je sicherer man ist, einen Masochisten vor sich zu haben. Das ist trivial. Das ist der Masochist der "schlag mich" sagt und der Sadist der das tut.
Hier reden wir ja aber über echte Dominanz im Sinne einer Frau die macht und durchsetzt was SIE will und nicht bedient was ER will. Und das im normalen Leben, also sozusagen permanent. Sadistisch wäre in diesem Zusammenhang also NEIN auf die Bitte des Masochisten "schlag mich" zu sagen. Worauf der Masochist unglücklich würde.
Das ist doch genau das Dilemma über das ich hier schreibe ! Das ist ein Kernproblem einer FLR ! Wenn man seinen Partner liebt, möchte man auch, dass es ihm gut geht. Was auch bedeutet, dass man auch möchte, dass seine Wünsche und Bedürfnisse befriedigt werden, eben damit er glücklich ist. Und wenn Schläge zu empfangen und sich auf den Boden zu werfen ihn glücklich macht, dann ist es eben das.
Andererseits setzt man als Herrin einer FLR die eigenen Interessen durch, die Wünsche des Sub sind zweitrangig. Und damit ist vielleicht auch sein Wunsch geschlagen zu werden zweitrangig.
Es ist doch offensichtlich, dass aus diesen unterschiedlichen Zielvorstellungen Spannung entsteht ! Wie kann ich ihn einerseits lieben und ihm andererseits seine wichtigsten Bedürfnisse dauerhaft NICHT befriedigen und bewusst vorenthalten ? Das IST definitiv ein Dilemma, das typische Dilemma einer Frau in einer FLR. Einer Frau die aufgehört hat Wunscherfüllerin zu sein.
Das Dilemma aber wirklich zu begreifen, erfordert möglicherweise es zu erleben. In meinen Augen einer der Gründe, warum das Unverständnis darüber immer so gross ist, D/S real abseits von temporärem Spiel zu leben.
So ... ich habe mir viel Mühe gegeben ehrlich zu erklären und reiche Dir damit die Hand für einen neuen Versuch. Ich würde mich freuen, wenn jetzt von Dir Erklärungen und Beispiele aus Deiner Warte, statt pauschale Wertungen kämen. Dann wären wir einen Schritt weiter und die Diskussion könnte interessant werden. Für Verlautbarungen "Ahjas absoluter Weisheiten" ist mir das Leben aber zu kurz.
Der Ritter